Jun 09, 2017 18:33 CET

In unserem Beitrag von heute geht es weiterhin um die Sure 33 (Ahzab). Wir werden die Verse 26 bis 31 dieser Sure erläutern. Zunächst heißt es in den Versen 26 und 27 wie folgt:

(33: 26- 31)

 

وَأَنزَلَ الَّذِينَ ظَاهَرُوهُم مِّنْ أَهْلِ الْكِتَابِ مِن صَيَاصِيهِمْ وَقَذَفَ فِي قُلُوبِهِمُ الرُّعْبَ فَرِيقًا تَقْتُلُونَ وَتَأْسِرُونَ فَرِيقًا

„Und Er ließ diejenigen von den Leuten der Schrift (die Juden), die ihnen (den Götzendienern) beigestanden hatten, aus ihren Burgen heruntersteigen. Und Er jagte in ihre Herzen Schrecken; eine Gruppe (von ihnen) habt ihr getötet und eine Gruppe gefangengenommen“ (33: 26)
 

وَأَوْرَثَكُمْ أَرْضَهُمْ وَدِيَارَهُمْ وَأَمْوَالَهُمْ وَأَرْضًا لَّمْ تَطَئُوهَا ۚ وَكَانَ اللَّـهُ عَلَىٰ كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرًا

„Und Er gab euch zum Erbe ihr Land, ihre Wohnstätten und ihren Besitz und auch ein Land, das ihr (vorher) nicht betreten hattet. Und Allah hat zu allem die Macht.“ (33: 27)

                                                                                       

Aus der Geschichte erfahren wir, dass drei verschiedene jüdische Volksstämme in Medina lebten, nämlich die  Banu Qaynuqa, die  Banu Nadhir und die Banu Quraizha . Mit allen  drei hatte der Prophet  einen Friedensvertrag abgeschlossen.  Aber  die erstgenannten Banu Qaynuqa und Banu Nadhir  verletzten das Abkommen mit den Muslimen  im ersten und vierten Jahr nach der Hidschra (Die Auswanderung des Propheten aus Mekka nach Medina war im Jahre 622 nach Christus). Sie ergriffen Maßnahmen gegen die Muslime und wurden daraufhin aus Medina ausgewiesen. Die  Banu Quraizha blieben, verbündeten sich jedoch im fünften Jahr nach der Hidschra während des Ahzab-Krieges mit den Götzendienern aus Mekka und einigen Volksstämmen in Umgebung von Medina.   Die Götzendiener die sich mit dem jüdischen Stamm der  Banu Quraizha verbündet hatten, scheiterten bei ihrer Offensive auf Medina, die der  Vernichtung des Islams dienen sollte. Daher  flüchteten die Banu Quraizha in ihre Burgen in Medina und verschanzten sich dort.  

Aber Gott wies den Propheten an, diesen Vertragsbrüchigen das Handwerk zu legen. Also umzingelten die Muslime die Burgen der Banu Quraizha und konnten diese nach einiger Zeit bezwingen. Die Mehrheit der Banu Quraizha  ergab sich und legte die Waffen nieder.  Einige aber verloren ihr Leben bei einem Gefecht mit den Muslimen.  Schließlich wurden die vertragsbrüchigen Juden aus der Stadt Medina  ausgewiesen.  Auf diese Weise fielen den  Muslimen Besitztümer zu, wie Äcker und Plantagen. Diese Güter wurden unter den Muslimen aufgeteilt.

 

Wir können aus dieser Stelle im Koran schließen:   

Erstens: Der Islam hat das friedliche Zusammenleben mit den Nicht-Muslimen anempfohlen, vorausgesetzt dass sie ebenso den Muslimen friedlich gegenüber stehen und nicht mit den Feinden des Islams zusammenarbeiten.

Zweitens: Wir sollten nicht gegenüber der Militärausrüstung  der Feinde den Mut verlieren, auch wenn sie noch so modern ist.  Manchmal jagt Gott den Feinden Angst ein, damit  die Muslime sie  besiegen können.

Drittens: Bei der Planung für die Angelegenheiten der Islamischen Gesellschaft sind nicht nur materielle Kalkulationen nötig, sondern wir können darüber hinaus auch mit den Hilfen Gottes rechnen.

                                  

Es folgen die Verse 28 und 29 der Sure Ahzab:

  

  يَا أَيُّهَا النَّبِيُّ قُل لِّأَزْوَاجِكَ إِن كُنتُنَّ تُرِدْنَ الْحَيَاةَ الدُّنْيَا وَزِينَتَهَا فَتَعَالَيْنَ أُمَتِّعْكُنَّ وَأُسَرِّحْكُنَّ سَرَاحًا جَمِيلًا                                              

„O Prophet, sag zu deinen Gattinnen: Wenn ihr das diesseitige Leben und seinen Schmuck haben wollt, dann kommt her, ich werde euch eine Abfindung gewähren und euch auf schöne Weise freigeben.“ (33: 28)

 

وَإِن كُنتُنَّ تُرِدْنَ اللَّـهَ وَرَسُولَهُ وَالدَّارَ الْآخِرَةَ فَإِنَّ اللَّـهَ أَعَدَّ لِلْمُحْسِنَاتِ مِنكُنَّ أَجْرًا عَظِيمًا

„Wenn ihr aber Gott und Seinen Gesandten und die jenseitige Wohnstätte haben wollt, so hat Gott für diejenigen von euch, die Gutes tun, großartigen Lohn bereitet.“ (33: 29)

                                                                                    

Nach mehreren  Versen  über die Ahzab-Offensive der Feinde des Islams wird an dieser Stelle in der Sure Ahzab wieder an die Verse zu Beginn dieser Sure  angeknüpft. Sie erinnern sich sicherlich an den Vers 6 dieser Sure, in dem die Gemahlinnen des Propheten als Mütter der Gläubigen bezeichnet werden.  Der Prophet soll laut obigen Vers seinen Gemahlinnen ans Herz legen, Gutes tun. Sie sollen  ein gutes Beispiel für die muslimischen Frauen und Mädchen sein.  Sie sollen nicht vom Propheten erwarten, dass er sie wie Königinnen mit Gold und Edelsteinen überhäuft und ihnen prunkvolle Gewänder und Unterkünfte besorgt.

 

Die Wahrung des Ranges eines Propheten, den Gott allen Gläubigen als Vorbild vorstellt, setzt voraus, dass er seinen göttlichen Auftrag über jede andere Sache stellt.  Er soll seinen Gemahlinnen sagen, dass sie als solche kein luxuriöses und besseres Leben als die anderen Mitglieder der Gesellschaft erwarten können. Diesen Wunsch wird ihnen der Prophet nicht erfüllen und wenn sie möchten können sie sich von ihm trennen. Aber wenn sie wie die anderen Muslime ein normales Leben zu führen bereit sind, sollen sie Gott zuliebe, die Entbehrungen des Lebens ertragen und immer, wo es nötig ist, Gutes tun. Dann wird Gott sie im Jenseits reichlich belohnen.

                                 

Wir können uns merken:

Erstens:  Die Angehörigen der Anführer einer islamischen Staatsordnung dürfen kein prunkvolles Leben führen. Die Gesellschaft behält ihre Führer und deren  Verwandten genau im Auge.

Zweitens:  Das Oberhaupt der Islamischen Gesellschaft   darf nicht seine Würde vergessen und aus welchem Grund auch immer sich von den unangemessenen Wünschen seiner Familie und Verwandten beeinflussen  lassen.

Drittens: Gemäß der islamischen Kultur dürfen die gegenseitigen Forderungen von Eheleuten nicht gegen die religiösen Gebote und Lehren verstoßen.  Eine solche Forderung braucht  ein Ehepartner nicht zu erfüllen.

                                  

Es folgen abschließend die Verse 30 und 31 der Sure 33, Sure Ahzab:

    

يَا نِسَاءَ النَّبِيِّ مَن يَأْتِ مِنكُنَّ بِفَاحِشَةٍ مُّبَيِّنَةٍ يُضَاعَفْ لَهَا الْعَذَابُ ضِعْفَيْنِ ۚ وَكَانَ ذَٰلِكَ عَلَى اللَّـهِ يَسِيرًا                                                 

„O Frauen des Propheten, wer von euch etwas klar Abscheuliches begeht, derjenigen wird die Strafe verzweifacht. Und das ist Allah ein leichtes. (33: 30)

 

وَمَن يَقْنُتْ مِنكُنَّ لِلَّـهِ وَرَسُولِهِ وَتَعْمَلْ صَالِحًا نُّؤْتِهَا أَجْرَهَا مَرَّتَيْنِ وَأَعْتَدْنَا لَهَا رِزْقًا كَرِيمًا 

„Und wer von euch Allah und Seinem Gesandten demütig ergeben ist und rechtschaffen handelt, der geben Wir ihren Lohn zweimal (doppelt). Und Wir haben für sie ehrenvolle Versorgung bereitet.“ (33: 31)

                                                     

In Fortsetzung der Verse  über die Rolle, welche die  Gemahlinnen des Propheten in der Gesellschaft als Vorbild spielen, heißt es in den beiden obigen Versen, dass alle ihre Werke, ob die guten oder schlechten, einen großen Einfluss auf die Verbreitung von Gutem und Schlechten hat, weil sie von den anderen Muslimen und insbesondere von den muslimischen Frauen gesehen werden. Daher verheißt Gott ihnen  auch, dass ihr Lohn und ihre Strafe nicht wie die der anderen Frauen sein wird, denn sie leben einerseits in dem Haus des Propheten, auf den Gottes Offenbarungen herabkommen und sind mit den Geboten der Religion vertraut, und  außerdem nehmen die anderen Frauen sich an ihrem  Tun ein Beispiel.

 

Wir können uns wie folgt einprägen: 

Erstens:  Das Ausmaß der Strafe bzw. Belohnung Gottes für eine Tat fällt je nach Religionskenntnis  dessen, der sie begeht und nach der Wirkung,  die sie auf die Gesellschaft hat, unterschiedlich aus.  

Zweitens: In der Staatsordnung Gottes  entstehen durch  Verwandtschaftsbeziehungen zu den Führern keine Privilegien für jemanden, selbst wenn es der Prophet Gottes ist, der an der Spitze der Gesellschaft steht. Für eine solche Person, fällt sogar die Strafe für eine schlechte Tat doppelt so hoch aus.

Drittens:  Manchmal ist eine  kleine Sünde von Personen in  gesellschaftlicher Position schwerwiegender als eine große Sünde von normalen Bürgern.   Die Folgen eines Vergehens dieser Persönlichkeit sind ja auch schwerwiegender  als bei anderen.