Islam richtig kennenlernen (63)
Wir knüpfen an den letzten Teil an, in dem wir über das Leben des Propheten Jesus (gegrüßet sei er) sprachen. Sie erinnern sich, als die Geburt Jesu herannahte, zog die Jungfrau Maria sich betrübt in eine trockene Einöde zurück. Da tröstete sie eine Stimme. :
„…Sei nicht traurig;… dein Herr hat ja unter dir ein Bächlein geschaffen.“
„Und schüttle zu dir den Palmenstamm, so lässt er frische, reife Datteln auf dich herabfallen.“
„So iss und trink und sei frohen Mutes. Und wenn du nun jemanden von den Menschen sehen solltest, dann sag: Ich habe dem Allerbarmer Fasten gelobt, so werde ich heute mit keinem Menschenwesen sprechen.“ …
Da schöpfte Maryam – so wird Maria im Koran genannt –wieder Hoffnung.
Als Jesus zur Welt gekommen war, kehrte Maria – ihr Kind auf dem Arm - aus der Einöde zurück zu den Menschen. Die Verse 27 und 33 der Sure Maryam berichten davon, was weiter geschah. Die anderen waren überrascht als sie Maryam mit einem Kind auf dem Arm sahen, denn sie kannten Maryam als eine sittsame gottesfürchtige Jungfrau. Voreilig fällten sie ein Urteil und begannen Maryam zu tadeln:
„…. „O Maryam, du hast da ja etwas Unerhörtes begangen.“
O Schwester Hārūns, dein Vater war doch kein sündiger Mann, noch war deine Mutter ein unkeusches Weib.“. (siehe die Verse 27 und 28 der Sure Maryam)
Aber Maria schwieg, wie Gott es ihr befohlen hatte. Sie zeigte auf das Kind, und deutete an, sie sollten doch das Kind selber fragen. Da wunderten sich die anderen noch mehr und
„Sie sagten: „Wie können wir mit jemandem sprechen, der noch ein Kind in der Wiege ist?“
Jesus antwortete: : „Ich bin wahrlich Allahs Diener; Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.
„Und gesegnet hat Er mich gemacht, wo immer ich bin, und angeordnet hat Er mir, das Gebet (zu verrichten) und die Abgabe (zu entrichten), solange ich lebe,“
und gütig gegen meine Mutter zu sein. Und Er hat mich weder gewalttätig noch elend gemacht.
Und der Friede sei auf mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da ich wieder zum Leben auferweckt werde.“
So steht es in den Versen 29 bis 33 der Sure Maryam, Sure 19.
Mit diesen kurzen sehr lebendigen Sätzen stellte Jesus sich vor und dementierte damit im Voraus jeglichen Aberglauben in Bezug auf seine Person.
In diesen Versen werden einige hohe Eigenschaften Jesus Christus genannt. Als erstes stellt er sich als Diener Gottes vor, womit er die höchste Stufe des Menschen – nämlich das Diener-Gottes-Sein hervorhebt. Erst als zweites nennt er sich den Überbringer eines Himmelsbuches und danach einen Propheten.
Anschließend kommt zur Sprache, dass Jesus ein Segen ist. Jesus hat tatsächlich nachhaltig die menschliche Gesellschaft verändert. Danach werden das Ritualgebet und die Zahlung der Zakkat-Abgabe als zwei Pflichten, die Jesus sein ganzes Leben über einhält, genannt und auf diese Weise wird die Gewichtigkeit dieser beiden Dinge betont. Das Ritualgebet und die Zakkat-Abgabe zählen zu den gemeinsamen Konzepten aller Himmelsreligionen.
Schließlich spricht Jesus davon, dass er seine Mutter gut behandeln wird. Die Ehrung der Eltern gehört zur Moral aller himmlischen Propheten. Der Koran verweist auch darauf, dass Jesus kein Unrecht begeht und keine Unterdrückung der Menschen anstrebt. Jesus ist bescheiden und gerecht und freundlich zu den Menschen.
Auf Anweisung Gottes, des Allmächtigen, wurde Jesus ohne Vater von seiner Mutter empfangen. Wenn Jesus laut der obigen Koranstelle von der Liebe spricht, die er seiner Mutter erweist, so zeigt dies deutlich, welchen Rang eine Mutter einnimmt.
Diese Verse in der Sure 19 (Maryam) belegen, dass das Kind welches dank Gottes Huld diese Worte in der Wiege spricht, weiß, dass es auf ungewöhnliche Weise erschaffen und ohne einen Vater von seiner Mutter empfangen wurde. Das alles sind Wunder.
Jesus (gegrüßet sei er) spricht laut diesen Versen ein Gebet für sich und erbittet gleich zu Beginn seines gesegneten Lebens Gott, dass Er ihm an drei wichtigen Tage Sicherheit und Friede gewähren möge: dem Tag seiner Geburt, dem Tag seines Todes und dem Tag, an dem er von den Toten auferweckt wird. Diese drei Tage sind im Leben eines Menschen von besonderer Wichtigkeit und nur Gott kann Friede und Heil an diesen Tagen bescheren. Zweifelsohne gibt es edle würdige Menschen, an ihrer Spitze die Propheten Gottes auf dem gefährlichen Weg von der Geburt bis zur Auferstehung heil bleiben und nicht vom geraden Weg abgleiten.
Nachdem der Koran klar und anschaulich beschrieben hat, wie Jesus erschaffen und geboren wurde, geht er dazu über, jeglichem Aberglauben in Bezug auf Jesus eine Ende zu bereiten. Es heißt in den Versen 34 und 35 der Sure 19 (Maryam):
„Das ist ʿĪsā, der Sohn Maryams: (Es ist) das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.
Es ziemt Allah nicht, Sich ein Kind zu nehmen. Preis sei Ihm! Wenn Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er dazu nur: ‚Sei!‘, und so ist es.“
Die Erschaffung Isas (Jesus) war wie ein Wunder. Doch nach dieser wunderbaren Empfängnis hat er wie jedes andere Menschenkind die Zeit der Schwangerschaft im Mutterleib verbracht und ist wie jedes andere Kind von seiner Mutter groß gezogen worden bis er erwachsen war.
Gott erwähnt Jesus im Koran oftmals zusammen mit seiner Mutter Maryam. Dadurch wird unterstrichen, dass Jesus Christus der Sohn Marias und das Kind eines Menschen ist. Der Koran bereitet auf diese Weise die Gemüter auf die Dementierung der Behauptung, Jesus sei der Sohn Gottes oder eine Gottheit vor.
Im Vers 34 der Sure Maryam heißt es ja: „Das ist ʿĪsā, der Sohn Maryams: (Es ist) das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.“
Der Hinweis auf die Zweifler an dem Wort der Wahrheit scheint sich sowohl auf die Feinde als auch die Freunde Jesus zu beziehen. Es gab nämlich Juden, die an der Keuschheit der Mutter Jesu zweifelten und Christen, die ihn zu einem „Sohn Gottes“ erhoben haben und die Idee von der Dreifaltigkeit aufbrachten.
Aber der Vers 35 sagt, dass es unter Gottes Würde wäre, sich ein Kind zuzulegen. Er ist rein von dem, was sie behaupten. Es widerspricht der Heiligkeit Gottes ein Kind zu haben. Ein Kind zu haben bedeutet, Körperlichkeit zu besitzen, einer Sache zu bedürfen und begrenzt zu sein. Gott ein Kind zuzuordnen hieße sein Reines Unendliches Wesen, den Gesetzen der Welt der Materie unterzuordnen und auf die Stufe eines schwachen stofflichen Wesens zu stellen. Jenen allmächtigen Gott, der doch über das ganze Dasein herrscht und der mit einem einfachen Befehl eine solche riesige Welt hervorgebracht hat.
Ist es denn kein Bruch mit dem Prinzip der Einheit Gottes, wenn wir sagen, dass Er wie die Menschen ein Kind habe?
An dieser Stelle sollten wir uns fragen, warum die Lebewesen Nachkommen brauchen. Sie brauchen Nachkommen, weil sie sterblich sind und wenn sie keine Kinder bekämen, ihre Art aussterben würde. Auch die Gesellschaft braucht neue menschliche Kräfte. Daher ist der Mensch an Kindern interessiert. Und nicht nur das: Auch die Angst vor der Einsamkeit im Alter und die Stillung emotionaler und seelischer Bedürfnisse spornen den Menschen zur Generationsfortpflanzung an.
Gott jedoch war immer und wird immer sein und Er hat die Macht zu allem. Er ist in keiner Weise bedürftig und schwach. Diese Attribute sind Ihm fremd. Also braucht er niemals ein Kind.
Diejenigen die Gott ein Kind zuordnen haben Ihn in Wahrheit auf die gleiche stoffliche Ebene gestellt, auf der sie selber sind, obwohl es an uns Menschen in Wirklichkeit nichts gibt, was Gott auch nur ähnlich wäre.
Nachdem Isa (Jesus) über seine Eigenschaften und sein Gottes-Diener- Sein gesprochen hat, hebt er das Prinzip der Einheit Gottes hervor und sagt laut Vers 36 der Sure 19 (Maryam):
„…Und gewiss, Allah ist mein Herr und euer Herr; so dient Ihm. Das ist der gerade Weg.“
Jesus (gegrüßet sei er) hat also gleich zu Beginn seines Lebens die Anbetung von jeglichen Göttern bekämpft. Er hat überall die Anbetung nur des Einen Gottes hervorgehoben. Mehr zum Thema beim nächsten Mal.