Oct 09, 2017 19:04 CET

Wir möchten das Thema „Auftrag der Propheten“ wieder aufgreifen.  Wenn wir uns die Geschichte ansehen, begegnen wir zahlreichen Konflikten zwischen verschiedenen Völkern. Es gehört zu den Zielen der Propheten, diesen Konflikten und Auseinandersetzungen ein Ende zu bereiten.

 

 Islam richtig kennenlernen (53)  

Wir möchten das Thema „Auftrag der Propheten“ wieder aufgreifen.  Wenn wir uns die Geschichte ansehen, begegnen wir zahlreichen Konflikten zwischen verschiedenen Völkern. Es gehört zu den Zielen der Propheten, diesen Konflikten und Auseinandersetzungen ein Ende zu bereiten. Die Geschichte bezeugt, dass die vernünftige und berechtigte Lehre der Propheten Gottes eine wesentliche Rolle bei der Beilegung von Konflikten in der menschlichen Gesellschaften innehatten.  Dank dieser großartigen Menschen kam es zur Verbreitung von Frieden, Gerechtigkeit und Freundschaft zwischen verschiedenen Gemeinschaften.  Im Heiligen Koran steht darüber im Vers 213 der Sure 2 (Sure Baqara):

„Die Menschen waren (zu Beginn)  eine einzige Gemeinschaft (und es gab keinen Streit unter ihnen. Danach aber kam es zwischen ihnen zu Auseinandersetzungen). Dann schickte Allah die Propheten als Verkünder froher Botschaft und als Überbringer von Warnungen und sandte mit ihnen die Bücher mit der Wahrheit herab, um zwischen den Menschen über das zu richten, worüber sie uneinig waren…“

                          

Nachdem es zwischen  den menschlichen Gemeinschaften zu Konflikten und Spaltung gekommen war, hat Gott Propheten mit dem himmlischen Buch, froher Kunde und Mahnung und Geboten zu den Menschen geschickt, um sie aus der Zwietracht zu befreien. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die von Menschen gemachten Gesetze in der Mehrzahl zu den Meinungsverschiedenheiten und der Zersplitterung von Völkern und Nationen führen. Denn diese Gesetze sind weder umfassend und ausreichend  noch haben sie von sich aus Durchführungsgarantien.  Die Menschengesetze rufen nur von außen eine Verantwortung hervor und können nicht vollständig die Meinungsunterschiede innerhalb der Gesellschaft beenden oder die Probleme an der Wurzel anpacken und für immer beseitigen.

Der Weg der Propheten, nämlich der Glaube an den Einen Gott und die Befolgung Seiner Gesetze ist der  einzige Faktor der  alle Kinder Adams, von welchem Volk welcher Sprache und welcher geografischen Region auch immer, miteinander fest verbinden kann. Die Beilegung von Konflikten ist daher eines der wichtigsten Ziele der Propheten Gottes, während die Unterschiede in der Rasse, der Ethnie, der Sprache und Nationalität zu den Faktoren zählen, die immer eine Rolle bei der Trennung  unter den Menschen gespielt haben. Zweifelsohne wird  die Menschheit niemals Frieden und wahre Sicherheit und Ruhe genießen können, wenn sie nicht den Lehren der Propheten Gottes folgt.

Die Hinwendung zu dem Einen Gott ist für die Herstellung der Einheit und Einmütigkeit von großer Bedeutung.  Gemäß Koran basiert die Lehre von Tauhid auf der Fitra – d.h. die Lehre von dem Einen Gott basiert auf der von Gott verliehenen Natur des Menschen.  Der Koran tadelt diejenigen, die sich von der Tauhid-Lehre abgewandt  und dem Götzentum zugewandt haben und sich in viele verstreute Gruppen  spalteten. Es heißt in dem Vers 31 und 32 der Sure 30, (Sure Rom) unter anderem wie folgt: 

 

“und gehört nicht zu den Götzendienern „

 

„zu denjenigen, die ihre Religion spalteten und zu Lagern geworden sind, wobei jede Gruppierung froh ist über das, was sie bei sich hat.“

 

 

Es lässt sich also sagen, dass Gott die Propheten auch dazu ausgesandt hat, dass sie Streit beilegen und Einheit herstellen. Die Propheten sollen frohe Botschaft und Mahnung überbringen. Wenn die Menschen sich zu den Propheten bekennen und bei ihren Lehren  und dem himmlischen Buch Halt suchen, können die Konflikte unter ihnen vermindert und beseitigt werden.  Trotzdem kann es sein, dass die Einflüsterungen Satans und des Egos einige zur falschen Auslegung der Lehren der Propheten und der Himmelsbücher verführen und sie das Banner von Krieg und Zwietracht hissen. 

                                  

Ein weiteres wichtiges Ziel der Aussendung von Propheten besteht darin, dass sie den Menschen aus der Finsternis der Unwissenheit und der Anbetung des Egos befreien und ihn zum Licht des Wissens und der Weitsicht führen. Der Koran verweist darauf, dass Gott die Menschen aus der Dunkelheit befreien und dem Licht zuführen will. Im Vers 43 der Sure 30 (Ahzab) steht:

 

Er ist es, Der über euch den Segen spricht – und auch Seine Engel –, damit Er euch aus den Finsternissen ins Licht hinausbringt; und Er ist zu den Gläubigen immer Barmherzig.“

 

Das Interessante an obigem Vers ist, dass  nicht von einer Finsternis sondern von mehreren Finsternissen die Rede ist, während  das Licht in der Einzahl angeführt wird. Das bedeutet, dass es zahlreiche falsche Wege gibt und nicht nur einen, denn mit Finsternissen sind die Irrwege gemeint. Aber der Weg des Lichtes und der Wahrheit ist nur einer, nämlich der Weg Gottes.

Die Propheten sind deshalb ausgeschickt worden, damit das Denken und die Vernunft des Menschen sich entfaltet und Früchte trägt.  Sie haben die Menschen aufgerufen, den kostbaren Schatz  namens Verstand zu nutzen.  Sie wollten die Menschen zum Nachdenken und zur Anwendung der Vernunft veranlassen.  Imam Ali (F) sagt gemäß Predigt 1 im Nahdsch-ul Balagha:

„So berief Gott unter ihnen Gesandte und ließ Seine Propheten aufeinander folgen, damit sie die Verpflichtung Seiner Schöpfung erfüllen, (damit) sie (die Menschen) an Seine vergessenen Gnadengeschenke erinnern und sie durch die Verkündung der Gebote Gottes ermahnen, den letzten Beweis erhalten,  ihre verschüttete Vernunft hervorholen …“

 

Imam Ali (F) hat hier auf die vier wichtigsten Ziele für die Aussendung der Propheten hingewiesen und als viertes das Hervorholen der verborgenen Schätze der Vernunft genannt.  Gott hat dem Menschen die Fähigkeit zu verstehen und zu denken mitgegeben, aber im Auf und Ab des Lebens und in Folge der Einflüsterungen Satans, hat sich ein Belag der Oberflächlichkeit über dem  Verstand gebildet und die Propheten sind gekommen, um mit ihren kostbaren Lehren die Einschränkungen des Verstandes aufzuheben und die Schleier der Oberflächlichkeit und Achtlosigkeit beiseite zu ziehen. Ihr Ziel war es, die Voraussetzungen für das Wachsen und die Entfaltung des menschlichen Verstandes und Denkens zu schaffen und die verschütteten Schätze der Vernunft ans Tageslicht zu bringen.

Der Islam, welcher die umfassendste Religion Gottes bildet,  verleiht dem Nachdenken daher einen besonderen Platz. In zahlreichen Versen des Korans wird hervorgehoben, wie wichtig es ist nachzudenken. Zum Beispiel  im Vers 44 der Sure 16 (Nahl) , wo es heißt:

„(Wir haben die Propheten  gesandt) mit den klaren Beweisen und den Büchern der Weisheit. Und Wir haben zu dir die Ermahnung hinabgesandt, damit du den Menschen klar machst, was ihnen offenbart worden ist, und auf dass sie nachdenken mögen.“

Es gehört zur Methodik des Korans, dass er in Zusammenhang mit dem Thema Gotterkenntnis zunächst auf Beispiele in der wunderbaren Daseinsordnung hinweist und dann zum Nachdenken über diese Zeichen einlädt.  

Die Propheten sollten den Menschen daran erinnern, dass Gott überall in der Welt zugegen ist. Von Gott ist die Welt ausgegangen und zu Ihm kehrt sie zurück. Er ist uns näher als unsere Halsschlagader und sieht uns immer. Immer wenn wir Seiner gewahr werden und ihn rufen, hört Er unsere Stimme und unsere Bitte. Wenn der Mensch daran glaubt, dass Gott überall zugegen ist,  und er immer wieder verspürt, dass er  sich in Gegenwart Gottes der Schöpfers der Welt  befindet, wird er mit Sicherheit darauf achten, was er sagt und tut und sich zum Guten hin ändern.  Dann wird das Ziel der Charaktererziehung des Menschen – nämlich das Streben nach Vollkommenheit, verwirklicht werden.

Doch es standen noch weitere Ziele auf dem Programm der Propheten.

                                   

Die Propheten strebten danach, falsche Bräuche und Aberglauben abzuschaffen.  Sie wirkten  den abergläubischen Sitten entgegen, um die Menschen von diesen Fesseln zu befreien.

Sie unterbreiteten  ein umfassendes Programm und das Wissen, das der Mensch braucht, um an das Wohl im Diesseits und das Glück im Jenseits zu gelangen. Aus dem Vers 157 der Sure 7 (Araf) lassen sich die Ziele der Aussendung des Propheten des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) ableiten: 

„Diejenigen, die  dem Gesandten, dem schriftunkundigen Propheten, folgen, den sie bei sich in der Thora und im Evangelium aufgeschrieben finden. Er gebietet ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Verwerfliche, er erlaubt ihnen die guten Dinge und verbietet ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Bürde (von strengen Pflichten)  und die Fesseln ab, die auf ihnen lagen (und befreit sie). Diejenigen nun, die an ihn glauben, ihm beistehen, ihm helfen und dem Licht, das mit ihm herabgesandt worden ist, folgen, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.“

 

                                

Die Propheten haben die Menschen zu würdigen Taten und zu Erkenntnis und Wissenserwerb aufgerufen und sie vor dem Hässlichen und der Sünde gewarnt.  Sie haben in einer Gesellschaft, in der Betrug und Raub, Götzenglaube und Götzenverehrung, Mord und Gewalt , Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Benachteiligung üblich waren, den Menschen geboten, diese verwerflichen Dinge zu unterlassen.

Zugleich haben sie zur Anbetung nur des Einen Gottes und zu würdigen Werken und einer geläuterten Moral und hohen Eigenschaften, zur Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit, Freundschaft und Menschenliebe,  Anständigkeit und Gerechtigkeit aufgerufen.

Eines der Endziele der Aussendung der Propheten ist also die Verbreitung der moralischen Tugenden unter den Völkern und die Befreiung der menschlichen Gesellschaft von Missständen und schlechten Eigenschaften.  Der  Prophet des Islams (S), Siegel der Propheten, hat daher über seinen Auftrag gesagt: Ich bin ausgesandt worden,  um die guten moralischen Eigenschaften zu vollenden.“