Jul 04, 2017 09:16 CET

Sie erinnern sich dass wir davon sprachen, aus welchen Gründen die Aussendung von Propheten zur Wegweisung  des Menschen notwendig ist. Wir haben auch erklärt, wieso der menschliche Verstand nicht ausreicht, um ihm den geeigneten Weg durchs Leben zu zeigen. Außerdem haben wir  die  Mängel der Gesetzgebungen, welche die Menschen aufstellen, genannt.

  Wir sagten, dass solche Gesetze nicht alle Bedürfnisse des Menschen einbeziehen und nicht die notwendigen Garantien für ihre Beachtung gegeben sind.  Wir haben Gott den Allmächtigen als besten Gesetzgeber bezeichnet, weil Sein Wissen unbegrenzt ist, Er den Menschen selber erschaffen hat und sein Wesen und seine Bedürfnisse genau überschaut.

Durch Aussendung von Propheten und Vermittlung seiner vollendeten Lehren an die Menschheit durch sie, stellt Gott, der Unendliche, eine Verbindung zu Seinen  endlichen Geschöpfen her.  In den verschiedenen Abschnitten der Geschichte war die Menschheit Zeuge von Auserwählten, die mit einem Aufruf zu ihnen kamen, der Dinge jenseits des menschlichen Denkens beinhaltete, und die Wunder, die sie mit Gottes Erlaubnis vollbrachten, überstiegen die menschlichen Kräfte. Sie  verdeutlichten die Beziehung der Propheten  zu der Welt des Verborgenen.

Wir möchten uns nun näher mit dem Phänomen der göttlichen Offenbarung beschäftigen.  

                          

Die Frage der Offenbarung spielt eine elementare Rolle beim Gespräch über das Prophetentum.  Der Verstand ist dem Menschen im Leben behilflich. Doch um an Wohl und Glück zu gelangen, braucht er außerdem auch die Offenbarung. Das wahre Glück des Menschen ist erst erreichbar, wenn er  beides -  Verstand und Offenbarung - nutzt.  

Die Gottgesandten sind die wahren Lehrer der Menschheit. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie Offenbarungsbotschaften empfangen.  Die Offenbarung ist ein Fenster, durch das der Mensch einen Einblick in  die  Welt des Verborgenen gewinnt.

Die Sinne und der Verstand sind die Werkzeuge des Menschen für die Sammlung von Erkenntnis.  Sichtbares nimmt der Mensch mit dem Auge, Hörbares mit dem Ohr auf . Seine fünf Sinne dienen ihm zur Erkenntnis von Dingen, die er damit wahrnehmen kann,  und rationale Dinge erkennt er mit Hilfe von logischen  Gründen, die er geistig erarbeitet.   Aber es gibt noch eine andere Kraft der Wahrnehmung im Menschen und zwar sein natürliches Verspür. Dieses geht aus seiner Gott gegebenen Natur (der Fitra) hervor. Es ist eine innere Stimme.  Genauso wie die Menschen Hunger und Durst verspüren, verspüren sie zum Beispiel auch,  dass es richtig ist, den Eltern Gutes zu tun bzw. dass es etwas Schlechtes ist, ein  Versprechen nicht einzuhalten oder einen Verrat zu begehen. Diese Wahrnehmungen, nämlich die mit den Sinnen, mit dem Verstand oder mit der Fitra haben alle Menschen gemeinsam. 

Aber einige Menschen gelangen an eine Art Erkenntnis und an Wahrnehmungen, welche den anderen verwehrt bleiben.  In Folge der leuchtenden Strahlen der Offenbarung schließen sie mit einer Summe von wertvollen Anweisungen und Lehren Bekanntschaft, die anders sind als die üblichen Kenntnisse des Menschen.  Diese Wahrnehmungen verdanken sie nicht geistigen Anstrengungen oder dem Einsatz der fünf Sinne oder auch dem natürlichen Gespür der Fitra,  sondern es ist Sonderwissen, das Gott ihnen zukommen lässt und an das sie fest glauben.  

Offenbarungen sind also reale Wahrnehmungen, an die ein Prophet ohne Anwendung der üblichen Mittel gelangt. Der Prophet gibt die Wahrheiten, die ihm  mitgeteilt werden und an deren Echtheit  er nicht zweifelt,  an die Menschen weiter  und ist darum bemüht, sie aufzuklären und auf den richtigen Weg zu führen.

Offenbarung ist also etwas Außergewöhnliches, das jenseits der Interpretationen aufgrund der Natur und Materie steht. Sie erfolgt nur, wenn Gott es will. Wir können diesen Vorgang nicht richtig nachvollziehen, weil die Offenbarung aus der Welt des Verborgenen kommt. Die Offenbarung ist eine Wahrnehmung und Verbindung, die wir nicht kennen, auch wenn wir angesichts ihrer Wirkung  davon fest überzeugt sind, dass es sie gibt.  Propheten sind die Empfänger der Offenbarungsbotschaft Gottes, und es liegt auf der Hand, dass sie für diesen Rang und für den Erfolg bei ihrem göttlichen Auftrag eine Reihe von Vorzügen und Voraussetzungen mitbringen müssen,  wie ein reines Herz, Wahrhaftigkeit und unvermischte Gottesliebe. Ihr Herz muss wie ein klarer Spiegel sein, der die Himmelsbotschaft aufnimmt und an die anderen wiedergibt.

      Wir sollten einige lehrreiche Punkte, die im Koran über die Offenbarung stehen, betrachten.

Im Vers 51 der Sure Schura (Sure  42 ) heißt es:

„Und keinem Menschen steht es zu, dass Allah zu ihm sprechen sollte, außer durch Eingebung oder hinter einem Vorhang oder, indem Er einen Boten (wie Engel)  schickt, um durch Sein Geheiß zu offenbaren, was Er will; Er ist Erhaben, Allweise.“

 

Aus diesem Vers entnehmen wir etwas über die Verbindung der  Propheten zu Gott dem Höchsterhabenen. Allem voraus heißt es, dass es keinem Menschen zusteht, dass Gott direkt zu ihm  spricht. Denn Gott der Schöpfer aller Welten ist ja frei von den Eigenschaften eines Körpers und der Materie.  Dann wird auf drei Formen der Herabsendung von Offenbarung hingewiesen, zum Beispiel durch die Eingebung. Eingebung bedeutet: Die

Worte Gottes werden auf das Herz eines Propheten herabgesandt. Viele Propheten haben auf diese Weise Offenbarungen erhalten. Zum Beispiel heißt es, dass Gott Noah gemäß Seiner Eingebung die Arche bauen ließ: 

„Und verfertige das Schiff vor Unseren Augen und nach Unserer Eingebung! …“ (Sure 11, Vers 37)

Das Wort des Herrn kann auch hinter einem Vorhang geoffenbart werden – so wie Prophet Moses am Berg Tur mit Gott sprach und Er ihm antwortete. Dabei konnte Moses Gott nicht erblicken, denn Gott, der Herr der Welten, hat keinen Körper.

Die dritte Art der Offenbarung, von der Gott in dem Vers 51 der Sure 42 spricht, ist die Offenbarung durch den Engelsboten. Dieser teilt dem Menschen die göttliche Botschaft mit, so wie der Prophet des Islams (der Segen Allahs sei auf ihm und Friede seinem Hause)  über den Offenbarungsengel Dschibril (Gabriel) die Botschaft Gottes erhielt. 

 

Der Mensch darf sich wirklich geehrt fühlen, dass  Gott ihm Botschaften geschickt hat  und ihm vom Schöpfer  dieser gewaltigen Daseinswelt diese Gnade erwiesen wurde.

 

Was wir sagten, galt für alle Propheten Gottes, doch es gibt beim größten Lehrer der Menschen, nämlich dem Propheten des Islams (S) noch eine besondere Form der Offenbarung.

Der Offenbarungsengel Gabriel  (Dschibril) kam  manchmal in Gestalt eines Menschen zum Propheten, um ihm etwas zu offenbaren.  Manchmal erklang die Offenbarung dem Propheten im Ohr und manchmal erschien Dschibril dem Propheten des Islam (S) nicht in Menschengestalt sondern so wie  Gott ihn erschaffen hat  – allerdings hat Dschribil sich nur zweimal dem Propheten in seiner Engelsgestalt gezeigt.

In der Sure Schuara (Sure 26) steht in den Versen 192 bis 194 darüber geschrieben, wohin die Offenbarung gesandt wird, nämlich in das unversehrte reine Herz des Propheten:

 

„Und wahrlich, dies (der Koran) ist eine (Offenbarung) herabgesandt vom Herrn der Welten.“

die vom vertrauenswürdigen Gabriel, herabgebracht worden ist“

auf dein Herz, auf dass du einer der Warner sein mögest.“

 

Diese Offenbarungszeichen unterstreichen, dass der Koran vom Herrn der Welten herabgesandt wurde. Der Koran ist also nicht das geistige Produkt eines Menschen.   Der Koran berichtet, frei von jeglichem Aberglauben und von erfundenen Märchen, aus dem Leben der vorherigen Propheten. Dabei werden diese Berichte von jemanden übermittelt, der keine Schule besucht hat. Dass der Prophet weder lesen noch schreiben konnte, ist in sich schon  ein klarer Beweis dafür, dass der Koran mit diesem hohen Inhalt vom Herrn der Welten herabgesandt worden ist. Schon von daher gilt der Koran als Wunder.  

Die obigen Koranverse der Sure 26  verweisen auch auf den wichtigen Punkt, dass Jener, der die Offenbarung herabgesandt hat, der Herr über das Dasein ist. Er hat dieses Dasein geschaffen und daher stehen auch seine göttlichen Gebote mit dem Dasein im  Einklang.

Im Koran steht gemäß obigen Versen, dass der Offenbarungsengel den Koran seitens Gott überbracht hat. Dieses Buch ist daher frei von jeder Lüge und von Abwegigem.

Gott spricht in der Sure 26 , dass die Offenbarung aus der höheren Welt auf das edle Herz des Propheten herabgesandt wurde.  Es haben also keine normalen Mittel der Erkenntnis mitgespielt.

Dann heißt es weiter, dass der Offenbarungsengel den Koran ins Herz des Propheten brachte, damit die Menschen gemahnt werden.  Die Offenbarung wurde nämlich von Gott herabgeschickt, damit der Prophet  die Menschen darauf aufmerksam macht, dass sie bei der Abweichung aus der Bahn des Ein-Gott-Glaubens ein schlimmes Schicksal erwartet.   Es geht also darum  die Gemüter wachzurütteln, die Menschen verantwortungsbewusst zu machen, ihnen zur Charakterveredlung zu verhelfen und  sie auf den Weg der Vervollkommnung zu führen.