Teil 764: Sure Saba (Die Stadt) Verse (34- 37)
In dieser Folge unserer Koranserie werden die Verse 34 bis 37 der Sure 34, Sure Saba, kurz beleuchtet. Also beginnen wir mit den Versen 34 und 35 dieser Sure:
(34: 34- 37)
وَمَا أَرْسَلْنَا فِي قَرْيَةٍ مِّن نَّذِيرٍ إِلَّا قَالَ مُتْرَفُوهَا إِنَّا بِمَا أُرْسِلْتُم بِهِ كَافِرُونَ
„Wir haben in keine Stadt einen Warner gesandt, ohne dass diejenigen, die in ihr üppig lebten, gesagt hätten: `Gewiss, das, womit ihr gesandt seid, verleugnen wir.`“
وَقَالُوا نَحْنُ أَكْثَرُ أَمْوَالًا وَأَوْلَادًا وَمَا نَحْنُ بِمُعَذَّبِينَ
„Und sie sagen: `Wir haben mehr Besitz und Kinder, und wir werden nicht bestraft werden.`“ (34: 35)
Im letzten Teil unserer Sendereihe haben Sie über das Gespräch zwischen den Hochmütigen und den Unterdrückten am Jüngsten Tag erfahren. In den obigen beiden Versen wird nun beschrieben, wie sich die Hochmütigen auf Erden verhielten. Sie lebten im Überfluss, und der Segen, den sie besaßen, machte sie blind und vergnügungssüchtig. Sie hielten den anderen stolz und arrogant ihren Reichtum und das Ansehen ihrer Familie vor Augen, denn sie meinten, dass jemand dadurch über die anderen zu stehen kommt. Diese Gruppe von Menschen hörte nicht auf das, was die Propheten verkündeten. Während sich meistens Entbehrende und Unterdrückte um die Gesandten Gottes scharten, hielten die Reichen sich in der Regel von den Propheten fern, weil sie sich nicht zu den Ärmeren in der Gesellschaft gesellen und mit ihnen reden wollten.
Diese Hochmütigen gaben offen bekannt, dass sie nicht bereit sind, an die Propheten und ihre Himmelsbücher zu glauben. Sie sagten sogar: Falls es ein Jenseits gibt, dann wird Gott uns nicht bestrafen, denn Gott liebt uns, sonst hätte er uns ja nicht unseren Reichtum und so viele Kinder beschert!
Wir entnehmen diesen Versen:
Erstens: Manchmal blenden Reichtum und Macht so sehr einen Menschen, dass er ohne irgendein logisches Argument die Lehren der Propheten ablehnt und sich nicht dem Recht und der Wahrheit beugt.
Zweitens: Der Besitz von weltlichen Gütern ist kein Zeichen für die Nähe zu Gott. Wenn jemandem göttliche Gaben beschert werden, so nehmen damit auch seine Pflichten gegenüber den anderen zu (zum Beispiel gegenüber den Bedürftigen).
Drittens: Wenn das Streben nach irdischem Wohl den Menschen zu Hochmut und Trunkenheit verleitet hat, wird er vom Eigensinn gegenüber der Wahrheit befallen.
Viertens: Ein gutes angenehmes Leben im Diesseits ist kein Zeichen für ein angenehmes Leben im Jenseits. Oftmals verbringen reiche Leute ihr Leben mit zahlreichen Vergnügen und in großem Komfort, aber im Jenseits sind sie von der Strafe Gottes betroffen.
Im Vers 36 der Sure Saba lesen wir als nächstes:
قُلْ إِنَّ رَبِّي يَبْسُطُ الرِّزْقَ لِمَن يَشَاءُ وَيَقْدِرُ وَلَـٰكِنَّ أَكْثَرَ النَّاسِ لَا يَعْلَمُونَ
„Sag: Gewiss, mein Herr gewährt die Versorgung großzügig, wem Er will, und bemisst auch. Aber die meisten Menschen wissen nicht darum.“ (34: 36)
Die Hochmütigen betrachten ihren Wohlstand und ihren Einfluss als Zeichen dafür, dass Gott sie liebt und ihnen Huld erweist und dass es ihnen auch ihm Jenseits gut ergehen wird. Aber Gott deutet im Vers 36 der Sure Saba darauf hin, dass ein ansehnlicher Unterhalt oder auch ein Unterhaltsrückgang nicht als generelles Zeichen dafür gedeutet werden dürfen, dass Gott jemanden liebt bzw. jemandem zürnt. Zunehmender Besitz ist nicht gleichbedeutend mit zunehmendem Wohlwollen Gottes, und abnehmender Unterhalt und Armut haben nicht zu bedeuten, dass Gott dem Betroffenen zürnt.
Die Unterschiede bezüglich des Unterhaltes haben nichts mit der Gnade oder dem Zorn Gottes sondern mit dem weisen Zweck zu tun, den Gott seiner Schöpfungsordnung zugrunde legt. Allerdings geben viele Menschen nicht auf diesen wichtigen Punkt Acht und sie fällen aufgrund ihrer eigenen Vorstellungen ein falsches Urteil.
Gestützt auf den Vers 36 der Sure 34 können wir uns einprägen:
Erstens: Verleihung bzw. Entzug von Segensgaben sind kein Zeichen für die Huld oder den Zorn Gottes, sondern dahinter stehen die göttliche Weisheit und Seine Nutzenerwägung.
Zweitens: Es gehört zum Auftrag der Propheten, dass sie die Menschen von ihren falschen Vorstellungen befreien, damit sie Gott nicht Dinge zuschreiben, die nicht auf Ihn zutreffen, zum Beispiel damit sie nicht denken, dass es grundsätzlich ein Zeichen für Gottes Liebe und Gunst sei, wenn jemand über viel Reichtum und Segen verfügt und ein gutes Leben hat.
Drittens: Wir sollten Besitz und Kinder als Geschenk Gottes und nicht als unseren Verdienst betrachten. Berufliche Tätigkeit und Planungen und weitere Mittel, um an ein besseres Leben und an ein gutes Einkommen zu gelangen, sollten nicht dazu führen, das wir nicht mehr an Gott denken und die Tatsache vergessen, dass Er es ist, der uns ernährt.
Wir schließen den heutigen Teil mit der Betrachtung des Verses 37 der Sure Saba:
Dort steht:
وَمَا أَمْوَالُكُمْ وَلَا أَوْلَادُكُم بِالَّتِي تُقَرِّبُكُمْ عِندَنَا زُلْفَىٰ إِلَّا مَنْ آمَنَ وَعَمِلَ صَالِحًا فَأُولَـٰئِكَ لَهُمْ جَزَاءُ الضِّعْفِ بِمَا عَمِلُوا وَهُمْ فِي الْغُرُفَاتِ آمِنُونَ
„Nicht euer Besitz ist es, und auch nicht eure Kinder sind es, die euch Zutritt in Unsere Nähe verschaffen, außer jemandem, der glaubt und rechtschaffen handelt. Diese erhalten mehrfachen Lohn für das, was sie getan haben, und sie werden in den Gemächern (des Paradieses) in Sicherheit sein. (34: 37)
Gemäß Vers 15 der Sure Taghaban, Sure 64) sind alle Gaben, die Gott schickt, so auch Besitztümer und Kinder, Mittel, mit denen Gott die Menschen auf die Probe stellt. Es gibt auch Reiche und Mächtige, die die göttlichen Gaben auf beste Weise einsetzen und sie für Wohltätigkeiten - gute Werke und Hilfen an die Bedürftigen - einsetzen. Sie werden im Jenseits von Gott belohnt. Aber im Gegensatz dazu gibt es ebenso zahlreiche reiche Leute, die geizig und raffgierig sind und denen ihr Besitz zum Unheil im Leben und im Jenseits gereicht.
Unter den Bedürftigen wiederum sehen wir zahlreiche Menschen, die gegenüber den Härten geduldig bleiben und trotz ihrer Entbehrungen nichts Unrechtes tun. Sie erhalten im Jenseits den großen Lohn für ihre Geduld. Ebenso gibt es unter den Armen aber auch solche, die Schlechtes tun und dies damit entschuldigen, dass sie arm sind und in Schwierigkeiten stecken und sich mit dieser falschen Rechtfertigung Übergriffe auf das Eigentum anderer gestatten.
In dem Vers 37 der Sure 34 heißt es auch, dass der Glaube und das rechtschaffene Handeln maßgebend für die Nähe zu Gott sind. Gemäß diesem Vers sollten wir also nicht darauf achten, was jemand so alles besitzt und welchen Lebensstandard er hat, sondern wir sollten danach urteilen, wie er sich verhält und wie er handelt. Wer rechtschaffen handelt und auf Gottes Wegen geht, der kann sich glücklich schätzen, ob er nun wohlhabend ist oder arm! Wer jedoch ungläubig wird und Hässliches tut, der wird weder im Diesseits noch im Jenseits glücklich werden, egal ob er begütert ist oder nichts besitzt.
Wir sehen:
Erstens: Viele denken, Besitz und Kinder seien ein Zeichen für Glück. Aber für Gott sind es der Glaube und das rechtschaffene Handeln, welche Glück und zur Rettung des Menschen herbeiführen.
Zweitens: Es ist nicht ausschlaggebend, ob jemand über finanzielle Möglichkeiten und Besitz verfügt und viele Kinder hat. Entscheidend ist, wie er diese nutzt. Wenn er sie auf dem richtigen Weg für die Gläubigkeit und Rechtschaffenheit einsetzt, dann verhelfen sie ihm zum inneren Wachstum und zur Vervollkommnung.
Drittens: Die göttlichen Strafen entsprechen den Vergehen des Menschen, während die Belohnungen Gottes, dank Seiner Huld, ein Mehrfaches von dem sind, was der Mensch an guten Taten vollbracht hat.