Mit uns durch Iran-Teil 121
Ein herzliches Hallo an Sie, und Willkommen zu unserem wöchentlichen Reisejournal. Letzte Woche schweiften wir in der Markazi-Provinz umher und sprachen über ihre geografische Lage und Geschichte. Nun gehen wir in die Stadt Saweh im Norden der Provinz. Kommen Sie mit uns!
Der Großraum Saweh ist über 10.000 qkm groß, und es verfügt über ein Halb-Wüstenklima. Saweh ist Zentrum des Großraums und liegt 995 m über dem Meeresspiegel und 140 km südwestlich von Teheran. Die Geschichte sagt uns, dass Saweh vor 7000 Jahren von Menschen bewohnt wurde. Der Islam fand in der Urbanisierung und Zivilisation Einzug. Historische Gebäude, Türme und Wälle und historische Hügel zeigen, welche alte Geschichte hier vorhanden ist.

Ausgrabungen in Saweh haben Fundstücke aus dem 5. Jahrtausend vor Christus hervorgebracht. Das älteste Dokument, die Neotin Graya-Tafel, belegt die Existenz einer Stadt mit dem Namen Saweh. Die griechische Bezeichnung für Saweh, Saweeteh, auf der Tafel stammt aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. Die Tafel wurde von dem österreichischen Archäologen Wilhelm Tomaschek entdeckt. Heute liegt die Tafel in einem Wiener Museum.
Dokemente besagen, dass Saweh unter den Meders und Parthern vor 2600 Jahren eine angesehe Stadt auf der Route von Rey nach Hamedan war. Unter den Partnern galt sie als Herberge und Unterkunft von Reisenden. Im 7. Jahrhundert vor Christus galt sie als Bastion der Meder. Der Abenteurer aus Venedig, Marco Polo, hat vor 700 Jahren seinem Reisebricht über den Tempel und das Feuerschloss der Feueranbeter in Saweh geschrieben. Saweh war ein Sammelort der antiken Zivilisation.
Heute sind einige Tempel erhalten geblieben, z.B. die Zitadelle „Ghalee Dokhtar“ auf einem hohen Berg, der den Saweh-See beherrscht und 23 km von der Stadt entfernt ist. Es handelt sich um ein Bauwerk aus vorislamischer Zeit.

Die Stadt Saweh hat wie viele andere Städte im Iran unzählige Veränderungen erlebt. Das erste Ereignis, das in der islamischen Zeit in dieser Stadt registriert wurde, war der Einzug der Hazrat Maasumeh, einer Nachfahrin des Propheten. Den Deylamian und Seldschuken diente die Stadt als Winterresidenz ihrer Könige und Herrscher.
Die Seldschuken verliehen der Stadt den Höhepunkt seiner Blüte. Sie wurde zum Zentrum der vereinten Seldschuken-Stämme, die sich Atabak nannten. Der zerstörerische Sturm der Mongolen im 7. Jh. im Mondkalender hinterließ erhebliche Schäden. Saweh wurde in Brand gesetzt und vollständig zerstört. Die meisten Einwohner wurden getötet. Historiker berichten, dass eine der größte Bibliotheken damaliger Zeiten in Saweh zu finden war, die aber beim Angriff der Mongolen samt astrologischen Geräten vernichtet wurde.
Der Historiker aus dem 7. Jh. Zakariya Ghazwini, schrieb vor dem Mongolen-Angriff: Saweh ist eine schöne Stadt mit unzähligen Produkten, Obstsorten und Bäumen. Die Menschen sind musikalisch.
Die Nachkommen von Halakou-Khan (Ilkhane) richteten einen großen Teil der Zerstörungen wieder her. Unter den Teymuriden und der Agh- Ghuyunlou litt die Stadt heftig unter den zahlreichen Plünderungen und Rivalen-Kämpfe der Prinzen. Bei den Safawiden wurde Saweh zum Stützpunkt der Stämme, die der Safawiden-Herrschaft treu ergeben waren, wie die Ghezelbash und Schahsawan. Die Stadt blühte wieder auf. Die Zandiyeh bemühten sich sehr darum, den Handel hier wieder anzukurbeln, doch vergebens, u.a. auch weil Teheran zur Hauptstadt ernannt wurde. Ab Mitte der Kadscharen-Dynastie begann die Auswanderung der Bürger von Saweh nach Teheran. Heute ist Saweh eine belebte Stadt der Markazi-Provinz.
Angesichts ihrer langen Geschichte birgt die Region wertvolle historische und antike Denkmäler und Bauwerke. Laut Statistik vom Kulturschutz in Saweh sind von 228 wertvollen Werken, Karawansereien, Basaren, historischen Religionsstätten, Handelswegen und antiken Hügeln bislang 53 in die Liste nationaler Werke eingetragen. Das Minarett und die Freitagsmoschee, die Grabstätte von Schmouil, der Prophet, die historische Brücke Sorkh-Deh, die Bastion Ghalee Dokhtar, die Ruhestätte von Prophetennachfahren Eshagh und die Karawanserei Bagh-Scheikh haben eine längere Geschichte. Befassen wir uns mit einigen diesen Werken.
Die Freitagsmoschee von Saweh ist mit ihren 12 Jahrhunderten ein wertvolles Bauwerk aus den ernsten islamischen Jahrhunderten, ein Schatz der Architektur, Kachelarbeit, Malerei und Stuckarbeit.

Die Baufläche beträgt 2500 qm, dazu gehört ein Hof, ein Iwan, Minaretten, einige Vorhöfe, Kuppel, zwei alte Mihrabs mit einer Schrifttafel mit Kufi-Schrift, und zwei Mihrabs aus der Safawidenzeit mit Schrifttafeln in Sols-Schrift. Die Mihrabs sind von zahlreichen Schrifttafel in senk- und waagerechter Position umgeben; Koransuren in Sols- und Kufischrift zieren die Tafeln, die Suren Ghadr, Ikhlas und Jomee, die in Stuckarbeit auf den Tafeln stehen. Im westlichen Flügel zwischen den Vorhöfen befindet sich ein hoher imposanter Iwan, an jeder Seide ist eine Räumlichkeit mit einem kleinen Eingang angebracht worden. Die Moscheekuppel hat 14m Durchmesser und 16 m Höhe. Die Kuppel ist an seiner Wurzel von der Innenseite mit schönen Kacheln verziert.
Experten sehen in der Freitagsmoschee von Saweh eines der interessantesten Architektur-Werke aus der islamischen Zeit. Die Seldschuken, Safawiden und Kadscharen renovierten die Moschee, später wurde sie als nationales Kulturerbe registriert. Im nordöstlichen Flügel und außerhalb der Außenwände der Moschee ragt ein hohes Ziegel-Minarett in den Himmel. Es wurde von den Seldschuken gebaut. Das untere Ende ist einfach, weiter oben zieren verschiedene Muster mit roten Ziegel das Bauwerk, zudem ist eine Schrifttafel mit Kufischrift angebracht worden.

Ein weiteres bedeutendes Werk ist die Grabstätte des Prophetennachfahren Eshagh im Osten von Saweh. Hier fand Sultan Seyed Eshagh, ein Nachkomme des Propheten, die letzte Ruhe. Das Gebäude gleicht einem Turm, der Stil scheint aus der Zeit der Seldschuken um die Mitte des 7. Jh. Zu sein. Die Safawiden änderten einiges an der Kuppel. Der Eingang ist 6 Meter und die Höhe 12 m. Die Ziegel- und Kachelarbeiten in Türkis verleihen dem eine besondere Anziehungskraft. Auf einer Kachel steht das Datum 676 nach Hedschra.
Im Gebäude befindet sich ein Mihrab mit Kacheln und bunter Stuckarbeit. Ein Schrein aus Holzgittern liegt in der Grabstätte und darin befindet sich das Grab, das vom historischen Wert ist.

Wie gesagt gehört der Großraum Saweh klimatisch zu trockenen Halb-Wüsten-Regionen. Dennoch kommt die Natur dort nicht zu kurz. Natürliche und touristische Attraktionen, Wasserfälle, Quellen, Flüsse, Höhlen und Gletscher sind schon in der trockenen Natur erstaunlich. In Saweh spricht man persisch mit einem Saweh-Akzent. Als Souvenir gelten Granatäpfel und getrocknete Feigen. Die Granatäpfel werden exportiert.

Teppiche, Kelims und Jajims zählen zum Handwerk der Region.
Wir verabschieden uns nun für eine Woche und sprechen dann weiter über das wunderbare Land Iran.
Auf Wiederhören!