Jul 08, 2017 10:47 CET

Wir besprechen diesmal die letzten 5 Verse der Sure 33, Sure Ahzab und beginnen mit Vers 69, in dem es heißt:

 (33: 69 -73) 

 

 يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا لَا تَكُونُوا كَالَّذِينَ آذَوْا مُوسَىٰ فَبَرَّأَهُ اللَّـهُ مِمَّا قَالُوا ۚ وَكَانَ عِندَ اللَّـهِ وَجِيهًا                                          

O die ihr glaubt, seid nicht wie diejenigen, die Musa  Leid zufügten, worauf Gott ihn freisprach von dem, was sie (über ihn) sagten; und er war bei Gott angesehen. (33: 69)

                                                                                              

Im Vers 57 dieser Sure steht darüber geschrieben, dass die Heuchler dem Propheten des Islams Leid zufügten.  In Medina lebten auch Juden und sie hatten Kontakt mit den Muslimen.  So erfuhren die Muslime ebenso über einige der Verleumdungen, die einst unter Mitwirkung des Pharaos und anderer Leute wie Korah gegen Moses  gerichtet worden waren. Die Gläubigen wurden jedoch gemahnt,  dass sie das was sie bei den Juden über Moses erfahren nicht weitererzählen sollen und keine Gerüchte in Umlauf bringen dürfen.  Gott zeugt nämlich im  Vers 69 dieser Sure dafür, dass der Prophet Moses frei und rein von allen  Verleumdungen ist und von Gott geschätzt wird. Die Gläubigen dürfen jemanden, der bei Gott angesehen ist,  nicht diffamieren.

 

Wir sehen:

Erstens: Es gehört zu der List der Feinde, durch Gerüchte und Verleumdung religiöse Führer in ihrer Position zu schwächen und deren mentale und körperliche Gesundheit in Frage zu stellen.

Zweitens: Der Glaube an Gott setzt auch den Glauben an  Seine Gesandten und an deren Makellosigkeit voraus. Ebenso  muss ein Gläubiger sich von jeglicher Verleumdung gegen die Propheten Gottes hüten.

Drittens:  Gott verteidigt geläuterte Menschen wie die Propheten gegenüber Verleumdungen und er ehrt sie. Das müssen auch wir tun.

                                  

Es folgen Vers 70 und 71 der Sure Ahzab:

 

 يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا اتَّقُوا اللَّـهَ وَقُولُوا قَوْلًا سَدِيدًا

„O die ihr glaubt, fürchtet Gott und sagt treffende Worte,“ (33: 70)

 

يُصْلِحْ لَكُمْ أَعْمَالَكُمْ وَيَغْفِرْ لَكُمْ ذُنُوبَكُمْ ۗ وَمَن يُطِعِ اللَّـهَ وَرَسُولَهُ فَقَدْ فَازَ فَوْزًا عَظِيمًا

„so wird Er euch zu guten Werken verhelfen  und vergibt euch eure Sünden. Und wer Gott und Seinem Gesandten gehorcht, der erzielt ja einen großartigen Erfolg.“ (33: 71)

 

Im Anschluss an den vorherigen Vers, der die Gläubigen  vor übler Rede mahnt, heißt es im Vers 70 weiter, dass sie grundsätzlich darauf achten müssen was sie sagen und nur Dinge sagen sollen, die zutreffen und richtig sind. Sie sollen also nicht über etwas, von dem sie nicht wissen, ob es stimmt oder nicht,  reden, sondern nur Dinge sagen, die unzweifelhaft zutreffen.

Wenn alle Gläubigen auf diesen Punkt achten und sich nicht erlauben aufgrund von Vermutungen und haltlosen Gedanken oder Pessimismus und Misstrauen über andere zu urteilen, wird die Gesellschaft sich bessern. Sowohl bestehende Probleme werden mit der Zeit beigelegt als auch zukünftige Probleme verhütet werden.

Gott verzeiht denjenigen, die sich vor falschen und üblen Aussagen hüten, die Sünden, die sie vorher begangen haben und heilt ihre Angelegenheiten.  In Wahrheit gehört es zu den Früchten der Gottesfürchtigkeit sich von unangemessenen Reden zu enthalten und stattdessen nur Wahres und Rechtes zu sagen. Daher  hat es auch die Heilung der Taten und die Vergebung der Sünden zur Folge.

In einem schönen Gleichnis sagt Imam Sadschad (Friede sei mit ihm) dass die Zunge jeden Morgen die anderen Glieder des Körpers nach ihrem Befinden fragt und diese ihr antworten: „Uns geht es gut, wenn du es uns gut gehen lässt.“                       

Wir sehen:

Erstens: Eine der Vorbedingungen für den Glauben besteht darin, gottesfürchtig zu sein und eine Voraussetzung der Gottesfürchtigkeit ist, dass man sagt, was wahr und recht ist.

Zweitens: Es genügt nicht, dass man sich schön ausdrückt und schöne Worte wählt.  Auch muss der Inhalt von dem was man sagt,  zuverlässig und zu Recht sein.

Drittens: Wenn der Mensch in dem Maße wie er es vermag, auf Gottesfürchtigkeit achtet, wird Gott ihm seine Sünden verzeihen und ihm auf dem Weg zum Guten weiterhelfen.

             

Es folgen die beiden letzten Verse der Sure Ahzab, Sure 33, nämlich Vers 72 und 73:

 

إِنَّا عَرَضْنَا الْأَمَانَةَ عَلَى السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَالْجِبَالِ فَأَبَيْنَ أَن يَحْمِلْنَهَا وَأَشْفَقْنَ مِنْهَا وَحَمَلَهَا الْإِنسَانُ ۖ إِنَّهُ كَانَ ظَلُومًا جَهُولًا                               

„Wir haben das anvertraute (göttliche) Gut den Himmeln und der Erde und den Bergen angeboten, aber sie weigerten sich, es zu tragen, sie scheuten sich davor. Der Mensch trug es – gewiss, er ist höchst ungerecht und höchst unwissend.“ (33: 72)

 

لِّيُعَذِّبَ اللَّـهُ الْمُنَافِقِينَ وَالْمُنَافِقَاتِ وَالْمُشْرِكِينَ وَالْمُشْرِكَاتِ وَيَتُوبَ اللَّـهُ عَلَى الْمُؤْمِنِينَ وَالْمُؤْمِنَاتِ ۗوَكَانَ اللَّـهُ غَفُورًا رَّحِيمًا 

„(Das ist so,) damit Gott die Heuchler, Männer und Frauen, und die Götzendiener, Männer und Frauen, (wegen Verrat an dem anvertrauten Gut)  straft und die Reue der Gläubigen, Männern und Frauen, (wegen Versäumnissen bei der Wahrung des anvertrauten Gutes) akzeptiert und  Gott ist Allvergebend und Barmherzig.“ (33: 73)

                                    

Zum Schluss der Sure Ahzab wird in diesen beiden Versen auf einen wichtigen Punkt hingewiesen, nämlich darauf, dass die Vorzüge, die der Mensch gegenüber anderen Wesen erhalten hat,  ein göttliches Treuhandgut sind. Es handelt sich um ein Pfand, dass die anderen in der Schöpfung nicht empfangen und nutzen konnten, sondern nur das Wesen namens Mensch wurde mit dieser himmlischen Huld bedacht.  Es liegt auf der Hand, dass mit diesem göttlichen Pfand der Geist gemeint ist, den Gott dem Menschen verliehen hat und durch den er über die anderen in der Schöpfungsordnung zu stehen kommt. Dieser Geist ist die Quelle für den Verstand und für die Entscheidungsfreiheit,  die der Mensch besitzt und alle hohen menschlichen Eigenschaften können dank dieses Geistes erreicht werden.

                                                        

Die anderen Geschöpfe - von den leblosen Dingen wie den Bergen bis zu den Pflanzen und Tieren - sind nicht dafür geeignet gewesen, diesen großen göttlichen Segen zu erhalten.  Nicht so der Mensch. Er ist dank Gottes Huld mit dieser großen Segensgabe ausgestattet.  Allerdings ist der Geist wie alle anderen Gaben in der Schöpfung  ein göttliches Pfand – ein anvertrautes Gut. Weder hat der Mensch ihn erschaffen noch darf er mit dem anvertrauten Gut nach Belieben umgehen. Denn  ein  Treuhänder ist nicht der Besitzer des Treuhandgutes.

Gott hat der inneren Natur des Menschen dieses Pfand anvertraut und den Menschen aufgefordert, es auf dem richtigen Weg einzusetzen und für sein Wohl und das Wohl aller zu nutzen. Doch leider verfallen viele Menschen dem Unglauben und der Undankbarkeit gegenüber den Gaben Gottes, oder aber auch der Heuchelei und begehen mit ihrem unwürdigen Verhalten und schlechten Taten einen Verrat an diesem anvertrauten Gut.

Unterdessen sündigen die  Gläubigen, obwohl sie sich gegenüber dem göttlichen Treuhandgut verpflichtet fühlen, manchmal und benutzen dadurch dieses hohe Gut nicht  in dem von seinem Eigentümer – von Gott – beabsichtigten Sinne.

 Die eine Gruppe von Menschen bedient sich also dieses Segens in Unwissenheit auf dem falschen Wege oder nutzt sie abwegig  für Unrecht und Ungerechtigkeit  aus – während eine andere Gruppe aus Nachlässigkeit die Pflicht zur Wahrung des Treuhandgutes nicht richtig erfüllt.

Es leuchtet ein, dass die Ungerechten für ihren Verrat an dem anvertrauten Gut bestraft werden und diejenigen die ihre Treuepflicht vernachlässigt haben nur unter der Voraussetzung, dass sie es  bereuen und sich fest vornehmen, es nicht mehr zu tun,  die göttliche Barmherzigkeit erfahren.

                          

Es sind vier Dinge, die wir uns im Zusammenhang mit den letzten beiden Versen der Sure 33 einprägen können, nämlich:

Erstens: Der Mensch ist Treuhänder Gottes in Seiner Schöpfung.  Gott hat ihm besondere Privilegien verliehen, die kein anderes Wesen oder Ding in der Schöpfung aufweist. Diese Privilegien sind ein von Gott anvertrautes Gut, das der Mensch richtig einsetzen muss.

Zweitens: Aus der Sicht des Islams bedeutet der Begriff „Zulm“ – Unrecht - nicht nur Unrecht gegen andere, sondern auch Unrecht gegen sich selber. Das größte Unrecht des Menschen gegen sich selber besteht darin, dass er die göttlichen Gaben, die ihm für seine Entfaltung und Vervollkommnung dienen sollen, auf dem falschen Weg einsetzt.

Drittens:  Das Anvertrauen  des göttlichen Gutes zieht Verantwortung nach sich. Wer einen Verrat bei der Erfüllung seiner Pflicht als Treuhänder begeht, wird natürlich den Zorn Gottes auf sich ziehen.

Viertens:  Mann und Frau sind gleichgestellt hinsichtlich der Möglichkeit des Aufstiegs in Richtung des menschlichen Ideals und des Absturzes in die Abgründe des Schlechten. Als Menschen im Sinne eines Wesens gesehen, dem Geist verliehen wurde und das sich vervollkommnen kann, besteht kein Unterschied zwischen Mann und Frau.