Aug 30, 2017 07:33 CET

Wir setzen die Erklärungen zur Sure 34, Sure Saba, bei dem Vers 14 dieser Sure fort. Er lautet:

(34: 14- 17)

 

 فَلَمَّا قَضَيْنَا عَلَيْهِ الْمَوْتَ مَا دَلَّهُمْ عَلَىٰ مَوْتِهِ إِلَّا دَابَّةُ الْأَرْضِ تَأْكُلُ مِنسَأَتَهُ ۖ فَلَمَّا خَرَّ تَبَيَّنَتِ الْجِنُّ أَن لَّوْ كَانُوا يَعْلَمُونَ الْغَيْبَ مَا لَبِثُوا فِي الْعَذَابِ الْمُهِينِ                            

„Und als Wir für ihn (Salomo) den Tod bestimmt hatten, wies sie (die Dschinn)  auf sein Ableben nur das Tier der Erde (die Termite) hin, welches seinen Stab fraß. Als er dann niederstürzte, wurde den Dschinn klar, dass sie, wenn sie das Verborgene gewusst, nicht (weiter) in der schmachvollen Strafe verweilt hätten.“ (34: 14)

                                

Im letzten Teil haben wir die im Koran angeführten  Beispiele für die kulturellen und handwerklichen Fortschritte unter der Herrschaft Solaimans (Salomo) genannt. Aber auch Salomo mit all seinem Ruhm und seiner Größe war nicht unsterblich und Gott wollte, dass der Todesengel seine Seele entgegennimmt, während er sich auf seinen Stab stützt. Sein Körper verblieb in dieser Haltung, d.h. gestützt auf den Stab,   bis eine Termite das untere Stabende angenagt hatte, so dass sein Leichnam zur Erde fiel. Erst in dem Moment  bemerkten die anderen, dass Salomo  gestorben war.

Ebenso wenig wie die Menschen, die für Salomo gearbeitet hatten, bemerkten auch die Dschinn, die Salomo gedient hatten, nicht, dass er tot ist. Diese immateriellen Wesen, die Gott aus Feuer erschaffen hat, wurden den Tod des Propheten ebenso erst gewahr, als der Stab, auf den er sich gestützt hatte, mit ihm zu Boden fiel. Wenn sie Wissen über das Verborgene besessen hätten, dann hätten sie viel früher gemerkt, dass Prophet Salomo tot ist und dann hätten sie die schwere Arbeit, die sie auf Gottes Geheiß  für ihn leisten mussten, sogleich niedergelegt.

 

Imam Ali (Friede sei mit ihm) sagt in der Ansprache 182 laut Nahdsch-ul Balagha:

„Wenn es jemanden von euch geben würde, der eine Leiter zum ewigen Leben oder einen Weg zur Abwehr des Todes finden könnte, so wäre es Sulaiman ibn Dawud (a.) gewesen, dem das Reich der Dschinn und der Menschen dienstbar gemacht wurde, zusammen mit seinem Rang des Prophetentums und der Nähe (zu Allah).“ 

 

Wir können uns also einprägen:

Erstens: Auch wenn der Mensch Prophet und Herrscher über die Menschen wird, so bleibt ihm der Tod nicht erspart. Wir sollten uns niemals etwas auf eine Position und auf einen Besitz und Möglichkeiten einbilden, denn es wird der Tag kommen, an dem wir alles liegenlassen und ganz alleine diese Welt  verlassen müssen.

Zweitens: Der mächtige und geachtete Solaiman (Salomo)wurde von einer winzigen Termite zu Boden geworfen, ohne dass vorher irgendeiner seiner Soldaten und Untergebenen etwas von seinem Tod geahnt hätten.

 

Wir sollten uns den nächsten Vers anschauen. In diesem Vers 15 der Sure Saba heißt es:

                                                 

لَقَدْ كَانَ لِسَبَإٍ فِي مَسْكَنِهِمْ آيَةٌ ۖ جَنَّتَانِ عَن يَمِينٍ وَشِمَالٍ ۖ كُلُوا مِن رِّزْقِ رَبِّكُمْ وَاشْكُرُوا لَهُ ۚ بَلْدَةٌ طَيِّبَةٌ وَرَبٌّ غَفُورٌ

 „Die Sabier hatten ja in ihrem Wohnort ein Zeichen: zwei Gärten zur Rechten und zur Linken. – „Esst von der Versorgung eures Herrn und dankt Ihm. Eine gute Ortschaft (ist es) und ein Allvergebender Herr.“ (34: 15)

                                            

Im letzten Teil haben wir anhand der Verse des Korans aus dem Leben zwei großer Propheten Gottes, nämlich David und Salomo berichtet. Diese beiden Propheten erreichten in gewaltigem Ausmaße Macht und Ansehen, aber sie blieben für die Segensgeschenke Gottes dankbar und setzten sie ein, um dem Volk zu dienen und seine Sicherheit zu gewährleisten.  Im Vers 15 dieser Sure wird nun auf die Sabier hingewiesen. Auch dieses Volk hatte Gott mit großen Segensgaben bedacht. Doch zeigten sich die Sabier undankbar, und sie zogen eine Strafe auf sich, welche anderen als Lehre dient.  Die Sabier waren im Besitz eines Gebietes auf der Arabischen Halbinsel, in dem sehr günstige Klimabedingungen herrschten. Sie hatten einen großen festen Staudamm gebaut, hinter dem sie Wasser speichern konnten. Daher verfügten sie über eine blühende Landwirtschaft und Viehzucht und erfreuten sich einer sehr guten Lage. Ein breiter langer Strom  versorgte das Gebiet mit Wasser. Er bewässerte die Obstplantagen und Gärten  entlang des Dammes und sie konnten zu allen Jahreszeiten über alle möglichen Früchte verfügen.  Das fruchtbare Land, das gute Klima und die reiche Obsternte waren alles Zeichen für göttliche Gnaden, mit denen dieses Volk von Gott bedacht worden war. Gott erwies ihnen auch Vergebung für Sünden und kürzte nicht ihren reichen Unterhalt. 

 

Wir können uns merken:

Erstens: Eine schöne Natur,  viele Bäume und eine Vielfalt von Ernteerzeugnissen sind alles Zeichen für die Herrlichkeit des Schöpfers dieser Welt.

Zweitens: Die landwirtschaftliche Kultivierung der Erde schafft eine gute Grundlage für den Erhalt göttlichen Segens. Sie steht nicht im Widerspruch zu dem Streben nach dem Glück im Jenseits.

Doch was steht nun in den beiden darauffolgenden Versen? In den Versen 16 und 17 der Sure Saba lesen wir wie folgt:

   

فَأَعْرَضُوا فَأَرْسَلْنَا عَلَيْهِمْ سَيْلَ الْعَرِمِ وَبَدَّلْنَاهُم بِجَنَّتَيْهِمْ جَنَّتَيْنِ ذَوَاتَيْ أُكُلٍ خَمْطٍ وَأَثْلٍ وَشَيْءٍ مِّن سِدْرٍ قَلِيلٍ

 „Aber sie wandten sich ab. Da sandten Wir gegen sie die Flut des Staudammes, und Wir tauschten ihnen ihre zwei (erntereichen) Gärten aus gegen zwei Gärten mit bitterem Ernteertrag und Tamarisken und einigen wenigen Zizyphusbäumen.“ (34: 16)

 

ذَٰلِكَ جَزَيْنَاهُم بِمَا كَفَرُوا ۖ وَهَلْ نُجَازِي إِلَّا الْكَفُورَ

„Das vergalten Wir ihnen, dass sie undankbar waren. Vergelten Wir denn sonst jemand anderem als dem Undankbaren?“ (34: 17)

 

Die Menschen lassen sich hinsichtlich ihres Verhaltens gegenüber göttlichen Segensgaben, ob diese materieller oder immaterieller Art sind, in zwei Gruppen aufteilen: Die einen sind dankbar und die anderen sind undankbar.

Einige Menschen denken an Gott, wenn sie einen Segen vor sich sehen und sie setzen diesen Segen für Zwecke ein, mit denen Gott zufrieden ist.  Aber ein anderer Teil der Menschen vergisst Gott. Es sind diejenigen, die  die göttlichen Gaben nur für das Vergnügen und die Befriedigung ihrer egoistischen Wünsche verwenden, selbst wenn Gott nicht mit dieser Art von Nutzung einverstanden  ist.

                              

Die Sabier haben nicht nur Gott  trotz  Seiner  Zeichen in der Natur  vergessen, sondern auch die göttlichen Gebote außer Acht gelassen. Obwohl ihnen alle möglichen Segensgaben zur Verfügung standen, haben sie sich von Gott abgewandt und ihre eigenen Maßstäbe bei allem zugrunde gelegt, d.h. sie haben ihre eigenen Interessen und Neigungen über die Forderungen Gottes gestellt und auch den Jüngsten Tag und das Jenseits vergessen.

Sie wussten also nicht die göttlichen Gaben zu schätzen und waren undankbar. Die Wohlhabenden protzten gegenüber den Bedürftigen und dachten nicht mehr an sie.  Alle liebten das Leben und vergaßen das Jenseits und ihren Herrn. Sie vergaßen, dass alles was sie besitzen von Gott kommt, und dass sie Sein Diener sein soll.

 

Diese Undankbarkeit gegenüber den Gaben Gottes hatte eine große Strafe zur Folge. Es ereignete sich eine schwere Überschwemmung, welche die Stadt und die Gärten zerstörte. Die Böden waren nach der Überflutung nicht mehr fruchtbar und während die Sabier vorher das ganze Jahr über Obst ernten konnten, warfen  die Bäume nach der Überschwemmung nur noch wenig oder bittere Früchte ab.

Wir sehen:

Erstens: Undankbarkeit in Wort und Tat für göttliche Gaben hat schon im Leben eine Strafe zur Folge. Die diesseitige Bestrafung  ist ein Teil der gesamten göttlichen Straf – und Lohnordnung.

Zweitens: Das Schicksal von Menschen und Völkern liegt in  ihrer eigenen Hand. Dies ist ein Gesetz Gottes, das für die Vorfahren genauso gilt wie für die Nachfahren und kommenden Generationen.

Drittens: Das Festhalten an einer Sünde bereitet den Grund für die Bestrafung.  Aber wenn der Mensch nicht auf einer Sünde besteht, so kann er Gottes Vergebung erfahren.