Mit uns durch Iran-Teil 130
Im Namen des barmherzigen Gottes! Mit einem Gruß an Sie liebe Zuhörerinnen und Zuhörer beginnen wir mit einer weiteren Folge aus dem Reisejournal „Mit uns durch Iran“.
Letzte Woche besuchten wir die Provinz Ghazwin und sahen uns die natürlichen und geografischen Gegenebenheiten der Provinz an. Wir sprachen auch über die historische Bedeutung der Provinz und die zahlreichen Denkmäler, die hier vorzufinden sind, u.a. die Großmoschee, die Aminiha-Gebetsstätte, die Grabstätte von Hamdulah Mostoufi, den 40-Säulen-Palast und vieles mehr. Einige dieser Werke werden uns heute näher anschauen.
In jeder Ecke der Stadt Ghazwin sieht man Minaretten, Kuppel oder Moscheen, die stets mit den gläubigen Menschen gefüllt sind. Der Höhepunkt der Moscheen ist die Großmoschee von Ghazwin, die man nur selbst erleben muss. Sie zählt zu den prächtigsten und ältesten Werken dieser Stadt. Die Bauweise entspricht der islamischen Architektur mit vier Terrassen. Experten meinen, die Geschichte und die Kunst in der Moschee sind in Iran beispiellos. Die gewaltige Kuppel, die imposanten Minaretten, die hohen Terrassen und die schönen Tafelschriften sind Beispiele der Architektur der Seldschuken und Safawiden.

Der älteste Teil der Moschee wurde einer Überlieferung nach von Omar bin Abdeaziz im Jahr 100 im Mondkalender, einer anderen Lieferung nach von Haroun Al-Raschid im Jahr 192 im Mondkalender gebaut. Laut Experten für Kulturerbe ist in der Großmoschee von Ghazwin eine Ansammlung von historischen Tafelschriften vorhanden, die mit Gedichten, Sätzen oder Malereien verziert sind.
Das Grabmal des Historikers, Dichters und Wissenschaftlers Hamdulah Mostoufi ist eines der prachtvollen und anmutigen Gebäude aus dem Ende der Mongolen Zeit in Ghazwin. Dieser bekannte iranische Gelehrte wurde 980 im Mondkalender geboren und hat Werke wie „Auszüge aus der Geschichte“, „Zafar-Nameh“ und „Nozhat-ul Gholub“ geschrieben. Am Grundriss ist das Gebäude viereckig. Die Kuppel ist mit Kacheln bedeckt und kegelförmig. Die Kacheln sind, um die Kuppelbasis stehen Koranverse in Stuckarbeiten aufgetragen worden.

Der 40-Säulen-Palast, auch bekannt als Emarate Kolah-Farangi – Gebäude der westlichen Hutform- ist ein weiteres historisches Gebäude in Ghazwin. Das achteckige Bauwerk wurde von den Safawiden gebaut und befindet sich in einem großen Garten im Stadtzentrum. Es besteht aus zwei Stockwerken und einem großen Saal. Die Wände sind mit Malereien und Fest- und Jagdmotiven sowie Tier- und Pflanzenmuster aus der Zeit der Safawiden und Kadscharen verziert. Die Türen weisen Holzschnitzereien auf, die Kacheln prahlen mit ihrer Schönheit. Der Palast wurde 1958 als historisches und archäologisches Gut eingestuft; zurzeit dient es als Kaligrafie-Museum von Ghazwin.

Dutzende Moscheen in Ghazwin aus verschiedenen Epochen der Seldschuken, Safawiden und Kadscharen, genießen ihre Architektur wegen weltweitem Ruhm. In und um die Stadt treffen Besucher auf zahlreiche Wahlfahrtsorte und Grabstätte von Nachfahren des Propheten(S.A.). Die Masdjedul-Nabi-Moschee und die Imamazade-Hussein-Grabstätte sind zwei Beispiele. Die Moschee zählt von ihrem Standort und Größe, Baukonstruktion, Stabilität und des guten Geschmacks zu den gewaltigsten Moscheen von Ghazwin. Sie wurde unter den Safawiden gebaut. Die Kadscharen haben sie später restauriert. Sie verfügt über weitläufige Höfe um das Hauptgelände, wo das Gemeinschaftsgebet verrichtet und Predigten gehalten werden.
Die Grabstätte des Prophetennachfahren Imamzade Hussein befindet sich im Südwesten der Stadt. Sie ist heiliggesprochen worden. Das Gebäude ist von seiner Architektur und den Kachel- und Spiegelarbeiten von besonderer Bedeutung. Die Grabstätte ist ein interessanter Besichtigungsort für in- und ausländische Touristen. Besonders an freien Tagen ist der Wallfahrtsort gut besucht.

Der Basar von Ghazwin hat eine alte und interessante Bauweise. Er gilt als der Kultur- und Geschichtsdrehpunkt der Stadt und als einer der schönsten und ausgewogensten Basare Irans. Die ersten Fundamente wurden vor dem Islam gelegt. Der Ruf seiner Pracht und Schönheit hat Touristen aus aller Welt erreicht. Die Safawiden weiteten das Gelände aus, jeder Teil des Basars konzentrierte sich auf einen anderen Bereich, diese Teile sind mit Wegen und Passagen miteinander verbunden. Der Basar umfasst Moscheen, Bad, Geschäfte und Viertel, die Sara und Timtsche, und ein Gheysarieh, wo Handwerker ihrem täglichen Geschäft nachgehen. In anderen Teilen findet der Handel statt. Die verschiedenen Architekturkomponenten sind auf eine komplizierte Weise zu einem Gesamtwerk vereint worden, die von den religiösen und kommerziellen Voraussetzungen herausgehen und den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedürfnissen entsprechen. Im Bau wurden glasierte Ziegel, Kacheln und Stuckarbeit verwendet. Die Bögen und Kuppel sind mit Lichtluken versehen, die dem Luftdurchzug und der Lichtspende dienen.

In den meisten Städten Irans haben Wohltäter Wasserspeicher bauen lassen, um die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Diese Speicher wurden geschmackvoll gebaut, heute zählen sie zu historischen Kunstbauwerken. Auch Ghazwin verfügt über solche Gebäude. Der größte Wasserspeicher mit der größten Einzelkuppel in Iran ist der Sardar-Bozorg-Speicher, Großer-Feldherr-Speicher. Er wurde von den Feldherren Mohammad-Hassan-Khan und Mohammad-Hussein-Khan, die unter dem Kadscharen-König Fathali-Schah dienten, gebaut.
Der Eingang zum Speicher ist hoch und mit einem Bogen versehen. 50 Steinstufen und 12.5 m tiefer befindet sich das viereckige Bassin mit einer Seitenlänge von 17 Metern. Ganz oben in den gewaltigen Ziegelkuppen wurde ein Windschacht eingebracht. Von diesem höchsten bis zum tiefsten Punkt im Speicher misst man 28.5 Meter. Der Speicher fasst 3600 Kubikmeter Wasser.

In der Provinz Ghazwin findet man noch andere Wasserspeicher. „Hadj-Kazem“ gehört zu den größten und schönsten. Er wurde 1256 im Mondkalender gebaut. 40 Stufen aus gemeißeltem Stein führen in die Tiefe. Oben wurden vier Luftschächte angebracht. Die Außenfassade ist mit Kacheln verziert. Der Eingang ist fein und geschmackvoll gebaut. Die Wasserspeicher in Ghazwin sind heute zu einer Touristenattraktion geworden.
Das Qadjar-Bad und Anthropologische Museum ist eines der ältesten und größten Bäder Ghazwins. Der Feldherr des Safawiden-Königs Shah Abbas, Amir Guneh-Khan Qadjar Ghazwini, baute das Bad 1957 im Mondkalender. Das Bad wurde zunächst das Königsbad genannt. Die Fläche beträgt 1045 qm. Es besteht aus drei Teilen: Sarbineh, etwa die Vorhalle, Miandar, der mittlere Raum, und Garmkhaneh, das Bad; das Bad ist in zwei getrennten Teilen für Männer und Frauen eingerichtet. Der Haupteingang öffnet sich nach Süden. Ein gewundener Treppengang führt Sarbineh zum Haupteingang. In der großen Sarbineh oder Vorhalle befindet sich in der Mitte ein großes Bassin, das über einen Gang zum Bad führt.

Dieses historische Gebäude wurde im Jahr 2000 vom Amt für Kulturerbe der Provinz Ghazwin gekauft, renoviert und als Anthropologisches Museum den Besuchern zugänglich gemacht, drei Ausstellungsteile sind dort zu besuchen: Völker, Sitten und Gebräuche und Berufe.
Die historischen Schätze von Ghazwin beschränken sich nicht auf die genannten Beispiele. In jeder Ecke der Stadt findet man prächtige Bauten aus den Zeiten der Safawiden und Kadscharen. Doch darüber werden wir in der nächsten Woche berichten.