May 23, 2017 18:36 CET

Wir möchten ihnen heute die kunsthandwerkliche Verarbeitung von Edel-und Halbedelsteinen im Iran vorstellen und über die lange Vergangenheit dieses Handwerkes in unserem Land berichten.  Zu diesen Edel- und Halbedelsteinen gehören unter anderem Smaragde, Achate, Türkise, Jade und  Amethyst. Diese kommen im Iran  häufig vor.

Die rohen Mineralien werden für die  Verwendung bei Halsketten, Fingerringen, Armbändern, Ohrringen und ähnlichem schön zurechtgeschliffen und dabei oft  mit einer Fassung aus Gold oder Silber versehen.

Auf Persisch werden die Schmucksteine sanghaje qeymati, Gohar oder Dschawahir genannt. Man versteht darunter Minerale, die besondere Vorzüge besitzen. Meistens handelt es sich um kristallisiertes Gestein. Für ihre Entstehung sind besondere Bedingungen notwendig.  Das langsame Abkühlen von Magma begünstigt die  Kristallisation. Gemäß Geologen kann die Entstehung von Kristallen mehrere Wochen oder Monate dauern. Die Auskristallisation der kostbaren Diamanten vollzieht sich   zum Beispiel in großer Tiefe unter sehr hohem Druck und hohen Temperaturen.

Der Mensch soll schon mindestens vor 7000 Jahren  Schmucksteine verwendet haben.  Früher galt der Besitz von kostbaren Steinen als Zeichen für Reichtum. Die Herrscher ließen ihre Schmuckgegenstände aus edlen Metallen mit kostbaren bunten Edelsteinen verzieren.   Muscheln und Edelsteinen wurde nicht nur von Frauen  als Schmuck verwendet, sondern man glaubte auch an vielen Orten der Welt, dass sie eine heilende Wirkung hätten und besondere Zauberkräfte besäßen.  So gab es den Aberglauben, dass diese kostbaren Steine den Satan fernhalten und vor Unglück und Krankheit bewahren. Man dachte, dass der Besitzer von den Engeln unterstützt wird und diese  Steine Glücksbringer sind.  Die Ansicht, dass Schmucksteine Krankheiten heilen könnten, war  sogar noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Welt verbreitet.

 

So herrschte und herrscht teilweise noch die Ansicht, dass eine übernatürliche Beziehung zwischen manchen Steinen und der Welt des Unbekannten besteht. Man schrieb früher  jeden Schmuckstein einem bestimmten Stern zu  und jedem dieser Sterne und Schmucksteine wurde  ein bestimmter Monat zugeordnet. 

Heute sind Edelsteine aber kaum noch als  Wahrzeichen für einen Monat gefragt, sondern sie zählen inzwischen in vielen Ländern als langfristige Kapitalanlage.   Edelsteine nehmen  im Vergleich zu vielen anderen Kapitalanlagen kaum Platz ein und ihr Wert wird weniger von der Inflation gefährdet.  Geschliffene Edel- und Halbedelsteine machen   einen erheblichen Anteil des Exportes von Nicht-Erdöl-Gütern aus.  

Laut Statistiken verfügt Iran über   einen hohen Anteil  an den weltweiten Vorkommen von kostbaren Steinen. Sie lassen sich unterscheiden nach Steinen mit organischen Ursprüngen wie Perlen, Korallen, Bernstein und Pechkohle sowie nach wertvollen Steinen  anorganischen Ursprungs und Mineralien wie die besonders teuren Diamanten,  Rubine, und Topas.  Es gibt natürlich auch weniger kostbare Mineralien – die aber wegen ihrer Schönheit dennoch geschätzt werden.

Im antiken Iran   waren Juwelen und kostbare Steine ein Zeichen für den gesellschaftlichen Stand. Die Iraner legten zu der Zeit großen Wert auf Prunk und Luxus und schmückten Haartrachten und Kleidung und Gefäße mit Edelsteinen. 

 

Die Ausgrabungen in der  Schahr-e suchteh in Sistan,  Südosten Irans,  liefern  Anhaltspunkte dafür, dass 3000 vor Christus die Verwendung von Edelsteinen als Schmuck im Iran üblich war. Da man den wahren Namen dieser Stadt noch nicht feststellen konnte, wird sie von den Archäologen wegen eines zweimaligen Großbrandes, dessen Spuren noch  zu sehen sind, Schahr-e Suchteh genannt – nämlich verbrannte Stadt.  

Die Bewohner dieser antiken Stadt waren Handwerker. Die Untersuchungen ihrer Skelette zeigen, dass bei den meisten von ihnen schon im jungen Alter die Wirbel im Hals und im Rücken aufgrund harter Arbeit zusammengedrückt waren. An den Schmuckstücken, die man in dieser Stadt gefunden hat, ist zu sehen, dass die Bevölkerung sich mit dem Abbau von kostbaren Steinen und ihrer Verarbeitung zu schönem Schmuck auskannte.  Man hat bei Ausgrabungen in dieser Stadt Perlen und Halsketten aus Lapislazuli  und Gold gefunden. Die Kunsthandwerker fertigten kleine Goldplättchen mit einem Durchmesser von weniger als einem Millimeter an, und fügten sie mit  Lapislazuli-Perlen zu einem Röhrchen  zusammen,  dessen beiden Enden zu einer Halskette zusammengebogen wurde.  

Die Bewohner von Schahr-e Suchteh  haben auch Gewänder mit kostbaren Steinen bestickt. In einem Grab hat man das Skelett einer Toten gefunden, die ein Gewand ähnlich dem indischen Sari trug, welches vorne  von oben bis unten  mit Plättchen  und Edelsteinen verziert war.

1300 bis 300 vor Christus waren unter den Bewohnern der iranischen Hochebene Schmuck aus Kupfer und bunte Perlenketten üblich.  Auch unter den Achämeniden (die noch vor Christus herrschten) war die Anfertigung von Schmuck aus Gold und Edelsteinen von Bedeutung. Aus dieser Zeit hat man Armbänder, Broschen, Armreifen, Knöpfe, Ringe, Stickereien und Perlen und Halsketten, die mit Edelsteinen verziert waren, gefunden.

 

Unter den Sassaniden (3. bis 7. Jahrhundert nach Christus) herrschte - wie bei vielen anderen Künsten auch für das Kunsthandwerk mit Gold und Juwelen  eine Blütezeit wie an den raffinierten Siegeln und der Qualität der Münzen, den Zierbändern an Königskronen und an den kunstvollen Gegenständen aus Silber und Schmucksteinen zu sehen ist.

Nach Beginn der Islamischen Ära  folgten die Künstler im Iran dem religiösen Bilderverbot und den Geboten hinsichtlich der Verwendung von Edelmetallen. Sie  wandten sich neuen Techniken zu, wie der Malileh-Stickerei mit Edel- und Halbedelsteinen, der Minaa-Kaari und den Reliefarbeiten. In den ersten zwei Jahrzehnten dieser Ära  wurden noch alte Motive und Ornamente aus der vorislamischen Zeit verwendet, doch dann setzte sich die neue Religion immer mehr durch und die iranische Kunst wurde typisch islamisch. Die Verzierung im  islamischen Kunsthandwerk wird von geometrischen Formen geprägt sowie von Ornamenten in Anlehnung an die Welt der Pflanzen. Dieser Wandel in den Motiven machte sich natürlich auch bei der Anfertigung von Schmuckstücken bemerkbar. 

Im 12. und 13. Jahrhundert nach Christus  fertigte man im Iran Armbänder aus Gold, Silber und Bronzen in Form von Reifen an.  Goldene Ohrringe in Form von kleinen Mondsicheln wurden mit  Malileh geschmückt ,  und Halsketten aus Gold mit kostbaren bunten Steinen verziert.

Damit schließen wir für heute unseren Beitrag über die künstlerische Verarbeitung von Edel- und Halbedelsteinen im Iran. Mehr über dieses Kunsthandwerk beim nächsten Mal