Jun 19, 2017 02:38 CET

Im Mittelpunkt dieser Folge über die Fertigkeiten fürs Leben aus der Sicht des Islams steht die Kunst der guten Rede als Voraussetzung für gute Beziehungen zu den anderen.

Fertigkeiten fürs Leben aus der Sicht des Korans

Wenn wir jemanden mit Salam -  "Friede(sei dir)" -  grüßen und nach dem Befinden des anderen fragen,so ist das ein guter Anfang, aber bei der Weiterführung des Gespräches müssen wir ebenfalls darauf achten, die richtigen Worte zu wählen, denn  jedes Wort  hat seine eigene besondere Wirkung. Es ist also als eine wichtige Fertigkeit, bei der Herstellung eines gesunden und freundschaftlichen Kontaktes mit anderen uns richtig auszudrücken.  Auch der Ton ist sehr wichtig. Mit  geeigneten Worten und einem freundlichen Ton geben wir unserem Gegenüber ein Gefühl der Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit.

 

Der Heilige Koran unterscheidet nach reiner, edler Rede und nach unreinem Gerede. Die gute Rede vergleicht er mit einem Baum, der tief in der Erde verwurzelt ist, breiten Schatten spendet. Ein Baum mit einem dichten Blätterkleid und beladen mit Früchten. Unterdessen bringt er für die unreine, üble Rede das Gleichnis von einem entwurzelten Baum,  der keinerlei Früchte bringt:  in den Versen 24 und 26 der Sure14, Ibrahim, lesen wir: 

"Siehst du nicht, wie Allah ein Gleichnis von einem guten Wort geprägt hat? (Es ist) wie ein guter Baum, dessen Wurzeln fest sitzen und dessen Zweige in den Himmel (reichen).

Er bringt seinen Ernteertrag zu jeder Zeit (hervor) – mit der Erlaubnis seines Herrn. Und Allah prägt für die Menschen Gleichnisse, auf dass sie bedenken mögen."

"Und das Gleichnis eines schlechten Wortes ist wie ein schlechter Baum, der aus der Erde herausgerissen worden ist und keinen festen Grund (mehr) hat."

 

Aus psychologischer Sicht ist die Anwendung von hässlichen und unhöflichen Wörtern ein Zeichen für einen gestörten Charakter. Entweder benutzt der Sprecher solche Wörter absichtlich oder er benutzt sie aus Unwissenheit.  Im Gegensatz dazu deutet die Benutzung von schönen und angemessenen Wörtern auf eine feste Personalität hin und verhilft dem Menschen zu einem besseren Ansehen in der Gesellschaft.   Der Gebrauch von verwerflichen Wörtern und hässliches Gerede schwächen die Beziehungen und führen zur Unzufriedenheit und dem Gefühl der Ablehnung und Einsamkeit. Gott hat in den Versen 44 der Sure 20 (Taha) hervorgehoben, dass der Mensch gut und milde sprechen soll.  Eine freundliche und milde Sprechweise  wirkt wie ein angenehme Melodie.  Deshalb sagt  Gott zu Moses und seinem Bruder Harun, als Er sie zu dem hochmütigen rebellischen Pharao ausschickt, dass sie mit diesem  Tyrannen auf eine milde Weise  sprechen. Er empfiehlt ihnen: 

"Und so redet mit ihm in sanften Worten, auf dass er bedenken oder sich fürchten möge.“

Dank dieser Art der verbalen Konaktaufnahme hat der Pharao, welcher ein hochmütiger Herrscher war, der sich als Gott der Menschen betrachtete und kein Widerwort duldete, auf die Rede von Moses geeignet reagiert. Er unterbrach Moses nicht beim Reden oder hielt ihn nicht mit Gewalt davon ab, sondern zeigte sich sogar an einer Fortsetzung des Gespräches interessiert und stellte Moses Fragen über Gott. 

Aus der Sicht des Heiligen Korans ist ein verbaler Kontakt dann richtig, wenn er auf der Achtung des anderen beruht.  Ein verbaler Kontakt ist ein Prozess, der sich nicht wieder zurückdrehen lässt und so kann es sein, dass der Mensch durch eine falsche verbale Kontaktaufnahme unwiderruflich Übel anrichtet.  Daher fordert der Koran die Menschen auf, weitsichtig die beste  Wortwahl zu treffen und  auf die bestmögliche Weise zu sprechen:

Im Vers 53 der Sure  17 (Isra) heißt es: "Und sag Meinen Dienern, sie sollen das, was am besten ist, sagen. Gewiss, der Satan stachelt zwischen ihnen (zu Zwietracht) auf. Der Satan ist ja dem Menschen ein deutlicher Feind."

 

Die Wahrung der Höflichkeit gegenüber dem anderen ist eine wichtige Voraussetzung für einen Kontakt. Wer unhöflich angesprochen wird fühlt sich verletzt  und da er sich verletzt fühlt, akzeptiert er nicht, was der andere sagt, auch wenn dieser Recht hat und seine Worte einleuchten.  Der Koran mahnt die Gläubigen keine hässlichen  Wörter zu gebrauchen:

Im Vers 108 der Sure 6(Anam) "Und schmäht nicht diejenigen, die sie (die Ungläubigen und Götzendiener)  außer Allah anrufen, damit sie nicht in Übertretung ohne Wissen Allah schmähen!" 

 

Sich gut auszudrücken und nicht zu laut zu sprechen ist ein Zeichen für Höflichkeit und gute Sitten.  Um ein ausgeglichenes Gespräch in die Wege zu leiten, müssen wir uns so verhalten, dass unser Gegenüber uns in Ruhe zuhört  und darin vertraut, dass wir ihn verstehen. Der Heilige Koran  ruft die Gläubigen auf, sich diese Eigenschaft zuzulegen. Er vergleicht  die Stimme  eines Menschen der sich lautstark aufführt und grundlos schreit mit der Stimme des  Langohrs und zitiert Luqman den Weisen der zu seinem Sohn sagt: 

"Halte das rechte Maß in deinem Gang und dämpfe deine Stimme, denn die widerwärtigste der Stimmen ist wahrlich die Stimme der Esel." (Sure 31 (Luqman) Vers 19) 

 

Gemäß dem heiligen Koran ist eine Rede gut und angemessen, wenn sie stimmt und wohlüberlegt ist. Gott spricht im Vers 70 der Sure 33 (Ahzab) : وَقُولُوا قَوْلاَ سَدِیداً

"O die ihr glaubt, fürchtet Allah und sagt treffende Worte,  "

Treffende Worte sind wie ein mächtiger Wall, an denen die Wogen des Übels und der Lüge abprallen. Es sind Worte, die der Wahrheit entsprechen.

 

Der iranische Psychologe Dr. Seyyed Mehdi Mirschafa ist der Überzeugung, dass eine wichtige Grundlage für einen Kontakt und ein Gespräch darin besteht, dass der Mensch seinem Gegenüber gut zuhört und ihm seine Aufmerksamkeit zeigt.  Das ist  an sich schon eine Kunst. Dr.  Mirschafa sagt: "Die Körperhaltung, vollständige Aufmerksamkeit für den Gegenüber und der Blick spielen alle eine sehr wichtige Rolle", und fährt fort:   "Wir müssen das, was wir denken und fühlen richtig  und gelungen vermitteln. Wir müssen, ehrlich und herzlich sein. Wir sollen es vermeiden uns  kompliziert auszudrücken und mit Wörtern zu spielen.  Während unserer Rede sollten wir den anderen anschauen und seine Reaktion beachten und feststellen, ob er während wir sprechen, ruhig zuhört oder ärgerlich wird  und sich aufregt, oder ob es ihm langweilig wird.  Manchmal sollten wir auch schweigen. Ein Schweigen kann sehr wirkungsvoll sehr und Auskunft über die innere Befindlichkeit geben."

                                                               

Ein weitere wichtige Fertigkeit für einen gelungenen verbalen Kontakt, besteht außerdem darin, anständig und geziemend zu sprechen. Im Koran heißt es im Vers 5 der Sure Nisa diesbezüglich: 

وَقُولُوا لَهُمْ قَوْلاً مَعْرُوفاً»

"und sagt zu ihnen geziemende Worte."