Oct 11, 2017 17:49 CET

Immer wenn von Gott ausgesandte Religionsführer   in einem Gebiet ihren Auftrag vollendet hatten oder erkannten,  dass die Bedingungen  nicht günstig für eine weitere Verkündung der göttlichen Lehre sind, haben sie ein anderes Gebiet aufgesucht. Oftmals  hat diese Auswanderung den Menschen großen Segen gebracht.

  Auch Ibrahim verließ  aus ähnlichen Gründen mit seiner kleinen Schar von Gläubigen seine Heimat  Babylonien und siedelte an einen ein anderen Ort nämlich in das damalige Syrien (Schaam) um.  Bei seiner Auswanderung betete er zu Gott um einen Nachkommen. Sein Gebet steht in dem Vers 100 der Sure  37 Saffat. Er bat:

„Mein Herr, schenke mir einen  von den Rechtschaffenen.“

Es vergingen jedoch viele Jahre und Ibrahim und Sarah blieben kinderlos.

                            

Eines Tages sagte Sarah zu Ibrahim: „Ich kann dir kein Kind gebären. Wenn du möchtest schenke ich dir Hadschar, meine Magd zur Frau.“

Hadschar wurde die Gemahlin von Ibrahim und sie schenkte ihm einen Sohn, den  sie Ismael nannten. Der Wunsch Ibrahims war in Erfüllung gegangen. Aber Sahra war bekümmert, wenn sie Ismael in den Armen von Ibrahim sah. Schließlich plagte sie die Eifersucht so sehr, dass sie Ibrahim bat, Hadschar und ihr Kind  an einen anderen Ort bringt, damit sie sie nicht ständig vor Augen hat.  Als Gott Ibrahim befahl das zu tun, brachte er Ismael und seine Mutter nach Mekka.

 

                                      

Mekka war damals eine vegetationslose dürre Gegend.  Als Ibrahim Ismael mit seiner Mutter dort zurücklassen wollte,  rief Hadschar: „Ach Ibrahim! Wem überlässt du in dieser Wüste mich und dieses Kind?“ Da antwortete Ibrahim, der traurig über die Trennung von seinen beiden Lieben, war: „Ach Hadschar! Gott hat mir befohlen, euch in dieser  Wüste zurückzulassen. Er ist Euer Hüter und wird Euch schützen.“

Als Ibrahim Mutter und Kind  verließ, betete er wie im Vers 37 der Sure 14 (Ibrahim) steht:

„Unser Herr, ich habe (einige) aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal ohne Pflanzungen bei Deinem geschützten Haus wohnen lassen, unser Herr, damit sie das Gebet verrichten. So lasse die Herzen einiger Menschen sich ihnen zuneigen und versorge sie mit Früchten, auf dass sie dankbar sein mögen!“

 

                                    

Bald hatten Hadschar und ihr Kind den Proviant aufgebracht und auch das Trinkwasser war ausgegangen. Das Kleine begann zu weinen, weil es durstig war. Hadschar sprang auf und lief die Anhöhe Safa hoch. Von dort aus war niemand zu erblicken und auch kein Wasser in Sicht.  Da lief sie herunter und eilte zu der gegenüberliegenden Anhöhe Marwa. Auch von dort aus hielt sie vergeblich nach Wasser oder einem

Menschen Ausschau. Sieben Mal legte sie die gleiche Strecke zurück, ohne Wasser zu finden.

 

Unterdessen lag Ismael auf dem Boden,  weinte und strampelte hilflos  mit den Beinen. Da ließ Gott ein Wunder geschehen und unter seinen kleinen Füßen   eine Quelle hervortreten. Als Hadschar zu ihrem Kind zurückkehrte, erblickte sie das Wasser. Es war die Zamzamquelle von Mekka.  Bald fanden sich Vögel an der Trinkstelle ein und dank der Vögel wurde der Ort auch von dem Nomadenstamm Dschorham entdeckt .  Als die Dschorham  zur Quelle kamen sahen sie dort Hadschar mit ihrem Kind. Sie hatten Mitleid mit den beiden und halfen ihnen.

 

                      

Die Dschorham beschlossen  an der Zamzamquelle sesshaft zu werden. Es entstand eine Ortschaft, die mit der Zeit immer größer und schließlich zu der Stadt Mekka  wurde. Also war das Gebet von Ibrahim (welches im Vers   37       der Sure 14 genannt wird) erhört worden und aus diesem dürren heißen Gebiet  wurde das größte Zentrum für Gott-Dienen auf der Erde. Mekka besitzt die längste Geschichte  der Anbetung des Einen Gottes.

                       

Ein weiterer Abschnitt im Leben Ibrahim handelt von einer sehr schweren Prüfung Gottes.  Darüber steht in den Versen 101 bis 111 der Sure 37 (Saffat) geschrieben.

 

Wie die Koranexegeten schreiben, war Ismael gerade 13 Jahre alt, als Ibrahim einen eigenartigen Traum hatte. Er träumt, dass Gott ihm befohlen hat, seinen einzigen Sohn für ihn zu opfern. Ibrahim wachte entsetzt aus dem Schlaf auf.  Er wusste, dass die Träume der Propheten wahr sind und rein von den Einflüsterungen Satans.  Auch  in den beiden darauffolgenden Nächten träumte er dasselbe und dies bedeutete, dass er diesen Auftrag durchführen musste und er  hegte er keinen Zweifel mehr daran, dass es der Befehl Gottes war.

Ibrahim  hatte schon viele Prüfungen Gottes erhobenen Hauptes hinter sich gelassen.  Auch diesmal musste er sich Gottes Befehl beugen. Das hieß, dass er seinen geliebten Sohn mit eigenen Händen opfern sollte!  Ibrahim sprach mit Ismael über den Traum, um ihn vorzubereiten.

Er sagte  zu seinem 13-jährigen Sohn „O mein lieber Sohn, ich sehe im Schlaf, dass ich dich schlachte. Schau jetzt, was du (dazu) meinst.“  Und ( wie im Vers 102 der Sure 37 steht), antwortete  der 13-jährige Ismael ihm:

 „O mein lieber Vater, tu, was dir befohlen wird. Du wirst mich, wenn Allah will, als einen der Standhaften finden.“

Ibrahim fragte seinen Sohn deshalb nach seiner Meinung, weil er ehrlich zu ihm sein und ihn nicht in Ahnungslosigkeit belassen wollte. Er wollte dass auch sein Sohn an diesem großen Duell mit dem Ego teilnimmt und sich bewusst dem Befehl Gottes beugt.  

Ismael wollte, dass sein Vater festen Willens bleibt, und sagte daher, dass er diesen Befehl Gottes durchführen soll.  Er bekräftigte, dass er sich dem Willen Gottes fügt.

Ismael sprach Ibrahim mit: „O mein lieber Vater an“,  um zu zeigen, dass seine Opferung  nichts an ihrer liebevollen Vater-Sohn Beziehung  schmälern wird, denn der Befehl Gottes steht über allem.  Vater und Sohn brachten also diese Stufe der Prüfung hinter sich.  Sie waren beide vollständig bereit, den Befehl Gottes durchzuführen und  nun hatte die schwierigste Phase  der Prüfung begonnen: die Durchführung des göttlichen Befehls.

                                          

Ibrahim sah, dass sein Sohn völlig ergeben ist. Er zog ihn an sich  küsste sein Gesicht in väterlicher Liebe und beide weinten. Es waren Augenblicke  der höchsten Gefühle und des Verlangens nach der Rückkehr zu Gott.

Ibrahim lege das Haupt seines Sohnes auf den Boden und setzte rasch das Messer an seine Kehle. Das einzige was ihn vor Wankelmütigkeit bewahrte, war die Liebe zu Gott und die Ergebenheit in Seinen Befehl. Trotz des festen Drucks auf das Messer geschah jedoch nichts.  Ibrahim versuche es erneut. Wieder tat sich nichts. Der Koran beschreibt mit folgendem bedeutungsvollen Satz den Ausgang dieser schweren Prüfung.  Nämlich in den Versen 104 und 105 der Sure 37 (Safat) :

„(da) riefen Wir ihm zu: „O Ibrāhīm,

du hast das Traumgesicht bereits wahr gemacht.“ Gewiss, so vergelten Wir den Gutes Tuenden.“

 

In der Tat: Jemand der absolut ergeben gegenüber dem Befehl Gottes ist und die Spitze der Rechtschaffenheit erreicht hat, wird auf diese Weise belohnt werden.  Gott schickte Ibrahim  einen großen Widder, damit er ihn anstelle von Ismael opfert und damit er den Opferbrauch für die kommenden  Generationen begründet. Im Vers 107 der Sure Saffat heißt es:

„Und Wir lösten ihn mit einem großartigen Schlachtopfer aus!“

 

Gott hat Ibrahim nicht nur gelobt weil er diese schwere Prüfung erfolgreich hinter sich gebracht hat, sondern er hat die Erinnerung an dieses Ereignis verewigt.

Im Vers 108 bis 110 der Sure 37 heißt es:

„Und Wir ließen für ihn (den Ruf) unter den späteren (Geschlechtern lauten):

„Friede sei auf Ibrāhīm!“

So vergelten Wir den Gutes Tuenden.“

 

Gott hat verheißen, dass er den Namen Ibrahims in der Geschichte verewigen wird. Ibrahim ist ein Vorbild für alle Generationen nach ihm  und  der Hadsch und die Haschbräuche erinnern bis ans Ende der Welt an ihn.  Außerdem sind aus seinem Geschlechte mehrere Propheten hervorgegangen.  Auf diese Weise wird in der Geschichte seiner wohlgedacht.

Nach Ismael schenkte Gott Ibrahim und Sarah einen Sohn. Diesen nannten sie Ishaq (Isaac). Auch er war einer der Propheten und aus seiner Nachkommenschaft gingen ebenso Propheten hervor.

„Friede sei auf Ibrāhīm!“

  • Dem edlen aufrichtigen Gott-Diener.