Jun 05, 2017 09:38 CET

Im Namen des gütigen und barmherzigen Gottes, Liebe Zuhörer! Wir setzen in unserer heutigen Sendung die Reise nach Ghom im Süden Teherans fort.

Hier sprachen wir über die Geschichte der Stadt und die zahlreichen Denkmäler, die davon zeugen. Die Stadt wurde in der Ära der Pischdadian, Jahrtausende vor Christi Geburt, gebaut.

Den Unterlagen zufolge wurde Ghom im Jahr 23 nach der Hedschra von den Muslimen erobert. Der Islam eroberte die Herzen der Menschen dieser Stadt in einem Maße, dass sie während der Herrschaft der Abbassiden zum Zufluchtsort der Anhänger der Prophetenfamilie und jener Gläubigen wurde, die vom Unrechtsstaat der Abbassiden und Omayyiden verfolgt wurden. So entwickelte sich Ghom zu einer großen Stadt, in der sich die die Liebhaber des Propheten(s.a.) versammelten.

Unter den Kalifen der Abbassiden und Omayyiden wurden islamische Städte wie auch Ghom von ihnen kontrolliert, so dass sie   189 im Mondkalender während der Herrschaftszeit von Haroun Al-Raschid von Isfahan getrennt wurde und als unabhängige Stadt eine eigene Geschichte bekam. Nach der Unabhängigkeit übernahm die Stadt die Aufgabe, die Anhänger des Propheten und seine Familie und Nachkommen zu beschützen, daher lehnte sie auch die Lokalmächte ab.

Ein weiterer Faktor für die Berühmtheit der Stadt ist das heilige Mausoleum von Fatima(a.), der Tochter  des Propheten des Islam, das sich hier befindet. Es ist historisch belegt, dass nach der Beisetzung von Fatima(a.) in Ghom die Stadt ihre Blüte erlebte, so dass die Stadt, laut Schriften von Yaghoubi in Mojam-ul Boldan, Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrhunderts zu den großen Städten in der islamischen Welt aufgestiegen war.

In der Zeit der Al-e Buye, als die Abbassiden von Iran ferngehalten wurden, hat der berühmte Wezir von König Rokn-ul Doleh, Sahib bin Abad, die Stadt Ghom zu ihrem Ruhm geführt. Unter den Seldschuken jedoch fiel sie in Ungnade. Doch ab der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts nimmt Wohlstand und Entwicklung der Stadt wieder Fahrt an und Mitte des 6. Jahrhunderts  hat sie sich weitgehend fortschrittlich entwickelt. Im 7. Jh. wird die Stadt von den Mongolen überrannt. Diese schlachteten Klein und Groß ab. Mord und Plünderung im Jahr 621 waren die Folge des mongolischen Zorns. Unter den Teymuriden blüht Ghom wieder auf, für eine Zeit lang wird sie zum Regierungssitz. 846 im Mondkalender hat Mirza Sultan Mohammad, der von Schahrokh zum Statthalter Iraks ernannt wurde, Ghom als seinen Regierungssitz gewählt. Andere Prinzen wählten Ghom als Erholungsort für ihre Winter. Mit den Safawiden erlebte Ghom besondere Aufmerksamkeit, die Schia wurde zur offiziellen Staatsreligion gewählt und Ghom reihte sich in die wichtigen Pilgerstädte Irans ein. Mit dem Angriff der Afghanen wurde Ghom zum wiederholten Male zerstört, viele Menschen wurden ermordet, doch die Stadt selbst überlebte.

Das heilige Mausoleum und die Grabstätte der Propheten-Tochter  Fatima(a.) in Ghom war schon immer ein Anziehungspunkt für die Stadt. Neben dem Mausoleumsgelände wurden Dutzende Religionsschulen, Forschungszentren, Moscheen und religiöse Stätten errichtet; sie demonstrieren die Bedeutung der Stadt als das Zentrum, aus dem die islamische Kultur und die islamischen Lehren in aller Welt verbreitet werden. Die größten theologischen Schulen in der islamischen Welt bilden heute in Ghom Studenten aus ganz Iran und aus aller Welt aus. Hier werden reine und fundierte islamische Kenntnisse unserer heutigen Welt vermittelt, so entwickelt sich die Stadt zum Ausgangspunkt wissenschaftlicher und religiöser Fortschritte, und gleichzeitig ist sie Zentrum des Widerstandes, Standhaftigkeit und des islamischen Aufstandes.

Werfen einen kurzen Blick auf die Entstehungsgeschichte der theologischen Schulen in Ghom.

Die Stadt war schon immer ein Ort der Zusammenkunft von großen islamischen Gelehrten und Islamkennern. Das Interesse der Menschen an islamischen  Lehren hat  im Laufe der Jahrhunderte dazu geführt, dass sich  die Stadt  zu einem wissenschaftlichen Zentrum entwickelt; große Persönlichkeiten wie der große Philosoph und Denker der islamischen Welt Mollasadra Schirazi und der berühmte Hadith-Gelehrte Feyz Kaschani haben in Ghom ihre Schüler ausgebildet.

In der ersten Hälfte des 13. Jh. nach Hedschra hat Ayatollah Mirza Ghomi, einer der bekanntesten Gelehrten, den Grundstein für die theologische Schule von Ghom als wissenschaftlich-religiöses Zentrum gelegt. 1301 im Sonnenkalender, etwa 1922,  traf Ayatollah Scheich Abdelkarim Haeri Yazdi in Ghom ein, und weihte offiziell die Schule ein. Der wichtigste Schritt nach der Gründung war der Ausbau der theologischen Schulen, bei denen auch die Lehrmethoden entwickelt wurden.

Der Gründer der islamischen Republik, Imam Khomeini(Friede sei mit ihm), selbst ein ausgezeichneter Schüler von Ayatollah Haeri, sagte  ehrwürdig über seinen Lehrer: „Reza-Schah wollte die theologischen Schulen zerstören und die Geistlichkeit vernichten. Ayatollah Haeri beschützte nicht nur die Schulen, sondern auch die Geistlichkeit. Diese Gabe wurde uns weitergegeben, damit wir sie unsererseits an andere weitergeben.“

Nachdem die theologischen Schulen in Ghom Fuß fassten, erlebt die Stadt eine erneute Blüte islamischer Wissenschaften. Aus dem ganzen Land versammelten sich islamische Wissenschaftler und Rechtsgelehrte in der Stadt. Darunter auch Ayatollah Boroudjerdi, unter dessen Führung die theologischen Schulen von Ghom als wissenschaftliches und religiöses Zentrum bekannt wurden. Mit dem Verscheiden von Großayatollah Boroudjerdi übernahm Großayatollah Khomeini(Friede sei mit ihm) die Aufklärungsbewegungen der Geistlichkeit und die Führung der Schulen. Er sprach jene Aspekte im Islam an, die im Laufe der Geschichte unglücklicherweise in Vergessenheit geraten waren, z.B. Regierungsfragen und soziale und politische Angelegenheiten, die er wieder an die Öffentlichkeit brachte.

Imam Khomeini(Friede sei mit ihm) lehnte die Theorie der Trennung der Religion von der Politik ab, denn für ihn besitzt die Religion die Kapazität, sich den menschlichen Anliegen in allen Zeiten und bei allen Generationen anzupassen und dessen Bedürfnisse zu decken.  In diesem Sinne führte Imam Khomeini(Friede sei mit ihm) den Kampf und die Befreiungsbewegungen der iranischen Bürger an, die schließlich zu einer großen Revolution führten. Die theologischen Schulen von Ghom wurden als Zentrum islamischer und revolutionärer Aktivitäten Ost und West bekannt. In den vergangenen Jahrzehnten haben die theologischen Schulen aktiver als zuvor in verschiedenen Bereichen der Religion, Politik und Kultur starke Präsenz gezeigt. Heute gelten die Schulen als größtes Zentrum für Verbreitung des islamischen Gedankenguts und als große Universität, die in islamischen Fächern wie Rechtslehre, Philosophie, Mystik, Wirtschaft, Exegese, Wortkunde und vielen anderen Fächern die intellektuellen und kulturellen Fragen  der islamischen Umma beantworten und Tausende Forscher aus In-, und Ausland bei sich versammelt haben.

Eine positive Folgeerscheinung der theologischen Schulen sind die religiösen Schulen in Ghom und vielen anderen Städten. Die bekannteste ist die Feyzieh-Schule. Sie befindet sich neben dem Mausoleum von Fatima(a.). Das Gebäude wurde von den Safawiden 934 im Mondkalender errichtet. Die meisten großen islamischen Gelehrten unserer Zeit haben in dieser Schule gelernt und gelehrt. Während der islamischen Bewegung in Iran funktionierte die Schule als Stützpunkt für den religiös-politischen Kampf gegen das Schah-Regime. So wurde sie 1963 und 1975 vom Sicherheitsdienst des Schahs angegriffen, wobei einige Studenten den Märtyrertod fanden. Die Feyzieh-Schule wurde wiederholt restauriert, das heute dort stehende Gebäude stammt aus den Jahren 1213-1214 im Mondkalender.

Andere Schulen wie Dar-ul Schafa, Hodjatieh, Maasumiyeh, Djame-atul Zahra und viele andere befinden sich ebenfalls in Ghom. Sie alle versammeln zahlreiche Forscher und Studenten in sich und bilden ein bespielloses wissenschaftliches Zentrum. Daneben existieren auch andere Hochschulinstitutionen und Universitäten in der Stadt.

Nächste Woche setzen wir unser Reisejournal fort. Bis dahin Auf Wiederhören.