Teil 747: Sure Ahzab (die Verbündeten) Verse (35- 38)
Wir setzen unsere Kurzexegese bei dem Vers 35 der Sure 33, Sure Ahzab, fort. Er lautet:
(33: 35- 38)
إِنَّ الْمُسْلِمِينَ وَالْمُسْلِمَاتِ وَالْمُؤْمِنِينَ وَالْمُؤْمِنَاتِ وَالْقَانِتِينَ وَالْقَانِتَاتِ وَالصَّادِقِينَ وَالصَّادِقَاتِ وَالصَّابِرِينَ وَالصَّابِرَاتِ وَالْخَاشِعِينَ وَالْخَاشِعَاتِ وَالْمُتَصَدِّقِينَ وَالْمُتَصَدِّقَاتِ وَالصَّائِمِينَ وَالصَّائِمَاتِ وَالْحَافِظِينَ فُرُوجَهُمْ وَالْحَافِظَاتِ وَالذَّاكِرِينَ اللَّـهَ كَثِيرًا وَالذَّاكِرَاتِ أَعَدَّ اللَّـهُ لَهُم مَّغْفِرَةً وَأَجْرًا عَظِيمًا
„Gewiss, muslimische Männer und muslimische Frauen, gläubige Männer und gläubige Frauen, Gott gehorsame Männer und Gott gehorsame Frauen, wahrhaftige Männer und wahrhaftige Frauen, standhafte Männer und standhafte Frauen, Gott ergebene Männer und Gott ergebene Frauen, Spenden gebende Männer und Spenden gebende Frauen, fastende Männer und fastende Frauen, Männer, die ihre Scham hüten und sittsame Frauen, und Gottes viel gedenkende Männer und Gottes viel gedenkende Frauen – für (all) sie hat Gott Vergebung und großartigen Lohn bereitet.“ (33: 35)
In den vorherigen Versen sind wir Geboten begegnet, die sich an die Prophetengemahlinnen und an alle muslimischen Frauen richten und den Schutz vor Männern mit Hintergedanken zum Zweck haben. Der eben genannte Vers 35 der Sure 33 legt offen, welche Eigenschaften ein vervollkommneter Mensch , ob Mann oder Frau, auf verschiedenen Ebenen besitzen soll – hinsichtlich Glauben, Gesinnung, Moral und Verhalten. Ausdrücklich wird jede dieser Tugenden für beide Geschlechter genannt. Auf diese Weise wird deutlich, dass es keinerlei Unterschied zwischen Frauen und Männern in Bezug auf die Erreichung der menschenwürdigen und Gott wohlgefälligen Eigenschaften gibt. Bei diesen Eigenschaften geht es um den Glauben an Gott, die Selbstbeherrschung, den Dienst am Nächsten und an den Bedürftigen, um Geduld und Standhaftigkeit bei Problemen, um die Befolgung der Gebote Gottes und der Anweisungen Seines Propheten, sowie um die Anbetung und Anflehung Gottes und mehr.
Im Gegensatz zu der Ansicht einiger, besteht der praktizierte Glaube nicht nur darin, dass Ritualgebet zu verrichten und der Pflicht zum Fasten nachzukommen. Wir sehen, dass in dem Vers 35 der Sure Ahzab auf Attribute verwiesen wird, welche mit der Moral und dem Verhalten eines Muslims und einer Muslimin zu tun haben, nämlich Standhaftigkeit, Wahrhaftigkeit und Gott-Ergebenheit. Sind letztgenannte Attribute nur in schwacher Form vorhanden, ist es ein Zeichen für Glaubensschwäche.
Gestützt auf obigen Vers, können wir uns klarmachen:
Erstens: Die Geschlechter unterscheiden sich auf der körperlichen Ebene voneinander. Hier besteht eine Ungleichheit. Unterdessen haben die hohen Tugenden des Menschen mit seinem spirituellen Leben zu tun und auf dieser Ebene ist keinerlei Unterschied für Frauen und Männer vorhanden.
Zweitens: Der Islam möchte, dass der Mensch sich in jeder Hinsicht weiterentwickelt – sowohl im Glauben als auch bezüglich der Moral und Gesinnung und seiner Werke.
Drittens: Frauen und Männer sind einander völlig gleichgestellt was die Möglichkeit betrifft, sich geistig seelische Vortrefflichkeiten anzueignen, den göttlichen Lohn dafür zu erhalten und Gottes Vergebung zu erfahren.
Gott macht in dieser bedeutenden Angelegenheit keinen Unterschied zwischen ihnen.
Wenn gemäß Anweisung Gottes die Geschlechter hinsichtlich des Erbanteils oder Sühnegeldes unterschiedlich behandelt werden, so ist dies im Rahmen ihrer Verantwortungen in der Familienordnung zu sehen und außerdem ist hierbei das islamische Regelwerk wie so oft als Ganzes zu betrachten. So gleicht sich zum Beispiel der höhere Erbanteil des Mannes dadurch aus, dass die Frau ihr Erbe für sich behalten kann, während der Mann als Versorgungspflichtiger aus seinem Erbe für Frau und Kinder ausgeben muss.
Es geht weiter mit dem Vers 36 der Sure Ahzab:
وَمَا كَانَ لِمُؤْمِنٍ وَلَا مُؤْمِنَةٍ إِذَا قَضَى اللَّـهُ وَرَسُولُهُ أَمْرًا أَن يَكُونَ لَهُمُ الْخِيَرَةُ مِنْ أَمْرِهِمْ ۗ وَمَن يَعْصِ اللَّـهَ وَرَسُولَهُ فَقَدْ ضَلَّ ضَلَالًا مُّبِينًا
„Weder für einen gläubigen Mann noch für eine gläubige Frau gibt es, wenn Allah und Sein Gesandter eine Angelegenheit entschieden haben, die Möglichkeit, in ihrer Angelegenheit zu wählen. Und wer sich Allah und Seinem Gesandten widersetzt, der befindet sich ja in deutlichem Irrtum.“ (33: 36)
Der Vers 36 der Sure 33 greift im Anschluss an den vorhergehenden Vers, der bereits den Gehorsam Gott gegenüber als Attribut für einen Gläubigen anführt, dieses Thema wieder auf und definiert es näher, es heißt nämlich, dass die Anweisung Gottes und des Propheten höher zu stehen kommen als das, was die Gläubigen eventuell möchten. Es wird hervorgehoben, dass ein gläubiger Mensch niemals seinen Wunsch über die Forderung Gottes und des Propheten stellt, weil er die Folgen kennt. Ein solches Verhalten würde nämlich dazu führen, dass er vom richtigen Weg abweicht und Irrtum begeht.
Es ist grundsätzlich ein Zeichen für wahren Glauben, sich ohne Wenn und Aber dem Befehl Gottes zu unterwerfen. Befolgt jemand nur diejenigen Gebote, die er mag und für gut befindet, während er die Gebote, die ihm nicht gefallen bzw. deren guten Zweck er nicht erkennt, außer Acht lässt, dann gehorcht er in Wahrheit seinem Geschmack und Vorlieben und nicht dem göttlichen Gebot und Gottes Aufforderung.
Wir möchten drei Punkte zu diesem Vers anmerken:
Erstens: Der Gehorsam gegenüber Gott und den Weisungen des Propheten und die Befolgung der religiösen Gebote sind Zeichen für wahren Glauben.
Zweitens: Die Freiheit des Menschen muss anerkannt werden, wenn sie sich im Rahmen der göttlichen Gebote bewegt. Jedoch unverantwortliche hemmungslose Freiheit, die diesen Rahmen verletzt, ist nicht mehr zulässig.
Drittens: Vom Menschen aufgestellte Gesetze, die gegen die göttlichen verstoßen, verursachen, dass die Menschen auf Abwege und in Schwierigkeiten geraten.
Zum Abschluss der heutigen Koransendung möchten wir noch die Verse 37 und 38 der Sure 33 behandeln.
وَإِذْ تَقُولُ لِلَّذِي أَنْعَمَ اللَّـهُ عَلَيْهِ وَأَنْعَمْتَ عَلَيْهِ أَمْسِكْ عَلَيْكَ زَوْجَكَ وَاتَّقِ اللَّـهَ وَتُخْفِي فِي نَفْسِكَ مَا اللَّـهُ مُبْدِيهِ وَتَخْشَى النَّاسَ وَاللَّـهُ أَحَقُّ أَن تَخْشَاهُ ۖ فَلَمَّا قَضَىٰ زَيْدٌ مِّنْهَا وَطَرًا زَوَّجْنَاكَهَا لِكَيْ لَا يَكُونَ عَلَى الْمُؤْمِنِينَ حَرَجٌ فِي أَزْوَاجِ أَدْعِيَائِهِمْ إِذَا قَضَوْا مِنْهُنَّ وَطَرًا ۚ وَكَانَ أَمْرُ اللَّـهِ مَفْعُولًا
„Und als du zu demjenigen sagtest, dem Gott Gunst erwiesen hatte (indem er ihn zum Muslim werden ließ) und dem auch du Gunst erwiesen hattest (indem du ihn freiließest): „Behalte deine Gattin für dich und fürchte Gott“, und in deinem Inneren verborgen hieltest, was Gott doch offenlegen wird, und die Menschen fürchtetest, während Gott ein größeres Anrecht darauf hat, dass du Ihn fürchtest. Als dann (dein angenommener Sohn) Zaid keinen Wunsch mehr an ihr (Zeinab) hatte (und sich von ihr trennte), gaben Wir sie dir zur Gattin, damit für die Gläubigen kein Grund zur Bedrängnis bestehe hinsichtlich der Gattinnen ihrer angenommenen Söhne, wenn diese keinen Wunsch mehr an ihnen haben (und sich von ihnen trennen) . Und Gottes Anordnung wird (stets) ausgeführt.“ (33: 37)
مَّا كَانَ عَلَى النَّبِيِّ مِنْ حَرَجٍ فِيمَا فَرَضَ اللَّـهُ لَهُ ۖ سُنَّةَ اللَّـهِ فِي الَّذِينَ خَلَوْا مِن قَبْلُ ۚ وَكَانَ أَمْرُ اللَّـهِ قَدَرًا مَّقْدُورًا
„Es besteht für den Propheten kein Grund zur Bedrängnis in dem, was Gott für ihn verpflichtend gemacht hat. (So war) Gottes Gesetzmäßigkeit mit denjenigen, die zuvor dahingegangen sind (die vorherigen Propheten) - und Gottes Anordnung ist ein fest gefasster Beschluss,“ (33: 38)
Wie wir den Überlieferungen entnehmen, besaß die geehrte Chadidscha (Friede sei ihr) einen Sklaven namens Zaid. Nach ihrer Vermählung mit Mohammad schenkte Chadidscha diesen Sklaven ihrem Gemahl und Mohammad schenkte Zaid erst die Freiheit und nahm ihn dann als seinen Sohn an. Bald darauf bat der Prophet Gottes für Zaid um die Hand von Zeinab, einer seiner Cousinen. Die Ehe zwischen Zeinab und Zaid hielt jedoch nicht lange und ging trotz der Bemühungen des Propheten um eine Schlichtung bald auseinander. Der Prophet wollte dieses Missgeschick für Zeinab wieder gut machen und sie heiraten, aber er fürchtete das Gerede der Leute. Denn es war in der Zeit der Unwissenheit verpönt, dass jemand die geschiedene Frau eines angenommenen Sohnes heiratet. Doch Gott wollte dieses unnötige Tabu aufheben und daher wies er den Propheten an, die Ehe mit Zeinab zu schließen, ohne Angst vor den Leuten zu haben. Denn das was Gott den Propheten befiehlt, müssen sie tun, ohne sich vor irgendjemandem zu fürchten und ohne Beachtung von falschen Bräuchen. Es ist zudem immer Gottes Handhabe gewesen, dass er die Propheten anweist, mit falschen Sitten zu brechen und sie zu bekämpfen.
Wir können aus der obigen Koranstelle wie folgt ableiten:
Erstens: Keiner sollte bei einem Ehekonflikt als Erstes an Scheidung denken, und auch keinem anderen eine Scheidung vorschlagen.
Zweitens: Wenn zwischen einem Ehepaar ein Streit ausbricht, sollten wir sie zur Gottesfürchtigkeit aufrufen, damit sie die Gebote Gottes beachten und sich versöhnen. Gottesfürchtigkeit und Enthaltsamkeit festigen den Zusammenhalt in der Familie.
Drittens: Wir sollten uns nicht vor den Sticheleien der anderen fürchten, wenn es um die Einhaltung von religiösen Geboten geht, sondern nur an Gott denken.
Viertens: Wir müssen uns gegen falsche Bräuche wenden und uns nicht davor fürchten, dass andere sich aufregen, falls wir mit abergläubischen Sitten brechen.