Islam richtig kennenlernen (64)
Wir sprechen gerade über das Leben des Propheten Jesus. Gestützt auf die Beschreibungen des Korans berichteten wir von seiner wunderbaren Erschaffung und brachten die Worte, die er als Kind in der Wiege sprach. Wir erläuterten auch, dass der Koran eindeutig und logisch die Behauptung, Jesus sei Sohn Gottes, dementiert. Wir setzen das Thema fort.
In der heutigen christlichen Theologie gibt es den Dreifaltigkeitsglauben, d.h. die Vorstellung das Gott aus Vater, Sohn und Heiligem Geist bestehe. Gemäß dieser Vorstellung soll Gott einer sein, jedoch mit drei verschiedenen Erscheinungen. Diese Erscheinungen haben obwohl sie voneinander getrennt sind, dasselbe Wesen, mit anderen Worten Gott ist zwar dreifältig aber zugleich auch eins oder: er ist eins und zugleich drei. Dies ist jedoch im Grunde widersprüchlich.
Als wir über das Thema Tauhid – nämlich die Einheit Gottes gesprochen haben, erwähnten wir einen Punkt, an den wir an dieser Stelle wieder erinnern sollten. Wir sagten, dass Gott in jeder Hinsicht ein endloses Wesen ist. Er war seit jeher und wird ewig sein. Sein Wissen und Seine Macht sind unbegrenzt. Bei einer Unendlichkeit ist keine zweite vorstellbar, ebenso wenig wie mehrere Unendlichkeiten vorstellbar sind. Schon zwei Unendlichkeiten sind nicht denkbar, denn sie würden sich gegenseitig begrenzen und wären damit gar nicht mehr unendlich. Da Gott ein unendliches unbegrenztes Wesen ist, kann es keinen anderen Gott oder andere Götter außer Ihm geben. Wenn wir nun annehmen, das Wesen Gottes setze sich aus drei Erscheinungen zusammen, müssen wir zwangsläufig zugeben, dass jede dieser drei begrenzt wäre, was jedoch dem heiligen Wesen Gottes und Seiner Unendlichkeit widerspricht.
Wie nimmt nun der Koran zu den Ansichten des Christentums Stellung? Die Anhänger der Dreifaltigkeit glauben, dass Jesus das göttliche Wesen ist, welches in einem menschlichen Körper in Erscheinung tritt und im Leib der Jungfrau Maria heranwächst. Der Koran ehrt Jesus und bestätigt, dass das Evangelium auf ihn herabgesandt wurde, doch lehnt er einige im heutigen Christentum übliche Ansichten, wie die Dreifaltigkeit ab. Im Vers 171 der Sure 4 (Nisa) steht:
„O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt gegen Gott nur die Wahrheit aus! Jesus Christus, der Sohn Maryams, ist nur Gottes Gesandter und Sein Wort (und Geschöpf), das Er Maryam sandte, und Geist von Ihm. …“ .
Wenn Jesus wie in einigen anderen Versen des Korans auch hier zusammen mit dem Namen seiner Mutter genannt wird, soll hervorgehoben werden, dass er wie alle anderen ein Mensch ist. Wie jeder anderer hat er sich im Mutterleib entwickelt und ist zur Welt gekommen, wurde gestillt, und ist von seiner Mutter großgezogen worden. Er besitzt alle Merkmale eines Menschen. Wie kann jemand, der den Gesetzen der Natur und den Veränderungen der Materie unterworfen ist, Gott sein? Gott war doch seit jeher und wird ewig sein.
Laut dem obigen Vers in der Sure 4 ist Jesus (Friede sei mit ihm) der Prophet und Gesandte Gottes. Die Position eines Propheten passt nicht zur Göttlichkeit. Es ist zu beachten, dass verschiedene Worte Jesu (F) , die teilweise auch noch in den heutigen Evangelien stehen ,davon zeugen, dass er nicht Gott ist, sondern Sein Prophet, der ausgesandt wurde um die Menschen rechtzuleiten.
Gemäß dem gleichen Vers 171 in der Sure 4, ist Jesus das Wort Gottes, welches der Herr zu Maryam niedersandte. Der Begriff „Wort Gottes“ deutet darauf hin, dass Jesus ein Geschöpf ist. Wenn Gott erschafft spricht er nur : „Sei“ und dann ist es. Daher sind die Dinge in der Schöpfung Worte Gottes. Ähnlich wie die Wörter, die die Menschen schaffen, um ihre verborgenen Gedanken ausdrücken und die auf unsere Eigenschaften und innere Haltung hindeuten, sind die Geschöpfe dieser Welt Zeichen der Pracht und Herrlichkeit Gottes.
Gemäß dem angeführten Vers wird Jesus auch als ein „Ruh“, ein „Geist“ von Gott genannt. Das arabische Wort „Ruh“ für Geist wird im Koran auch auf die Erschaffung des Menschen angewandt. Dieser Geist, den Gott erschafft und allen Menschen und Christus und den Propheten mitgegeben hat, ist natürlich etwas Großes.
Im Vers 171 der Sure 4 (Nisa) heißt es im Anschluss daran weiter:
„Darum glaubt an Allah und Seine Gesandten und sagt nicht (Gott sei) „Drei“. Lasst (von dieser Behauptung) ab, das ist besser für euch! Allah ist nur ein Einziger Gott. Preis sei Ihm (, und Erhaben ist Er darüber), dass Er ein Kind haben sollte! Ihm gehört (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Allah genügt als Sachwalter (der Angelegenheiten in der Schöpfung).“ |
Hier betont der Koran also, dass der Eine Gott Herr der Welt ist und keiner ihn als dreifältig bezeichnen darf. Soll dieser Eine Gott etwa einen Sohn haben? Er ist doch seit aller Ewigkeit und wird in aller Ewigkeit sein und Ihm gehört alles! Wozu bräuchte er eine Gemahlin und ein Kind? Er ist von den Begleiterscheinungen und Bedürfnissen des Körperlichen frei und er ist rein davon einen Sohn zu haben. Alles im All und auf der Erde gehört doch Ihm. Alle und alles sind Seine Geschöpfe. Er ist ihr Erschaffer und Jesus (Friede sei ihm) ist ebenso eines Seiner Geschöpfe.
Im neuen Testament treffen wir Sätze an, die grundlegend gegen die Dreifaltigkeit sprechen. Zum Beispiel sagt Jesus im Johannesevangelium Kapitel 17, Satz 3:
„Das ist das ewige Leben: Dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den Du gesandt hast.“
Gemäß diesem Satz Jesus liegt das ewige Leben also in der Erkenntnis des Einzigen Gottes und der Erkenntnis von Jesus, als einen Gesandten Gottes. Dies aber steht im Widerspruch zu der Ansicht von der Dreifaltigkeit. Jesus sagt nämlich hier nicht, dass das ewige Leben in der Erkenntnis der Dreifaltigkeit besteht und auch nicht dass er der zu Fleisch gewordene Gott ist, sondern er sagt, dass er ein Gesandter ist, den Gott geschickt hat.
Diejenigen die an die Dreifaltigkeit glauben sind der Ansicht, dass Jesus Christus selber eine außerordentliche Kraft hatte um Wunder zu vollbringen. Aber im Johannesevangelium lesen wir, dass Jesus, vor der Vollbringung von Wundern, Gott um Beistand bat. Wenn Jesus unabhängig, von sich aus, Wunder hätte vollbringen können, hätte er nicht mehr zu Gott beten brauchen. Im Johannesevangelium steht im Kapitel 11, im Satz 41 über ein Gebet, das Jesus spricht, als er ein Wunder vollbringt. Und zwar hat Jesus offensichtlich vorher Gott gebeten, dass er ihm hilft und als Lazarus, der schon mehrere Tage im Grab lag, wieder zum Leben erwacht, bedankt Jesus sich bei Gott, dafür , dass Er ihn erhört hat.
Alle Wunder die Jesus vollbracht hat, waren nur mit Gottes Erlaubnis möglich und nur weil Gott sie geschehen lassen wollte. Dies wird im Vers 110 der Sure 5 (Maida) ausdrücklich betont, und Gott spricht dort wie folgt zu Jesus über die wundersame Wiederbelebung von Toten:“… Und Tote mit Meiner Erlaubnis (aus den Gräbern) herauskommen ließest…“
Der Koran hebt hervor, dass Jesus ein Geschöpf Gottes ist. Der Vers 59 der Sure 3 erinnert daran, dass auch Adam wie Jesus nicht auf dem üblichen Wege erschaffen wurde. Adam hatte gar keine Eltern und wurde aus Lehm erschaffen und Jesus wurde ohne Vater erschaffen und von der Jungfrau Maria geboren. Die Christen sehen in Letzterem jedoch einen Beweis für die Göttlichkeit Jesu. Unterdessen ist die Erschaffung Adams sowohl ohne Mutter als auch ohne Vater noch erstaunlicher aber niemand hat je darin ein Argument dafür gesehen, dass Adam Göttlichkeit besitzt. Eine Anzahl von Koranversen zeichnet deutlich ein Jesusbild, dass nicht mit Göttlichkeit vereinbar ist. Sie weisen die Behauptung zurück, dass Jesus mehr als ein Prophet sei. In dem Vers 75 der Sure 5 (Maida) steht:
„Der Messias, Sohn der Maria, war nur ein Gesandter; gewiss, andere Gesandte sind vor ihm dahingegangen. Und seine Mutter war sehr wahrheitsliebend (und rechtschaffen); beide pflegten sie (wie die anderen Menschen) Speise zu sich zu nehmen. (Wieso behaupten sie dann, sie wären göttlich?) Sieh, wie Wir die Zeichen für sie erklären, und sieh, wie sie sich abwenden.“
An verschiedenen Stellen wird in diesem Vers die behauptete Göttlichkeit Jesu von der Hand gewiesen. Es wird klargestellt, dass er ein Gesandter war, der zur Rechtleitung der Gesellschaft ausgesandt wurde und in dieser Beziehung genauso wie die anderen Propheten Gottes war. Dann wird auf seine Mutter verwiesen, d.h. Jesus wurde geboren und kann nicht Gott sein. Außerdem heißt es weiter, dass er und seine Mutter beide Nahrung zu sich nahmen. Wenn jemand Brot essen muss um sich zu stärken, kann er nicht Gott sein! Die Vernunft gebietet, dass jemand, der wie alle anderen Menschen Schlaf und Nahrung braucht, kein Gott ist und nicht angebetet werden darf.
Beim nächsten Mal wollen wir weiter über den Propheten Jesu und was über ihn im Koran steht sprechen.