Oct 23, 2017 18:45 CET
  • Islam richtig kennenlernen (93 – der Abschied vom Propheten) 

Es würde den Rahmen unserer Sendereihe sprengen bis in alle Einzelheiten aus dem Leben des Propheten des Islams zu berichten und deshalb haben wir sie mit einigen der wichtigsten Abschnitte in seinem Leben vertraut gemacht. Wir werden uns nun seinem letzten Lebensabschnitt zuwenden.

 

                      

Als der Prophet von seiner Hadschreise zurückgekehrt war, wurden allmählich immer mehr Anzeichen von Schwäche und Krankheit bei ihm spürbar.  Der Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) ahnte den herannahenden Tod. An einem Tag im letzten Jahr vor seinem Verscheiden sagte er zu Ali (Friede sei mit ihm):Dschibriil (Gabriel)  hat jedes Jahr einmal  den Koran für mich verlesen, aber ihn diesem Jahr zweimal. Ich sehe keinen anderen Grund dafür, als dass dies das letzte Jahr meines Lebens ist. O Ali! Mir wurde die Entscheidung überlassen,  zwischen den Schätzen der Welt und einem ewigen Leben auf ihr oder dem Treffen mit  Gott und dem ewigen Paradies zu wählen. Und ich habe mich für die Begegnung  mit  dem Herrn und das Paradies entschieden.“

Der Prophet  war in den letzten Tagen seines Lebens sehr in Gedanken versunken. Er sah, dass viele den Islam angenommen hatte, aber dass der Glaube noch bei vielen nicht verinnerlicht war und einige nach Macht und Einfluss bestrebt sind und die Gesellschaft zerstören und den allgemeinen Rückfall in die Unwissenheit verursachen könnten. Der Noble war über das Schicksal der jungen Islamischen  Gemeinde in der Zeit nach ihm besorgt. Er musste daran denken, wie der Feind in der Schlacht zu Uhud die Reihen der Muslime mit dem Gerücht, er, der Prophet,  sei getötet worden, auseinanderbringen und dadurch die Moral der Kämpfer im islamischen Heer schwächen konnte.

Wegen der Sorge um die Zukunft der Islamischen Gemeinde entschloss sich der Prophet (S) kurz vor seinem Tod, den Menschen bewusst zu machen, was sie für das Fortbestehen der Islamischen Umma beachten müssen und sie vor Uneinigkeit und Sabotagen nach ihm zu warnen.

                              

Sie erinnern sich: Der Prophet hat auf  seiner letzten Hadschreise vor einer riesigen Pilgerschar auf der Rückkehr aus Mekka  Ali( Friede sei ihm) als seinen Nachfolger vorgestellt. Er hatte gesagt,  dass die Befolgung Alis (F) ihnen allen den Weg zu Glück und Wohl ebnet. Seitdem war ein Monat vergangen und das Leben des Propheten Gottes neigte sich seinem Ende zu. Fast überall auf der arabischen Halbinsel hatte sich der Islam ausgebreitet. Dennoch verspürte der Prophet eine Gefahr von dem Römern ausgehen. Sie galten nach wie vor  für die Muslime  als eine Bedrohung im Norden.  Daher stellte der Prophet ein großes Heer zur Konfrontierung mit den Römern zusammen und er ernannte Usama Ibn Zaid zum Befehlshaber dieses Heeres. Unter den Gefährten des Propheten, ob Muhadschirin aus Mekka oder Ansar aus Medina gab es sehr bekannte und erfahrene Leute.  Und dennoch bestimmte der Prophet (S) den zwanzigjährigen Usama  zum Kommandeur des Heeres.  Mit dieser Entscheidung hat der Prophet auch in den letzten Tagen seines Lebens gezeigt, dass die Übernahme von sensiblen Posten in der Gesellschaft und Politik und sogar für die Führung der Gesellschaft,  nicht vom Alter und von dem Ansehen abhängt sondern Kompetenz und Fähigkeiten ausschlaggebend sind. Der Prophet ordnete an, dass alle auf den jungen Befehlshaber hören sollen.

Außerdem legte der Prophet  seinen getreuen Gefährten ans Herz, dass sie die Sunna - seine Vorgehensweise -  beibehalten sollen, keine Neuerung in die Religion Gottes einbringen dürfen und bei den Edlen aus seinem Hause Rat und Hilfe suchen sollten.

Der Prophet (S) lag auf dem Sterbebett und Männer und Frauen versammelten sich in der Moschee, in Kummer über den herannahenden Verlust des Propheten Gottes (S). Einige wollten nicht wahrhaben, dass der Prophet sterben würde. Der Prophet bat Ali (F) und Fazl Ibn Abbas, sie sollten ihn stützen und  in die Moschee führen. Als der Prophet den Rednerstuhl bestiegen hatte, sagte er, nachdem er Gott gepriesen und ihm gedankt hatte:

„Ihr Menschen! Weshalb leugnet ihr, dass die Propheten sterben?  Wird nicht der Tod mich und jeden von euch erreichen?  Wenn jemand ewig weiterleben sollte, dann würde ich doch immer unter euch bleiben. Wisset  dass ich zu meinem Herrn zurückkehren werde, während ich unter euch zwei Pfandgüter hinterlasse und wenn ihr bei diesen Halt sucht, werdet ihr niemals in die Irre gehen. Diese sind das Buch Gottes, welches ihr in euren Händen haltet und das ihr morgens und abends  liest… und meine Familie, meine Ahl Bait, die ich euch anempfohlen habe, damit ihr sie gut behandelt.“

                       

Dies war die letzte Versammlung der Muslime mit dem Propheten. Auch an diesem Tag hat der Edle der Islamischen Glaubensgemeinde den Weg in die Zukunft aufgezeigt. Er sagte, zu denen, die ihn umringten: „Ihr Menschen wisset, dass nach mir kein Prophet mehr kommen wird und es nach meiner Sunna (Vorgehensweise) keine andere Sunna mehr geben wird. Jeder der behauptet, ein Prophet zu sein, behauptet dies von sich aus und seine Bleibe wird die Hölle sein … Ihr Menschen  stellt Recht und Gerechtigkeit her, geht nicht auseinander, und bleibt Muslime, damit ihr überlebt.“

                                    

Schließlich war jener traurige Tag angebrochen. Der Prophet lag auf dem Krankenbett und sein Zustand verschlimmerte sich zusehends. Immer wieder fielen ihm die Augen zu und er verlor das Bewusstsein. Doch wenn er zu sich kam, sprach er über seine letzten Empfehlungen an die Menschen. Ali (Friede sei mit ihm) war an seiner Seite. Hasan und Husain weinten und schmiegten  sich an den Propheten. Ali (F) wollte sie von ihm trennen. Aber da öffnete der Edle seine Augen und sagte: „O Ali! Lass mich ihren Wohlgeruch einatmen und sie den meinigen. Damit ich von ihnen etwas mit auf die Reise nehmen und sie etwas von mir …“ Die Tochter des Propheten (S) Fatima (Friede sei ihr) schaute unentwegt auf das Antlitz ihres Vaters und weinte heftig. Sie hoffte auf Lebenslicht in den Augen des Propheten (S). Sie blickte ihn an und sagte: „Der Regen der Barmherzigkeit kam dank des Segens deines Wesens herab und die Sonne der Rechtleitung erstrahlte am Horizont deines Auges. Du warst die Zuflucht für die Waisen und für die Frauen ohne Fürsorger …“  Der Prophet hörte die Stimme seiner geliebten Tochter und öffnete die Augen. Er blickte sie an und  sagte leise: „Meine liebe Tochter. Sag etwas anderes. Sprich diesen Vers:  

 

 

„Und Mohammad ist doch nur ein Gesandter, vor dem schon Gesandte vorübergegangen sind. Wenn er nun stirbt oder getötet wird, werdet ihr euch (dann) auf den Fersen umkehren? … (aus dem Vers 144 der Sure 3 (Ale Imran)

Dieser Vers besagt im Kern, dass die Menschen nach dem Propheten, dessen klaren Weg fortsetzen sollen und nicht wieder in die vorherige Unwissenheit zurückfallen sollen.

Alle wurden noch trauriger über den herannahenden Verlust des Propheten, als sie sahen wie dieser auch noch in den letzten Augenblicken seines Lebens an das Wohl aller Muslime denkt. Der Prophet aber rief nach Ali. Er sprach eine Weile lang dicht an seinem Ohr. Als die anderen ihn fragten, was er gesagt hat, antwortete Ali  … Der Prophet hat mich tausend Kapitel des Wissens gelehrt und mit jedem Kapitel öffnete sich die Pforte zu tausend weiteren.“

                           

Das Unvermeidliche geschah am 28. Safar des 11. Jahres nach der Hidschra. Das war der 25.5.632. Über den Augenblick, als der Gesandte Gottes die Augen schloss und starb, hat Ali (F) gesagt: das Unglück des  Verscheidens des Erhabenen Propheten (S) hat mir eine solche schwere Last auferlegt, dass ich gedacht habe , dass die Berge diese Last nicht hätten ertragen können, wenn sie ihnen auferlegt worden wäre.“  Ali (F) vollzog voller Kummer im Herzen die Totenwaschung und hüllte den Leichnam in das Totentuch. Er sprach zu ihm: Geopfert seien dir mein Vater und meine Mutter! Du hast lauter gelebt und die Welt lauter verlassen. Mit deinem Verscheiden ist das Seil der Prophetschaft abgerissen, etwas, was mit dem Tod der anderen Propheten nicht geschah. Du hast eine so hohe Stufe erreicht, dass dir der Segensgruß Gottes gilt und du hast so weitgefasst gedacht, dass alle Menschen für dich gleich waren.  

 

„Mein Vater und meine Mutter seien dir geopfert! Sprich bei deinem Herrn für uns vor und gewähre uns deine besondere Aufmerksamkeit.“  Dann beugte er sich über das Gesicht des Propheten und küsste ein letztes Mal das leuchtende Antlitz des letzten Gottgesandten und dann deckte er es wieder zu.

Ali verrichtete das Totengebet für den  Propheten und bat die Gläubigen, dass sie  gruppenweise beim Leichnam des Propheten dieses Gebet verrichten. Der Heilige Leichnam des letzten Gesandten Gottes wurde unter  großer Trauer beigesetzt.   Der Erhabene Prophet des Islams (S) war wie eine leuchtende Wegfackel gewesen, die Gott den Menschen aufgestellt hatte, damit sie für immer erkennen, welcher Weg ins Glück und welcher ins Unglück führt.  In einer Zeit, wo alle in Ahnungslosigkeit und Unwissenheit verbrachten und die Gesellschaft im Sumpf der Verkommenheit stakte, hat er den Ruf nach Wachsamkeit, Rettung und Freimütigkeit des Menschen erschallen lassen. Er hatte viele Leiden auf diesem Wege erduldet, aber niemals hat er aufgegeben. Er war und ist wie eine Sonne, die die Finsternisse erhellt. Diese Sonne verstreut immer noch ihr Licht. Gott hat im Koran gesagt:

In den Versen 45 und 46 der Sure 33 (Ahzab):

„O Prophet, Wir haben dich gesandt als Zeugen, als Verkünder froher Botschaft und als Warner“

„und als einen, der zu Allah mit Seiner Erlaubnis ruft und als eine lichtspendende Leuchte.“

Es ist schon lange Zeit her, dass dieser große Lehrer der Menschheit verschied, aber der Weg, den er gezeigt hat ist bestehen geblieben und ewig und zweifelsohne brauchen die heutigen und kommenden Menschheitsgenerationen seine hohen Lehren.