Teil 739: Sure Ahzab (die Verbündeten) Verse (1- 5)
Wir begrüßen Sie zu der Besprechung der Sure 33. Diese Sure heißt Ahzab und wurde in Medina offenbart. Sie besteht aus 73 Versen. 20 davon handeln von dem Ahzab-Gefecht, auch bekannt als Chandaq-(Graben) krieg – weil die Muslime nämlich während dieser Bedrohung durch das feindliche Heer, einen Graben um die Stadt Medina angelegt haben.
Auch dieser Sure gehen die Worte bismillahir rahmanir rahim – „Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen – voraus.
Daraufhin heißt es in den Versen 1 bis 3:
(33: 1- 5)
يَا أَيُّهَا النَّبِيُّ اتَّقِ اللَّـهَ وَلَا تُطِعِ الْكَافِرِينَ وَالْمُنَافِقِينَ ۗ إِنَّ اللَّـهَ كَانَ عَلِيمًا حَكِيمًا
„O Prophet, fürchte Gott und gehorche nicht den Ungläubigen und den Heuchlern. Gewiss, Gott ist Allwissend und Allweise.“ (33: 1)
وَاتَّبِعْ مَا يُوحَىٰ إِلَيْكَ مِن رَّبِّكَ ۚ إِنَّ اللَّـهَ كَانَ بِمَا تَعْمَلُونَ خَبِيرًا
„Und folge dem, was dir (als Offenbarung) von deinem Herrn eingegeben wird. Gewiss, Gott ist dessen, was ihr tut, Kundig.“ (33: 2)
وَتَوَكَّلْ عَلَى اللَّـهِ ۚ وَكَفَىٰ بِاللَّـهِ وَكِيلًا
„Und verlasse dich auf Gott. Gott genügt als Sachwalter.“ (33: 3)
Wie aus der Geschichtsschreibung hervorgeht, haben einige Anführer der Muschrikin (der Götzenanbeter) wie Abu Sufiyyan dem Propheten gesagt: Wir lassen dich in Ruhe wenn du unsere Götzen in Ruhe lässt. Wenn du das tust, dann lassen wir dich für deine Religion werben.
Aber Gott mahnt seinen Propheten in den obigen Offenbarungsworten, dass er nicht auf solche Vorschläge eingehen und keine Konzessionen machen darf. Er kann mit den Feinden des Islams keine Kompromisse schließen, und sei es auch wegen der Verbreitung des Islams. Er darf nicht von der Bekämpfung des Unglaubens und des Götzentums ablassen. Es ist klar, dass auch die Feinde nicht von ihren Verschwörungen ablassen werden. Also soll der Prophet immer auf Gott vertrauen und Ihn um Beistand bitten. Gott genügt als sein Sachwalter.
Wir können uns merken:
Erstens: Jeglicher Kompromiss mit den Feinden der Religion, der zur Befolgung deren unangemessenen Forderungen führt, verstößt gegen die Gottesfürchtigkeit.
Zweitens: Die Feinde in den eigenen Reihen, nämlich die Heuchler, hegen die gleichen Absichten und denken ähnlich wie die externen Feinde. Man muss sich vor ihnen in Acht nehmen.
Drittens: Anstelle die Ungläubigen zufriedenstellen zu wollen, müssen wir um Befolgung der Lehren der Religion bestrebt sein, auch wenn es den Ungläubigen missfällt.
Viertens: Es ist natürlich oft mit Schwierigkeiten verbunden, nicht auf die Ungläubigen und Heuchler zu hören, sondern nur dem Weg der Offenbarung zu folgen. Der stärkste Rückhalt für die Standhaftigkeit gegenüber den Gegnern des Islams ist das Vertrauen in Gott. Gott ist der beste Verwalter für die Angelegenheiten der Gläubigen.
Es folgt der Vers 4 der Sure 33:
مَّا جَعَلَ اللَّـهُ لِرَجُلٍ مِّن قَلْبَيْنِ فِي جَوْفِهِ ۚ وَمَا جَعَلَ أَزْوَاجَكُمُ اللَّائِي تُظَاهِرُونَ مِنْهُنَّ أُمَّهَاتِكُمْ ۚ وَمَا جَعَلَ أَدْعِيَاءَكُمْ أَبْنَاءَكُمْ ۚ ذَٰلِكُمْ قَوْلُكُم بِأَفْوَاهِكُمْ ۖ وَاللَّـهُ يَقُولُ الْحَقَّ وَهُوَ يَهْدِي السَّبِيلَ
„Gott hat keinem Mann zwei Herzen in seinem Inneren gemacht. Und Er hat eure Gattinnen, von denen ihr euch durch den Rückenschwur trennt, nicht (wirklich) zu euren Müttern gemacht. Und Er hat eure angenommenen Söhne nicht (wirklich) zu euren Söhnen gemacht. Das sind eure Worte aus eurem (eigenen) Mund. Aber Gott sagt die Wahrheit, und Er leitet den (rechten) Weg.“ (33: 4)
In den ersten drei Versen der Sure 33, Sure Ahzab, wurden der Prophet und die Gläubigen gemahnt, nicht den Ungläubigen zu folgen. Im Vers 4 wird auf einige der abergläubischen Ansichten der Götzendiener hingewiesen und Gott erklärt diese Ansichten für nichtig. Daher sollen sich die Gläubigen davon abwenden. Denn der Mensch kann nicht zugleich Gott und die Gottesleugner und –verleumder lieben. Wenn er Gott liebt, dann muss er Ihm gehorchen und nicht den Feinden der Religion.
Ein Erbe der Zeit der Unwissenheit war die Sitte, dass ein Mann, der sich über seine Frau ärgert, einen so genannten Rückenschwur tat. Das heißt er schwor, dass seine Frau ihm ab da wie seine Mutter sei und er sie nicht mehr berühren werde. Sie sagten diesen hässlichen Schwur, obwohl die Ehefrau niemals die Mutter eines Mannes sein kann.
Eine weitere falsche Ansicht aus der Zeit der Unwissenheit war die Auffassung, dass jemand ein Adoptivsohn als seinen leiblichen Sohn betrachten soll und dass ein Adoptivsohn die gleichen Rechte gegenüber seinem Fürsorger habe wie ein leiblicher Sohn gegenüber seinem Vater bzw. umgekehrt. Das hieß zum Beispiel, ein Adoptivsohn erbte von seinem Adoptivvater und sein Adoptivvater von ihm. Oder wenn einer von ihnen starb oder sich von seiner Gemahlin trennte, so glaubte man, dass der Adoptivvater diese Frau nicht ehelichen kann und das verboten sei.
Der Islam hat diese Denkweise verworfen. Er macht einen sachlichen Unterschied zwischen Adoptivkind und leiblichem Kind. Wir sehen das daran, dass Gott den Propheten anwies, die geschiedene Frau seines Adoptivsohnes Zaid Ibn Haritha zu heiraten, damit die falsche Ansicht aus der Zeit der Unwissenheit abgeschafft wird, dass ein Adoptivvater nicht die geschiedene Frau seines Adoptivsohnes heiraten dürfe.
Außerdem verweist der Vers 4 der Sure 33 auch noch auf einen wichtigen Grundsatz, nämlich:
Durch Worte kann man nichts an der Wirklichkeit ändern. Zum Beispiel änderte sich mit dem Schwur: „meine Ehefrau ist für mich ab jetzt wie meine Mutter“ nichts an der Wirklichkeit, d.h. die Ehefrau eines Mannes wird aufgrund eines solchen Schwurs niemals dessen Mutter sein - ebenso wenig wie jemand durch Adoption zum leiblichen Kind werden kann.
Wir möchten folgendes hervorheben:
Erstens: Der Mensch kann in Wahrheit nicht gleichzeitig zwei Gegensätze lieben. Freundschaft bedeutet: den Freund begleiten. Niemand kann wirklich zugleich an Gott glauben, Ihm dienen und ihn aufrichtig lieben, während er sich in der Praxis nach den Ungläubigen richtet. Dieses Verhalten signalisiert Heuchelei.
Zweitens: Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist eine reelle und natürliche Verbindung, die auch noch nach dem Tod weiterbesteht. Sie ist keine Beziehung, die erst durch eine Vereinbarung zustande kommt.
Drittens: Die göttliche Offenbarung soll das Kriterium zur Beurteilung von aufgestellten Regeln für Gesellschaft und Familie sein. Deshalb muss man Sitten und Bräuche, die nicht der Offenbarungslehre entsprechen, beiseitelassen.
Es folgt noch Vers 5 der Sure 33:
ادْعُوهُمْ لِآبَائِهِمْ هُوَ أَقْسَطُ عِندَ اللَّـهِ ۚ فَإِن لَّمْ تَعْلَمُوا آبَاءَهُمْ فَإِخْوَانُكُمْ فِي الدِّينِ وَمَوَالِيكُمْ ۚ وَلَيْسَ عَلَيْكُمْ جُنَاحٌ فِيمَا أَخْطَأْتُم بِهِ وَلَـٰكِن مَّا تَعَمَّدَتْ قُلُوبُكُمْ ۚ وَكَانَ اللَّـهُ غَفُورًا رَّحِيمًا
„Nennt sie (die Adoptivsöhne) nach ihren Vätern; das ist gerechter vor Gott. Wenn ihr ihre Väter nicht kennt, dann sind sie eure Brüder in der Religion und eure Schützlinge. Es ist für euch keine Sünde in dem, was ihr an Fehlern begangen habt (als ihr sie eure eigenen Kinder nannten), sondern (mit dem) was eure Herzen vorsätzlich anstreben (sündigt ihr). Und Gott ist Allvergebend und Barmherzig“. (33: 5)
Gemäß diesem Vers sollen die Gläubigen also nicht ihre Adoptivkinder als ihre eigenen Kinder vorstellen. Wenn sie den Namen des Vaters eines Adoptivkindes kennen, sollen sie es mit dem Namen seines Vaters rufen und wenn sie den Namen nicht wissen, sollen sie es als ihren Bruder im Glauben oder Freund vorstellen. Auf diese Weise bleibt die Herkunft eines jeden Menschen bekannt und ihr selber und die anderen kommen nicht auf den Gedanken dass es euer wahrhaftiges Kind sei.
Der Vers 5 der Sure 33 nennt außerdem eine grundsätzliche Regel, nämlich dass Gott Fehler verzeiht, die der Mensch aus Irrtum begeht. Vorsätzliches wird allerdings bestraft.
Wir sehen an dem obigen Vers:
Erstens: Wir sollten die verwandtschaftlichen Beziehungen von Personen zu ihren wahren Eltern erhalten und sie nicht aus irgendeinem Grund, wie zum Beispiel die Adoption, ändern.
Zweitens: Auch mit Personen, bei denen der Name des Vaters nicht klar ist, müssen wir respektvoll und brüderlich umgehen. Wir haben kein Recht sie herabzusetzen.
Drittens: Der Beweggrund und die vorhandene Kenntnis vom Gesetz bei der Festlegung des Strafmaßes für ein Vergehen sind zu berücksichtigen.