Mit uns durch Iran-Teil 131
Wir heißen Sie willkommen zu einer weiteren Folge aus dem Reisemagazin „Mit uns durch Iran“. Heute sehen wir uns weiter in der Provinz Qazwin um. Zunächst besuchen wird die historische Region Alamout im Norden von Qazwin; die legendäre Zitadelle und die unberührte Natur haben der Region weltweiten Ruhm eingebracht.
Der Ruhm von Alamout, heute eine Gebirgsregion im Norden von Qazwin, geht auf die Zitadelle zurück, die für lange Zeit Residenz von Hassan Sabbah, dem Chef der Ismailiten und seiner Nachfolger, war. Die Zitadelle, auch bekannt als Adlernest bekannt, befindet sich auf einem 2100 m hohen Berg. Um die Zitadelle herum geht es von den Wänden steil hinab ins Tal. Der einzige Eingang ist über den nordöstlichen Flügel zu erreichen.

In dem Buch Nozhatul Gholub wird das Bau-Datum der Zitadelle von Hamdollah Mostoufi etwa 246 im Mondkalender genannt. Aus den Dokumenten und Schriften geht hervor, dass Hassan bin Zeyd Alawi aus dem Hause des Propheten den Bau befohlen hat. 483 wurde sie von Hassan Sabbah eingenommen, 654 diente sie noch als Hauptsitz der Ismailiten, als der Mongolen-Herrscher, Holaku Khan, ihre Zerstörung befahl. Den Mongolen fiel die sehr feine Bibliothek der Ismailiten, die sie im Laufe der Jahre zusammengebracht hatte, in die Hände. Holaku Khan befahl, die Bücher zu vernichten, doch der iranische Historiker und Dichter, Ata-ul Molk bat die Mongolen darum, die wertvollen Bücher auszusortieren und zu verschonen. So rettete er Koranbücher, alte Bücher und Astrologiegeräte, die restlichen Bücher und Bibliotheksausrüstung wurden verbrannt. Danach benutzte man die Zitadelle als Gefängnis und Verbannungsort. Bis zum Safawiden-König Shah Tahmasb hat die Zitadelle ihr Konstrukt bewahren können. Für einige Zeit diente sie dann den Herrschern von Gilan und Mazandaran und wurde renoviert. In der Kadscharen-Zeit wurde dann leider in der Zitadelle nach Schätzen gesucht. Die Grabungen beschädigten ernsthaft das Gebäude.
Die Menschen um die Zitadelle nennen sie „Ghalee Hassan“; sie besteht aus zwei Teilen: Einem westlichen Flügel, der etwas höher liegt und Dej-Bala oder Dej Bozorg, etwa die obere Zitadelle oder die große Zitadelle, genannt wird. Der östliche Flügel wird Dej-pain oder Dej-kuchak, also die untere oder kleine Zitadelle genannt. Die Zitadelle ist etwa 120 m lang und zwischen 10 und 35 m breit.

Über das ganze Jahr lebten hier viele Menschen und brauchten viel Wasser. Die Gründer der Zitadelle hatten das bedacht und meisterhaft Wasserspeicher gebaut, die über eingehauene Wasserkanäle im Felsen gespeist wurden. Das Wasser wurde von weit her von der Quelle Kaldar, auf dem Berg nördlich der Zitadelle, hergeleitet.
Im östlichen Teil der Zitadelle wurden die Soldaten und ihre Familien untergebracht. Im Westen befanden sich drei kleine Wasserspeicher und einige Räume, die im Felsen gehauen waren. Zwischen der oberen und unteren Zitadelle befindet sich ein Platz, der von einer Mauer umgeben ist, die die Zitadelle in zwei Teilen teilt. Auf dem Platz sieht man noch die zahlreichen Ruinen, die mal hier als Gebäude gestanden haben. Die Wachtürme sind noch im nördlichen, südlichen und östlichen Flügel erhalten. Der Turm im östlichen Flügel ist besser erhalten als die anderen.
Man gelangt über einen 6 m langen, 2 m breiten und 2 m hohen Tunnel zum Eingang. Dem Tunnel gegenüber befinden sich der Südturm und der südwestliche Wall, der auf einem Felsstein gebaut wurde. Dieser Wall beherrscht das ganze Flachland Gazor-Khan im Süden der Zitadelle. Von dort aus ist das ganze Alamout-Tal zu überblicken. Parallel zum Wall und zu Türmen um die Zitadelle verläuft im Inneren eine acht Meter hohe Mauer, die etwa zwei m breit ist. Für die Zitadelle wurden Steine, Mörtel, Ziegel und Kachel als Baumetrial eingesetzt.

Nach Alamout gehört die Zitadelle „Lembasser“ لَمبسَر zu den bedeutenden Stützpunkten der Ismailiten. Sie befindet sich ebenfalls auf einem hohen Berghang und ist von drei Seiten von tiefen Abgründen umgeben. Die Zitadelle über diese Klippen zu erreichen, war für damalige Möglichkeiten ein ziemlich unmögliches Unterfangen. Die Position der Zitadelle erlaubte es den Verteidigern, Angreifer von jeder Seite aus abzuwehren. Die Wasserspeicher, die in den Felsen gehauen waren, die gewaltigen Felsen um die Zitadelle und gut Übersicht über die Umgebung im Süden und die Wachtürme, die noch zu erkennen sind, zeugen alle von der Größe dieser Anlage. In dem Buch Majma-ul Tawarikh von Khaje Raschid Al-Din Fazlolah Hamedani heißt es: Als Sultan Mohammad, Sohn des Seldschuken-Königs, Melakschah, den Kampf gegen die Ismailiten aufnahm, hat er 11 lange Jahre die Zitadellen Alamout und لَمبسَر umstellt, doch die Bewohner ergaben sich nicht. Beim Überfall des Mongolen Holaku Khan haben die Bewohner ebenfalls Monate lang Widerstand geleistet, schließlich zwang sie eine Krankheit in die Knie.

Wenden wir uns nun der Landschaft und dem Wetter dieser Region zu. Der hohe Regen- und Schneeniederschlag, die wasserreichen Flüsse, die ertragreichen Obstgärten und grünen Felder sowie die anmutenden Täler sind neben dem Ewan-See ein Markenzeichen der Region. Der See ist von hohen Bergen umgeben. Es ist ein Süßwassersee, etwa 5.5 Hektar groß. An der längsten Stelle misst er 275 m und an der breitesten 225 m, er ist zwischen 1 und 20 m tief. Der See wird von Quellen auf seinem Grund gespeist, das sprudelnde Wasser verursacht, dass man stets einen klaren Durchblick auf den Seegrund hat. Die Region ist übersät von Waldbäumen und Weidenland. Kirschen, Sauerkirschen, Nüsse und Walnüsse kommen häufig um den See vor. Für Touristen bietet der See eine prächtige Attraktion. Der kleine Fluss, der dem See entspringt, hilft den Bauern, ihre Landwirtschaft zu betreiben. Im Südwesten des Sees liegt der Ewan-Wasserfall, vom obersten Punkt bis zum tiefsten Punkt im Tal misst er etwa 300 m. An sonnigen Tagen bildet sich ein prächtiger Regenbogen. Auch im Winter ist der See von erhabener Schönheit, das Eis ermöglicht Wanderern einen Spaziergang auf dem See.

Qazwin war schon immer ein Zentrum für Künstler und Kalligrafen. Große Meister wie Mir-Emad Hassani (Großmeister in der Schriftform Nastaaliqh), Mirza Mohammad Hussein Emad-ul Kottab Ghazwini, Mirza Mohammad Ai Khiartschi Ghazwini, Abdolmojadid Taleghani und Malek Mohammad Ghazwini sind einige dieser Künstler. Das Ministerium für islamische Kultur und Leitung hat Qazwin deshalb zur Hauptstadt der Kalligrafie Irans getauft. Jedes Jahr finden hier verschiedene Events statt. Einheimische Künstler haben sich in der Kalligrafie und darüber hinaus in Malerei und Miniaturarbeit weltweit einen Namen gemacht. Kachelarbeiten und ihre Bemalung ist ebenfalls sehr populär und fortgeschritten. Malerei auf Holz und Glas zählen zu den Meisterbereichen Qazwins. Einlegearbeiten, Khatamkari, die Steinhauerei, Stuckarbeit, Näharbeiten, Stoffverzierungen, Seidenarbeit und Kupferstiche sowie verschiedene Webarbeiten wie de Kelim, Jajim und Teppiche sind weitere Handarbeiten, die sehr verbreitet sind in Ghazwin und für Touristen überaus interessant.
Der Beitrag über Qazwin endet hier und wir verabschieden uns bis zur nächsten Woche und weitere Informationen aus Iran.