Mit uns durch Iran-Teil 132
Im Namen Gottes und mit einem schönen Gruß an Sie liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Wir beginnen mit unserer Rundreise heute in der Provinz Semnan, eines der ältesten islamischen Zivilisationszentren. Sie liegt im Nordosten Irans. Die abwechslungsreiche Natur, anschauliche Erholungsregionen, zahlreiche historische Denkmäler und gastfreundliche Menschen zählen zu den Eigenschaften dieser antiken Region Irans.
Die Provinz Semnan bedeckt mit 97.491 qm etwa 6% der Fläche des Landes und ist die sechstgrößte Provinz des Landes. Sie befindet sich auf den südlichen Hängen des Elburz-Gebirges. Im Norden stößt sie auf Nord-Khorassan, Golestan und Mazandaran, im Süden an Süd-Khorrassan und Isfahan, im Osten an Khorassan-Razawi und im Westen an Teheran und Ghom.
Das Klima ist sehr abwechslungsreich, was auf die geografische Lage zurückzuführen ist. In den Gebirgsregionen ist es kalt, an den Berghängen und Gipfeln eher mäßig, am Wüstenrand ist es dann warm. So ändern sich auch die klimatischen Bedingungen jeder Stadt je nach ihrer Lag. Die Stadt Semnan z. B. verbringt warme Sommer und mäßige Winter, in anderen Städten ist die Situation dann anders. Insgesamt beherrscht ein Halb-Wüstenklima die Provinz, der nördliche Teil ist überzogen von einem mediterranen Klima, warm und trocken.

Semnan liegt, wie zuvor erwähnt, auf den Berghängen des Elburz-Gebirges, vom Norden nach Süden verliert es allmählich an Höhe und endet schließlich an der Wüste. Die wichtigsten Berge der Provinz sind Ney-Zowa im Norden der Provinzstadt Semnan mit 3782 m Höhe, und Schahwar im Norden der Provinzstadt Schahrud mit 3940 m Höhe.
Der Fluss Golrudbar fließt an der Stadt Semnan vorbei, Tasch und Kal-Schur fließen an Schahrud, Tscheschme Ali und Rudbar an Damghan und Hable-Rud an Garmsar. Einzig der Hable-Tud fließt permanent, die anderen Flüsse sind saisonale Flüsse und die meiste Zeit im Jahr vorwiegend trocken.

Trotz der geringeren Wasserressourcen verfügt die Provinz über ein hohes landwirtschaftliches Potenzial, da das Klima sehr dafür geeignet ist. Die Produkte werden nicht nur in der Provinz selbst verbraucht, sondern auch in benachbarte Provinzen und sogar ins Ausland exportiert. Die Produkte bestehen hauptsächlich aus Weizen, Gersten, Honigmelonen, Kartoffeln, Sonnenblumenkerne, Wolle, Zuckerrüben und Melonen. Aus den Gärten der Provinz wird besonders Pistazien, Trauben, Aprikosen, Granatäpfel, Äpfel, Kirschen, Walnüsse und Feigen gewonnen.
Semnan ist reich an Weidenland. Etwa 5.5 Mio. Hektar umfassen die Weiden dieser Provinz, auf den 2.5 Mio. Vieh ihr Futter finden; damit zählt Semnan zu den wichtigen Viehzuchtzentren Irans. Die Weiden befinden sich in kühleren und auch wärmeren Regionen. Die kühlen Regionen liegen im nördlichen Teil von Semnan, Schahrud, Garmsar und Damghan, die wärmeren umfassen den größeren Teil des Weidenlandes und reichen im südlichen Teil bis zu den Grenzen anderer Provinzen.

Die Provinz verfügt über eine ausgezeichnete Lage, da sie an vier große Provinzen u.a. Teheran grenzt, reich an Mineralien und Naturressourcen ist und über eine gute Infrastruktur verfügt, die gleichzeitig aber in der Landwirtschaft beschränkt ausgebaut werden kann. Der Bergbau verfügt dementsprechend über ein beachtliches Potenzial. Rund 100 aktive Bergbaustätten werden in der Provinzen gezählt. Aus ihnen wird Chromit, Silizium, Eisenerz, Magnat, Dolomiten, Kohle, Bausteine, nicht brennbare Erde oder Fire clay, Industrieerde, Schwefel, Türkis, Blei, und vieles mehr gewonnen.
Doch Gips und Salz stehen hier an erster Stelle, was die Mineralien und den Bergbau angeht.
In der Provinz Semnan ist die glorreiche Geschichte des Landes sehr präsent. Die Zivilisation dieser Region geht auf die historische Provinz Kumes oder Ghumes zurück. Dazu eine kurze Erklärung: Unter den Medern und Achamäniden waren die Kumesaner Teil der großen Part-Provinz im Norden Irans. Semnan war eine Stadt am Rande der Provinzen Part und Meder. In der islamischen Zeit wurden die Kumischaner dann der Provinz Kumes zugesprochen und danach benannt. Kumes befand sich am südlichen Hang des Elburz-Gebirges. Wenn heute die südlichen Wüstenteile von Semnan getrennt werden, bleibt etwa die Region übrig, die von Geografen der islamischen Zeit als Provinz Kumes bezeichnet wurde. Das Zentrum war die Stadt Damghan, das dann später auf Semnan übertragen wurde.
Chronisten haben über den blühenden Handel von Kumes zu jenen Zeiten berichtet. Mohammad bin Ahmad Moghaddasi hat in seinem Werk „Ahsan Al-Taghasim“ über Kumes folgendes geschrieben:
„Die Einwohner von Kumes sind Meister bei der Herstellung von Wollkleidern, leichter Kleidung und Kopfbedeckungen wie Kopftücher aus weißer Wolle. Der Exportschlager sind weiße Tücher, die an andere Länder verkauft werden und sehr berühmt sind.

Die weißen Kopftücher bzw. Turbane aus Kumes waren einfach und mit Bordüren verziert. Ihr Ruhm war groß und ihr Preis teuer. In Kumes gibt es reichlich Obst, viele Sorten werden in benachbarte Regionen exportiert.“
Die geografische und strategische Lage von Kumes sowie die nötige soziale und kulturelle Grundlage haben zu zahlreichen Bewegungen und politischen sowie religiösen Aufständen geführt. Die wichtigsten waren die Bewegungen der Zeydis (زیدیان), Ismailiten und der Sarbedaran.
Die geografische Bezeichnung Ghumes war noch bis Ende der Zeit der Kadscharen geläufig. Etwa 1961 wurde die Provinz Ghumes, bestehend aus Semnan, Damghan, Schahrud, Bastam, Sangsar und Schamirzad und umliegenden Bezirken, in das Generalgouvernement Semnan umbenannt, das neue Zentrum hieß ab nun Semnan.
Als Knotenpunkt nördlicher, südlicher und östlicher sowie westlicher Landesteile war Semnan stets von großem Interesse. Die wichtigsten Handels- und Verbindungswege, bekannt als Seidenstraße, liefen über Semnan und die Städte Bastam, Damghan und Semnan. Über den Zentral- und Südiran wurden Tabarestan, Urganj, Samarghand, Kharasam, Merv und Transoxanien im Nordosten Altpersiens miteinander verbunden. Andere wichtige Verbindungswege garantierten die Verbindung von umliegenden Regionen. So entstanden große und wichtige Ballungszentren in Semnan. Heute steht der Ausbau des Schienennetzes im Mittelpunkt, um Handel und Verkehr mit der Türkei, China und zentralasiatische Staaten zu erleichtern. Teile des Schienennetzes laufen über Semnan. Auch für den Tourismus ist dieser Punkt von großer Bedeutung.
Das heutige Programm beenden wir nun mit dem Hinweis, dass wir diesen Beitrag nächste Woche fortsetzen werden.