Feb 19, 2017 17:02 CET

Wir hatten Ihnen in den letzten zwei Beiträgen über die Karawansereien und ihre besonderen architektonischen Momente berichtet.

Diese Gebäude dienten der Unterbringung von Karawanen. Über einen großen Toreingang gelangte man durch einen Gewölbeflur in einen großen Hof. Im Hof waren die Gästekammern, Warenlager und Ställe für die Tiere. Die  Karawansereien wurden  je nach Zweckbestimmung  unterschiedlich  benannt, zum Beispiel:  Rebat, Sabat und Chan .

Sabat bedeutet- Raststätte. Es gab in-  und außerhalb der Städte Raststätten und sie glichen den heutigen sogenannten Musaferchaneh - Gästehäusern. Diese Raststätten hatten mehrere kleine Zimmer und einen Zentralsaal in der Mitte. Sie besaßen einen Wasserspeicher und waren für eine kurze Rast geeignet. Die Sabat  hatten mindestens drei und manchmal sogar  7 Eingänge. In einigen dieser Sabat wurden im Hof Holzpritschen  zum Ausruhen aufgestellt.

 

 

Rebat waren größere Karawansereien an den Straßen außerhalb der Stadt. In diesen Rebat gab es zahlreiche Zimmer und sie boten den Gästen mehr Möglichkeiten an als die Sabat. Der Hof dieser Karawansereien war grün bepflanzt und wies  ein großes Wasserbecken auf. Es war ein angenehmer Ort für Reisende. Meistens hatten dieses Rebat auch mehrere Türme auf denen ständig Wächter auf dem Posten waren. Diese Karawansereien hatten ein Schrägdach und bei ihrem Bau wurde solides Baumaterial verwandt. Der französische Iranist Andre Godard berichtet : „Die Rebat waren eine Art kleine Festung und wurden an Grenzpunkten in den islamischen Gebieten gebaut. Sie galten auch als militärisches Gebäude. Allmählich wurden sie aber zu  Unterbringungsorten für  Tiere und Karawanen und die Bevölkerung in der Umgebung suchte bei Gefahr Schutz in ihnen.“

Die großen Rebat wurden auch  "Karawansaraa" genannt. Dieses Wort wird in der Enzyklopädie Larousse wie folgt umschrieben: "Gästehäuser und Unterkünfte im Nahen Osten, in denen Reisende und Fremde in großen Gruppen  einkehrten."

In der Islamischen Epoche war der Bau von Rebat von großer Wichtigkeit. Großkhorassan war wichtiger Handelsplatz in Ostiran und wichtigste Station an der Seidenstraße. In Groß-Khorassan gab es laut schriftlichen Aufzeichnungen 40 Karawansereien, von denen einige nach ihrem Zerfall wieder aufgebaut wurden. Zu den bekanntesten gehören Rebat Maahi,  Rebat Scharaf , Rebat  Safaranieh  und Rebat Schah Abbass.

 

Rebat Scharaf liegt an der Strecke Maschhad – Sarachs im

Nordosten Irans. Die Gegend ist semi-arid. Gemäß der Inschrift auf der Vorterasse wurde diese Karawanserei 1114 nach Christus unter den Seldschuken erbaut.

Rebat Scharaf nimmt eine Fläche von 109 mal 63 m für sich ein und hat zwei große Innenhöfe und einen hohe Vorterrasse. Zu dieser Karawanserei gehören ein Gebetshaus, Wächterzellen, Ställe, Ladengeschäfte und viele Gästezimmer. Alle architektonischen Bestandteile sind gut aufeinander abgestimmt. Terrasse und Zimmer wurden mit Ziegelsteindekor versehen. Die Gewölbe und die Gebetsnische schmücken schönes Stuckwerk. Rebat Scharaf gilt als eines der wertvollsten Bauwerke aus der Zeit der Seldschuken.

 

Unter den Safawiden suchten viele Weltenbummler den Iran auf. Sie haben Beschreibungen über die Karawansereien jener Zeit hinterlassen. Der Franzose Tavernier  der im 17. Jahrhundert mehrmals in den Iran reiste, berichtet:

"Normalweise ist man von Tabris bis nach Isfahan 24 Tage unterwegs.  Am ersten Tag zogen wir durch ein schwer begehbares Gebirge bis wir an einer prächtigen Karanwanserei angelangten, die von Schah Safi  errichtet worden war.  Es war eine der besten Reiseherbergen , die ich bisher gesehen habe."

 

In einer handschriftlichen Liste, die im Britischen Museum aufbewahrt wird, werden städtische Karawansereien Irans aufgeführt. Diese Liste enthält die Namen von 40 Karawansereien am damaligen Naqscheh-Dschehan-Platz von Isfahan, der heute Imam-Platz heißt.

 

 

Die Moschir ul Mamalek - Karawanserei liegt im Zentrum der Stadt Borazdschan in Südiran . Sie wurde 1834 nach Christus erbaut und besteht in der Hauptsache aus Gestein und Mörtel. Der Boden ist mit großen Steinplatten ausgelegt. Auch das Dach wurde mit Steinplatten gepflastert. Bei Regen wird das Wasser über Steinrinnen abgeführt. Der Haupteingang zum Karawansereihof ist mit  einem großen Holztor mit Schnitzereien verziertem Holztor versehen und im zweiten Stock gibt es sehr schöne Stuckwerkverzierungen. Die Decke ist ein Kuppelgewölbe. Im zweiten Stock wurden meistens die reichen Reisegäste untergebracht. Deshalb nannte es sich Schah-Neschin – Königsbleibe. Im zweiten Stock lag auch eine große Terrasse nach außen hin. Die Moschir ul Mamalek - Karawanserei hatte 68 Zimmer und 4 Ziegelsteintürme . Anfangs war es als Unterkunft für Karawanen gedacht, dann wurde es  Stützpunkt für das Militär. Doch inzwischen wurde es wegen seinem historischen Wert zwecks Restaurierung geräumt.

 

 

Zu den historischen Bauwerken in Isfahan gehört ein Komplex von Theologienschulen, Bazaaren und Karawansereien an der Tschahar-Bagh-Straße.  Dieser Komplex wurde auf Anweisung von Schah Sultan Hussein Saffawi im 18. Jahrhundert innerhalb von 16 Jahren errichtet  Er schenkte die Anlage  seiner  Mutter und deshalb wurde sie Madresse und Karawanserei der Königsmutter genannt.  Diese Karawanserei wurde erbaut, damit aus deren Einkommen der Unterhalt der Theologieschüler der Madresseh bestritten werden konnte. Die Karawanserei der Königsmutter war ein nach außen abgeschlossenes Gebäude. Der Hof ist viereckig. Jede Seite ist 80 m lang und weist eine Vorterasse auf, an die sich in zwei Stockwerken Kammern anschließen.  Diese Karawanserei wurde restauriert und ist heute ein bekanntes  Hotel. Es nennt sich nun Hotel Abbassi und ist eines der ältesten Hotels auf der Welt. Hotel Abbassi  hat einen modernen und traditionellen Teil und kann über 600 Gäste aufnehmen. Der Zentralhof ist nach dem 4 Gärten-Prinzip angelegt. In jedem dieser vier Gartenabschnitte liegt ein Springbrunnen in der Mitte und schmale Wasserrinnen durchziehen die Grünanlage.  Die Holztüren – und –Fenster des Hotels sind mit bunten Glasscheiben verziert.  Wandbemalungen  sind im Stil der Qadscharen und Saffawidenzeit gehalten.Dazu reihen sich schöne  Spiegelmosaike und Stuckwerk .

Die Möglichkeiten der ehemaligen Karawanserei in Isfahan entsprechen heute den internationalen Standardnormen.

Sportsalons und Empfangs-  und Gesellschaftssäle, ein Museum mit handschriftlichen Koranexemplaren, mehrere Speisesäle usw.  Das ganze Jahr über kommen Gäste aus dem In- und Ausland in dieses Hotel in Isfahan.