Islam richtig kennenlernen (66)
Wir widmen uns auch heute dem Leben von Jesus Christus (gegrüßet sei er). Wir sagten, dass Jesus sehr hohe Eigenschaften besaß und das jüdische Volk aufrief nur den Einen Gott anzubeten und vor dem Unrecht und der Verdorbenheit warnte. Er war freundlich zu den Menschen und barmherzig zu den Bedürftigen. Jesus zeichnete sich durch seinen Kampf gegen das Unrecht und seinem Streben nach Gerechtigkeit aus.
Um zu beweisen, dass er Gottes Prophet ist, vollbrachte er mit Gottes Erlaubnis Wunder. Darüber sprachen wir beim letzten Mal. Anhand dieser Wunder erkannten die Menschen, dass er kein einfacher Mahner ist, sondern ein auserwählter Prophet Gottes und ein großer Reformer, der für die Rettung der Menschheit erschien. Jesus Christus erhielt bei Gott einen so hohen Rang, dass er einen gedeckten Tisch für ihn aus dem Himmel herabsandte, als er darum bat, damit er und seine Jünger davon speisten. Die Jünger waren seine engen Helfer und sie glaubten an die Einheit Gottes und an Jesus als den Gesandten Gottes. Sie verkündeten die Religion Jesu und teilten mit ihm Freud und Leid.
Über die Herabsendung des gedeckten Tisches heißt es in der Überlieferung wie folgt:
Einmal gelangte Jesus mit seinen Jüngern in eine Wüstenlandschaft. Sie blieben eine Weile dort. Da überkam sie quälender Hunger und Durst. Jesus tröstete seine Jünger und empfahl ihnen Geduld zu haben, damit sie Hunger und Durst besser ertragen können. Aber die Jünger stellten eine dringende Bitte an Jesus. Darüber steht in den Versen 112 bis 115 der Sure 5 (Maida – Tisch) geschrieben.
In den Versen 112 und 113 dieser Sure heißt es:
„Als die Jünger sagten: „O Isa, Sohn Maryams, kann dein Herr zu uns einen Tisch (mit Speisen) vom Himmel herabsenden?“ Er sagte: „Fürchtet Allah, wenn ihr gläubig seid!“
Sie sagten: „Wir wollen von ihm essen und, dass unsere Herzen Ruhe finden und, dass wir wissen, dass du zu uns tatsächlich die Wahrheit gesprochen hast und, dass wir zu denen gehören, die darüber Zeugnis ablegen (können).“
Die Jünger hegten sicherlich keine schlechten Absichten mit dieser Bitte an Jesus. Sie wollten sich bestimmt nicht auflehnen. Vielmehr wollten sie an eine größere Gewissheit gelangen und alle Zweifel im Herzen beseitigen. Es kommt öfters vor, dass leise Zweifel im Menschen bestehen bleiben, obwohl er durch logische Argumente oder Erfahrung Einsicht in eine Sache gewonnen hat, und er diese Zweifel gerne beseitigen möchten. Wir wissen ja aus dem Koran (Sure 2, Vers 260), dass sogar der Prophet Ibrahim (Abraham – gegrüßet sei er) mit jenem hohen Grad der Gläubigkeit und der Gotterkenntnis, den Herrn bittet, dass er ihm die Auferstehung von den Toten vor Augen führt, damit sein Glauben zur Gewissheit wird.
Jesus, der wusste, dass die Jünger in guter Absicht um das Wunder bitten, sprach zu Gott, wie im Vers 114 der Sure 5 steht:
„…O Allah, unser Herr, sende zu uns einen Tisch (mit Speisen) vom Himmel herab, der für uns, für den ersten von uns und den letzten von uns, ein Fest sein soll und ein Zeichen von Dir. Und versorge uns. Du bist ja der beste Versorger.“
Gott erhörte sein Gebet und mahnte zugleich die Jünger. Im Vers 115 der Sure 5 steht:
„Allah sagte: „Ich werde ihn gewiss zu euch hinabsenden. Wer von euch aber danach ungläubig ist, den werde Ich mit einer Strafe strafen, mit der Ich (sonst) niemanden (anderen) der Weltenbewohner strafe.“
Gott schickte eine gedeckte Tafel für Jesus und die Jünger mit Brot und Fisch. Jesus hatte Gott gebeten, dass er dieses Wunder zu einem Segen für die Jünger werden lässt und ihren Glauben stärkt. Die Jünger nahmen von der edlen Speise und sie berichteten den anderen von diesem Wunder und daraufhin bekannten sich viele zu Gott und zur Prophetschaft Jesu Christi. Da die himmlische Tafel an einem Sonntag herabgesandt wurde, ist dieser Tag für die Christen ein Feiertag.
Jesus (gegrüßet sei er) lehrte drei Jahre lange zusammen mit seinen treuen Jüngern die Kinder Israels die Gebote des Evangeliums und vollbrachte in dieser Zeit mit Gottes Erlaubnis große Wunder. Einige der Juden schlossen sich ihm an, aber die Mehrheit lehnte ihn ab. Sie argumentierten, dass die Gebote, die er verkündet von den Geboten Moses verschieden sind und ihnen die Thora genüge. Aber trotz dieser Ablehnung, hat Jesus mit klaren Argumenten weiter mit großer Geduld die Menschen zum Glauben an den Einen Gott aufgerufen, und seine Anhängerschaft in Bait ul Muqaddas (Jerusalem) und in anderen Gebieten wuchs zunehmend.
Die Anführer der Juden sahen dies mit Besorgnis. Sie argumentierten, Jesus habe nicht nur die Lehre Mose verändert sondern er kündige sogar das Kommen eines anderen Propheten unter den Arabern an. Also erhoben sie sich gegen den Gottgesandten und schmiedeten Mordpläne gegen ihn. Dem Römischen Kaiser schickten sie eine Botschaft in der es hieß: „Wenn dies so weiter geht, wirst du stürzen. Wenn du deine Herrschaft wahren willst, dass musst du Jesus vernichten.“
Jesus erfuhr von den heimtückischen Plänen seiner Feinde und zog sich mit seinen Jüngern in einen Garten zurück. Aber Yehuda Iskheriuti, (Judas Iskariot), der sich unter den Jüngern befand, jedoch offensichtlich keiner von ihnen war, verriet sein Versteck. Da drangen in der Nacht die feindlichen Spione in den Garten ein und umstellten Jesus und seine Jünger. Die Jünger ließen Jesus im Stich und flüchteten. Aber Gott ließ Jesus nicht alleine. Er verbarg ihn vor den Augen der Angreifer. Gott fügte es so, dass er den Judas, Jesus ähnlich werden ließ. So kam es, dass Judas anstelle von Jesus festgenommen und schließlich gekreuzigt wurde und für seinen Verrat büßte. Die Soldaten dachten, sie hätten Jesus getötet und so ging die Nachricht, Jesus sei gekreuzigt worden wie ein Lauffeuer um.
In den heute anerkannten vier Evangelien, nämlich dem Matthäus-, Lukas-, Markus- und Johannesevangelium heißt es dass Jesus ans Kreuz geschlagen wurde und die Christen glauben heute im allgemeinen daran, dass die Feinde Jesu ihn gekreuzigt haben. Aber der Koran dementiert dies.
In den Versen 157 und 158 der Sure 4 (Nisa) heißt es:
„… sie sagten: „Gewiss, wir haben al-Masīḥ ʿĪsā, den Sohn Maryams, den Gesandten Allahs getötet.“ – Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen so. Und diejenigen, die sich darüber uneinig sind, befinden sich wahrlich im Zweifel darüber. Sie haben kein Wissen darüber, außer dass sie Mutmaßungen folgen. Und sie haben ihn mit Gewissheit nicht getötet.“
Nein! Vielmehr hat Allah ihn zu Sich erhoben. Allah ist Allmächtig und Allweise.
Der Koran unterstreicht hier, dass Jesus auf keinen Fall gekreuzigt wurde. Er bekräftigt, dass Gott diesen Propheten vor seinen Feinden rettete und in den Himmel holte. Zugleich hebt Gott in der obigen Koranstelle hervor, dass es eine reine Vermutung ist, dass Jesus am Kreuz starb, und keine Gewissheit darüber herrscht.
Gemäß den islamischen Überlieferungen lebt Jesus Christus und wird in der Endzeit zurückkehren. Er wird auf die Erde zurückkehren, wenn der Verheißene Weltenretter Imam Mahdi (Gott möge sein Erscheinen beschleunigen) kommt. Dann wird Jesus bei den Wandlungen in der Endzeit mitwirken.
Die Christen glauben außerdem, dass Christus auf die Welt gekommen ist, um sich für die Menschen zu opfern und für ihre Sünden zu büßen. Sie sagen Jesus wurde gekreuzigt, damit die Menschheit von dem Schmutz der Sünde rein wird und vor der Strafe gerettet wird. Wenn der Koran betont, dass Christus nicht gekreuzigt wurde, will er die Christen vor dieser falschen Ansicht befreien, denn es ist nicht mit der göttlichen Gerechtigkeit und Weisheit vereinbar, dass jemand das Opfer der Sünden von anderen sein soll.
Im Koran steht im Vers 15 der Sure 17 (Isra) dass niemand die Sündenlast anderer auf sich nehmen kann. In Wahrheit geschah die Aussendung der göttlichen Propheten um die Menschen von der Sünde abzuhalten und sie zu mahnen, dass jeder selber für seine Taten Rechenschaft ablegen muss.
Alle Gebote und Verbote dienen dazu, dass der Mensch den geraden Weg wählt und nicht in den Abgrund der Verdorbenheit stürzt. Die Ansicht, dass Jesus wegen unserer Sündenlast gekreuzigt wurde, ist nicht logisch und widerspricht den elementarsten Grundsätze der himmlischen Religionen. Eine solche Denkweise hat nur zur Folge, dass jeder beruhigt die göttlichen Gebote beiseitelässt, da ja Jesus sich geopfert haben soll, damit alle von ihren Sünden befreit werden. Diese Art zu denken hält den Menschen davon ab, nach Vervollkommnung seines Charakters zu streben und bringt die moralischen und spirituellen Werte in der menschlichen Gesellschaft zum Verblassen.
Aber circa 6 Jahrhunderte nach Christus ist – so wie es von Jesus verheißen wurde, Prophet Mohammad (S), der letzte aller Gottespropheten unter den Menschen erschienen und bewirkte einen bedeutenden Wandel.