Mit uns durch Iran-Teil 128
Im Namen des barmherzigen Gottes! Schönen Gruß an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer! Heute kreuzen wir weiter durch die Provinz Luristan.
Luristan bietet die schönsten und zahlreichsten Kultur- und Kunstwerke Irans. In dieser Region herrschen noch ihre eigene Kultur, ihre Sitten und Gebräuche. Kulturell ist sie weitgehend unberührt und drisch. Heute möchten wir uns etwas mit der Folkloremusik aus dieser Provinz befassen.
In fast allen modernen Kulturen existiert neben der nationalen und der traditionellen Musik auch die Folklore, die sich je nach der Region in einem besonderen Kulturkreis bewegt. Angesichts der geografischen Größe ist eine Vielfalt an Folklore in Iran vorhanden. Diese Vielfalt erstreckt sich vom Norden nach Süden, vom Westen nach Osten und repräsentiert Kultur, Sprache, Kunst, Sitten und Gebräuche der jeweiligen Kulturregion. Man glaubt, durch verschiedene Länder mit verschiedenen Kulturen zu wandern. Die Musik aus Luristan ist Ausdruck der Lebensfreude, untermauert mit Standhaftigkeit, Liebe und Loyalität.

Die Musik der Provinz ist vollkommen frisch und unberührt, sie handelt von Kampf, Religion, Freude und Liebe. In ihren geheimen und offenen Winkeln zeigen die kämpferische und mutige Mentalität der Luren-Stämme, ihre Sorgen, ihre Freuden und ihr Lebensmut vor. Sie ist inspiriert von der besonderen Natur dieser Region und dem schwierigen und von Kampf gegen die Natur, gegen Feinde und Konkurrenten durchzogenen Leben. In Luristan herrscht eine tiefe Verbindung zwischen Musik und Gedicht bzw. zwischen Musiker und Dichter. Manchmal sind die Musiker selbst die Poeten und manchmal auch umgekehrt. Traditionelle Instrumente finden sowohl bei Freudenanlässen als auch bei Trauerfeierlichkeiten Anwendung. Die Trauermusik, gespielt mit Flöte und Trommel, wird Chamary genannt. Manchmal wird diese Musik zu den Trauerfeierlichkeiten im Monat Moharam gespielt, um die Trauernden auf den Straßen und Stadtplätzen zu versammeln. So hört sie sich auch als epische Heldenmusik an. Bei Freudeanlässen und Festen in den meisten Dörfern und Regionen von Luristen kommen wieder diese Flöten- und Trommelsorte, genannt Saz o Dohol, zum Einsatz. Es entsteht eine freudig-fröhliche Atmosphäre, die auch mal einige Tage dauern kann.
In der letzten Sendung sprachen wir von dem abwechslungsreichen Klima in Luristan. Die Änderungen sind vom Norden nach Süden und vom Osten nach Westen sehr markant.
Im Winter herrscht im Norden der Provinz Schneesturm, gleichzeitig ist das Wetter im Süden regnerisch und angenehm. In westlichen Teilen wie Sefid-Kuh werden im Vergleich zu östlichen wie Do-Rud und Aligudarz höhere Niederschläge verzeichnet. Dieses Klima erlaubt der Natur in voller Pracht zu erblühen, zur Freude von Naturliebhabern.
In Luristan fließen 33 Flüsse in drei Einzugsgebiete. Dez, Karkhe und der Zentralregion; die zwei ersteren beanspruchen 96% der Provinzfläche für sich. Das dritte Einzugsgebiet liegt im äußersten Osten der Provinz.

Strömende und große Flüsse haben erstaunliche Wasserfälle kreiert, die aus den Felsen schießen, so etwa 50 an der Zahl, die über die Provinz verteilt sind. Die meisten Wasserfälle liegen auf dem Stromfluss der Flüsse. Ein ähnliches Naturspiel ist vielleicht in keiner anderen Provinz in Iran zu beobachten.
Der Schewy-Wasserfall, wir sprachen letzte Woche darüber, trägt den Titel des schönsten Wasserfalls in Iran. Er nennt sich auch Tele-Zang und liegt im Süden der Stadt Do-Rud und in der Nähe des Dorfes Schewy. Er strömt aus einer Höhle, gießt von sehr hoch in die Tiefe, etwa 100 m, der Wasserfall ist 40 m breit; die Natur ist hier kaum an Schönheit zu überbieten. Um den Wasserfall ragen Eichen und Mandelbäume in die Luft. Im Frühling strömen Reisende aus ganz Iran heran, um den schönsten Wasserfall des Landes aus nächster Nähe zu betrachten und dort eine gute Zeit zu verbringen.

In der einzigartigen Natur von Luristan kommt eine besondere Fauna vor; in einer Höhle in Luristan findet man eine seltene Karpfensorte, die die Einheimischen Mahi-Kur (blinder Fisch), nennen. Er ist der erste wahre Höhlenfisch der Welt; erstmals 1937 ist ein dänischer Geologe auf ihn aufmerksam geworden, als er Iran besucht. Er stelle Untersuchungen an. Diese Sorte findet sich nur in Iran und so zählt er zu den wertvollen Ressourcen des Landes. Der Fisch gilt als einziges nationales Naturdenkmal der Provinz, das 2003 registriert wurde.
Der Salamander aus Luristan ist eine weitere Tierart, der vom Aussterben bedroht ist. Er ist eigentlich in den südlichen Regionen der Provinz sowie im Norden von Khuzestan, dem Bezirk Papey und in den Bakhtiari-Regionen vorzufinden. Der rote Salamander wurde unter Naturschutz gestellt. Die ohrenlose Kröte ist eine ebenfalls der Region vorbehaltene Tierart in Luristan.

Im letzten Teil der Sendung möchten wir noch kurz das Handwerk der Provinz zur Sprache bringen. Sie hat lange Tradition und ist sehr vielfältig. Keramikarbeit geht weit in die Geschichte der Provinz zurück. Manche Funde stammen aus dem 7. bis 8. Jahrtausend vor Christus. Die Gefäße wurden hauptsächlich von Frauen und für verschiedene Zwecke hergestellt. Die Muster und Malereien auf den Gefäßen repräsentieren die Gefühle und Gedanken ihrer Schöpfer, meistens sind es Pflanzen, geometrische Muster oder Tiere, die fein und künstlerisch aufgemalt wurden. Keramikstücke aus den Hügeln und historischen Geländen in Khoramabad zeigen, welchen Abwechslungsreichtum diese geometrischen Muster aufweisen. Die Teppichweberei ist ein aktiver Wirtschaftszweig in Luristan, der gleichzeitig das Kunsthandwerk der Provinz ist. Khoramabad, Aligudarz, Do-Rud und umliegende Dörfer sind die Zentren dieser Kunst.

Auch der Kelim zählt zur Handarbeit. Da die Bevölkerung im Wesentlichen aus Nomadenstämmen besteht, obliegt die Herstellung der Kelims hauptsächlich den Frauen. Khoramabad, Kuhdascht und umliegende Dörfer sind die eigentlichen Herstellungsorte. Die Herstellung von Gegenständen und Waren aus Neusilber ist ein weiterer Zweig des Handwerks in dieser Provinz. Zentrum dieses Handwerks ist Boroudjerd. Die Künstler lassen ihren Geschmack und ihre Vorlieben, inspiriert von der Natur, in ihre Werke fließen. Im Grunde handelt es sich um die Bearbeitung des Neusilbers, also eine Mischung aus Kupfer, Nickel und Zink. Die Kunst ist nicht nur in Iran gängig, sondern auch weltweit sehr bekannt. Kenner müssen gleich an Boroudjerd als Zentrum dieser Waren denken.
Liebe Hörer, wir verabschieden uns bis nächste Woche. Khodahafez!