Oct 10, 2017 19:33 CET

Im Zusammenhang mit dem Leben der Erzpropheten (Ulul-Azm) haben wir bei dem ersten von ihnen, nämlich Prophet Nuh (Noah) begonnen und diesmal sprechen wir von dem nächsten dieser Propheten, der mindestens 69 Mal im Koran beim Namen genannt wird. Dieser große Prophet ist Ibrahim (Abraham) (Friede sei ihm).

Ibrahim  überbrachte ein himmlisches Buch und eine Scharia (ein Religionsgesetz) und sein Aufruf war universal. Noch bevor Ibrahim (F) auf die Welt kam, verlor er seinen Vater und sein Onkel Azar übernahm die Fürsorge für ihn. Daher hat  Ibrahim seinen Onkel mit  „Vater“ angesprochen.                                     

Ibrahim wurde in Ur, einer Stadt in Babylonien,  (heute Ausgrabungsstätte nahe der irakischen Stadt Nasiriya). Zu der Zeit herrschte der König Namrud (Nimrod), der sich als eine Gottheit betrachtete.  

Ibrahim wird von allen drei Himmelsreligionen, den Juden, Christen und dem Islam, geehrt. Er hat sich sein ganzes Leben lang für die Sache Gottes und die Verbreitung des Glaubens an ausschließlich den Einen Gott eingesetzt.  Sein Rang ist so hoch, dass Allah  ihn zu seinem „Chalil“ – zu seinem Freund ernennt. Mit 175 Jahren kehrte Abraham zu Gott zurück. Er wurde in Palästina in der Stadt Al Chalil (Hebron) begraben.

 

In der Zeit, in der Ibrahim lebte, haben die Menschen in ganz Babylonien  zahlreiche Götzen verehrt. Aber Ibrahim (Friede sei mit ihm) hörte auf die menschliche Ur-Natur und glaubte an den Einen Gott und betete nur Ihn an. Sein Onkel Azar aber war wie alle anderen Götzendiener. Ibrahim, der entschieden gegen den Götzendienst war begann seinen monotheistischen Aufruf in seiner nächsten Umgebung. Bevor er die anderen zum Glauben an den Einen Gott einlud wandte Ibrahim sich als erstes an seinen Onkel und Ziehvater Azar und sagte: Vater! Warum dienst du den leblosen Götzen, die weder Auge noch Gehör haben und dir keine Bitte erfüllen können? Vater!  Mir wurde ein Wissen gelehrt, das du nicht besitzt. So folge mir, damit ich dich auf den rechten Weg leite. Vater! Diene nie Satan, denn Satan war sehr ungehorsam und aufrührerisch gegenüber Gott, dem Allerbarmer.

Ibrahim erinnerte mit diesem guten Rat, der im Koran zitiert wird, im Grunde nicht nur seinen Pflegevater sondern auch jeden anderen daran, dass er den Weg der Wahrheit und des Rechtes erkennen und ihn gehen soll. Das ist der gerade Weg. Aber wenn er dem listigen Satan in die Falle gerät wird er auf Irrwege geraten. Ibrahim macht Azar auf die schlimmen Folgen der Götzenanbetung aufmerksam und sagte: Vater! Ich befürchte, dass dich seitens Gott, dem Allerbarmer, eine Strafe ereilt und du der Helfer Satans bist.

Ibrahims Worte konnten aber  nicht auf Azar wirken, denn dessen Herz war hart geworden. Azar geriet in Zorn und rief: Ibrahim! Du hast dich von unseren Göttern abgekehrt?!  Wenn du so weiter machst und sie ablehnst, werde ich dich steinigen. Du solltest eine längere Zeit nicht mehr in meine Nähe kommen. Ibrahim regierte großmütig mit folgenden Worten : Friede sei dir! Ich werde bald meinen Herrn bitten, dass er dir vergibt, denn er ist immer sehr gütig zu mir gewesen!“

                                     

Ibrahim (F) ließ sich nicht von den Drohungen Azars einschüchtern. Er erinnerte ihn weiter  an Gott, den Allerbarmer!  Als er sich gewiss war, dass Azar Gottes Feind ist, distanzierte er sich schließlich von ihm und sagte: „ Ich distanziere mich von euch und den Göttern, die ihr statt dem Einen Gott anbetet und bete zu meinem Herrn und hoffe, dass er mich erhört.

 

Ibrahim hielt unbeirrt an dem Grundsatz Tauhid – der Grundsatz der Einheit Gottes  fest und als er die versteinerten Ansichten der polytheistischen Gesellschaft vor sich sah, distanzierte er sich von ihr. Wegen seiner Standhaftigkeit und Opferbereitschaft  belohnte Gott ihn reichlich. Er schenkte ihm Söhne wie   Ishaq (Isaac) und dessen Nachkommen Yaqub (Jakob), die beide  Propheten wurden  und ließ ihn als Vorbild für Gotterkenntnis und Rechtschaffenheit bekannt werden (Wir entnehmen dies den Versen 41 bis 50  der Sure 19 (Maryam).

 

Wie durch geschichtliche Untersuchungen belegt wird, haben die Menschen zurzeit von Ibrahim (F) auch die Sonne, den Mond und die Sterne angebetet.  Der Ein-Gott-Gläubige Ibrahim nutzte jede Gelegenheit um  mit dem Volke über diese Götter zu debattieren. Er verwarf  die Anbetung von Himmelskörpern.  Einmal gesellte er sich in der Nacht zu einer Gruppe, schaute zu einem Stern, hoch und sagte: „Dies ist mein Herr!“ Doch als der Stern bei der Tagesanbruch  nicht mehr zu sehen war, erklärte er: „Ich liebe nicht diejenigen, die untergehen.“

Ibrahim (F) schaute im Beisein von anderen in einer anderen Nacht zum Mond hoch, der über den Himmel zog. Und wieder gab er vor, als würde er so denken wie die Götzenanbeter und sagte: Dies ist mein Herr! Aber als der Mond den Blicken entschwand sagte er: „Wenn mein Herr mich nicht rechtleitet, werde ich ganz gewiss zum irregehenden Volk gehören.

Und dann –  sagt Ibrahim wieder an einem Tag bei Sonnenaufgang zu den anderen: „Das ist mein Herr. Das ist größer!“ Doch als die Sonne unterging, kündigte er an: „O mein Volk, ich sage mich ja von dem los, was ihr (Ihm) beigesellt. Ich wende mein Gesicht Dem zu, Der die Himmel und die Erde erschaffen hat, als Anhänger des rechten Glaubens, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.“

(nachzulesen in den Versen 76 bis 79 der Sure 6 (Anam)

Ibrahim (F) hatte also  auf verschiedenen Wegen die Götzenanbeter seiner Zeit zum Glauben an den Einen Gott aufgerufen. Aber keiner im Volke schloss sich ihm an.  Da wählte er einen neuen Weg, um den Götzenglauben zu bekämpfen.

                                  

Die Götzenanbeter von Babel zogen jedes Jahr zu einem besonderen Fest einen Tag lang vor die Stadt und nur die Kranken blieben zurück. Ibrahim wartete auf diesen Tag und wollte die Gelegenheit nutzen um den Götzenanbetern bewusst zu machen, dass es keinen Sinn hat den Götzen zu dienen. Als Ibrahim am Vorabend eingeladen wurde, an dem Fest außerhalb der Stadt teilzunehmen, schaute er zu den Sternen hoch und gab vor, krank zu sein.  Unter diesem Vorwand konnte er in der Stadt bleiben. Während alle die Stadt verlassen hatte, war die Gelegenheit gekommen, auf die er schon lange gewartet hatte.

Ibrahim (F) machte sich mit seinem Beil auf den Weg zum Götzentempel. Er sah die Speisen  und Getränke, die die Götzendiener neben sie gestellt hatten, damit ihre Bitten erfüllt werden. Der Koran berichtet, darüber, dass er ihnen zurief: „Warum esst ihr nicht davon?“ Und als niemand antwortete, sagte er: „Warum sprecht ihr nicht?“ Dann versetzte er ihnen einen heftigen Schlag mit dem Beil und zerkleinerte sie. Doch den größten Götzen ließ er stehen, hängte ihm das Beil um und verließ den Götzentempel.

                                  

Die Einwohner von Babel kehrten nach ihrer Zeremonie fröhlich in die Stadt zurück und gingen zum Tempel. Dort bot sich ihnen ein ungewöhnlicher Anblick. Die Götzen lagen – bis auf den größten von ihnen – zertrümmert am Boden. Sofort fragten sie: „Wer hat das gemacht?“ Einige sagten: „Wir haben einen Jüngling namens Ibrahim schlecht über die Götzen reden hören. Es kann sein, dass er es war.“ Die Befehlshaber erfuhren von dem Angriff auf die Götzen und befahlen Ibrahim festzunehmen. Als sie Ibrahim vor das Volk brachten, fragten sie ihn: „Warst du es, der das mit unseren Götzen gemacht hat?“

Ibrahim sah eine gute Gelegenheit gekommen. Er gab eine Antwort, welche die Menschen zum Nachdenken zwang, denn er sagte: Vielleicht war es der Größte der Götzen. Fragt die Götzen doch, wenn sie reden können!

Dies sagte Ibrahim, damit die Menschen aufwachen und sich bewusst werden, dass die Götzen nicht reden und nichts tun können. Ibrahims Antwort ließ die anderen kurz zu sich kommen.  Für einige Augenblicke hatte er mit dieser Antwort die angeborene Gottgläubigkeit der Menschen von den Schleiern des blinden Eifers und der Ignoranz befreit.   Der Koran  verweist in den Versen 57 bis 67 der Sure 21 (Anbiya) auf diese Ereignisse. Dort steht über die Reaktion der Menschen, dass sie sagten:

„…`Du weißt doch, dass diese (Götzen) nicht reden können.“   Da sagte Ibrahim: „`

 „Dient ihr denn anstatt Allahs dem, was euch nichts nützt und nicht schadet?“ …

 

Die Götzendiener fühlten sich geschlagen. Sie wollten nicht weiter mit Ibrahim diskutieren und stattdessen griffen sie zur Gewalt.

Darüber mehr beim nächsten Mal.