Islam richtig kennenlernen (52)
In diesem Teil möchten wir die Ziele der Propheten Gottes und ihren Auftrag darlegen. Die Propheten Gottes haben zweifelsohne entscheidend zur menschlichen Zivilisation beigetragen. Sie verfolgten während ihrer Aussendung gemeinsame Ziele und wollten alle, dass die Menschen durch den Gott an Glauben und durch Gott-Dienstbarkeit zum wahren Glück gelangen.
Da die Propheten Gottes alle die gleichen Ziele anstrebten, müssen sie laut Koran auch alle geachtet werden. Es heißt im Vers 285 der Sure 2 (Baqara):
„Der Gesandte (Allahs) glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und ebenso die Gläubigen; alle glauben an Allah, Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten – Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von Seinen Gesandten. Und sie sagen: „Wir hören und gehorchen. (Gewähre uns) Deine Vergebung, unser Herr! Und zu Dir ist der Ausgang.“
Es ist nur natürlich, dass im Verlaufe der Zeit und parallel zur Entfaltung der Fähigkeiten des Menschen und seiner wachsenden Denkkraft, auch seine Empfangsbereitschaft für höhere Lehren wuchs. Parallel zu diesem Entwicklungsprozess wurde auch die Religionslehre, die Gott über die Propheten vermittelte, weiter verfeinert und vervollständigt, bis sie schließlich zu ihrer Krönung in Form des Islams gelangte und der Islam das Banner der Rechtleitung der Menschheit übernahm.
Der Aufruf zur Gotterkenntnis und zur Dienstbarkeit gegenüber dem Einen Gott steht bei allen Propheten Gottes oben an. Diese Auserwählten warben entsprechend dem Auffassungsvermögen ihres Volkes für die Religion Gottes. Sie beschrieben die Segensgaben Gottes und die Belohnungen Gottes im Diesseits und Jenseits. Sie lehrten den Menschen, wie sie Gott richtig dienen. Wenn sie das nicht getan hätten, dann wären die Menschen selbst beim Gott-Dienen vom richtigen Weg abgeraten, wie einige Völker, die das Gott-Dienen mit Götzendienst vermischten und dem Aberglauben verfielen.
Daher hatten die Propheten neben dem Aufruf zum Anbetung des Einen Gottes auch unter anderem die wichtige Aufgabe Aberglauben und Götzendienst zu bekämpfen.
Götzendienst bedeutet einem anderen als Gott zu dienen. Es ist Götzenanbetung wenn der Mensch bei anderem als bei Gott Zuflucht sucht und einem Geschöpf Gottes Göttlichkeit zuordnet. Laut Koran ist Götzenanbetung (Schirk) eine unverzeihliche Sünde, es sei denn der Mensch bekennt sich zur Einheit Gottes.
Götzenglaube bringt den Menschen aus dem Gleichgewicht. Seine guten Werken werden durch Götzendienst zunichte und im Jenseits erwartet ihn Schmach. Daher haben die Propheten immer vor den verheerenden Folgen des Götzentums gewarnt. Sie wollten den Menschen von der Schande des Götzenglaubens und der Ergebenheit gegenüber Götzenhaften Menschen und Frevlern retten.
Dazu folgende Worte aus dem Koran, die zu Beginn des Verses 36 der Sure 16 (Sure Nahl) stehen:
„Und Wir haben ja bereits in jeder Gemeinschaft einen Gesandten erweckt (damit sie den Menschen verkünden): „Dient Allah und meidet die falschen Götter…“
Der Aufruf zur Anbetung des Einen Gottes und die Bekämpfung des Götzentums und der falschen Götter, waren also das wichtigste Ziel aller Propheten. Die Propheten boten den Abgöttern und unterdrückerischen Frevlern die Stirn und bekämpften sie ernsthaft. Durch diesen Kampf bereiteten sie die Verbreitung des Tauhid-Prinzips vor. Denn solange der Mensch die falschen Götter nicht abgelehnt hat, kann er sich nicht zu Dem Einen Gott bekennen. Den menschlichen Gemeinschaften bleibt echtes Wohl verwehrt und ihre Angelegenheiten kommen nicht ins Lot, solange die Festen des Tauhid-Denkens nicht stabil geworden und die falschen Götter nicht aus ihrer Gesellschaft und ihrem Denken verbannt worden sind. Deshalb fordert Gott Moses auf, den Pharao zu bekämpfen. Siehe Sure 20 (Ta Ha) Vers 24): „Geh zu Pharao, denn gewiss, er überschreitet das Maß!“
Ein wichtiges Ziel der Propheten Gottes ist der Kampf gegen Unterdrücker und Maßlose sowie die Unterstützung der Schwachen und Unterdrückten und ihre Befreiung aus der Faust der Unterdrücker. Es ist eines der Hauptziele der Propheten, Gerechtigkeit herzustellen. Darüber steht im Koran zu Beginn von Vers 25 der Sure 57 (Hadid):
„Wir haben ja Unsere Gesandten mit den Wundern und klaren Beweisen gesandt und mit ihnen die (himmlische) Schrift und die Waage (und gerechte Gebote) herabgesandt, damit die Menschen für die Gerechtigkeit eintreten….“
Dieser Vers verkündet also, dass die Propheten ausgesandt wurden, um Gerechtigkeit auf allen Ebenen herzustellen. Die Verwirklichung der Gerechtigkeit ist ein Zeichen dafür, dass die Werte des Tauhid-Glaubens – des Glaubens an den Einen Gott – in der Gesellschaft hergestellt wurden. Wir erfahren aus der obigen Koranstelle, dass die Propheten mit drei Dingen ausgerüstet waren: nämlich klaren Beweisen, dem himmlischen Buch und Kriterien für die Unterscheidung von Recht und Unrecht, Gut und Böse.
Der obige Vers fordert nicht, dass die Propheten das Volk zur Gerechtigkeit zwingt,. auch wenn die Herstellung von Gerechtigkeit eines ihrer wichtigsten Ziele ist. Vielmehr geht es darum, dass die Menschen dank der Lenkung durch die Propheten so heran geformt werden, dass sie selber sich erheben, um Gerechtigkeit herzustellen. Gott hat selbstverständlich die Macht, alle ungerechten Frevler zu vernichten und selber Gerechtigkeit auf der Welt zu verbreiten. Er kann in Sekundenschnelle alle Feinde für immer beseitigen und seine Freunde für immer siegen lassen. Aber Er will, dass die Propheten die Menschen aufrufen, der Religion Gottes und der Gerechtigkeit zu helfen, denn der Mensch wächst und vervollkommnet sich durch diese Anstrengungen, d.h. durch den Kampf gegen Unrecht und Frevel und durch die Herstellung von Gerechtigkeit
Die Propheten sollen jedoch noch weitere Ziele anstreben. Sie sollen die Menschen lehren und charakterlich veredeln und sie aus der Unwissenheit und Finsternis befreien. Der Mensch kann innerlich nicht wachsen, wenn er sich nicht von der Blendung des Irrtums befreit. Im Vers 2 der Sure 62 ((Dschumua) steht:
„Er ist es, Der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten von ihnen hat erstehen lassen, der ihnen Seine Zeichen verliest, sie (von der Verschmutzung des Götzentums) läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich ja zuvor in deutlichem Irrtum befanden –,
In diesem Vers wird das Ziel der Aussendung des Propheten des Islams (S) wie folgt zusammengefasst: Verlesung der göttlichen Zeichen, Läuterung der Menschen, Lehre des Buches und der Weisheit. Der Prophet des Islams, jüngster und letzter Prophet Gottes war mit der Verwirklichung dieser großen Ziele beauftragt. Er sollte die Menschen bezüglich Wissen, Charakter und Handlungsmoral veredeln, damit sie mit Hilfe von Wissen und Seelenläuterung zu hohen Tugenden und in die Nähe Gottes gelangen.
Die Propheten Gottes haben die Aufgabe zu verheißen und zu mahnen. Sie stimmen die Menschen sowohl optimistisch durch Verheißung der göttlichen Vergebung und Seines Lohns, und mahnen sie auch, Gottes Zorn im Diesseits und Jenseits zu fürchten. Gott nennt Seine Propheten im Koran mubascherin und Munaṣerin – d.h. Verkünder der frohen Botschaft und zugleich Mahner.
Die Propheten legen unter Heranziehung logischer Argumente ein klares Zukunftsbild vor, doch hängt diese klare Zukunft davon ab, dass die Menschen sich nach der Lehre Gottes richten. Die Gesandten Gottes lassen die Menschen auf Gottes Gnade hoffen. Doch neben der frohen Kunde, die sie geben, lassen sie die Menschen auch wissen, dass es einen Tag gibt, an dem jeder selbst über die geringfügigsten Taten befragt werden wird –nämlich am Jüngsten Tag. Dies ist ein Warnalarm für die Menschen, damit sie nicht mehr achtlos gegen Gottes Gebote verstoßen.
Im Gegensatz zu der Lehre der Propheten, sehen weltliche Ideologien das Leben des Menschen auf den kurzen Aufenthalt im Diesseits beschränkt und behaupten, dass nach diesem irdischen Leben der Mensch dem völligen Nichts und der Vernichtung preisgegeben wird. Dies hat zur Folge, dass der Mensch pessimistisch in die Zukunft blickt und diese Hoffnungslosigkeit hat eine fatale zerstörerische Auswirkung auf Gesellschaft und den Einzelnen.
Was erwartet jemanden, der nicht an Gott glaubt und für den die Zufriedenheit Gottes und das Ewige Leben fremde Begriffe sind am Ende?
Der Mensch ist laut Lehre der Propheten ein Wesen, das nicht vernichtet wird. Ihn erwartet vielmehr eine ewige Zukunft. Seine Taten werden alle angerechnet, ob klein oder groß, ob schlecht oder gut und der Mensch wird für sie belohnt bzw. bestraft.
Der Gottgläubige interpretiert die Härten des Lebens anders. Er ist hoffnungsfroh weil er auf die Vergebung Gottes hofft und auf das Ewige Leben im Paradies in der Nähe Gottes. Das gibt ihm Zuversicht und erweckt seinen Eifer und stimmt ihn optimistisch in Bezug auf das Leben. Er weiß, dass die Anstrengungen, die er im Leben, in Vertrauen auf Gott , auf sich genommen hat nicht verloren gehen.
Doch darf der Mensch nicht nur die frohen Verheißungen sehen, sondern muss auch die zukünftigen Gefahren im Auge behalten. Die Propheten, haben als liebevolle engagierte Lehrer gemahnt, dass die früheren Völker wegen Frevel, Ignoranz, Stolz, Verdorbenheit und Maßlosigkeit vernichtet wurden. Sie kündigten einen Tag an, an dem der Mensch über alle seine Taten, groß und klein, befragt wird und eine Abrechnung über diese Taten erfolgt. In der Tat hält der Gedanke an die schlimmen jenseitigen Konseqenzen und die Schmach am Tag der Abrechnung jeden weitsichtigen klugen Menschen davon ab, Frevel und Sünden zu begehen und gegen die Gebote Gottes zu verstoßen.