Feb 28, 2017 19:48 CET

Ein wichtige Säule der Tauhid-Weltanschauung ist im Islam das  Gott-Dienen– mit anderen Worten: der Mensch, der nur dem Einen Gott anbetet, muss gemäß den wegweisenden Konzepten des Propheten Gottes auch nur dem Einen Gott dienen und er soll nur jemanden befolgen, dessen Befolgung Gott als rechtmäßig bestätigt. 

 

 

 

Das Gott-Dienen  ist eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen allen muslimischen  Glaubensgruppen. Kein Muslim leugnet diese Gottesdienstbarkeit.  Aber was ist eigentlich mit Dienen bzw. den arabischen Begriff (Ibidat) gemeint?

Dienen im religiösen Sinne ist die in Wort und Tat ausgedrückte Ergebenheit gegenüber dem, den der Mensch als Gott oder  als Ausgangspunkt für göttliche Werke betrachtet. Jegliches Handeln, welches diesem Gefühl und dieser Anschauung entspringt und von einer Art von Ergebenheit zeugt, ist  Dienen  im Sinne von Ibidat.

Einige Gelehrte definieren Ibidat etwas anders und sagen:  Ibidat – das Dienen  und Anbeten - geht aus dem Gefühl hervor, ein Diener zu sein. Im Kern ist das Gottesdiener-Sein auch nichts anders als dass der Mensch Gott als den Herrscher über Dasein, Tod und Leben, Größe und Schmach betrachtet. 

 

Die Welt des Gott-Dienens ist voller Freuden.  Ihre Genüsse sind nicht mit den flüchtigen materiellen Genüssen vergleichbar.  Diese Welt wird von Imam Ali (Friede sei mit ihm) laut Nahdsch-ul Balagha als eine Welt  voller Energie beschrieben, die einen  weiten Raum für das spirituelle Reisen und Weiterkommen auf dem spirituellen Pfad bietet.   In dieser Welt ist immer Tag und es wird niemals Nacht. Es gibt keine Trübung oer Trauer, sondern nur Friede und reine Gottesliebe. 

Der Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause)  verkörperte vollständig die Gott-Dienstbarkeit und alle Augenblicke seines Lebens waren erfüllt mit dem Gedenken an Gott. Er stuft diejenigen Menschen am höchsten ein, die Gott am meisten dienen und sagt: „Die besten sind diejenigen, die das Dienen lieben und es wie ein Liebender in ihre Arme ziehen, aufrichtig ihre Liebe zu ihm zeigen und es konkret zum Ausdruck bringen und praktizieren.“

Ali (Friede sei mit ihm)  ist beim Propheten aufgewachsen  und war vom Beginn der Offenbarung bis zum letzten Atemzug des Propheten  Zeuge seiner unbeschreiblichen gnostischen  Liebe zu Gott.  Er beschreibt die Stufen, welche  Gnostiker aufgrund ihres Gott-Dienens  erreichen, wie folgt: “Die Engel umringen sie und bringen ihnen Ruhe herab. Sie öffnen die Tore zur verborgenen Welt für sie  und bereiten den Platz der endlosen Gnaden Gottes für sie vor.  Gott, der Höchsterhabene kennt ihren Rang, auf den sie durch ihr Dienen gelangt sind und ihre Werke werden von ihm begrüßt und gelobt. Wenn sie Gott rufen, verspüren sie den Duft der göttlichen Vergebung und sehen wie die dunklen Schleier der Sünde beiseite weichen.“

 

Neben den großen spirituellen Gewinnen des Gott-Dienens in Reich des Himmlischen, erfahren diejenigen, die dieses wunderbare Reich  betreten, auch im stofflichen Leben die Gunst Gottes.  Sie fühlen sich unabhängig von den anderen und seelisch und geistig sicher. Sie spüren Selbstwert und Wahrung ihrer Personalität. Das alles bringt sie im Leben weiter.  Außerdem wird ihnen ein längeres Leben beschert und ihr tägliches Einkommen wächst.

Der Prophet sagt in Berufung auf Gott:  „Eurer Herr spricht: `O Nachkomme des Adam, mach dich für das Dienen für Mich frei, damit ich dein Herz mit Bedürfnislosigkeit fülle und deine Hand mit Unterhalt.“

                               

Mit diesen wertvollen Lehren über das Gott-Dienen hat der Erhabene Prophet des Islams (S) ein großes Umdenken hervorgerufen und zu einer Vertiefung des Gott-Dienens geführt.  Der Islam hat aus Völkern, die leblose Götzen, die sie selber geschaffen hatten, oder das Feuer anbeteten   und von denen einige den Allmächtigen Gott auf die Stufe des Vaters eines Menschen herabsetzten, so enorm verwandelt, dass sie die spirituelle Welt der  feinsten Gedanken erschließen konnten.

Dank der edlen islamischen Lehren des Propheten (S) wuchsen die Motivationen zur Anbetung Gottes über oberflächliche Einstellungen hinaus und erreichten höchste Stufen.  Während zuvor die einen Gott nur in Hoffnung auf seine Belohnung dienten und andere  nur aus Angst vor Seiner Strafe, öffnete der Islam neue höhere Horizonte in der Welt der Gottesanbetung für den Menschen, damit er Gott aus Liebe und in gnostischer Erkenntnis anbetet.  Aufgrund dieses Verständnisses, wird das  Gott-Dienen, zu  einer Sprossenleiter die in die Nähe zu Gott führt .  Beim Gott-Dienen darf sich die Seele zu dem unsichtbaren Mittelpunkt alles Seins und der Entfaltung der seelischen Fähigkeiten und der himmlischen und menschlichen Kräfte  emporschwingen. Beim Gott-Dienen bezeugt der Mensch auf höchster Stufe seine Dankbarkeit gegenüber dem Hervorbringer der Schöpfung  und bringt seine Bewunderung und unvermischte Liebe für den allmächtigen und herrlichen Schöpfer des Daseins zum Ausdruck.  Um diesen himmlischen Raum zu betreten, muss der Mensch zweifelsohne ein tiefes Wissen über Gott und seine Lehre besitzen.  Der Prophet hat gesagt: „Diene Gott so, als ob du ihn (mit dem inneren Auge) siehst, denn Er sieht dich, auch wenn du Ihn nicht siehst.“

Wer solche Gefühle hegt, der spürt dass Gott sein Dienen sieht und er wird niemals wie jemand sein, der sich mit der äußeren Hülle des Gott-Dienens zufriedengibt.

          

  Ein weiterer wichtiger Punkt für das  Gott-Dienen gemäß Islam besteht darin, dass es sich nicht auf die Erfüllung der religiösen Pflichten wie das Ritualgebet und das Fasten im Ramadan beschränkt, sondern dass jedes Handeln und jedes Werk, dem ein religiöses Motiv zugrunde liegt, als Gott-Dienen , als Ibidat – gilt.  Also umfasst Ibidat viele gute Werke und rechtschaffene Handlungen im persönlichen Bereich des Einzelnen und in der Gesellschaft. Der Prophet des Islams (S) sagt gemäß einer Überlieferung: „Es ist Gott-Dienen wenn ein Kind liebevoll auf seine Eltern blickt.“

 

Eines der wichtigsten Ziele des Gott-Dienens  besteht darin, Gott in allen Situationen eingedenk zu sein. Durch dieses Gott-Eingedenksein werden wir an unsere Aufgaben hinsichtlich Gesellschaft und Moral, Kultur, Politik und Wirtschaft und in anderen Angelegenheiten erinnert. Es veranlasst uns, alle Gebote und Verbote Gottes zu beachten.

Gott-Dienen ist nicht an einen bestimmten Zeitpunkt gebunden. Wir können die ganze Zeit über das Gott-Eingedenksein in uns wachhalten  und dieses Gedenken Gottes kann sich in allen unseren Handlungen äußern.  Es gibt nicht wenige, die nur mit dem Mund ein Dhikr zur Erinnerung an Gott sagen und sich dafür eine Belohnung erhoffen, ohne dass in ihrem Herzen auch nur eine Spur von einem Gott-Eingedenksein vorhanden wäre. Deshalb lassen sie in der Praxis auch die göttlichen Gebote beiseite und gehen einen Weg, der Gott nicht gefällt. Unterdessen ist gerade die Erlangung des göttlichen Wohlgefallens Ziel des Gott-Dienens.  Ein Gott-Eingedenksein ist dann von Wert, wenn wir in einem Maße zu einer inneren Ruhe gelangen, dass dieser Genuss jeden anderen Genuss auf der Welt übertrifft.

Der Prophet des Islams (S) sagt:

„Kein Werk liebt  Gott, der Höchsterhabene, mehr und kein Werk  wirkt sich besser auf die Rettung des Dieners im Diesseits und Jenseits aus der Falle  einer Sünde aus, als das Gott-Eingedenksein (Dhikr)“

Da fragte jemand: „Selbst nicht das Kämpfen auf dem Wege Gottes?“ Er antwortete:  „Wenn es nicht um das Gedenken Gottes gehen würde,  wäre  der Befehl zum Kämpfen gar nicht  erteilt worden.“

Das Gott-Eingedenksein ist so wichtig, dass es sogar bei der Abrechnung über unsere Taten am Jüngsten Tag mitzählt.  Vielleicht hat der Prophet (S) deswegen gesagt: „Der Nachkomme Adams wird am Jüngsten Tag jeden Augenblick den er hinter sich gelassen hat,  ohne Gott eingedenk zu sein,  wehmütig bereuen.“ 

Es ist zu beachten, dass  alle unsere gottesdienstlichen Handlungen auf der ehrlichen Absicht beruhen müssen, sie nur für Gott zu tun. Unser Denken und Handeln sollten wie beim Propheten immer  im Zeichen Gottes stehen.  Prophet Mohammad (S) sagt:

„Alles was du tust, solltest du für Gott tun, denn er nimmt nur diejenigen Taten Seiner Diener an, die aufrichtig  Ihm  zuliebe erfolgen.“