Teil 743: Sure Ahzab (die Verbündeten) Verse ( 18- 21)
Wir haben uns mit den ersten siebzehn Versen der Sure 33, Sure Ahzab auseinandergesetzt und wenden uns nun den nächsten beiden Versen zu. In den Versen 18 und 19 dieser Sure lesen wir:
(33: 18- 21)
قَدْ يَعْلَمُ اللَّـهُ الْمُعَوِّقِينَ مِنكُمْ وَالْقَائِلِينَ لِإِخْوَانِهِمْ هَلُمَّ إِلَيْنَا ۖ وَلَا يَأْتُونَ الْبَأْسَ إِلَّا قَلِيلًا
„Gott kennt wohl diejenigen von euch, die (die anderen am Dschihad ) behindern und die zu ihren Brüdern sagen: `Kommt her zu uns (und zieht nicht ins Gefecht).` Und sie lassen sich nur wenig auf den Kampf ein.“ (33: 18)
أَشِحَّةً عَلَيْكُمْ ۖ فَإِذَا جَاءَ الْخَوْفُ رَأَيْتَهُمْ يَنظُرُونَ إِلَيْكَ تَدُورُ أَعْيُنُهُمْ كَالَّذِي يُغْشَىٰ عَلَيْهِ مِنَ الْمَوْتِ ۖ فَإِذَا ذَهَبَ الْخَوْفُ سَلَقُوكُم بِأَلْسِنَةٍ حِدَادٍ أَشِحَّةً عَلَى الْخَيْرِ ۚ أُولَـٰئِكَ لَمْ يُؤْمِنُوا فَأَحْبَطَ اللَّـهُ أَعْمَالَهُمْ ۚ وَكَانَ ذَٰلِكَ عَلَى اللَّـهِ يَسِيرًا
„und sind dabei habsüchtig euch gegenüber. Wenn aber die Angst sich einstellt, siehst du, wie sie dich mit kreisenden Augen anschauen wie einer, der im Sterben liegt. Wenn dann die Angst gewichen ist, verletzen sie euch mit scharfen Zungen aus Habsucht nach dem Gut (das euch zufiel). Jene haben nicht (wirklich) geglaubt; darum lässt Gott ihre Werke hinfällig werden; und dies ist Gott ein Leichtes.“ (33: 19)
Wie bereits gesagt, haben die Munafiqin (die Heuchler) in Mekka versucht, die Moral der Muslime während des Ahzab-Krieges, bei dem sich alle Gegner des Islam für die Vernichtung des Islams zusammengetan hatten, zu schwächen. Einige dieser Heuchler waren bestrebt, die Muslime von dem Kampf gegen die Feinde fernzuhalten und sagten: Zieht euch wie wir aus dem Krieg zurück und schließt euch uns an. Die Munafiqin waren nicht bereit ihr Leben auf dem Schauplatz des Dschihads einzusetzen und nicht nur das: Aus Geiz und Habgier unterstützten sie noch nicht einmal finanziell die Kämpfer und ihre Familien.
Ihr Glaube an Gott war sehr brüchig und wenn eine Gefahr drohte, wären sie fast aus bloßer Angst vor dem Feind gestorben. Aber immer wenn die Muslime erfolgreich aus einem Gefecht hervorgegangen waren, erklärten die Munafiqin, dass sie an dem Sieg beteiligt gewesen seien und gierten nach den Gütern, die das Heer der Gläubigen erobert hatten. Sie forderten mit scharfen Worten einen Anteil.
Was der Koran über die Merkmale der Heuchler zur Zeit des Propheten sagte, gilt über die damalige Zeit hinaus. Es lassen sich immer und allerorts unter den Muslimen solche Leute finden, die bei Gefahr das Weite suchen und in Wohlstandszeiten nach Macht und Besitz streben und glauben, sie hätten den Vorrang vor anderen.
Wir können uns an dieser Stelle drei Punkte einprägen:
Erstens: Beim Kampf gegen den Feind ist auf diejenigen in den eigenen Reihen zu achten, die keinen starken Glauben haben, denn sie fliehen nicht nur selber von der Front, sondern sie entmutigen auch andere und halten sie von der Teilnahme am Kampf ab.
Zweitens: In schwierigen und gefährlichen Zeiten halten einige mit der Unterstützung der Kämpfer zurück und drücken sich vor dem Kampf, aber nach Beseitigung der Gefahr sind sie begierig etwas von den Errungenschaften des Heeres der Muslime abzubekommen. Dieses Verhalten ist typisch für Heuchler, ebenso wie die Angst vor dem Feind bei Gefahr und eine scharfe Zunge und unangemessene Forderungen gegenüber den Muslimen Zeichen für Heuchler sind.
Es folgt der Vers 20 der Sure 33:
يَحْسَبُونَ الْأَحْزَابَ لَمْ يَذْهَبُوا ۖ وَإِن يَأْتِ الْأَحْزَابُ يَوَدُّوا لَوْ أَنَّهُم بَادُونَ فِي الْأَعْرَابِ يَسْأَلُونَ عَنْ أَنبَائِكُمْ ۖ وَلَوْ كَانُوا فِيكُم مَّا قَاتَلُوا إِلَّا قَلِيلًا
„Sie meinen, die Gruppen des Feindes seien noch nicht (aus der Umgebung von Medina) weggegangen. Und wenn die feindlichen Gruppen (wieder)kommen sollten, möchten sie gern, sie wären in der Wüste unter den Wüstenarabern und würden sich (nur) über euch erkundigen. Und wenn sie unter euch wären, würden sie nur wenig kämpfen.“ (33: 20)
Dieser Vers zeigt, wie groß die Angst und Schwäche der Heuchler sein kann. Die Munafiqin in Medina hatten sogar, nachdem das feindliche Heer sich verstreut hatte und keine Gefahr mehr für Medina bestand, geglaubt, dass diese noch in der Nähe sind. Wenn sie nur ein Pferd oder ein Kamel in der Nähe der Stadt hörten, dachten sie gleich, dass die feindlichen Kräfte auf sie zukommen. Sie waren so ängstlich, dass sie am liebsten zu den Beduinen in der Wüste gegangen und dort gelebt hätten, damit sie in vermeintlicher Sicherheit sind. Dann hätten sie von dort aus Reisende fragen können, wie es um Medina steht, und wenn die Stadt nach ihrer Meinung sicher geworden war, wären sie wieder zurückgekehrt.
Anschließend enthält der Vers noch eine Feststellung über die Heuchler, die den Gläubigen in Medina nützlich sein kann und zwar: Die meisten der Munafiqin werden euch nicht unterstützen, wenn sie in Medina bleiben, und falls es zu einem Kampf gegen den Feind kommt, werden sie nicht an diesem Kampf teilnehmen.
Die Gläubigen sollten also nicht beunruhigt sein, wenn die Heuchler die Stadt verlassen, ebensowenig wie sie sich freuen konnten, falls diese bleiben.
Wir können uns merken:
Erstens: Leute mit schwachem Glauben halten den Feind immer für stärker als die Muslime. Sie denken, dass er mit Sicherheit in jedem Kampf siegen wird und die Muslime besiegt werden, und richten sich bei ihren Plänen nach dieser Auffassung aus.
Zweitens: Die Angst vor dem Feind verursacht die Flucht vor der Konfrontation mit ihm, aber Vernunft und das Religionsgesetz befehlen, dass der Mensch gegenüber dem Feind standhaft bleiben soll und keine Schwäche von sich zeigen darf.
Im Vers 21 der Sure 33 steht wie folgt:
لَّقَدْ كَانَ لَكُمْ فِي رَسُولِ اللَّـهِ أُسْوَةٌ حَسَنَةٌ لِّمَن كَانَ يَرْجُو اللَّـهَ وَالْيَوْمَ الْآخِرَ وَذَكَرَ اللَّـهَ كَثِيرًا
„Ihr habt ja im Gesandten Gottes (und seiner Vorgehensweise) ein schönes Vorbild, (und zwar) für einen jeden, der auf Gott und den Jüngsten Tag hofft und Gottes viel gedenkt.“ (33: 21)
Nachdem zuvor die Heuchler und Schwachen im Glauben beschrieben wurden, wird in dem obigen Vers der Sure Ahzab den Muslimen ans Herz gelegt, dass sie nicht auf das Gerede und Verhalten der Heuchler achten sollen und nicht etwa ihre Pflichten versäumen, sondern stattdessen auf das Vorbild des Propheten sehen und sich ein Beispiel an dem nehmen, was er sagt und tut. Die Gläubigen sollen wie der Prophet fest und standhaft gegenüber dem Feind bleiben und nichts versäumen, um die Stadt Medina und die Muslime zu verteidigen.
Gemäß Geschichtsschreibung hat der Prophet zur Verteidigung von Medina angeordnet, dass an jeder Stelle, wo der Feind zur Stadt vordringen konnte, ein Graben ausgehoben wird. Als er und die anderen gemeinsam den Graben ausschaufelten, erinnerte der Prophet die Muslime an Gott und ließ sie wissen, dass Gott den Sieg verheißen hat.
Was wir uns merken können:
Erstens: Der Prophet hat sich an Gefechten beteiligt und sie angeführt. Für ihn war die Religion nicht vom Regieren getrennt. Er setzte sich sowohl für die Sicherheit und das Wohl der Menschen im irdischen Leben als auch für ihre Seligkeit im Ewigen Jenseits ein.
Zweitens: Der Prophet führte wie alle anderen ein normales Leben und deshalb kann er ein Vorbild für alle Gläubigen sein. Weil er ein Mensch war kann er als Vorbild für die anderen Menschen gelten. Auf dem Schauplatz einer bewaffneten Auseinandersetzung hat er nicht nur auf die Erfüllung von Verheißungen gehofft, sondern auch die passenden praktischen Regeln für die Verteidigung und ein Gefecht beachtet.
Drittens: Falls die Muslime auf der Welt sich den Propheten zum Vorbild nehmen, werden sie nicht mehr, wie viele von ihnen heute, gegenüber ihren Feinden verzagt und schwach sein und werden niemals mehr zulassen, dass der Feind die Vorherrschaft über sie gewinnt.