Mit uns durch Iran-Teil 120
Willkommen zu einer weiteren Folge aus dem Reisejournal Mit uns durch Iran. Heute zieht es uns in eine neue Provinz, nämlich in die Provinz Markazi, ins Industriezentrum des Landes. Natürliche Gegebenheiten, Geschichte und Kultur sowie der Anschluss an Schienennetz auf seiner Nord-Süd- und Ost-West-Route verliehen der Provinz hohe Kapazitäten zum Ausbau des Tourismus.
Die Markazi-Provinz ist etwa 29530 qkm groß und befindet sich im Zentrum des Landes. Die größte Stadt und Provinzhauptstadt ist Arak. Im Norden grenzt Markazi an Teheran und Zandjan, im Westen an Hamedan, im Süden an Isfahan und Luristan und im Osten an Teheran und Isfahan. Bekannte Städte in Markazi sind Arak, Tafresh, Ashtian, Khomein, Delidjan, Saweh und Mahalat. Die Provinz befindet sich in den Ausläufen des Elburz und des Zagros. Die Unebenheiten bestehen teilweise aus dem Markazi-Gebirge und teilweise aus dem Zagros-Bergen. Der niedrigste Punkt der Provinz ist eine Ebene im Süden von Saweh, der etwa 1200 m höher als der Meeresspiegel liegt. Der höchste Punkt ist der Schahbaz-Gipfel mit 3388 Metern in dem Rasouwand-Schazand-Gebirge. Die Flüsse Scharaa Ghareh Tschai und Ghomroud fließen durch die Provinz.

Die hohen Berge, die Nachbarschaft zur Wüste im Zentraliran und zu Teilen der Region Houz Soltan, Mighan-Wüste und der Mündungsregion des Salzflusses sowie die Überschneidung der Zagros- und Elborzgebirge verleihen der Provinz ein sehr abwechslungsreiches Klima. Hauptsächlich ist es ein Halbwüstenklima, besonders in Saweh und Zarandiyeh, in Städten wie Arak, Khomein, Tafresh und Mahalat herrscht ein gemäßigtes Gebirgsklima mit kalten Wintern und milden Sommern. Um die Stadt Schazand herrscht vorwiegend kaltes Gebirgsklima mit kalten und schneereichen Wintern und trockenen Sommern.
Experten meinen, gegenwärtigen geografischen Grenzen der Provinz sind historisch und zivilisatorisch bestimmt und sehr alt. Das Land war mal Teil des Königreichs der Meder. Im ersten Jahrtausend vor Christus entstand die Dynastie der Meder auf dem Hochplateau Irans. Auf diesem Plateau befinden sich die heutige Markazi-Provinz sowie die historischen Bauten jener Zeiten, aus prähistorischen Zeiten bis hin zu den Kadscharen im 19. Jahrhundert.
Die Verantwortlichen für Kulturerbe in der Provinz sprechen von rund 100 Bauwerken und historischen Werken. Das älteste ist ein Tempel aus der Zeit der Parther in der Stadt Mahalat. Die Denkmäler entstammen hauptsächlich unter den Seldschuken, Safawiden, Zandiyeh und Kadscharen.

Kulturell gesehen unterscheiden sich zwar in manchen Regionen die Dialekte und Akzente, doch insgesamt verfügen die Menschen dieser Region allgemein über gemeinsame kulturelle Eigenschaften, was sich auf in ihren Traditionen und Sitten widerspiegelt. Es wird hauptsächlich Persisch gesprochen. Um die Provinz herum und in manchen Städten herrscht jedoch Türkisch vor. Islamische Traditionen und Sitten hat Einzug in allen Familien gefunden und man hält sich an die religiösen Lehren und Gebote.
In den letzten zwei Jahrzehnten galt die Markazi-Provinz als Vorreiter der Industrie, es entstanden dort riesige Produktionskapazitäten in der Schwerindustrie sowie für wichtige Projekte wie Raffinerien und großen Petrochemie-Werken. Dafür sind einige Gründe vorhanden, u.a. die geografische Lage, die einen einfachen und schnellen Zugang zu großen Ballungszentren wie Teheran und Isfahan ermöglicht und gute Verbindungen zu anderen Provinzen und südlichen Regionen des Landes herstellen lässt. Zudem ermöglicht ein geeignetes Straßen- und Schienennetz den Zugang zu den Häfen im Süden des Landes und großen Konsumzentren. Pipelines für Öl und Gas sowie Hochspannungsleitungen haben ihren Beitrag zum Aufschwung der Industrie geleistet. Große Werke wie die Aluminiumwerke, die Maschinenwerke, Petrochemie und Raffinerien, die Pars-Wagon-Werke, das Azar-Ab-Arak- Unternehmen und der Industriekomplex Saweh machen den großen Unterschied dieser Region zu anderen aus. Die Provinz schultert dementsprechend einen Teil der Wirtschaftsaufgaben des Landes in Richtung Unabhängigkeit.

109% der Fläche der Provinz werden für Landwirtschaft genutzt, 57% davon ist Weidenland, der Rest eignet sich nicht für die Landwirtschaft. Die Landwirtschaft erzeugt Weizen, Gersten, Sonnenblumen, Hülsenfrüchte, Baumwolle, Zuckerrüben, Tomaten, Zwiebeln, Trauben, Trockenfrüchte, frische Kräuter, Granatapfel, Honigmelonen, Pfirsiche, Pistazien, Mandeln und Walnuss. Eine hohe Kapazität in der Provinz liegt in der Produktion von Blumen und Pflanzen. Etwa 1100 Hektar Land sind mit Zierblumen und Pflanzen bebaut, 371 davon in Treibhäusern. Mahalat gilt als Hauptzentrum für Zierblumen und Pflanzen. Die nationale Forschungsstation für Blumen und Pflanzen in Iran befindet sich in Mahalat. Bohnen sind ein weiteres Produkt aus der Markazi-Provinz. Über 90% der Gesamtproduktion kommt aus der Stadt Khomein, das als wichtiges Produktionszentrum gilt und die das nationale Bohnen-Forschungszentrum in sich aufgenommen hat. Saweh ist bekannt für seine Granatäpfel. Hier wird die beste Sorte angebaut, die weltweiten Ruhm genießt. Jährlich werden 780 Sorten Granatäpfel in Saweh geerntet. Organische Pistazien werden in Zarandiyeh angebaut. Markazi steht beim Pistazienanbau auf sechster Stelle in Iran. Die größten Gärten für organische Pistazien befinden sich in dieser Provinz.
Auch das Handwerk genießt einen besonders Stellenwert in der Provinz. Die Markazi-Provinz gilt als wichtiges zentrum für die Teppichweberei weltweit. Der Sarough-Teppich hat den Teppich aus Markazi in der ganzen Welt bekannt gemacht.

Zudem werden Brücken, Kelime, Djadjime und ein besonderer Schuh namens Giweh, Ton- und Messinggefäße und Stoffe, Canvas hergestellt.
Andere Handwerkbereiche wie Skulpturenbau, Holzarbeiten verschiedenster Formen, Textilverarbeitung und Stuckarbeit haben ebenfalls ihre Anhänger.
Und damit schließen wir die Sendung für heute ab und verbleiben bis zur nächsten Woche. Khoda Hafez!