Teil 760: Sure Saba (Die Stadt) Verse (18- 21)
In diesem Teil unserer Koranreihe besprechen wir vier weitere Verse der Sure 34, Sure Saba, und beginnen bei deren Versen 18 und 19:
(34: 18- 21)
وَجَعَلْنَا بَيْنَهُمْ وَبَيْنَ الْقُرَى الَّتِي بَارَكْنَا فِيهَا قُرًى ظَاهِرَةً وَقَدَّرْنَا فِيهَا السَّيْرَ ۖ سِيرُوا فِيهَا لَيَالِيَ وَأَيَّامًا آمِنِينَ
„Und Wir legten zwischen ihnen und den Gebieten, die Wir gesegnet haben, sichtbare Ortschaften (die dicht beieinander lagen) an. Und Wir setzten das rechte Maß der Reise zwischen ihnen fest: `Reist in ihnen – Nächte und Tage – in Sicherheit.`“ (34: 18)
فَقَالُوا رَبَّنَا بَاعِدْ بَيْنَ أَسْفَارِنَا وَظَلَمُوا أَنفُسَهُمْ فَجَعَلْنَاهُمْ أَحَادِيثَ وَمَزَّقْنَاهُمْ كُلَّ مُمَزَّقٍ ۚ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَاتٍ لِّكُلِّ صَبَّارٍ شَكُورٍ
„Sie aber sagten (undankbar): `Unser Herr, vergrößere die Entfernungen zwischen unseren Reise(abschnitte)n.` Sie taten sich selbst Unrecht. So machten Wir sie zu(m Gegenstand von) Geschichten (als Lehre für die anderen) und zerrissen und verstreuten sie vollständig. Darin sind wahrlich (lehrreiche) Zeichen für jeden sehr Standhaften und sehr Dankbaren.“ (34: 19)
Wir haben beim letzten Mal kurz auf das Volk der Sabier auf der arabischen Halbinsel hingewiesen. In der eben angeführten Koranstelle weist Gott daraufhin, wie viel Segen er diesem Volk schickte. Die Sabier hatten ein großes Gebiet zur Verfügung, in dem überall reiche Ortschaften in geringer Entfernung von einander lagen. Zwischen diesen Dörfern lagen blühende Gärten und fruchtbare Äcker. Es herrschte Sicherheit und alle Bedingungen für ein gutes Leben waren erfüllt, und die Bevölkerung nutzte dies.
Doch das sollte nicht so bleiben, denn die meisten der Sabier wurden glückstrunken und dachten nicht mehr an Gott im Leben. Die weltlichen Freuden waren das wichtigste für sie geworden und sie schwelgten im Vergnügen und wurden hochmütig. Das gute Leben schien ihnen nicht zu bekommen, denn sie empfanden mit der Zeit sogar Überdruss und Langeweile angesichts all dieses Glücks und dieser Sicherheit. Sie wollten mehr Abwechslung und nicht mehr so dicht beieinander leben wie bisher.
Damit zeigten sie sich undankbar für die göttlichen Wohltaten und ihr Wunsch nach Schlechterem statt nach dem Guten hatte schlimme Folgen. Der große Staudamm nämlich, dem sie ihr blühendes Land zu verdanken hatte, zerbrach. Aufgrund des einen oder anderen Faktors, wurde die feste Wand dieses Dammes aus Erdmaterial von innen porös. Es kam zu einer großen Flut, die den Damm zerstörte, und die Wassermassen ergossen sich über das Gebiet. Das schöne grüne Land der Sabier glich bald einem Schlammgebiet, aus dem die Ruinen ihrer Häuser hervorragten. Den Sabier widerfuhr ein Schicksal, das den anderen noch jahrelang als Lehre diente. Alle fragten sich, wie es passieren konnte, dass dieser blühende Landstrich in ein Schlammgebiet verwandelt worden war, in dem nach dem Austrocknen statt der ehemaligen Ackerfrüchte und Obstbäume nur noch Gestrüpp wuchs.
Wir sollten uns anhand dieses lehrreichen Beispiels merken:
Erstens: Undankbarkeit gegenüber Segensgaben Gottes führt zum Verlust dieser Gaben und zum Auftreten von Problemen.
Zweitens: Die Strafe für einige Sünden, wie zum Beispiel die Undankbarkeit, erfasst den Menschen schon im weltlichen Leben, im privaten und im gesellschaftlichen Bereich.
Drittens: Der Koran empfiehlt die Geschichte früherer Völker zu betrachten, damit die Menschen für ihr heutiges Leben aus dem Schicksal ihrer Vorfahren lernen.
Freunde! Sie haben die Verse 18 und 19 der Sure Saba kennengelernt. In den beiden nächsten Versen 20 und 21 dieser Sure heißt es weiter:
وَلَقَدْ صَدَّقَ عَلَيْهِمْ إِبْلِيسُ ظَنَّهُ فَاتَّبَعُوهُ إِلَّا فَرِيقًا مِّنَ الْمُؤْمِنِينَ
„Wahrlich, Iblis fand seine Meinung von ihnen bestätigt. Sie folgten ihm alle, außer einer Gruppe der Gläubigen.“ (34: 20)
وَمَا كَانَ لَهُ عَلَيْهِم مِّن سُلْطَانٍ إِلَّا لِنَعْلَمَ مَن يُؤْمِنُ بِالْآخِرَةِ مِمَّنْ هُوَ مِنْهَا فِي شَكٍّ ۗ وَرَبُّكَ عَلَىٰ كُلِّ شَيْءٍ حَفِيظٌ
„Doch hatte er keine Macht über sie; (es geschah) nur, damit Wir erkennbar machen, wer an das Jenseits glaubt, und (ihn unterscheiden) von demjenigen, der darüber im Zweifel ist. Dein Herr ist Hüter über alles.“ (34: 21)
Nachdem Iblis, der Teufel, von Gott verbannt worden war, schwor er, die Nachkommen Adams genauso zu verleiten wie er Adam und Hawa (Eva) zum Ungehorsam verführt hatte und er war davon überzeugt, dass er das könne.
In den obigen Versen wird bestätigt, dass Satan in Bezug auf das Volk der Sabier sein Vorhaben verwirklichen konnte, denn die meisten dieses Volkes folgten seinen diabolischen Wünschen und nur eine Minderheit, die gläubig war, fügte sich nicht seinen Forderungen.
Außerdem macht Gott hier darauf aufmerksam, dass niemand denken soll, der Teufel könne ihn beherrschen und er wäre gezwungen zu sündigen. Dies ist keineswegs der Fall. Der Teufel kann den Menschen nur in Versuchung bringen. Gott hat dies zugelassen, weil Er die Menschen auf die Probe stellen will, d.h. damit offensichtlich wird, wer an das Jenseits glaubt und wer sich vom Satan verführen lässt. Es soll sich herausstellen, wer Zweifel hegt und schon bei der leisesten Verführung sündigt. Es liegt auf der Hand, dass Menschen, die einen schwachen Willen und einen schwachen Glauben haben, sehr schnell unter den Einfluss ihrer egoistischen Neigungen geraten oder sich von außen anstacheln lassen und diesen Einflüssen nicht widerstehen können.
Zweifelsohne ist Gott über den inneren Zustand seiner Menschengeschöpfe im Bilde. Er lohnt oder straft aber erst dann, wenn jemand tatsächlich eine Tat begeht. Ein Lehrer kennt zwar einen guten Schüler und weiß dass er intelligent ist, aber er gibt ihm ja auch erst dann eine gute Note, nachdem er ihn geprüft und seine Klassenarbeit durchgesehen hat. Der Schüler muss seinem Lehrer in der Praxis beweisen, dass er etwas weiß und kann.
Wir sehen an diesen Versen:
Erstens: Eines der Dinge, welche es Satan ermöglichen, auf den Menschen Einfluss zu nehmen, ist die Undankbarkeit gegenüber Gottes Segen. Satan nahm auf die Sabier erfolgreich Einfluss, weil sie die göttlichen Gaben nicht zu schätzen wussten.
Zweitens: Gott hat dem Menschen auf der einen Seite die freie Entscheidung überlassen und er hat ihm auf der anderen Seite durch die Vernunft und die Offenbarung den richtigen Weg gezeigt. Die Propheten und die großen Freunde Gottes haben die Menschen aufgerufen, gute Werke zu tun, während Satan und die Satanhaften zu schlechten Taten anspornen. Aber der Mensch selber ist es, der aufgrund seiner Willens- und Entscheidungskraft, einen Weg wählt.