Iranische Architektur und Kultur-Teil 37
Im Iran gibt es noch viele Spuren von alten Raststätten und Karawansereien. Viele von ihnen sind architektonisch interessant und wertvoll. Besonders an Straßen, die durch die Wüste und Berge führten, wurden in der islamischen Zeit , in der die Verbindungen zwischen den verschiedenen Orten zunahm, solche Bauwerke errichtet. Unterkünfte für Karawanen gab es aber auch in den Städten.
Die Karawansereien in den Städten wurden auch timtscheh oder tim genannt. Sie sind seit langem zu kleinen Bazaars geworden. Sie erinnern sich: Bei der Besprechung der Bauweise iranischer Bazaaranlagen, haben wir davon berichtet, dass die Waren, die in einer Stadt eintrafen oder von ihr in andere Städten gebracht wurden, die Timtscheh im städtischen Bazaar passierten. Allmählich wurden diese Karanwansereien, in denen Karawanen Waren ab- oder aufluden zu Großhandungen oder Warenlager. Doch die Karawansereien außerhalb der Stadt dienten weiter der Unterkunft von Reisenden und ihren Tiere. Wichtig war dabei dass diese Unterkünfte die Sicherheit der Karawanen gewährleisten. Die unterschiedlichen Zweckbestimmungen machten sich zum Teil in einer unterschiedlichen Bauweise von Karawansereien außerhalb und innerhalb der Städte bemerkbar.
Die Karawansereien am Wegrand wiesen normalerweise nur einen Eingang auf, so dass ein besserer Überblick darüber möglich war, wer durch das Tor ein- und auskehrt. In dem Flurgang von Karawansereien, in denen reiche Karawanen haltmachten, gab es schöne Kammer für angesehene Gäste. Der Innenhof war viereckig oder auch rund und meistens lag ein Wasserbecken in der Mitte. Aber die Karawansereien in Gebieten mit kaltem Kilma hatten keinen Hof sondern stattdessen einen großen Saal mit Kuppeldach. Meistens wurde an jeder Ecke ein Wachturm gebaut. Die Kammern rund um den Innenhof oder –Saal waren mit einer Holztür verschließbar, aber sie hatten kein Fenster, denn sie dienten nur zum Schlafen. Im heißen Sommernächten benutzten die Reisenden das flache Dach der Karanwansereien.
Die Karawansereien wurden aus Steinen oder Ziegelsteinen gebaut und wie viele anderer Gebäude ihrer Epochen wurden sie architektonisch verschönert, zum Beispiel durch hübschen Ziegelstein- oder Steindekor, durch Kachelmosaike, oder Stuckwerk. In einigen Karawansereien blieben diese Dekorelemente bis heute erhalten.
Die klimatischen Verhältnisse der Gebiete, in denen Karawansereien gebaut worden waren zum Teil sehr unterschiedlich, was sich in der Bauweise niederschlug.
Man kann Karawansereien daher abhängig von dem Standort in drei große Gruppen einteilen.
Die erste Sorte sind die völlig überdachten Karawansereien in gebirgigen Gebieten . Zu ihnen gehören relativ kleine Raststätten am Wegrand bis zu königlichen Bauwerken aus der Zeit des Saffawidenkönig Schah Abbas. Ein einfaches Beispiel dieser Karanwansereien in gebirgigen Gegenden gliedert sich in einen Zentralen Saal mit Kuppeldach mit einer Reihe von Kammer, die ebenso ein Kuppeldach haben und auf der gleichen Seite einige Viehställe. Diese Karawansereien wurden mit mehrern Öfen beheizt oder es gab in der einzelnen Kammern Wandöfen. Ein iteressantes Beispiel für diese Karawansereien ist die Schibli-Karawanserei in Azabeidschan und die Gaduk-Karawanserei .
Die Gaduk-Karawanserei liegt in der Nähe der Kreisstadt Sawadkuh in Nordiran. Früher hieß sie Schah-Abbas-Karawanserei. Ihre vielen Gästezimmer sind mit Kachel- und Stuckwerk schön verziert. Es heißt, dass hier die königlichen Karawanen haltmachten.
Auch an den Küsten des Persischen Golf im Süden Irans zogen viele Handelskarawanen entlang. Es wurden daher zahlreiche Karawansereien in dieser Region gebaut. Diese zeichneten sich wegen den besonderen geographischen und klimatischen Bedingungen durch eine andere Bauweise aus. Am Persischen Golf ist das Wetter die meiste Zeit im Jahr feucht-heiß. Die Karanwansereien in dieser Region haben meistens keinen Hof in der Mitte sondern bestehen aus einem viereckigen Bau mit einem großen Zentralraum der in Form eines Pluszeichens gebaut wird. Rund um dieses großen Raum in der Mitte liegen die Kammern, jede mit einer Plattform davor. Früher wies jedes Gästezimmer ein Tür auf, durch die man das Gebäude verlassen konnte und die man offen stehen ließ , um den kühlen Küstenwind reinzulassen.
Die Ausschmückung dieser Karawansereien waren sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Ein anschauliches Beispiel ist die Qal`eh Pahlu-Karanwaserei. Sie liegt in der Nähe von Bandar Abbas.
Die dritte Art von Karansereien sind die Karawansereien mit Zentralhof. Sie gelten als die schönsten Irans.
Sie lassen sich nach ihrem Grundrissmuster unterscheiden: sie sind zum Beispiel rund oder mehreckig gebaut, haben einen Säulensaal oder zwei- oder Vier-Vorterassen.
Ihr gemeinsames Element aber ist der zentrale Innenhof.
Die Gestalt ihrer Einganges, ihre Türme und die Stallungen in diesen Karawansereien ist je nach der geschichtlichen Epoche, in der sie erbaut wurden, verschieden. Ein wertvolles Beispiel für diesen architektonischen Stil ist die Pasangaan-Karawanserei. Sie liegt auf der Strecke zwischen Qum und Kaschan und wurde unter der Saffawiden gebaut.
In dieser Karawanserei liegen auch Wasserspeicher. Der Innenhof ist viereckig und weist 4 große Vorterassen auf. An jeder Ecke ragt ein Turm in die Höhe und die Zimmer sind schön verziert.
Ebenso wurden kleine Wächterzellen für die Hirten gebaut. Diese Karawanserei besteht aus gebrannten Ziegelsteinmauern die auf festem Steinfundament ruhen. Wegen er Nähe zum Fluss liegt der Fußboden der Zimmer circa einem Meter höher . Es ist geplant, die Pasangaan-Karawanserei in ein Gasthaus für Touristen umzuwandeln.
Über die Karawansereien im Iran kann man in den Reiseberichten von Weltenbummler einiges erfahren. Der Spanier Clavijo verbrachte auf seiner Reise nach Neyschabur im Nordosten Irans die erste Nacht in einer großen Karawanserei in der Wüste. Er schreibt: "Am Dienstagmorgen bestieg ich mein Pferd aber nach 2 Farsang (heute circa 6 km)kam ich an einem Rasthaus vorbei, dass sich im Iran Karawanserei nennt.“ Clavijo war im Juni 1804 in Tabris gewesen und schreibt über die dortigen Karawansereien und den Bazaar wie folgt: "In der ganzen Stadt gab es breite Straßen und große Plätze und an diesen lagen große Bauten mit vielen einzelnen Läden und Geschäftsbüros für verschiedene Zwecke. Beim Verlassen dieser Karawansereien gelangten wir auf Straßen und Märkte in denen alle mögliche Ware angeboten wird, zum Beispiel Schmuck oder Frauenparfüm. Die Frauen gingen zum Einkaufen in diese Geschäfte. Auf diesem Bazaar war reger Betrieb.“