Aug 01, 2017 06:27 CET

Bei Betrachtung der Geschichte begegnen wir zahlreichen Tyrannen, die  den Menschen das Leben vergällt haben. Viele Freiheitsliebende  wurden Opfer der teuflischen Gelüste von ungerechten Herrschern.  Zahlreiche Unterdrückte, welche sich gegen das Unrecht erhoben, wurden niedergemetzelt.  Und viele große Paläste entstanden auf den Rücken ausgepeitschter Sklaven.

 

  Die Propheten Gottes erhoben sich, um die Unterdrückten zu befreien und gegen die ungerechten Systeme ihrer Zeit zu kämpfen.  Prophet Ibrahim (F) erhob sich gegen Nimrod, Moses gegen den Pharao, Jesus gegen den Römischen Kaiser und der Prophet des Islams gegen das Römische und Persische Reich. 

 

Die Propheten  waren bestrebt, nach dem Sturz der arroganten Willkürmächte und Befreiung der Unterdrückten eine gerechte Ordnung herzustellen. Damit jeder an die Rechte , die ihm entsprechend seiner Eignung zustehen gelangt und die Pflichten und Rechte gerecht verteilt werden.

Der Koran sagt über die Aussendung der Propheten zur Herstellung der Gerechtigkeit in der Sure   57 , Vers 25:

„Wir haben ja Unsere Gesandten mit den klaren Beweisen gesandt und mit ihnen die Schrift und die Waage herabgesandt, damit die Menschen für die Gerechtigkeit eintreten. …“

 

Die Propheten kamen ihrer Aufgabe nach, eine gerechte Ordnung herzustellen, aber eine Verwirklichung dieser Ordnung  war nur möglich, wenn die Menschen mithalfen. Grundsätzlich braucht jeder Führende zur Verwirklichung seiner Ideale  ernsthaft die Unterstützung des Volkes.  Wenn der Prophet des Islams die  Ungerechtigkeit aus der Zeit der Ignoranz beseitigen und die auf Islamischer Gerechtigkeit beruhende Gesellschaft begründen konnte, so nur, weil die Muslime in der islamischen Frühzeit ihn  unterstützten. Also  forderte Gott ihn auf zu verkünden: „Mein Herr hat Gerechtigkeit geboten….!

(Vers 29, Sure 7 (Araf)

Außerdem hielt er Prophet Mohammad (S) dazu an, auf gerechte Weise zwischen den Menschen zu richten. Es heißt im Vers 42 der Sure 5 (Maida) :

 

„…wenn du aber richtest, dann richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit. Gewiss, Allah liebt die Gerechten.“

Jemand, der an die Spitze der Gesellschaft gelangt und wie die Propheten Gottes nach Herstellung von Gerechtigkeit und Bekämpfung der  Ungerechtigkeit streben will, muss als erster selber in seinem Leben gerecht handeln und Vorbild für die anderen sein. Der Prophet hat dies getan und niemanden bevorzugt oder benachteiligt.   Dies veranschaulicht zum Beispiel die folgende Begebenheit.

Eine der  Frauen aus dem Stamm der Qureisch hatte einen Diebstahl begangen. Die Vornehmen dieses reichen und mächtigen  Stammes fürchteten um ihren Ruf und baten den Propheten, von der gerechten Strafe der Diebin abzusehen. Der Prophet aber sagte zu ihnen: „Die Völker vor euch sind deshalb vernichtet worden, weil sie die Strafen bei den Schwachen durchführten und diejenigen laufen ließen, die Macht und Reichtum besaßen. Ich schwöre bei Jenem, in dessen Hand mein Leben ist, selbst wenn meine Tochter Fatima dies getan hätte, hätte ich die göttliche Strafe an ihr vollstreckt.“ 

Leute, die ihre Interessen und ihre soziale Position in Gefahr geraten sehen, stellen sich natürlich gegen diejenigen, die bei der Umsetzung des Gesetzes der Gerechtigkeit treu bleiben. Der Prophet des Islams hat zu denen, die das Gesetz durchführen wie folgt gesagt, damit sie nicht wankelmütig werden:  Richtet euch nach den Gesetzen Gottes, (wo ihr seid) ob fern oder nah, und lasst in der Sache Gottes keinen Tadel eine Wirkung auf euch  haben. (Nahdsch-ul Fasaha, Hikmat 436).

Wenn das Prinzip der Gerechtigkeit nicht eingehalten wird, und nur die Schwachen vor Gericht gestellt werden, während eine andere Gruppe versucht eine Strafe durch Bestechung und Drohungen abzuwenden, so ist es klar, dass  diese Gesellschaft auf dem Weg zum Abgrund ist und letztendlich vernichtet werden wird.  Imam Ali (Friede sei ihm) hat in der kurzen Zeit, in der er über die Muslime regierte, unbeirrt an der Islamischen Gerechtigkeit festgehalten. Er hat gesagt: „Ich habe den Propheten Gottes (S) oftmals wie folgt sagen hören:  Ein Volk, bei dem das Recht der Schwachen nicht entschlossen und vollständig bei den Mächtigen eingefordert und geholt  wird, wird keine Reinheit und niemals Wohl  erlangen .“  (Nahdsch-ul Balagha Brief 53)

                                   

Die Durchführung der Gerechtigkeit bringt nicht nur im Diesseits große Vorteile für  die Gesellschaft, sie wirkt sich auch positiv auf die Zukunft der Menschen und menschlichen Gesellschaften aus. Je mehr jedoch die Gerechtigkeit außer Acht gelassen und das Recht der Menschen verletzt wird, desto bitterer wird sich das Leben im Diesseits gestalten und nicht nur das: Diese Vorgehensweise führt schließlich in die Verdammnis im Jenseits.  Der Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) sagt (gemäß  Mustadrak al Wasail, Band 11, S.317): „Die Gerechtigkeit ist die göttliche Waage auf Erden. Wer diese (als Kriterium für sein Handeln und Reden) wählt, der wird ins Paradies geführt und wer sie beiseitelässt (und keinen Wert auf sie legt) der wird zum Feuer gebracht.“

 

Der geehrte Prophet des Islams  achtete nicht nur in allgemeinen Angelegenheiten auf  die präzise Einhaltung des Grundsatzes der Gerechtigkeit, sondern er richtete sich auch in scheinbar unbedeutenden Dingen in seinem Verhalten nach diesem Prinzip.   Als  er  mit einer Gruppe in der Moschee versammelt war, bat er, dass  sie zusammen mit ihm  im Kreis sitzen, so dass keiner einen vorrangigen oder untergeordneten Platz, zum Beispiel der  eine am Kopf und der andere am Ende der Versammlung,  einnahm. So kam es dass jemand, der den Propheten vorher nicht gesehen hatte, beim Betreten der Moschee nicht wusste, wer von denen im Kreis, eigentlich der Prophet ist. Hadhrat-e Mohammad (S)  verteilte sogar seine Blicke gerecht auf alle in einer Versammlung, damit keiner sich unbegründet einbildet, er genieße einen  besonderen Rang in den Augen des Propheten und keiner sich benachteiligt fühlt.  

Als der Prophet des Islams die letzten Tage seines lehrreichen beispielhaften Lebens  verbrachte, bat er seine Familie, dass sie ihn trotz seines Fiebers zu einem Treffen mit den Muslimen in die Moschee bringen. Die Gläubigen waren  um den Propheten Gottes besorgt. Still  warteten sie darauf, was er ihnen sagen würde. Da sprach er: 

„Ihr Menschen!  Ich preise Gott, außer dem es keinen Gott gibt. Wer von euch mir gegenüber ein Recht hat, der soll es verlangen. Wenn ich, ohne es zu wollen, jemanden mit der Peitsche auf den Rücken geschlagen habe, so soll er mir auf meinen Rücken schlagen. Wenn ich jemanden beschimpft haben sollte, komme er her und beschimpfe mich! Wisset , denjenigen von euch liebe ich am meisten, der sich sein Recht holt,  wenn er mir gegenüber ein Recht hat und der mir verzeiht, damit ich bei der Begegnung mit meinem Herrn erleichtert und zufrieden sein werde…“

Alle senkten die Köpfe – Der Prophet hatte doch niemals das Recht eines anderen verletzt oder ein Unrecht begangen! Sie schwiegen, bis  plötzlich jemand aufstand und rief:  

„O Prophet Gottes: Als ihr aus dem Taif-Gefecht zurückgekehrt seid  habt ihr eure Peitsche hochgehoben, um das Kameltier, auf dem ihr saßt,  anzutreiben. Aber die Peitsche schnellte gegen meinen Bauch. Und nun möchte ich Vergeltung üben.“

 

Alle  waren  empört. Doch der Prophet  zog sein Gewand ein Stück hoch und bat den Mann: „Komm und vergelte es.“  Der Mann trat vor. Die Menge seufzte bekümmert. Es fiel den Gläubigen schwer dem Geschehen  zuzusehen. Aber da sahen sie wie der Mann sich beschämt vor den Propheten geworfen hatte.    Tränen traten ihnen in die Augen, aus Freude darüber, dass  sie die Anhänger eines solchen edlen Propheten sind.