Teil 762: Sure Saba (Die Stadt) Verse (25- 30)
Wir setzen die Besprechung der Sure 34, Sure Saba mit den Versen 25 bis 27 dieser Sure fort. Dort heißt es:
(34: 25- 30)
قُل لَّا تُسْأَلُونَ عَمَّا أَجْرَمْنَا وَلَا نُسْأَلُ عَمَّا تَعْمَلُونَ
„(O Prophet!) Sag: Ihr werdet nicht danach befragt werden, was wir begangen haben, noch werden wir danach befragt werden, was ihr tut.“ (34: 25)
قُلْ يَجْمَعُ بَيْنَنَا رَبُّنَا ثُمَّ يَفْتَحُ بَيْنَنَا بِالْحَقِّ وَهُوَ الْفَتَّاحُ الْعَلِيمُ
„Sag: Zusammenbringen wird uns unser Herr (am Jüngsten Tag), hierauf wird Er zwischen uns der Wahrheit entsprechend entscheiden. Er ist der wahrhaft gerechte Entscheider, der Allwissende.“ (34: 26)
قُلْ أَرُونِيَ الَّذِينَ أَلْحَقْتُم بِهِ شُرَكَاءَ ۖ كَلَّا ۚ بَلْ هُوَ اللَّـهُ الْعَزِيزُ الْحَكِيمُ
„Sag: Zeigt mir diejenigen, die ihr Ihm als Teilhaber beigegeben habt. Keineswegs! Vielmehr ist Er Allah, der Allmächtige und Allweise.“ (34: 27)
Wie wir letztes Mal sagten, hat der Prophet Gottes bei seinem Aufruf zur Wahrheit, die Menschen aufgefordert, genauer nachzudenken und dann den Weg der Wahrheit zu wählen. Natürlich ist jeder selber verantwortlich für seine Entscheidung, seine Taten und sein Verhalten. Die obige Stelle in der Sure Saba verweist darauf, dass sich auch im Jenseits jeder aufgrund seiner Wahl verantworten muss. Darüber richtet Gott, denn er ist der Schöpfer von Himmel und Erde und weiß über alle Menschen Bescheid. Er wird aufgrund von Recht und Wahrheit richten und jedem wird vergolten werden, was er getan hat.
Im Diesseits beanspruchen alle, dass ihr Denken, Handeln und ihr Weg richtig seien. Daher ist es nicht immer einfach, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden. Aber das Jenseits ist kein Ort für leere Behauptungen. Gott stellt aufgrund seines Allwissens fest, was wahr und was Lüge ist und wird das Falsche vom Wahren trennen.
In dem dritten der eben zitierten Verse , nämlich dem Vers 27 der Sure Saba, wendet sich Gott wieder an die Götzenanbeter und erklärt, dass es keine Teilhaber neben Ihm gibt. Letztere Vorstellung ist reine Einbildung, und die Götzenanbeter können nicht nachweisen, dass sie stimmt. Die Götzen der Polytheisten von Mekka waren nur eine Handvoll Gestein und Holz. Wie konnte es angehen, dass sie an der Schöpfung und Verwaltung des Daseins mitbeteiligt sind?!
Wir können uns anhand dieser Stelle im Koran merken:
Erstens: Im Jenseits wird alles daran gemessen, ob es Recht ist oder Unrecht. Weder familiäre Beziehungen, die Sprache oder etwa die Rasse fallen ins Gewicht. Was zählt sind die Taten des Menschen. Die Handlungen des Menschen werden am Kriterium der Wahrheit und des Rechtes gemessen und nicht an anderen Dingen.
Zweitens: Wenn wir mit Gegnern diskutieren, dürfen wir sie nicht als Sünder bezeichnen. Wir sehen an dem Vers 26, dass der Prophet im Auftrag Gottes zu den Götzendienern gesagt hat: Gott wird uns wegen unserer Sünden befragen und euch wegen eures Tuns.
Drittens: Keiner von denen, welche einige für Götter halten, (von den Götzenbildern bis zu den Engeln) betrachtet sich selber als Teilhaber Gottes. Der ignorante, oberflächliche Mensch ist es, der sie an Gottes Seite stellt und meint, sie seien Seine Teilhaber.
Wir besprechen nun den Vers 28 der Sure Saba:
وَمَا أَرْسَلْنَاكَ إِلَّا كَافَّةً لِّلنَّاسِ بَشِيرًا وَنَذِيرًا وَلَـٰكِنَّ أَكْثَرَ النَّاسِ لَا يَعْلَمُونَ
„Und Wir haben dich für die Menschen allesamt nur als Frohboten und Warner gesandt. Aber die meisten Menschen verstehen (es) nicht.“ (34: 28)
Nach dem Diskurs über die Einheit Gottes und die Vielgötterei geht es nun in dem Vers 28 um die Universalität der Botschaft des Propheten Mohammad (der Segen Gottes sei auf ihm und Friede seinem Hause). Auch wenn er als Erstes das arabischsprachige Volk im Hidschaz (im Westen der Arabischen Halbinsel) angesprochen hat und auch wenn das Himmelsbuch Koran in Arabisch geoffenbart wurde, so ist doch seine Botschaft nicht nur für ein bestimmtes Volk mit einer bestimmten Sprache oder nur für einen bestimmten Abschnitt in der Geschichte vorgesehen. Vielmehr richtet sich diese Botschaft an alle Menschen auf der Welt, unabhängig davon, welchem Volk und welcher Menschenrasse sie angehören, und sie gilt bis ans Ende der Geschichte. Wir sehen dies auch am ersten Vers der Sure 25 (Furqan) wo es heißt, dass der Prophet alle Weltbewohner mahnen soll. Die Sure Furqan beginnt nämlich mit: „Segensreich ist derjenige, der Seinem Diener die Unterscheidung offenbart hat, damit er für die Weltenbewohner ein Warner sei.“
Im Vers 28 der Sure Saba wird außerdem auf die Methodik, die der Prophet bei der Erfüllung seines Auftrages verwenden soll, hingewiesen: Er soll frohe Kunde und Mahnung überbringen, das heißt: Denen, die sich der Wahrheit zuwenden und sich zu ihr bekennen, soll der Prophet das Glück im Diesseits und Jenseits verheißen. Unterdessen soll er diejenigen, die sich von Wahrheit und Recht abwenden und ihnen gegenüber eigensinnig sind, vor einer harten Strafe warnen.
Leider sind sich – und auch darauf weist der obige Vers hin – die meisten Menschen nicht über den Einfluss von Glauben und Unglauben auf ihr Schicksal im Klaren und achten nicht auf diese frohen Verheißungen und die ernsten Mahnungen.
Wir können uns also merken:
Erstens: Die Botschaft des Propheten des Islams ist universal. Wenn jemand dagegen einwendet: dieser Prophet gehört ja gar nicht zu unserem Volk, so ist das genauso als würde jemand sagen: Nur die Menschen in Syrien und Palästina dürfen Christen sein, denn Jesus wurde in dieser Gegend geboren und hat dort seine Botschaft verkündet.
Zweitens: Die Propheten wurden ausgesandt, um den Aufruf Gottes zu verbreiten. Es war nicht ihre Aufgabe, die Menschen zum Glauben zu zwingen. Daher bestand ihre Methodik der Verkündung darin, zu warnen und frohe Kunde zu geben. Sie haben die Menschen nicht gegen ihren Willen zum Bekenntnis genötigt.
Wir möchten nun die Verse 29 und 30 der Sure Saba besprechen. Es heißt dort:
وَيَقُولُونَ مَتَىٰ هَـٰذَا الْوَعْدُ إِن كُنتُمْ صَادِقِينَ
„Und sie sagen: „Wann wird dieses Versprechen (der Jüngste Tag) eintreten, wenn ihr wahrhaftig seid?“ (34: 29)
قُل لَّكُم مِّيعَادُ يَوْمٍ لَّا تَسْتَأْخِرُونَ عَنْهُ سَاعَةً وَلَا تَسْتَقْدِمُونَ
„Sag: Für euch ist eine Verabredung auf einen Tag (festgelegt), von dem ihr (euer Schicksal) weder um eine Stunde hinausschieben noch vorverlegen könnt.“ (34: 30)
Nachdem vorher die Einheit Gottes und die Universalität der Botschaft des Propheten hervorgehoben wurden, widmet sich obige Stelle in der Sure Saba dem Jenseits. Diejenigen, die das Jenseits leugnen, können ihre Behauptung nicht nachweisen. Daher wenden sie ein, dass der Zeitpunkt für den Jüngsten Tag unklar sei, und versuchen unter diesem Vorwand den Jüngsten Tag grundsätzlich zu leugnen. Aber diese Einstellung zum Jüngsten Tag ist ähnlich wie die geläufige Einstellung zum Tod. Alle wissen, dass sie einmal sterben werden, doch weil keiner weiß, wann dies genau sein wird, verschließen viele daher die Augen vor ihm.
Gott verheißt jedoch an der oben genannten Stelle im Koran, dass der Jüngste Tag mit Sicherheit eintreten wird. Er wird nicht früher und auch nicht später eintreten als zu dem Zeitpunkt, den Gott dafür festgelegt hat. Die Menschen können, wenn die Zeichen des Jüngsten Tages eintreten, nicht entkommen und ihn nicht hinausschieben. Also sollten sie diesen Tag nicht leugnen, sondern lieber daran denken, dass sie an diesem Tag für ihre Taten Rede und Antwort stehen müssen.
Wir lernen aus diesen Versen:
Erstens: Nur Gott weiß, wann der Jüngste Tag sein wird. Selbst Seine Propheten wissen es nicht.
Zweitens: Statt wegen der Unkenntnis über den Zeitpunkt des Jüngsten Tages und die Art der Bestrafung und Belohnung des Menschen im Jenseits an diesen zukünftigen Ereignissen zu zweifeln, sollten wir unsere Gedanken und unser Verhalten ordnen und in die richtigen Bahnen lenken, damit wir nicht mit leeren Händen den Schauplatz des Jüngsten Tages betreten.