Teil 740: Sure Ahzab (die Verbündeten) Verse (6- 8)
Wir beginnen unsere heutigen Erläuterungen zur Sure 33 (Ahzab) mit dem Vers 6 dieser Sure. In diesem Vers lesen wir:
(33: 6- 8)
النَّبِيُّ أَوْلَىٰ بِالْمُؤْمِنِينَ مِنْ أَنفُسِهِمْ ۖ وَأَزْوَاجُهُ أُمَّهَاتُهُمْ ۗ وَأُولُو الْأَرْحَامِ بَعْضُهُمْ أَوْلَىٰ بِبَعْضٍ فِي كِتَابِ اللَّـهِ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ وَالْمُهَاجِرِينَ إِلَّا أَن تَفْعَلُوا إِلَىٰ أَوْلِيَائِكُم مَّعْرُوفًا ۚ كَانَ ذَٰلِكَ فِي الْكِتَابِ مَسْطُورًا
„Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selbst, und seine Gemahlinnen sind ihre Mütter. Und die Blutsverwandten stehen nach dem Buch Allahs (hinsichtlich des Erbrechtes) einander näher als die Gläubigen und Auswanderer, außer, dass ihr euren Freunden Gutes tun wollt. Dies steht im Buch verzeichnet.“ (33: 6)
Beim letzten Mal sagten wir, dass gemäß den Geboten Gottes Adoptivkinder oder Adoptivväter nicht voneinander erben und dass nur für leibliche Eltern und ihre leiblichen Kindern ein gegenseitiges Erbrecht gilt. Der Vers 6 betont also die Gültigkeit des allgemeinen Erbrechtes für Blutsverwandte. Die Gläubigen erben nicht vom Propheten, obwohl er wie ein Vater für das Volk der Gläubigen war und seine Gemahlinnen Mütter der Gläubigen sind. Auch erben die Gläubigen nicht voneinander, wenn sie nicht naturgemäß miteinander verwandt sind.
Dies galt auch nicht, nachdem sie das Brüderbündnis miteinander geschlossen hatten. Wie Sie vielleicht wissen, hat der Prophet in Medina zwischen den Muhadschirin – das heißt den Auswanderern aus Mekka und den Ansar – den Gläubigen in Medina -, einen Bruderbund geschlossen und jeweils einen Muhadschir und einen Ansar miteinander verbrüdert.
Trotzdem diese Gläubigen miteinander im Glauben verbrüdert waren, erbten sie aber nicht wie Blutsverwandte voneinander.
Wenn jemand einen Bruder im Glauben, der kein Blutsverwandter war, an seinem Nachlass mitbeteiligen wollte, musste er laut Vers 6 in seinem Testament einen entsprechenden Vermerk machen.
Der Vers 6 ist also zum einem im Zusammenhang mit dem vorhergehenden Vers über den Status von Adoptivkindern und Adoptiveltern beim Erbrecht zu verstehen. Aber der erste Satz dieses Verses enthält noch einen allgemeinen Grundsatz.
Im ersten Satz des Verses 6 der Sure Ahzab wird darauf hingewiesen, dass der Prophet in allen Angelegenheiten den Vorrang gegenüber den Gläubigen hat. Daher sollen die Gläubigen nicht ihre eigene Meinung über die des Propheten stellen, sondern seine Meinung vorrangig behandeln und auf ihn hören. Dies wird auch noch einmal in dieser Sure im Vers 36 betont, dort heißt es nämlich, dass es den Gläubigen, wenn Gott und der Prophet eine Entscheidung getroffen haben, nicht gebührt, eine eigene Wahl zu treffen.
Es ist klar, dass der Prophet Gottes (S) makellos und rein ist und nichts anderes will als das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft. Er strebt also nicht nach persönlichen Vorteilen oder Vorteilen für seine Familie oder etwa nach eigenen Wünschen. Daher ist es zugunsten der Gläubigen, seine Weisungen zu befolgen.
Wir sollten uns aufgrund obigen Verses merken:
Erstens: Der Prophet ist Freund und Beschützer aller Gläubigen und seine Weisungen gelten für private, familiäre und soziale Angelegenheiten.
Zweitens: Alle Gemahlinnen des Propheten müssen geachtet werden. Äußerungen und Handlungen, die eine Respektlosigkeit gegenüber ihnen bedeuten, sind nicht erlaubt.
Drittens: In der islamischen Kultur werden die Verwandtschaftsbeziehungen beachtet und dadurch werden sie gefestigt.
Die Verse 7 und 8 der Sure Ahzab, Sure 33, sind wie folgt:
وَإِذْ أَخَذْنَا مِنَ النَّبِيِّينَ مِيثَاقَهُمْ وَمِنكَ وَمِن نُّوحٍ وَإِبْرَاهِيمَ وَمُوسَىٰ وَعِيسَى ابْنِ مَرْيَمَ ۖ وَأَخَذْنَا مِنْهُم مِّيثَاقًا غَلِيظًا
„Und (gedenke,) als Wir von den Propheten ihr Versprechen abnahmen, und auch von dir und von Noah, Abraham, Moses und Jesus, dem Sohn der Maria; Wir nahmen ihnen ein festes Versprechen ab,“ (33: 7)
لِّيَسْأَلَ الصَّادِقِينَ عَن صِدْقِهِمْ ۚ وَأَعَدَّ لِلْكَافِرِينَ عَذَابًا أَلِيمًا
„damit Er (Gott, am Jüngsten Tag) die Wahrhaftigen nach ihrer Wahrhaftigkeit frage. Und Er hat für die Ungläubigen schmerzhafte Strafe bereitet.“ (33: 8)
Im Vers 6 wurde hervorgehoben, dass der Prophet den Gläubigen näher ist als jeder andere von ihnen und wir sagten, dass seine Weisungen den Vorrang haben und zu befolgen sind. Die Statthalterschaft des Propheten ist also weit gespannt. Die obige Koranstelle weist nun darauf hin, dass der Prophet des Islams und überhaupt alle Propheten vor ihm eine große Verantwortung übernommen haben. Gegenüber dem Recht, das Gott den Propheten zugestanden hat, übernehmen sie auch eine schwere Aufgabe. Gott nimmt ihnen das Versprechen ab, dass sie nichts für die Verkündigung der göttlichen Offenbarung und der Rechtleitung der Menschen unterlassen. Sie sollen, selbst unter Einsatz ihres Lebens, das Wort Gottes verkünden und zur Anbetung nur des Einen Gottes aufrufen.
Der Vers 7 der Sure 33 nennt die Namen der 5 besonders wichtigen Propheten Gottes, die in der islamischen Terminologie Ulul-Azm genannt werden. Es sind der Prophet des Islams, Noah, Abraham, Moses und Jesus.
Dann heißt es weiter im Vers 8, dass die Menschen gemäß ihrem Verhalten gegenüber dem Aufruf der Propheten in zwei Gruppen geteilt werden können. Die Wahrhaftigen und die Ungläubigen. Die Wahrhaftigen (- die Sadiqin) sind diejenigen, deren Glauben wahrhaftig (sadiq) ist. Sie handeln nach dem, was sie sagen und reden nicht nur.
Im Gegensatz dazu gibt es auch Leute, die nur schön reden, sich aber nicht an die Gebote Gottes halten.
Am Jüngsten Tag wird Gott beide Gruppen befragen und er wird sie gemäß dem, wie sie dachten, und dem, was sie sagten und taten, beurteilen und dies entsprechend vergelten.
In den Versen 23 und 24 dieser Sure, der Sure 33, macht Gott noch einmal eine Aussage über die wahrhaftig Gläubigen und sagt, dass sie wahr machen, wozu Gott sie verpflichtet hat. Es sind diejenigen, die sich an ihr Bündnis mit Gott halten und standhaft der göttlichen Lehre treu bleiben. Sie setzen zur Verteidigung der Religion ihr Leben und ihren Besitz ein und beweisen trotz aller Härten, dass ihr Glauben echt ist. Gott verheißt im Vers 24 den Wahrhaftigen Lohn für ihre Wahrhaftigkeit und den Heuchlern Strafe für ihre Heuchelei.
Es fällt auf, dass Gott sagt, Er werde am Jüngsten Tag den Wahrhaftigen ihre Wahrhaftigkeit lohnen, d.h. also dass eine Tat an sich noch nicht genügt, sondern es kommt auf die ehrliche Absicht an, sie zu vollbringen. So genügt die Teilnahme an dem Kampf zur Verteidigung der Religion noch nicht, sondern ausschlaggebend ist die Teilnahme aufgrund der Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Eine Absicht ist bereits dann nicht mehr rein und die Wahrhaftigkeit wird fraglich, wenn jemand mit der Beteiligung am Kampf nicht nur nach Erfüllung einer religiösen Pflicht sondern auch nach Ruhm oder nach materiellen Dingen strebt.
Folgendes können wir uns noch merken:
Erstens: Um den richtigen Weg zu gehen, ist es für die Gläubigen wichtig, dass sie die Geschichte der Propheten und der früheren Völker kennen und wissen, wie Gott mit diesen Völkern verfahren hat.
Zweitens: Zum Glauben gehört die Wahrhaftigkeit im Sprechen und Handeln. Die Wahrhaftigkeit ist dermaßen ausschlaggebend, dass Gott manchmal anstelle des Wortes „Muminin“ – die Gläubigen - das Wort „Sadiqin“ -die Wahrhaftigen - benutzt.
Drittens: Gott beurteilt am Jüngsten Tag die Taten der Menschen aufgrund der Motivation. Er achtet also nicht nur auf das Äußere von Werken, sondern vor allen Dingen auf deren verborgene Seite, nämlich den wahren Beweggrund für eine Handlung.