Feb 19, 2017 15:55 CET

Beim letzten Mal sprachen wir über die Moscheeneingänge, die von den Eingängen bei anderen Bauwerken verschieden sind. Meistens sind Moscheeneingänge sehr hoch und mit Kachelwerk und Koran-Inschriften geschmückt. Auch heute geht es um die architektonische Gestaltung des Eingangstraktes und weiterer Teile der Moscheen im Iran.

Der Eingang zu einem öffentlichen Gebäude stellt die Verbindung und den Einklang zwischen dem Inneren eines Bauwerkes und der äußeren Umgebung her. Daher achten die Erbauer besonders auf die Gestaltung dieses architektonischen Teils, denn er ist sozusagen die Visitenkarte eines Gebäudes.

 

Die Moscheeneingänge sind je nach Gegend verschieden, was auf die klimatischen , und finanziellen und sozialen Verhältnisse  zurückgeht. Wir haben über das  Dschelochan und  Pisch-Taq  und damit architektonische Räume berichtet,  die dem eigentlichen Eingang der Moscheen vorgelagert sind und aus einem größeren Hof bzw. einem zu einer Seite offenen Vorgewölbe bestehen. Nach Durchschreiten dieser beiden gelangen wir in den eigentlichen Moscheeneingang.

Der iranische Dichter Naser Chosro Ghabadiyani hat im 11. Jahrhundert nach Christus gelebt. Er ist wegen seiner Reisebeschreibungen bekannt. In seinen Erinnerungen beschreibt er ausführlich die Architektur von wichtigen Städten jener Zeit. Auch die Beschreibung der Bauweise von Moscheen kommt nicht zu kurz. Er berichtet über die Heilige Moschee in Mekka, dass sie 18 Eingänge mit Marmorsäulen hat und die Tore an diesen Eingängen immer offen stehen.

 

 

Die Eingangstore der Moschee sind meistens aus Holz und  rechteckig. Sie sind mit Schnitzereien und Intarsien, Vergoldungen, Malerei und kalligraphischen Inschriften geschmückt.

Es gibt sehr schöne und wertvolle Beispiele für solche kunstvoll gestalteten Moscheentore.

Früher gaben einige Wohltätige die Anfertigung eines schönen Moscheentores in Auftrag und ließen ihren Namen am Rande vermerken. Zum Beispiel stehen auf der Haupteingangstür der Freitagsmoschee in Isfahan im kalligraphischen Sols-Stil Koranverse geschrieben und auch der Name des Spenders ist vermerkt nämlich Ostad Hussein Ibn Ostad Schah Mirsa -  Meister Hussein- Sohn von Meister Schah Mirsa.

 

Einige Tore sind mit Reimen  oder  Ausschnitten aus einem religiösen Text verziert und das ist überall im Iran Sitte.  Früher hat man auch Türklopfer auf diesen Türen angebracht. Sie waren aus Metall und schön dekoriert. Und auf jedem Torflügel wurde ein Türklopfer angebracht: Auf dem einen ein kräftiger , der  einen  tiefen Ton  und auf dem anderen ein  schmalerer, der einen hohen  Ton erzeugte.  Wie wir schon einmal sagten benutzten die Frauen den schmaleren Türklopfer.

 

 

Der deutsche Weltreisende Engelbert Kämpfer, der sich in der Saffawidenzeit 2 Jahre lang in Isfahan aufhielt, hat in seinem Reisebericht über die Situation im Iran von jener Zeit geschrieben. Über die Moscheengebäude schreibt er , dass diese statt einem Eingangstor eine schöne Vorterrasse besaßen. Im Eingang lag ein rundes bis zum Rand gefülltes Wasserbecken an dem man die rituelle Waschung von Gesicht und Händen vornehmen konnte. Er berichtet, dass die Moscheenbesucher nach dieser Wusu-Waschung vor dem Gebetsraum ihre Schuhe abstreiften und respektvoll den Moscheenhof betraten.

 

Früher stand  neben oder im Eingang zu vielen öffentlichen Bauwerken, Moscheen und theologischen Schule immer ein großer Steinkrug  Er wurde mit frischem Wasser gefüllt und jeder konnte seinen Durst stillen. In historischen Dokumenten werden diese Steinkrüge Sangab oder Dscham genannt. Sie waren sehr schön verziert und stellten kleine  Kunstwerke dar. Meistens stand auch der Name des Spenders eingraviert und manchmal wurde durch Inschriften auf das Martyrium von Imam Hussein,  und das Geschehen in Karbala, wo der Feind die Gläubigen und Familie des Propheten Durst leiden ließ, hingewiesen.  Im Iran ist es  üblich beim Wassertrinken an die tapferen Kämpfer von Karbala zu denken, welche mit durstiger Kehle den Märtyrertod fanden.  Schöne Exemplare solcher  Wasserkrüge finden wir heute in Isfahan vor der Imam-Moschee, vor der Tschahar-Bagh-Madresseh und der Schah-Abassi-Karanwanserei. Sie dienen aber nur noch als Schmuck und enthalten kein Wasser.

 

Wasser, dieser göttliche Segen, ist im Islam ein wichtiges Mittel zur Reinigung . Deshalb ist ein Wasserbecken für die rituelle Waschung obligatorisches  Element einer Moschee.  Meistens liegt dieses Becken in der Mitte des Moscheenhofes. Rund herum werden Wasserhähne angebracht.  Das Wusu  ist ein Reinigungsritual mit  tieferem Sinn. Der Mensch soll durch die rituelle Waschung auch an die Reinigung des Herzens erinnert werden. Die Wusu-Waschung wird vorzugsweise mit fließendem Wasser vorgenommen und das Wasser muss sauber sein.

 

Früher stammte das Wasser in dem Raum, in dem man Wusu vornahm oder in dem Wasserbecken auf dem Moscheenhof meistens aus unterirdischen Kanalgängen, den Qanat. Das Wasserbecken im Hof der  Schahid-Motahari-Moschee in Teheran – sie hieß früher Sepahsalar-Moschee -   stammt aus einem solchen unterirdischen  Wasserkanal. Diese Moschee wurde in der Qadscharenzeit errichtet und  weist viele typische Elemente der traditionellen iranischen Bauweise auf.

 

 

Die Moschee Dschame`Atiq in Shiras ist ein besonders schönes Beispiel für den Moscheenbau.  Sie wurde 894 errichtet, d.h. circa 280 Jahre nach der Hidschra des Propheten von Mekka nach Medina. Wie aus historischen Dokumenten hervorgeht, standen in ihren Eingangsfluren zahlreiche Steinkrüge mit kühlem Wasser für die Moscheenbesucher bereit.

Der  muslimische Weltenreisende Ibn Batuteh aus Marokko, der im 14. Jahrhundert nach Christus gelebt hat, berichtet, dass die Dschame`-Atiq-Moschee von Schiras einen Fußboden aus Marmor hatte und er schreibt, dass es in ihrem Innenhof drei Becken gab. Zwei davon waren zwölfeckig, und eines achteckig.  Diese Moschee wurde gerne von Malern abgebildet. Auf diesen Gemälden sind die Becken und Wasserrinnen im Moscheenhof und Moscheenbesucher bei der  ritualen  Waschung  zu sehen. Die bekanntesten Gemälde von der Dschame`Atiq- Moschee schuf der iranische Künstler Kamaleddin Behzad-