Oct 10, 2017 19:26 CET

Im Rahmen der Debatte über das Prophetentum sind wir bei dem Begriff der Ulul-Azm angelangt und sie haben erfahren, dass die Propheten Nuh (Noah), Ibrahim (Abraham) Musa (Moses), Isa (Jesus) und Mohammad (S)  die größten Propheten sind und Ulul-Azm genannt werden.  Wie versprochen möchten wir ab heute einen Blick auf das Leben dieser Erzpropheten werfen. Wir beginnen bei dem ersten von ihnen, nämlich Prophet  Nuh (Friede sei ihm)

 

Prophet Nuh hat wie die anderen Ulul-Azm Propheten ein Buch und eine Religionsgesetz (Scharia) überbracht und er wurde an alle Menschen ausgesandt.  Gott grüßt ihn im Koran in der Sure   37   (Safat) im Vers 79 mit den Worten:
„Friede sei auf Nuh unter den Weltenbewohnern!“

 

Zweifelsohne ist die Geschichte von Nuh (F) und seinem harten Kampf gegen die arroganten Herrenmenschen seiner Zeit und deren schlimmer Ausgang, eines der lehrreichsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit.

In diesem Kapitel begegnen wir einer weltweiten Flutkatastrophe und der Ausrottung einer verdorbenen Menschengeneration sowie der Gründung einer neuen Gesellschaft. Dieses Kapitel verbildlicht den Sieg des Rechtes über das Unrecht.

Der Name Nuhs kommt mehr als 40 Mal im Koran vor. Im Vers 59 der Sure 7 (Araf) lesen wir:

„Wir sandten doch bereits Nuh zu seinem Volk, und da sagte er: `O mein Volk, dient dem Einen Gott! Keinen Gott habt ihr außer Ihm` …“

                                      

Der Glaube an den Einen Gott und Seine Anbetung bildet die Grundlage des Aufrufs aller Propheten. Mit diesem Aufruf haben  Nuh (Friede sei mit ihm) und alle andren Propheten Gottes ihre Bewegung begonnen und zugleich die Menschen aufgerufen, sich vor dem Götzenglaube und Götzenanbetung zu hüten.

Sämtliche Missgeschicke der Menschheit rühren im Grund alle von daher, dass er sich von der ausschließlichen Anbetung Gottes abwendet und falschen Göttern dient.  Das Götzentum ist das größte Hindernis auf dem Weg zu Wohl und Glück des Menschen.  Die Propheten, diese großen Lehrer der Schule des Tauhid (des Glaubens an den Einen Gott) waren darum bemüht, störendes Dornengestrüpp  wie Götzenanbetung beiseite zu räumen, damit  der Weg zur Vervollkommnung für den Menschen geebnet wird.

 

Nuh wurde von Gott zu den Menschen gesandt, als überall Verdorbenheit, Götzenglaube und Unrecht herrschte und die Kluft  zwischen Arm und Reich immer größer wurde und die Mächtigen das Recht der Schwachen mit Füßen traten.

Nuh (F) kam mit einem Himmelsbuch und einem himmlischen Gesetz zu den Menschen und lud zum Glauben an den Einen Gott und zur Abkehr von den falschen Göttern ein. Wie aus den Verszeichen über die Geschichte von Nuh hervorgeht, hat auch er die Menschen auch aufgefordert, das Gebet zu verrichten, sich von Unrecht und Verdorbenheit zu distanzieren, ehrlich zu sein und Versprechen einzuhalten.

Nuh ist lange Zeit unermüdlich um die Rechtleitung seines Volkes bemüht gewesen. Aber sein Volk war hochmütig und eigensinnig.  Die Sure 71, die nach ihm benannt ist, berichtet über seine Mahnungen und guten Ratschläge und die abwegigen Ansichten und Verdorbenheit seines Volkes und welche List und Ausflüchte sie sich ausdachten. In dieser Sure steht auch, dass der Prophet schließlich sein Volk verwünschte.  In den Versen 5 bis 9 dieser Sure steht geschrieben, wie Nuh sich bei Gott beklagte:

Er sagte: „Mein Herr, ich habe mein Volk bei Nacht und bei Tag aufgerufen (sich dir zuzuwenden).“

„Aber mein Rufen hat sie nur in ihrer Flucht bestärkt.“

„Gewiss, jedes Mal, wenn ich sie aufrief, damit Du ihnen vergibst, steckten sie ihre Finger in ihre Ohren, überdeckten sich mit ihren Gewändern, verharrten (im Irrtum) und verhielten sich sehr hochmütig (mit ihrer Ablehnung).“

„Hierauf richtete ich an sie den Ruf dann öffentlich.“

„Hierauf sprach ich zu ihnen offen und ganz im geheimen.“

                                

Die unermüdlichen Anstrengungen des Propheten Nuh trugen keine Früchte. Je beharrlicher er seinen Aufruf wiederholte, desto widerspenstiger wurde sein Volk  und desto größer wurde ihr Unglauben. Bis auf eine kleine Schar bekannte sich keiner von seinem Volke zu dem Propheten Gottes, obwohl Nuh 950 Jahre lang als Prophet wirkte.

Als Nuh schließlich sich keine Hoffnung mehr machte, dass jemand sich zum Glauben bekennt, beklagte er sich bei Gott und bat um Seine Hilfe.  Wie in er Sure 71 (Sure Nuh) steht, verwünschte er sein Volk und bat Gott, dass er die Erde von ihnen befreien möge.

Siehe Vers 26 dieser Sure:

„Und Nuh sagte: `Mein Herr, lasse auf der Erde von den Ungläubigen nicht einen einzigen Bewohner`.“

                                   

Die Widersacher Gottes hatten ihre Strafe verdient und so gebot Gott, dass sie ertrinken sollen. Aber damit Nuh und die Gläubigen gerettet werden, mussten die notwendigen Vorbereitungen getroffen werden. Also wies Gott seinen Propheten an, ein Schiff zu bauen:

Darüber steht in Sure 11  (Hud)im Vers 37:

„Und baue  das Schiff vor Unseren Augen und nach Unserer Eingebung. Und sprich Mich nicht an zugunsten derer, die Unrecht getan haben; sie werden ertrinken.“

Gottlehrte den Propheten Nuh, wie er das Schiff bauen soll, damit er gegen die Sturmflut gefeit ist. Er wusste ja nicht, wie gewaltig die  Katastrophe sein würde. Als die Leute Nuh mitten auf dem Festland beim Bau des Schiffes sahen, begannen sie ihn zu verspotten. Sie wunderten  sich, dass Nuh und seine Gefährten  mit Planken und Nägeln ans Werk gingen und spotteten. „Wie kann ein vernünftiger Menschen mitten auf dem Land ein Schiff bauen!“ sagten sie,  oder:  Seht doch was schließlich aus diesem alten Mann geworden ist! Er ist nicht mehr richtig bei Sinnen!

Aber wieder blieb Nuh fest und standhaft und beachtete nicht ihr Gerede. Er  baute unbeirrt weiter an dem Schiff. Und er  erwiderte ihren Spott höchstens damit, dass er sagte: Wenn ihr uns heute auslacht, so werdet ihr erleben, dass wir euch eines Tages auslachen und ihr werdet bald erleben, wen eine  schmachvolle ewige Strafe treffen wird. 

Schließlich hatte  Nuh das Schiff zu Ende gebaut und da erließ Gott der Allmächtige Befehl für die Herabsendung der Strafe. Das Zeichen für ihren Eintritt bestand darin, dass aus dem Ofen Wasser hervorquillt.  Nuh und seine Helfer erkannten an diesem Zeichen, dass  das göttliche Strafgericht bald eintreten wird. Gott wies Nuh an, dass er von jedem Tier ein Paar auf das Schiff bringt und ebenso die Gläubigen und alle aus seiner Familie auf das Schiff holt, mit Ausnahme derer von seiner Familie  deren Untergang vorher verheißen worden war. 

Die Frau des Nuh und einer seiner Söhne waren nämlich ungläubig. Sie durften das Schiff von Nuh nicht besteigen, denn die wichtigste Bedingung für ein Besteigen des Schiffes war der Glaube.

                       

Schnell rief Nuh die Gläubigen herbei und da die Sturmflut herannahte, befahl er ihnen, das Schiff zu besteigen. Er sagte zu ihnen, dass dieses Schiff in Gottes Namen sich fortbewegen und anhalten und vor Anker gehen wird. 

Da zogen auch schon dunkle Wolken herauf. Heftige Blitze und Donnern kündigten ein gewaltiges Ereignis an. Es begann zu regnen und der Regen wurde immer heftiger, als hätte der Himmel alle Tore geöffnet und würde alles Wasser aus den Ozeanen aus den Wolken herabregnen. Das Grundwasser quoll aus der Erde hervor und verband sich mit den Wassern auf der Erdoberfläche zu einer großen Flut. Es hörte nicht auf zu regnen und die ganze Erdoberfläche verwandelte sich in einen einzigen großen Ozean mit hohen Wellen.

Das Schiff des Nuh  durchpflügte mit seinen Insassen an Bord die riesigen Wellen, als der Prophet seinen Sohn am Rande  sah und ihm zurief: „Mein Sohn steig zu uns auf das Schiff und sei nicht einer von den Ungläubigen, denn dann wirst du vernichtet.“ Bis zum letzten Augenblick versuchte Prophet Nuh seinen Sohn umzustimmen und ihn für den Glauben zu gewinnen. Doch der Unglaube hatte das Herz seines Sohnes so verhärtet, dass die liebevollen Worte seines Vaters von ihm abprallten.  Er  rief seinem Vater zu, er werde sich auf einen Berg retten und dort vor der Flut  sicher sein. Da mahnte Nuh erneut seinen Sohn, damit er vielleicht von seinem Eigensinn ablässt und rief:  „Mein Sohn! Heute wird es keinen Zufluchtsordnung gegenüber dem Befehl Gottes geben, es sei denn für jemanden, dem Gott gnädig ist.“  Aber da kam eine hohe Welle und riss den Sohn Nuhs wie einen Strohhalm mit. So wurde der Sohn vom Vater getrennt und gehörte zu denen die ertranken.

                                              

Im Vers 44 der Sure 11 heißt es :

„Und es wurde (Nachdem die Frevler ertrunken waren):  gesagt: „O Erde, schlucke dein Wasser! O Himmel, halt ein (mit dem Regen)!“ Das Wasser nahm ab, und die Angelegenheit war beendet. Und es (das Schiff)  saß auf dem (Berg) Dschudi auf. Und es wurde gesagt: „Weg mit dem ungerechten Volk!“

Schließlich  verließen Nuh und die Gläubigen unversehrt ihr Schiff und das Leben auf der Erde nahm wieder seinen normalen Verlauf.  Die große Flut hatte alles Leben, Ortschaften, Weiden und Äcker vernichtet und daher war zu befürchten, dass Nuh und seine Helfer nichts zu essen hatten.  Doch Gott versicherte ihnen, dass er die Tore des göttlichen Segens für sie öffnen wird und sie sich deshalb keinerlei Sorgen zu machen brauchen.