Jul 07, 2017 10:59 CET

Im Rahmen der letzten Beiträge haben wir über den Festungs- und Burgbau im Iran und dessen Merkmale berichtet. Diese Gebäudeanlagen hatten vor allen Dingen die Funktion, vor Angreifern zu schützen. Dennoch spiegelte sich in der Innengestaltung dieser Bauwerke Traditionen der jeweiligen Ära wieder.

In den ersten gschichtlichen Epochen ist hinsichtlich der Abwehrbefestigungen in diesen Burgen der Einfluss des Baustils des Zweistromlandes zu sehen. Danach ähnelte sich die Bauweise von Burgen mehr oder weniger über Jahrhunderte hinweg, aber im 19. Jahrhundert begannen Elemente der europäischen Bauweise auch beim Bau von Burgen und Festigungen mitzuspielen.

Wichtig war zu jeder Zeit beim Bau einer Burg außerhalb der Stadt (Qal`eh) oder einer Zitadelle innerhalb der Stadt (Arg), dass niemand die Ummauerung überwinden konnte. . Dies war auch für die Bevölkerung wichtig, die sich bei feindlichen Angriffen in die Festung retteten. Über viele iranische Burgen gibt es historische Berichte über die Verteidigung gegenüber Angriffen.

Im iranischen Azarbeidschan liegt an der Ostküste des Urumiyeh-Sees eine alte Burg namens Sahak (Ajdehak). Sie ist über 3000 Jahre alt und war ein wichtiger Sitz der Meder. Diese Burg liegt in 2300 m Höhe über dem Meeresspiegel.

1971 wurde dieses Bauwerk zum erstenmal wissenschaftlich untersucht. Die Sahak-Burg ist eine solide Festung gewesen. Zu drei Seiten dieser Burg fällt das Gelände steil ab. Die Burg weist verschiedene größere und kleine Räume auf, darunter Speicherräume für Gesteine, für Wasser, eine Mühle, einen Ratssaal , einen Badeanlage. Bei fast der Hälfte der vielen Kammern fehlt die Überdachtung und die andere Hälfte sind Felskammern. In den meisten Kammern gibt es einen Wasserspeicher und kleine Wandnischen. Die Sahak-burg weist zu beiden Seiten ihrs eingangs einenhalbzylindrischen Turm aus rechteckigen Steinblöcken auf, . An Tonscherben hat man festgestellt, dass diese Burg auch noch nach den Sassaniden im 13. und 14. Jahrhudnert bewohnt wurde. Tonrohre leiteten Wasser aus einer Quelle in die Burg.

In dieser Gegend im Nordwesten Irans liegen noch zahlreiche weitere Burgen. Die Dschomhur-burg oder Babak-Festung war der Sitz von Babak Khorramdin, der sich im 10. Jahrhundert nach Christus gegen die Abbassidenkalifen erhob und lange in dieser Burg blieb. Die Babak-Festung ist nur über gefährliche Gebirgskämme zu erreichen. Dem Eingang zu dieser festen Burg geht ein steinerner Flurgang voraus, der 200 m lang ist und sehr schmal ist, so dass zwei Personen nebeneinander keinen Platz finden. Die Babak-Burg liegt in 2700 m Höhe über dem Meeresspiegel. An allen vier Seiten der Burg stehen Wachtürme. Von der Spitze dieser Türme aus hat man mehrere Kilometer Aussicht. Diese Burg ist dreistöckig. Die verschiedenen Stockwerke sind über Treppen an den Seitensäulen zu erreichen.

Die Babak-Festung weist einen großen Hauptsaal auf, an dessen Seiten sich 7 Kammern anschließen und alle haben einen Halbgewölbe. Die Wände der Wasserspeicher sind mit einer wasserfesten Mörtel verputzt. Die Steine sind zerkleinert und geglättet und bei dem Mauerbau wurde eine entwickelte Methode verwendet. Die Burg ist in die Sassanidenzeit zurückzudatieren. Man hat aber auch viele Gestände und Münzen aus der Islamischen Ära in der Babak-Burg gefunden. Die Lage dieser Burg ist strategisch wichtig. Sie ist so gut abgesichert, dass nach historischen Berichten 20 Soldaten genügten, um den Angriff eines 100-tausend köpfigen Heeres ohne jeglichen Eigenverlust abzuwehren.

Auf der Liste der historischen Bauwerke Iran ist auch der Arg-e Teheran eingetragen. Diese Zitadelle und einige Bauwerke in ihr erinnern an die Saffawidenzeit. Das Bauwerk liegt heute im Altstadtteil Tehrans. Die Teheraner Zitadelle nahm eine Fläche von 45 ha ein und erfuhr wegen der Ausdehnung der Stadt in den letzten 100 Jahren viele Veränderungen. Auf dem Gelände des Arg-Teheran wurde die erste Lehrstätte für moderne Wissenschaften Daral-Fanun, der erste öffentliche Park Teherans, das erste Museum und die Trauerhalle der Regierung sowie das höchste damalige Gebäude Teherans, das Schams-ul Amareh errichtet. Es ist eines der charakteristischen Merkmale der iranischen Architektur, dass wichtige und öffentliche Bauten- nebeneinander errichtet werden.

Die Teheraner Zitadelle hatte wie alle anderen Stadtburgen auch eine Verteidigungsanlage, Ummauerung und Türme . Die Ummauerung der Teheraner Zitadelle war aus rohen Ziegeln und hatte Zinnen. Der obere Mauerabschnitt war mit gemusterten bunten Ziegelsteinen verziert.

Den Bau des Teheraner Args ordnete Karimchan Zand an. Der bekannte iranische Baumeister Gholamresa Tabrizi erhielt den Befehl.

Rund um die Burg war in sehr breiter Wassergraben angelegt worden. Dieser wurde unter den Qadscharen aufgeschüttet und anstelle dessen wurden Straßen angelegt. In den historischen Belegen heißt es, dass Grundstücke hinter der Mauer der Festung unter dem Qadscharenkönig Mohammad Ali Schah zum Verkauf angeboten wurden. Die Käufer verwandelten diese Gebiete in Handelseinheiten.

Der Teheraner Arg wies mehr Verbindungswege im Innern auf, hatte aber nur 2 Eingangstore, das Dolat-Tor (Darwase Dolat) im Norden der Festung und das Naqara h-Chaneh-Tor im Süden. Später wurden weitere Eingänge in die Festungsmauer eingelassen und während des Städtebaues verwandelte sich einige Toreingänge in Gebäude oder an ihrer Stelle entstanden Plätze.

Von dem großen Teheraner Arg sind nur einige vereinzelte Bauwerke stehen geblieben, nämlich Emarat Radio, das Gebäude der Staatsanwaltschaft, der Qurchaneh-Torbogen, das Gebäude des Daral-Fonun, die Arg-Moschee und einige weitere kleinere Bauten und Torbögen. Sie wurden alle auf die Liste nationaler historischer Bauwerke eingetragen. In den letzten Jahrzehnten hat der Teheraner Arg seinen ursprünglichen Charakter zum größten Teil verloren. Hier liegt nun ein verkehrsreiches Gebiet von Teheran. Der historische alte Bazaar von Teheran in Nachbarschaft des Geländes der ehemaligen Teheraner Stadtburg erinnert an den historischen und wirtschaftlich bedeutenden Wert dieses Bezirks von Teheran.