Mit uns durch Iran-Teil 129
Im Namen des Gottes Seien Sie gegrüßt und willkommen zu einer neuen Folge aus unserem Reisemagazin. In dieser Woche sprechen wir über die Provinz Ghazwin.
Diese historisch bedeutende Provinz birgt zahlreiche Denkmäler in sich, etwa 11% der registrierten nationalen Denkmäler befinden sich in Ghazwin. Früher war Ghazwin Teil der Provinz Zandjan. 1996 trennte sich Ghazwin von Zandjan und wurde der Provinz Teheran zugeteilt. 1997 wurde Ghazwin schließlich aufgrund seiner besonderen Gegebenheiten als selbstständige Provinz in die Landesaufteilung eingeführt.
Die Provinz Ghazwin, etwa 15800 qkm groß, befindet sich im Nordwesten Irans. Ihre Nachbarn sind Mazandaran, Gilan, Hamedan, Zandjan, Markazi und Alborz. Landschaftlich zeichnen sich drei verschiedene Typen ab: Die Gebirgsregion, Flachland und Vorbergregionen. Die Provinz liegt auf den grünen Berghängen des Elburz-Gebirges, unter den zahlreichen hohen Berggipfeln ragen der Khaschchal (خشچال) mit 4180, Sayalan mit 4350 und Schah-Alborz mit 4300 hervor; der letztere wird als Juwel der Elburz-Gipfel gefeiert.

Die Gebirgsketten, die sich vom Westen nach Osten in der Provinz ziehen, bedecken fast die Hälfte der Provinzfläche. Es handelt sich eigentlich um zwei Gebirgsketten. Dazwischen liegen Täler und Flachland, wo sich die Bevölkerung hauptsächlich niedergelassen hat. Dem Gebirge in Ghazwin entspringen wichtige und wasserreiche Flüsse, die das Flachland speisen. Das Ghazwin-Flachland ist sowohl historisch als auch wirtschaftlich von großer Bedeutung, denn Geschichte, Landwirtschaftsprodukte und Tierwelt sind hier reich vorhanden. Viele iranische Archäologen sind der Überzeugung, dass die Agrarkultur ihre Anfänge auf dem Ghazwin-Flachland gefunden hat und von dort aus in den Osten und in das Herz des iranischen Hochplateaus übertragen wurde.
Die Pflanzenwelt der Provinz Ghazwin besteht hauptsächlich aus Weidenland und in beschränktem Umfang auf den Anhöhen zur Provinz Gilan und Mazandaran aus Waldlandschaft. Die häufigsten Pflanzenarten sind Eichen, Wildäpfel, Wildpistazien, Berberitzen und Nussbäume. Das Weidenland umfasst etwa 55% der Gesamtfläche und ist von Gebirgslandschaft im Norden und Süden eingerahmt.

Weite Teile der Provinz werden von verschiedenen Tierarten bewohnt, dazu zählen verschiedene Säugtiere, Vogelarten und Wassersiedler wie Steinböcke und Ziegen, Rehe, Bären, Panther, Hyänen, Luchse, Füchse, Schakale, Eichhörnchen, Rebhühner, Tauben, Adler und Enten. Die Naturschutzgebiete in der Provinz umfassen zwei Regionen, in denen die Jagd verboten ist, in Baschkul im Westen von Takestan und Rudbar Alamut im Nordwesten von Ghazwin.
Ghazwin war Ansiedlungsort iranischer Völker in der Antike, es birgt das Erbe von Kultur und Zivilisation durch verschiedene historische Epochen. Auf dem iranischen Hochplateau ist Ghazwin seit jeher ein wichtiges Zentrum gewesen, wo sich Menschen angesiedelt haben. Die Funde und die archäologischen Denkmäler in dieser Region zeigen die mehrere tausend Jahre alte Geschichte auf. Schriftstücke besagen, Ghazwin sei in der Dynastie der Mäder entstanden. Die Tati-Sprache, die in Takestan, Buin-Zahra und einigen Dörfern in Alamat gesprochen wird, gehört zu den alten Sprachen.
Die Ausgrabungen in den antiken Hügeln um Ghazwin Sagezabad, Buin-Zahra und Takestan haben ergeben, dass die Urbanisierung und Zivilisation in dieser Region vor 8000 Jahren begonnen haben. Die Funde belegen, dass die ersten Völker hier die Landwirtschaft und Industrie kannten.
Nach der Erscheinung des Islam war Ghazwin in den ersten drei Jahrhunderten nach der Hedschra verschiedenen politischen Ereignissen ausgeliefert. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts bis zum Überfall des Mongolen Holaku-Khan 645 im Mondkalender befand sich die Region unter Herrschaft der Ismailiten. Ab den Ilkhanen, die in Soltaniyeh in Zandjan ihre Hauptstadt einrichteten, hat Ghazwin eine besondere Blüte und Aufschwung erlebt. Unter den Safawiden erlangte sie den Höhepunkt ihres Ruhms.
Obwohl Ghazwin flächenmäßig nicht groß ist, doch haben sich hier verschiedene Völker mit ihren eigenen Sprachen, Sitten und Gebräuchen angesiedelt. Im Norden der Ghazwin-Ebene sprechen die Menschen Persisch. Im Nordwesten und Süden haben sich türkischsprachige Stämme niedergelassen. In westlichen Teilen der Provinz besonders in Takestan und umliegende Dörfer ist die Tati-Sprache gebräuchlich. Kurdisch und Lurisch wird im Osten der Provinz gesprochen.
Die Bedeutung der Provinz Ghazwin ist sehr hoch zu schätzen, da sie sich auf der wichtigen und strategischen Route, die die Hauptstadt Teheran mit Städten im Westen des Landes und Europa verbindet, befindet. In der Provinz sind historische Denkmäler in großer Anzahl vorhanden. Dieses reiche Kulturerbe beschert der Provinz eine Vormachtstellung als Kultur- und Geschichtsschwerpunkt im Land. Die Stadt Ghazwin, Zentrum der Provinz, befindet sich 150 km westlich von Teheran. Im Norden liegen die Alamut-Berge, im Westen Takestan, im Süden das Ghazwin-Flachland und Buin-Zahra und im Osten Ab-Yek. Manche Historiker sprechen die Altstadt dem Sassaniden-König Schahpur zu. In ferner Vergangenheit galt die Stadt als große Festung, die die Angriffe der Deylamian, die aus dem Gebirge im Norden kamen, abwehren sollte.
Die geografische Lage von Ghazwin, das fruchtbare Weidenland und seine Verbindungen zu anderen zahlreichen Kulturen und Völkern sind u.a. Gründe, warum das Leben und die Entwicklung in diesem Landesteil niemals zum Stillstand gekommen sind.
Die politische und historische Bedeutung waren Grund genug für Herrscher jener Zeiten, um die Stadt als ihre Hauptstadt zu wählen, so auch die Safawiden. Die Stadt weist immer noch historische Züge auf. Zahlreiche historische Bauten, Moscheen und Staatsgebäude, Stadttore, Friedhöfe und historische Hügel sowie Funde in all diesen Bauten zählen zu dem reichen Kulturerbe.
Seit einigen Jahrzehnten hat sich Ghazwin als Industriestandort behaupten können. Gleichzeitig sind Viehhaltung und Landwirtschaft hier ebenfalls großen Anklang. Ghazwin ist besonders für ihre Weingärten berühmt.

In den europäischen Reiseberichten kommen immer wieder Hunderte Kilometer lange Weingärten vor, die die Stadt umgeben, eine Einnahmequelle für die Menschen in und außerhalb der Stadt. In Ghazwin wurden erste Projekte der neueren Landwirtschaft umgesetzt.
Das Weidenland in Ghazwin umfasst nicht mehr als 1% der gesamten Landesfläche, doch die Produktionszahlen für Landwirtschaft und Viehzucht zeigen, wie fortschrittliche diese Zweige in dieser Region sind.
Die Industrie in Ghazwin hat unter anderen Städten des Landes ebenfalls einen besonderen Ruf. In den Vororten haben sich Industrieanlagen angesiedelt, die Ghazwin zu einem wichtigen Industriestandort emporheben.
Diese Anlagen haben sich im Südwesten von Ghazwin, in der Industrie-Stadt Allborz konzentriert. Wichtige Unternehmen wie die Fabrik zur Herstellung von Eisenpuder und das 2000-Megawatt-Kraft Schahid Radjai sowie Hunderte Industrieunternehmen haben eine feste Verbindung zwischen Handwerk, Groß-, und Kleinindustrie geschaffen. Das Industrie- und Landwirtschaftspotenzial in der Region gilt gleichzeitig als Anziehungsgrund für Einwanderer aus ganz Iran. Dies ist bei einem Rundgang in der Stadt deutlich zu bemerken.

Wie zuvor gesagt, ist die historische Stadt ein Sammelort für zahlreiche und beispiellose historische Bauten wie die große Gesamtmoschee, die Aminiha-Gebetsstätte, das Grabmal von Hamdullah Mostoufi, der 40-Säulen-Palast und viele mehr. Aus diesen Denkmälern geht hervor, dass Ghazwin schon immer ein Zentrum der Wissenschaft und ein Ort der Kunst und der Künstler gewesen ist.
Bekannte Persönlichkeiten wie der Gelehrte des 6. Jh. Ghazwini Razi, der Rechtsgelehrte und Wissenschaftler des 6. Jh., Rafe-i Ghazwini, der Verfasser der ersten großen Enzyklopädie Irans, Akbar Dehkhoda, und der Ministerpräsident und angesehene Revolutionär, Märtyrer Mohammad Ali Radjai, befinden sich unter diesen Persönlichkeiten.
In den nächsten Wochen werden wir uns näher mit der Geschichte und Persönlichkeiten aus Ghazwin auseinandersetzen.