Islam richtig kennenlernen (51)
Propheten zeichnen sich u.a. durch ihre Ausdauer und ihre Entschlossenheit und ihr Vertrauen in Gott aus. Wir haben auf diese Eigenschaften der Propheten hingewiesen und einige von ihnen wie die Makellosigkeit und die Ausstattung der Propheten mit Wundern wegen ihrer Wichtigkeit ausführlicher gesprochen. Heute möchten wir über weitere besondere Aspekte und die Moral der Propheten sprechen.
Die Propheten Gottes besitzen gemeinsame Eigenschaften, die in sich bereits ein sprechender Beweis für ihren himmlischen Auftrag sind. Koran und Geschichte bezeugen, dass die Propheten Gottes alle aus der Mitte des Volkes kamen. Sie führten ein normales Leben wie die anderen. Sie mussten sich ernähren und heirateten wie andere heiraten In dieser Beziehung unterschieden sie sich nicht von der anderen. Wie alle anderen besaßen sie Entscheidungskraft. In Bezug auf die religiösen Pflichten, wie Beten und Fasten und Beachtung der Gebote Gottes handelten sie sehr verantwortungsbewusst.
Die Propheten Gottes stammen alle aus einer edlen Familie. Dies ist auch ein besonderes Merkmal der Propheten. Diese Reinheit ist auch bei ihren Vorfahren zu sehen. Wenn es heißt, dass sie aus einem edlen Geschlecht stammen, so ist damit jedoch nicht gemeint, dass ihre Familien und Vorfahren reiche Aristokraten waren. Vielmehr sind die Propheten aus der breiten Volksmasse, die arm war und Entbehrungen ertrug, hervorgegangen. Daher waren sie auch mit der Not der Entbehrenden vertraut. Imam Ali (Friede sei mit ihm) sagt in der Ansprache 192 im Nahdsch-ul Balagha über dieses besondere Merkmal der Propheten
„…(Die Propheten Gottes) gehörten zu den Entrechteten. Gott prüfte sie mit Hunger und Härten. Er prüfte sie mit Furcht und schüttelte sie heftig mit unliebsamen Ereignissen (damit ihr Glaube zu Tage tritt) ….“
Dann heißt es weiter:… „Wenn Allah der Erhabene, als Er Seine Propheten berief, ihnen die Schätze von Gold und Gold-Minen sowie alle möglichen Gärten hätte eröffnen und die Vögel des Himmels und die Tiere der Erde um sie hätte versammeln wollen, dann hätte Er es tun können…“
Einer der Einwände, an denen die Gegner der Propheten sich klammerten, war gerade die Armut der Propheten und ihrer Anhänger. Zum Beispiel argumentierte der Pharao gegenüber Prophet Moses (F) auf diese Art. Als Moses ihn zum Glauben an den Einen Gott einlud, reagierte er auf die überzeugenden Argumente des Propheten wie folgt, laut Sure 43 (Zuchruf) Vers 53:
„Warum trägt er (Moses, wenn der die Wahrheit sagt) keine Armringe aus Gold und warum begleiten ihn die Engel nicht?“
Die Propheten Gottes lebten wie die normale Bevölkerung und teilten sich mit ihnen die Härten des Lebens. Ihre Feinde waren eigensinnige Leute, die ihnen ständig zusetzten. Die Propheten erlitten manchmal Krankheit, Armut und Knappheit und manchmal den Spott und den Hohn von unwissenden Engstirnigen und hatten mehr oder weniger dieselben Alltagssorgen wie andere. Gott spricht zu Seinem Propheten Mohammad (S) wie es in Sure 25 (Furqan) im Vers 25 steht:
Furqan , Sure 25 : Und Wir sandten vor dir keine Gesandten, die nicht Speise aßen und über die Märkte gingen ...“
Die Aristokraten und Reichen, die gegen die Propheten waren, fanden aufgrund ihrer falschen Denkweise das schlichte Leben der Propheten verwunderlich und kritisierten sie deswegen. Für sie war der Prophet Nuh (Noah) ein gewöhnlicher Mensch und sie sagten laut Sure 23 (Mumenun) Vers 33:
„…Dieser ist nur ein menschliches Wesen wie ihr, das von dem isst, was ihr esst, und von dem trinkt, was ihr trinkt.“
Auf diese Weise glaubten die Gegner Noahs seine Prophetschaft widerlegen zu können.
Ein verschwenderisches Leben und Luxus verderben mit der Zeit den Charakter und Geist des Menschen und lassen ihn in die falsche Richtung gehen. Deshalb haben sich die Propheten von der aristokratischen Kultur und einem luxuriösen Leben ferngehalten. Sie kleideten sich wie die Allgemeinheit sich kleidete. Im Gegensatz dazu haben einige Leute, wie zum Beispiel der reiche Qarun (Korah) aus dem Volk der Israeliten sich in protzige Gewänder gehüllt und traten hochmütig, mit Schmuck behangen, unter der Bevölkerung auf.
Die Propheten waren in der Mehrheit Viehzüchter und Hirten oder verdienten sich ihren Unterhalt durch Ackerbau. Zweifelsohne ist gerade ihre bescheidene Lebensweise ein Grund dafür gewesen, dass sie vom Volke geliebt wurden. Die Mehrheit der Anhänger der Propheten kam aus den entbehrenden und unterdrückten Bevölkerungsgruppen. Genau das kritisierten die Vornehmen des Volkes von Noah und sagten: „nur die Elenden und Leichtgläubigen folgen ihm“. Sie forderten Noah auf, er solle sich von den Armen und Barfüßigen in seiner Umgebung abwenden.
Eine weitere besondere Eigenschaft der Gottesgesandten ist ihr einmaliges Mitgefühl und Wohlwollen. Sie verbildlichten die Barmherzigkeit Gottes und behandelten die Bevölkerung freundlich und gütig. Über den Propheten Mohammad heißt es in Sure 9 (Tauba im Vers 128):
„Zu euch ist nunmehr ein Gesandter aus euren eigenen Reihen gekommen. Bedrückend ist es für ihn, wenn ihr in Bedrängnis seid, (er ist) eifrig um euch bestrebt, zu den Gläubigen gnadenvoll und barmherzig.“
Wären die Propheten keine mitfühlenden und engagierten Menschen gewesen, die das Wohl der anderen wollten, denn hätten sie sicherlich einen bequemeren Weg gewählt und die vielen Gefahren gemieden. Aber diese liebevollen Lehrer haben alle möglichen Gefahren in Kauf genommen, um die Menschen aus ihrem Schlummer der Achtlosigkeit wachzurütteln und sie aus der Unwissenheit zu retten und vom Irrweg zurückzuholen. Der Koran zitiert im Vers 68 der Sure 7 (Araf) den Propheten Hud, der zu seinem Volk sagte:
„Ich übermittle euch die Botschaften meines Herrn, und ich bin für euch ein vertrauenswürdiger Ratgeber.“
Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Ernennung zum Propheten sind zweifelsohne Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit. Die Propheten handelten als rechtschaffene Treuhänder bei der Weiterleitung der Offenbarungsbotschaft an die Menschen. Gott verweist im Koran auf diese Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Der Prophet Lut (Lot) stellt sich seinem Volke mit folgenden Worten vor:
„Gewiss, ich bin für euch ein vertrauenswürdiger Gesandter.“ (Sure 26 (Schuara), Vers 162)
Die Gesandten zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie sehr mutig sind und sich außer vor Gott, vor nichts fürchten. Da sie die höchsten Stufen der Gotterkenntnis erreicht haben, wissen sie, dass Gott die eigentliche Quelle jeder Macht ist. Sie wissen: Jemandem, der von Gott unterstützt wird, kann niemand mehr etwas anhaben, selbst wenn sich alle gegen ihn zusammenschließen sollten. Aufgrund dieser Gotterkenntnis fürchteten sich die Propheten nur davor, Gott gegenüber ungehorsam zu sein, aber Angst vor anderem fand keinen Einlass in ihr Herz. Gott sagt im Koran im Vers 39 der Sure 33 (Ahzab) über diejenigen, die bei der Verkündung der Botschaft Gottes sich vor nichts und niemanden fürchten:
„die Allahs Botschaften übermitteln, Ihn fürchten und niemanden fürchten außer Allah. Und Allah genügt als Abrechner.“
Den Propheten wird dadurch, dass sie sich außer vor Gott vor niemanden fürchten, eine große Abwehrkraft verliehen, so dass sie gegenüber den hartnäckigen böswilligen Feinden Widerstand leisten können. Ein Geheimnis des Erfolges der Propheten gegenüber der Front von Unwahrheit und Unrecht besteht in dieser einmaligen Tapferkeit.
Viele werden hochmütig, wenn sie an eine wichtige Position gelangen und ihr Verhalten zu den anderen ändert sich. Aber im Gegensatz dazu hat die hohe soziale Stellung, die die Propheten einnahmen, nicht ihre charakterliche Vollkommenheit mindern können. Sie sind trotz ihres besonderen Ranges bescheidene Gottesdiener geblieben. Zum Beispiel kamen sie den anderen beim Grüßen zuvor. Sie grüßten Kinder als erste, halfen im Haushalt mit und sagten zu den anderen: Ich bin wie ihr ein Mensch.
Für die Propheten war es die größte Ehre, Diener Gottes zu sein. Die Gottdienerschaft der Propheten ist eine ihrer hervorragenden Eigenschaften. Im Vers 25 der Sure 21 (Anbiya) heißt es:
:
„Und Wir haben vor dir keinen Gesandten gesandt, dem Wir nicht (die Weisung) eingegeben hätten: „Es gibt keinen Gott außer Mir, so dient Mir!“
Im täglichen Ritualgebet bekennen wir uns zuerst zu dem Einen Gott und dann zeugen wir mit den Worten
Wa Aschhadu Anna Muhammadan Abduhu wa rasuluh
"و اَشهَدُ اَنَّ مُحمّداً عَبدُهُ و رَسولُه" –
dafür, dass Mohammad der Diener Gottes und Gottes Prophet ist.
Dabei ist interessant dass wir zuerst bekennen sollen, dass der Prophet Diener Gottes ist und dann erst für seine Prophetschaft zeugen.
Bei Betrachtung der Biografie der Propheten Gottes stellen wir fest, dass sie sich alle als Diener des Herrn bezeichnet haben und keiner von ihnen die Menschen aufgerufen hat, dass sie ihm, dem Propheten, dienen sollen. So hat Jesus als Kind in der Wiege laut Vers 30 der Sure 19 (Maryam) gesagt:
„… „Ich bin wahrlich Allahs Diener; Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.“
Dieser Stelle im Koran ist zu entnehmen, dass Jesus sich als erstes als Diener Gottes und dann erst als Prophet vorstellt. Dies zeigt wie hoch die Dienstbarkeit gegenüber Gott von den Propheten eingestuft wird.