Jul 13, 2017 19:27 CET

Wir knüpfen an unsere Ausführungen über das Phänomen „Offenbarung“ an. Wir sagten, dass es sich um eine außerordentliche Wahrnehmung jenseits  der Wahrnehmung mit den 5 Sinnen, der inneren Stimme und dem Verstand handelt, so dass sich die Offenbarung nicht mit diesen Größen erklären lässt. 

 

 Die Offenbarung  erfolgt nur wenn Gott es will. Auch wenn wir sie nicht wahrnehmen können, so erkennen wir dennoch an ihrer segensreichen Wirkung ihre Existenz und glauben an sie. Die Empfänger der Offenbarung werden zweifelsohne zielbewusst von Gott ausgewählt, denn sie müssen besondere Tugenden aufweisen und für diesen Auftrag würdig sein. Nur Gott bestimmt über die Art und den Zeitpunkt der Herabsendung einer Offenbarung. Wenn Gott es nicht gewollt hätte, dann wäre auch auf den besten unter den Menschen keine Offenbarung herabgesandt worden.

Die Offenbarung ist also ein himmlisches Gnadengeschenk, mit dem Gott die Propheten geehrt hat, damit  sie Seine Botschaft an die Menschen weiterleiten. Es sei hervorgehoben, dass kein Mensch einen Einfluss auf den Erhalt von Offenbarungen hat. Auch ist einem Propheten nicht gestattet, irgendetwas an der Offenbarung zu ändern. Er empfängt die Botschaften Gottes und gibt sie unverändert an die Menschen weiter.


Einige hegen Skepsis hinsichtlich der Gesandten Gottes  und fragen sich, ob diese überhaupt von  Gott Inspiration erhalten und ob es sich bei ihren Botschaften wirklich um himmlische Anweisungen handelt. Sie denken, dass die Propheten vielleicht einfach nur  geniale Denker waren und wegen ihrer besonderen Begabung, wichtige Wahrheiten erfassen konnten, die den normalen Menschen verborgen bleiben. Diese Skeptiker vermuten,  dass solche genialen Denker ihre Erkenntnisse Gott zuschrieben, um sich damit  Respekt und Gehör in der Gesellschaft zu verschaffen. Diese Behauptung beinhaltet nichts anderes als  die Aussage, dass die Propheten unehrlich waren und nur  den Anspruch stellten, Gesandte Gottes zu sein und von Ihm Offenbarung zu empfangen.

Zur Widerlegung dieser Behauptung und Klarstellung der besonderen Beziehung zwischen den Propheten und Gott und zum Beweis für den himmlischen Ursprung der von ihnen überbrachten Gebote und Botschaften, sollten wir die Eigenschaften nennen, die die Propheten bereits  besaßen, bevor sie von Gott ausgesandt wurden.

-Die Propheten haben, bevor sie sich als Gesandte Gottes vorstellten und ihre Lehre verbreiteten,  unter den Menschen gelebt. Sie kannten ihre Nöte und Sitten und ihre Sprache. In dem Moment, wo sie erfuhren, dass Gott sie als Prophet zu den Menschen ausgeschickt hat, trat plötzlich ein  großer Wandel bei ihnen ein. Als sie sich als  Verkünder der göttlichen Lehre vorstellten,  ähnelten die Worte aus ihrem Mund nicht mehr der Art wie sie vor ihrer Prophetschaft gesprochen hatten.

Wenn also einige behaupten, dass die Lehre, die sie verkündeten, nicht himmlischen Ursprungs, sondern aus einem genialen Verstand entsprungen ist, dann hätten ihre Ansichten nach der Bekanntgabe, dass sie Prophet Gottes sind,  doch denen in der vorhergehenden Zeit ähneln müssen. Aber das war nicht der Fall. Dies ist in sich schon ein Beweis dafür, dass sie tatsächlich von Gott ausgesandt worden sind und ihnen ihre Verkündigungen  offenbart wurden.

Zweifelsohne haben die Propheten bereits vor ihrer Berufung einige besondere Eigenschaften besessen, wie Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Anständigkeit. Doch sie  wiesen erst eine völlig einschneidende tiefe Veränderung auf, nachdem sie sich als Gesandte Gottes und Überbringer der göttlichen Offenbarung vorstellten.

Auf diese Wahrheit weist Gott im ersten Teil des Verses 52 der Sure Schura (42) hin, nämlich: 

„Und so haben Wir dir (wie den vorhergehenden  Propheten) nach Unserem Gebot ein Wort offenbart. Weder wusstest du, was die Schrift noch was der Glaube ist.“

Und dann heißt es im Anschluss daran im gleichen Vers, dass der Prophet des Islams ein wegleitendes Licht überbringt, nämlich:

„Doch Wir haben sie (die Offenbarung) zu einem Licht gemacht, mit dem Wir jenen von Unseren Dienern, denen Wir wollen, den Weg weisen. Wahrlich, du leitest (die Menschen) auf den geraden Weg.“

Wären die Propheten nicht die Gesandten Gottes sondern geniale Menschen gewesen, dann hätten sie ihre neuen Standpunkte nicht auf einmal sondern allmählich vorgestellt. Es hat viele geniale Denker  in der Geschichte gegeben. Aber ihre Begabung zeigte sich immer erst im Laufe der Zeit.  Es ist keinesfalls der Fall, dass ein Genie bis zu einem bestimmten Lebensabschnitt wie alle anderen ist und dann  ganz plötzlich sein genialer Geist zutage tritt.  Unterdessen ist bei den Propheten ein plötzlicher Wandel  festzustellen aufgrund dessen sie auf einmal  ganz neue Dinge sagen – Dinge die nicht von der maroden Kultur  ihrer gesellschaftlichen Umgebung stammen. 

Der plötzliche Wandel in der Lebens- und Sprechweise von Propheten  demonstriert,  dass sie mit einer neuen Quelle in Verbindung gekommen sind, die Licht und Segen und neues Leben spendet. 

Natürlich besitzen geniale Menschen wegen ihrer besonderen Begabung die Fähigkeit tief nachzudenken und sehr genau zu analysieren. Mit Hilfe ihres Verstandes gelangen sie an ein Ergebnis. Allerdings können sie auch Irrtümer begehen. 

Die Propheten besitzen aber nicht nur einen klugen Verstand und sind besinnliche Menschen, sondern sie können eine Kraft nutzen, die ihnen besonderes Wissen spendet und diese Kraft ist die Offenbarung.  Die Propheten sehen die Wahrheiten im Spiegel der Offenbarung und sagen nichts anderes als die Wahrheit. Diese Wahrheit ist nicht mit Irrtümern behaftet.  Aber geniale Denker können die außerordentliche Kraft der Offenbarung nicht nutzen und deshalb laufen sie immer Gefahr,  sich zu irren, denn die  rein menschlichen Wahrnehmungen sind begrenzt.

 

Einen weiteren Anhaltspunkt  dafür, dass die Propheten von Gott ausgesandt wurden, liefert ihre Art und Weise.  Die Menschen, die in den verschiedenen Epochen der Geschichte Propheten waren, waren allgemein wegen ihrer Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Anständigkeit und ihrer Wohltätigkeit bekannt.  Wir sehen, dass diese großen Gottesmänner nicht nur selber ehrlich waren, sondern auch die anderen laufend aufriefen, ehrlich zu sein und vor Täuschung und Lüge warnten.

 Diese  Menschen, die für ihre Aufrichtigkeit bekannt waren und die Aufrichtigkeit empfahlen, habe alle gesagt, dass sie von Gott  ausgesandt wurden und dass sie Gottes Wort lehren. Diese Aufrichtigen haben gesagt, dass das Wort, das sie verkünden, nicht  von ihnen stammt und sie nicht nach Lust und Laune sprechen, sondern es sich um Offenbarungen und um Wahrheiten handelt, die den Menschen auf den Weg zu Wohl und Glück führen.

 In den Versen 1 bis 4 der Sure Nadsch (Sure 53) steht wie folgt:

„Bei dem Stern, wenn er sich dem Untergang zuneigt!“

„Euer Gefährte ist weder verwirrt, noch befindet er sich im Unrecht ,“

„Und er (Mohammad – S.)  spricht nicht aus (persönlicher) Neigung.“

„Es ist nichts anderes als eine inspirierte Offenbarung.“

Die Propheten, die  vom Empfang von Offenbarungen sprachen, waren absolut ehrliche Menschen und habe diese Ehrlichkeit ihr ganzes Leben über bewiesen.

 Es fällt auf,  dass im Laufe der Jahrhunderte und Epochen an verschiedenen geografischen Orten solche Menschen in Erscheinung getreten sind, und  alle im Grunde das Gleiche verkündet haben. Im Kern überbrachten sie alle die gleiche Botschaft. Auch das ist schon ein überzeugender Grund  dafür, dass ihre Worte aus ein- und derselben Quelle stammen und es wird klar, dass sie mit der überirdischen Welt in Verbindung standen und von dort Eingebung erhielten.

     

Jeder gerechte Mensch wird schon bei einem kurzen Blick auf das Leben der Propheten sagen, dass sie ehrliche Menschen waren und feststellen, dass ihre Lehren von Gott, dem Allwissenden und Weisen  herabgesandt worden sind. Weiteres verschieben wir auf den nächsten Teil.