Mit uns durch Iran-Teil 133
Sie erinnern sich, letzte Woche sprachen über die Provinz Semnan im Nordosten Irans, über ihre geografische Lage und ihre natürlichen Gegebenheiten. Heute besuchen wir die Provinzhauptstadt Semnan.
Die Provinzhauptstadt Semnan befindet sich auf 1100 m Höhe über dem Meeresspiegel und 218 km von der Hauptstadt Teheran entfernt. Die Stadt ist alt; islamische Geografen glauben, dass die ersten Bausteine von Tahmures, einem König der Pischdadian-Dynastie aus der prähistorischen Zeit, gelegt wurden. Semnan hat im Laufe seiner Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt, an vielen Kriegen teilgenommen, zahlreiche Siege und auch Niederlagen erfahren und es ist immer wieder von verschiedenen Völkern und Feinden aus Ost und West angegriffen worden. Die Ruinen alter Schlösser und Zitadellen um die Stadt herum zeugen von der turbulenten Geschichte dieser Region.
Für die Touristen waren von je her die grünen und frischen Gärten von Semnan sehr attraktiv. Ein Beispiel dieser Gärten ist der „Iranische Garten im Laufe der Geschichte“. Der bekannte Abenteurer aus dem siebten Jahrhundert, Yaghut Hamawi, schrieb in seinem Reisebericht über Semnan:
„Ich habe diese Stadt gesehen. Dort gibt es viele Gärten und Bäume, in den Häusern fließen Bäche; dieser Ort ist sehr anschaulich.“

Das historische und natürliche Land Iran gehört zu den ersten Orten, wo sie Menschen angesiedelt haben; hier entstanden die ersten Brutstätten der Zivilisation. Archäologische Forschungen und Funde auf dem Damghan-Hügel, dem historischen Schahroud-Hügel und andere historische Orte haben ergeben, dass sie in sehr alten Zeiten, so etwa im sechsten Jahrtausend vor Christi bis heute von Menschen besiedelt sind. So gesehen verfügt Semnan über unzählige historische und antike Denkmäler aus prähistorischer Zeit bis zu den Kadscharen. Teile dieser Schätze befinden sich in Semnan. Wir werfen nun einen genaueren Blick auf eine Auswahl dieser Werke.
In der Stadt selbst und in der Umgebung befinden sich zahlreiche Zitadellen, die zu den wichtigen historischen Sehenswürdigkeiten zählen. Die Stadt ist sehr alt, ihre geografische Lage hat sie den Angriffen verschiedener Völker ausgesetzt. Zur Verteidigung bauten die Menschen zahlreichen Zitadellen und Verteidigungsanlagen um Semnan. Die meisten wurden nach dem Ort, wo sie sich befinden, benannt. Mit der Zeit sind leider viele zerstört worden und nur wenige Ruinen übrig geblieben. Wir zeigen Ihnen heute die“Sarou-Zitadellen“.

In einer Gebirgsregion, zehn Km nordöstlich von Semnan, sind die Ruinen von zwei starken und uneinnehmbaren Zitadellen zu sehen. Die Struktur und ihr Standort sind von beachtenswerter Bedeutung. Sie flankieren die Sarou-Anbaufelder, die selbst eine Augenweide in der Region bieten. Die nördlich liegende Zitadelle nennt sich Sarou Kutschak bzw. Kleiner Sarou, die südliche Sarou Bozorg oder Großer Sarou. Die nördliche Zitadelle ist größtenteils verwittert, doch die Konstruktion ist von solcher Festigkeit, dass sie noch heute das leere und schweigsame Tal Mazaree Sarou beherrscht. Die südliche Zitadelle befindet sich auf einem sehr hohen Gipfel, sie ist von solcher Stärke und so unbezwingbar, dass sie aus Sicht von Forschern zu den wichtigsten Verteidigungsanlagen im Osten Irans zählt. Der Zugang ist sehr gefährlich und beschwerlich. Von außen scheint die Zitadelle in drei Stockwerken angelegt worden zu sein; der dritte Stock war scheinbar für Soldaten und den Burgherren vorgesehen.

Ein interessanter Punkt für Forscher ist die Wasserversorgung der Zitadelle. Das Wasser wurde auf traditionelle Weise von einer Quelle, die hundert Meter tiefer liegt, in die Burg geführt. In den vier Ecken der Zitadelle wurden vier sehenswerte Wachtürme gebaut. Die ersten Bausteine sollen von den Pischdadian und Kianian gelegt worden sein, doch feststeht, dass sie in verschiedenen Epochen den jeweiligen Völkern gedient haben. Bei den Arsekiden galten sie als wichtige Stützpunkte. In der islamischen Ära waren die Zitadellen für Armeen von Tabarestan sehr bedeutend. Die Provinz Ghumes, die heutige Provinz Semnan, war ein wichtiger Aktionsbereich der Ismailiten, daher waren die zwei Zitadellen für zwei Jahrhunderte Sammelort von Aktivisten dieser Sekte.
Die Großmoschee von Semnan ist ein weiteres wertvolles Denkmal der Provinz, eines der ältesten islamischen Werke der Stadt. Schätzungen und archäologischen Forschungen zufolge wurde die Moschee im ersten Jahrhundert nach Hedschra auf den Ruinen eines Feuertempels gebaut.

Im Laufe der Zeit hat man dann diverse Veränderungen vorgenommen, so dass die Moschee schließlich unter den Teymuriden ihre heutige Gestalt annahm; sie weist noch Merkmale der Teymuriden und Mongolen auf. Das 32 Meter hohe Minarett repräsentiert das Alter dieses Bauwerks. Er befindet sich im nordöstlichen Flügel und wurde zwischen 417 bis 466 im Mondkalender gebaut. Auf den Wänden sind Tafeln in Kufi-Schrift zu lesen, die mit Kachelarbeiten verziert sind. Das Minarett, bekannt als Seldschuken-Minarett, zählt zu den schönsten Bauwerken dieser Ära und wurde deshalb in der Liste der Nationaldenkmäler aufgenommen.
Die Imam Moschee bzw. die Soltani-Moschee ist ein weiteres Bauwerk im Stadtzentrum, ebenfalls auf der besagten Liste. Die prachtvollen Kachelarbeiten zeugen von der Kunst iranischer Meister.

Das Arg-Tor ist aus der Mitte der Kadscharen-Dynastie erhalten geblieben. Früher bildete es den nördlichen Eingang des Regierungsviertels, das heute nicht mehr vorhanden ist. Das Tor hat zwei Fassaden: Eine nördliche und eine südliche, die auf dem Eingangsbereich und zwei kleinen Gängen an den Flanken sowie zwei Terrassen besteht. Diese und die Gänge sind mit kleinen gelben, schwarzen und türkisfarbenen Dreieck-, Quadrat- und Karokacheln verziert.
Die nördliche Fassade bildet die eigentliche Attraktion, die sich mit traumhaften Kachelarbeiten präsentiert. Sie zeigt sich in Form von sechs Minarett-artigen und rund angelegten Säulen. Der prägende Torbogen zeigt eine Kampfszene zwischen Rostam und dem Weißen Div, entnommen von alten iranischen Märchen, dargestellt auf atemberaubenden bunten Kacheln.

Der Sockel des Tores ist mit Ziegelsteinen gebaut, auf beiden Seiten stehen Säulen mit Kachelarbeiten. Die Türen sind von schweren Holzbalken gebaut, nach alter Tradition werden sie nachts geschlossen. Auf den Kacheln sind Tafelschriften angebracht worden, die vom bekannten Künstler von Semnan bei den Kadscharen, Seyed Mohammad Bagher Tabatabai Semnani, geschrieben wurden.
Das Arg-Tor repräsentiert die historische Stadt Semnan, es befindet sich am besten Punkt der Stadt. Nach der islamischen Revolution wurde es renoviert und restauriert und so der Stadt erhalten geblieben.
Weiteres werden wir in der nächsten Woche besprechen. Bis dahin Auf Wiederhören.