Jun 05, 2017 10:30 CET

Im Namen des Gottes! Willkommen zu einer weiteren Folge aus der Reihe „Mit uns durch Iran“.

Dieses Reisejournal stellt Ihnen, wie Sie bestimmt schon wissen, jede Woche eine andere Ecke  in Iran vor. Iran gehört zu den wenigen Ländern, in dessen verschiedenen Region die Temperaturen sehr unterschiedlich sind und daher ist es geografisch ein besonderes Land.

Hier herrschen alle vier Jahreszeiten zur gleichen Zeit. Im Norden ist es grün und feucht mit mediterranem Klima, in den Gebirgsregionen herrscht ein anderes Klima als am Rande der Wüste, wo die Menschen ein trockenes Klima vorfinden. Die Provinz Qom gehört zu diesen Regionen. Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen in diesen Wüstenregionen die Bäche, Flüsse und Khanate, um Landwirtschaft zu betreiben. Die heilige Grabstätte der Maasumeh, Schwester von Imam Reza(a) befindet sich in Qom, zudem ist Qom das Zentrum der Geistlichkeit und Stützpunkt der islamischen Revolution; andererseits befindet sich Qom auf einem bedeutenden Handels- und Kommunikationsknotenpunkt. Wie Sie schon erahnen, geht es heute also nach Qom.

Die Provinz Qom befindet sich im Süden Teherans und an der Wüste in Zentraliran und ist etwa 14.000 qkm groß. Im Norden grenzt die Provinz an Teheran, im Osten an Semnan, im Süden an Isfahan und im Westen an die Markazi Provinz.

Provinzhauptstadt und zugleich wichtigste  Stadt  ist Ghom. Etwa 25% der Provinzfläche besteht aus Gebirge, der Rest ist Flachland. Die Unebenheiten von Ghom werden in Gebirge, Berghänge und Weidenland. Das Gebirgsland befindet sich hauptsächlich im Süden und Südwesten der Provinz, dort wird auch der höchste Niederschlag verzeichnet. Zu den wichtigsten Regionen im Gebirge von Ghom gehört das Jagdverbotsrevier „Palang-Dareh“ etwa Panther-Tal. Die Provinz befindet sich am Wüstenrand, liegt fern vom Meer und hat großen Höhenunterschied mit dem Meeresspiegel, es hat ein trockenes Klima, geringe Luftfeuchtigkeit und geringen Niederschlag. So sind die Sommer warm und die Winter relativ kalt. Der Temperaturunterschied zwischen den wärmsten Jahreszeiten im August und den kältesten im Januar liegt bei 75 Grad Celsius.  Der Niederschlag beträgt durchschnittlich 140 mm, der hauptsächlich im Winter erfolgt.

Der Fluss Ghom-Rud oder Rud-Anar-Bar fließt durch die Stadt. Er ist 288 Km lang, entspringt dem Zard-Kuh Bakhtiari im Zagros-Gebirge und fließt durch Golpayegan und Mahalat bis zum Ghom-See im Osten der Provinz. Interessanterweise wird der Fluss auf seiner Bahn an verschiedenen Orten unterschiedlich genannt. Der See von Ghom ist auch als Houz-Soleiman, Bassin von Salomo, bekannt. Er befindet sich im Osten der Teheran-Ghom-Autobahn und ist 120 qkm groß.

Im westlichen Teil des Sees glänzt immer der gute Wasserspiegel. Der östliche Teil besteht eigentlich aus einem Salz-See. Dieser Teil füllt sich in Regenzeiten mit Wasser, wenn es trocken wird, sieht man hier nur ein Moorgebiet. Die zahlreichen Berge sind von unterschiedlicher Höhe. Der höchste Berg in der Provinz nennt sich Takht Sar-Houz, er ist 3193 m hoch und liegt 47 km südlich von der Stadt Ghom. In zentralen Regionen der Provinz trifft man auf weitere Berge u.a. Kuh-Yazdan im Westen.Die Wirtschaft in Ghom basiert auf Landwirtschaft, Viehhaltung, Handwerk und Industrie. Die Landwirtschaft in den zentral gelegenen Dörfern passt sich der Berglandschaft an, das Klima ist mild und manchmal kalt, so sind Obstbäume, die in kälteren Region gedeihen, angesagt, darunter Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Aprikosen und Kirschen; es haben sich kleinere Obstplantagen gebildet. Die Produkte werden auch in Form von Trockenfrüchten vertrieben und sind für die Wirtschaft der Dorfbewohner von großer Bedeutung.

Die Dörfer auf dem Flachland, wo es warm ist, bauen hauptsächlich Granatapfel, Feigen, Gemüse, Kräuter, Baumwolle, Gersten und Weizen an. Insgesamt liefert die Provinz Weizen, Gersten, Baumwolle, Rote Bete, Mais und Sonnenblumenkerne.

Auch die Tierhaltung in Ghom  hat lange Tradition, manche Stämme und Nomadenvölker westlicher Provinzen Irans verbringen die kalten Winter in dieser Provinz. Kühe, Schafe und Geflügel werden sowohl industriell als auch traditionell gezüchtet.

Die Provinz Ghom liegt zwischen zwei wichtigen Industriezentren des Landes, nämlich Teheran und Isfahan. So gedieh die Provinz in den letzten Jahren zu einem Arbeitsplatz von Handwerkern und Industriezweigen, die sich auf diese beiden Provinzen konzentrieren. Die Industrie in Ghom basiert hauptsächlich auf Nicht-Metall-Industrie. Die Produkte werden landesweit vertrieben. Über 1000 Produktionswerke sind zurzeit in Ghom mit der Lieferung von Gips, Ziegel, Kalk, Stein und Steinpuder beschäftigt. Diese Produkte decken nicht nur die Bedürfnisse der Provinz, sondern werden auch exportiert. Teppichweberei, Keramik, Ziegel und Tischlerei sind wichtige Handwerkzweige der Provinz. Einlegearbeiten und der Teppich sind besonders begehrt. Der Teppich aus Ghom ist besonders wertvoll, sowohl im IN- als auch im Ausland findet er stets gute Abnehmer. Auch touristisch gesehen ist die Provinz von großer Beliebtheit, da sie im Landeszentrum und an der Wüste liegt. Der Kawir-Nationalpark birgt zahlreiche historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten und eine reiche Sammlung an verschiedenen Tier- und Pflanzenarten in sich.

In der Provinz Ghom sind über 317 historische und religiöse Denkmäler registriert worden, die touristisches Potenzial haben. Die heilige Grabstätte von Hazrate Maasumeh ist das wichtigste historisch-religiöse Denkmal der Provinz; neben dutzenden weiteren Sehenswürdigkeiten ist sie eine Attraktion für unzählige Pilger und Besucher.

Die Geschichte der Stadt ist in jeder Ecke zu spüren. Sie zeigt ihre kulturelle Bedeutung. Ihr Grundstein wurde in der Pischdadian-Dynastie gelegt, in den Jahrtausenden vor Christi. Im Königsbuch, dem wertvollen Epos von Ferdosi, wird die Stadt mit ihren Brücken, Dörfern und Mühlen wiederholt erwähnt. Die ältesten Wälle und Türme von Ghom dienten der Abwehr der Angriffe der Deylamian, heute sind nur kleinere Ruinen und Reste übrig.  Ausgrabungen im Ghom-Rud-Tal haben bis zu 12.000 Jahre alte historische und islamische Funde zu Tage gebracht, u.a. historische Gelände und Hügel, Brücken, Dämme, Zitadellen, Karawansereien und Imamzade-Grabstätten. Das Gharre-Tapehh in Ghom-Rud birgt als wichtigstes historisches Gelände Bauwerke und Gegenstände mit etwa 6400 Jahre Geschichte in sich, ein wichtiger Beleg für das Alter dieser Region und Kulturen auf dem zentralen Hochplateau Irans.

                    

Wir verabschieden uns für heute. Nächste Woche geht die Reise weiter. Auf Wiederhören.