Iranische Architektur und Kultur-Teil 33
Auch diesmal behandeln wir besondere Aspekte der Moscheen. Von den drei charakteristischen Elementen der islamischen Architektur, nämlich Säulen, Torgewölbe und Kuppel ist die Kuppel zweifelsohne das charakteristischste Merkmal der Islamischen Baukunst und besonders beim Moscheenbau.
Die ersten Kuppeln in muslimischen Gebieten waren klein und dienten der Kennzeichnung der Gebetsrichtung und der Beleuchtung im Inneren der Gebetsräume. Zunehmend wurden die Kuppeln dann größer entworfen und überdeckten manchmal den gesamten Gebetsraum. Die Gestalt der Moscheen wurde dadurch prächtiger und sozusagen Sinnbild des Himmelsgewölbes, welches während des Gebetes über den Erdbwohnern hinwegspannt. Einige Forscher haben die Kuppel als Symbol für den Paradiesgarten und den schönen Himmel gedeutet und der Moscheenkuppel einen hohen Platz neben dem Minarett zugewiesn.
Nun möchten wir uns näher mit der Geschichte des Kuppelbaus im Iran und beim Moscheenbau beschäftigen.
Gewölbe, Kuppeln und sichelförmige Bögen wurden schon sehr früh im Iran erbaut. An Baudenkmälern aus der Geschichte wie dem Tschogha Zanbil -Tempel aus dem alten Ilam und die Ruhestätten in der Stadt Durantasch in der Nähe des historischen Komplexes Haft Tapeh, ebenso Südiran, oder in der Gegend von Sistan in Ostiran und bei Damghan im nordöstlich von Teheran.
Die Reste solcher historischen Bauwerke aus der Antike, weisen noch Kuppeln mit weiter Öffnung, hölzerne Planken über großen Saalräumen und die Stützsäulen für die Saaldecken auf. In der iranischen Architektur wird für eine runde Kuppel über einem viereckigen Unterbau ein Übergang des Vierecks zu einem Achtecks und des Achtecks wiederum zu einem Sechzehn-Eck gebaut über dem sich der Kreisbogen für die Kuppel anschließt.
Auf diese Weise können die Ecken ebenso überdeckt werden.
Dir iranischen Baumeister haben zu diesem Zweck zwei Methoden entwickelt nämlich Sekondsch und Toronbeh. Zur Hervorrufung von Ecken wird Holz und Gips verwendet. Diese Methode des Baus von Mauerecken wurde auch in anderen Ländern übernommen. Wir finden in europäischen Sprachen sogar ähnliche Bezeichnungen wie die ursprüngliche iranische dafür.
Untersuchungen an Kuppelbauten aus den verschiedenen historischen Epochen der iranischen Architektur zeigen, dass iranische Baumeister kein Interesse an halbkugelförmigen Kuppeln hatten, sie entschieden sich eher für Kuppeln in Form eines Halbovals , die eine hohe Widerstandsfähigkeit besaßen. Diese Art von Kuppeln wurden Holutschin oder Beys genannt.
Beim Bau der Kuppel wurde im Zentrum der Grundfläche ein hoher Stützpfeiler aufgestellt. Um diesen herum wurden weitere Hölzer wie die Speichen eines Rades angebracht. Von den Wänden aus begann man dann den Bau der Kuppel zur Mitte hin.
Die iranischen Kuppeln sind zweischalig. Die innere Schale ist halb-oval und die äußere kann verschiedene Formen aufweisen: Zylinder- oder pyramiden-, oval- oder zwiebelförmig usw. Die beiden Kuppelschalen gehen manchmal miteinander in Verbindung und manchmal sind sie getrennt von einander. Diese Bauweise verhindert das Eindringen von Kälte und Wärme. Andre Godard sieht in der Kuppelbauweise im Iran typisch iranische Architektur und führt Beispiele für die Nachahmung dieser Bauweise durch die Europäer an.
Die Soltaniyeh-Kuppel ist die größte Ziegelsteinkuppel auf der Welt. Sie wurde unter dem Mongolenherrscher Oljaito erbaut und ist ein wichtiges iranisches Baudenkmal. Es ist in der Liste des Weltkulturerbes eingetragen. Die Soltaniyeh ist eine weltbekannte schöne Moschee und liegt in der Nähe von Sandschan im Nordwesten Irans. Der Grundriss ist achteckig und jede Seite misst circa 17 m. Diese Moschee hat 8 Minarette. Die Kuppel ist die größte und älteste Zweischalen-Kuppel im Iran. Sie erreicht einen Durchmesser von 26 m und ragt 54 m in die Höhe. Die Kuppel ist mit türkisblauen Kacheln verkleidet und am Rande der Decke und Kuppel stehen Inschriften mit Koranversen und den Namen Gottes in Schönschrift geschrieben. Die Verzierungen und die Bauart dieser Moschee und Ruhestätte brachten einen Wendepunkt in die Baukunst jener Zeit ein. Das Baujahr ist 705 nach der Hidschra, 1302 nach Christus und bezieht sich auf die drei Trakte Eingang, Torbat-Chaneh und Kellergeschoss. Es heißt, dass die große Kuppel im italienischen Florenz in Anlehnung an die Kuppel der Soltaniyeh-Moschee errichtet wurde.
Viele Sachverständigen sagen, dass im Osten Irans, insbesondere in Khorrasan, die Wiege der typisch iranischen Architektur mit den Elementen: Eywan, Kuppel und Stuckwerkverzierung gestanden hat.
Beispiele die aufgrund dieses Grundschemas gebaut wurden sind die Hauptmoschee von Semnan, die von Formad, die von Gonabad und Zuzan und von Saveh. Am typischsten für das iranische Bauschema ist die Hauptmoschee von Forumad in Ostiran.
Sie ist ein wertvolles Bauwerk aus der Zeit der Chorazmiden und befindet sich in 165 km Entfernung von der Stadt Schahrud. Die Moschee von Formad hat zwei Eywans. An diese Vorterassen an der Nord- und Südseite schließen sich große Gebetsräume an. Die Eingangsgewölbe sind wunderschön mit Ziegelsteindekor, Stuckwerk und Inschriften und geometrischen Mustern verziert. Der Moscheehof ist rechteckig. Die Säulen der Kuppel sind nur kurz, aber reichlich mit geometrischen Linien und Eslami-Mustern verziert. Rund um die Kuppel stehen Verse aus den Suren Mariyam und Araf. Das besondere an diesem Bauwerk ist die sichelförmige Wölbung der Decken. Außerdem weist sie mehrere flache Kuppeln auf.
Ein typisches historisches Beispiel ist auch die Fahradsch-Moschee bei Yazd. Fahradsch ist ein Dorf in der Nähe von Yazd. Seine Moschee ist circa 1400 Jahre alt. Sie ist eine Verschmelzung zwischen der vorislamischen und islamischen Bauweise. Das zentrale Element dieser Moschee, um das die anderen angeordnet sind, ist der Hof in der Mitte. Die einfache Gestaltung erfolgte in Anlehnung an die die Moschee des Propheten in Medina. Die Torbögen sind nur leicht gewölbt und die Torbogengänge mit Kuppeln überdacht. Diese Moschee besitzt ein Minarett, an dem das Dorf von weitem erkennbar ist. Das Minarett ist wie die Kuppel aus rohem Ziegelsteinwerk und weist keine Fenster auf. Die Säulen aus Rohziegeln sind so mächtig , dass sie das Gewicht der großen Kuppel zu tragen vermögen. Von innen ist die Moschee mit einer dünnen Gipsschicht überzogen. Interessant ist, dass die Kuppel aus zwei symmetrischen Hälften besteht. Sie ruht auf zwei gegenüberliegenden Mauern.
Die Kuppeln werden im Ian meistens aus Ziegelsteinen oder Rohziegeln gebaut. Und von innen mit Gips verkleidet. Von außen sind sie aus Ziegelsteinen oder werden mit Kacheln abgedeckt und oftmals sind sie von innen und außen noch verziert. Die Verzierungen in Moscheen werden wir später noch ausführlicher beschreiben.