Oct 23, 2017 18:59 CET
  •  Islam richtig kennenlernen (95 - Wundercharakter des Korans)

Wir setzen unsere Erläuterung zum Wundercharakter des Korans fort. Vom ersten Tag der Verkündung des Islams hat der Prophet sich auf Koranverse gestützt. Diese ausdrucksvollen Verse waren wie ein wegweisendes Licht für die Menschheit, die tief in Unrecht und Ignoranz versunken war.

 

 

Der Prophet des Islams (S) hat gesagt: „Die Geschichte vom Koran und den Menschen, ist wie die von Regen und Erde.  Wenn die Erde abgestorben und ausgedörrt ist, schickt Gott plötzlich Regen auf sie herab … Hintereinander beginnen Bäche in den Tälern zu fließen, bis aus dem Boden  Pflanzen hervorwachsen. Das gleiche bewirkt der Koran bei Menschen, die ihn anerkennen.“

 

Sie erinnern sich:  Im letzten Teil hatten wir auf den  rhetorischen Wundercharakter des Korans und der Schönheit  seiner Sätze und Ausdrücke hingewiesen.  Heute wollen wir den besonderen Klang des Himmelsbuches erwähnen.  Dieser entsteht durch die geeignete Anordnung der Wörter und gehört zu seinen größten Geheimnissen.  

Die Götzendiener, die abstritten, dass der Prophet Gesandter Gottes ist,  behaupteten, der Koran sei eine Sammlung von Gedichten, die der Prophet ersonnen habe.  Tatsächlich waren die Schönheit des Korans und seine Ausdruckskraft nicht zu leugnen.  Die Götzendiener selber waren von dem Klang des Korans fasziniert und hörten dem Propheten manchmal in der Nacht heimlich zu, wenn er die Koranverse rezitierte.  Viele andere hatten nur ein paar Verse des Korans gehört und waren so begeistert davon, dass sie Muslim wurden.

Einer der Götzendiener von Mekka war Walid Ibn Mughira. Er war ein reicher Mann und genoss hohes Ansehen bei den Ungläubigen des Stammes Qureisch wegen seines Wissens und seiner Erfahrung. Viele der  Araber wandten sich an ihn, wenn sie Fragen und Probleme hatten.  An dem Tag, als dem Propheten des Islams die Sure 40 ( Ghafir) offenbart wurde  und der Prophet diese Sure auf schöne Weise und mit lauter Stimme vortrug, hörte Walid die ersten vier Verse , nämlich

                                                 

"حم‌، تنزیل‌ الکتاب‌ من‌ الله‌ العزیز العلیم‌ غافر الذنب‌ و قابل‌ التّوب‌
 

(Dies ist) die Offenbarung des Buches von Allah, dem Allmächtigen und Allwissenden,

dem Vergebenden der Sünde und dem Annehmenden der Reue, dem Strengen in der Bestrafung und Dem, Der voller Wohltätigkeit ist. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Zu Ihm ist der Ausgang (aller).

Über Allahs Zeichen streiten nur diejenigen, die ungläubig sind. Lasse dich nicht davon beirren, dass sie im Land umherziehen (und ein angenehmes Leben haben).“

               

Walid war tief beeindruckt von diesen Versen.  Als die Leute der Bani Machzum sich um ihn versammelten und wissen wollten, wie er über den Koran denkt, sagte er:

„Das Wort das Mohammad überbracht hat, ist von besonderer Süße und Schönheit, sein Zweigwerk ist voller Früchte und seine Wurzeln sind voller Segen. Es ist ein hervorragendes Wort und es gibt kein Wort, das noch hervorragender wäre.“

Nachdem sich Walid auf diese Weise geäußert hatte, ging er.  Die Quraisch begriffen, dass der Koran große Wirkung auf ihn gehabt hat.  Walid hatte die Großartigkeit und Schönheit des Korans begriffen, aber sein Eigensinn hielt ihn von einem Bekenntnis zum Islam zurück.  

                                 

Die Anführer des Götzentums hatten den Propheten als Dichter abgetan, um die Allgemeinheit davon abzulenken, dass er Gesandter Gottes ist. Damit aber gaben sie in Wirklichkeit indirekt zu, welche außerordentliche Wirkung der Koran auf die Herzen hat.  Gott weist ausdrücklich die Behauptung, der Koran sei Dichtung oder der Prophet sei ein Dichter in dem Vers 69 der Sure  36 (Ya-Sin) zurück:

 

„Und Wir haben ihn nicht das Dichten gelehrt, und es ziemt ihm (auch) nicht. Das (dieses Himmelsbuch)  ist nichts anderes als eine Ermahnung und ein deutlicher Koran.“

 

Der Stil des Korans ist weder Poesie noch Prosa. Es ist keine Poesie, weil sein Stil in der Dichtung nicht üblich ist.  Außerdem  geht Poesie mit dichterischer Phantasie einher, während die Verse des Korans von Gott kommen, d.h. es spielt keine dichterische Phantasie mit. Die Poesie geht aus den menschlichen Emotionen hervor und ist ständig Wandlung unterworfen, aber der Inhalt des Korans gibt unveränderliche Wahrheiten wieder. Das Schöne einer Dichtung hängt oft davon ab, dass jemand phantasievolle Vergleiche anstellt und übertreibt. Aber im Koran begegnen wir nur wahren Dingen.

Der Koran ist auch nicht wie die übliche Prosa. Denn er besitzt einen melodischen Klang, den keine Prosa besitzt.  Die schöne ansprechende Art der Verse Gottes hat das Herz der Araber berührt  und sie auf dieses konkurrenzlose Werk aufmerksam gemacht. Diejenigen, die sich in der Redekunst und ihren Feinheiten auskannten, waren sich der außergewöhnlichen Ausdruckskraft des Korans bewusst und erkannten, dass dies kein Menschenwerk sein kann. Keiner kann sich seiner Wirkung entziehen.

                       

Die Muslime tragen den Koran melodisch vor, und zwar in Tonarten, die nur für die Koranrezitation gelten.  Die Religion empfiehlt, den Koran auf schöne Weise zu rezitieren.  Die Makellosen Imame aus dem Hause des Propheten haben den Koran manchmal so beeindruckend schön verlesen, dass die Menschen auf der Straße stehen blieben, um zu lauschen. Der Klang des Korans spricht die Seelen an. Die Schönheit des Korans steht über allen Zeiten. Es gibt viel Gesagtes und Geschriebenes, welches die Menschen ihrer Epoche begeistern konnte, aber nicht mehr dem Geschmack der späteren Generationen entsprach.  Aber der Koran ist nicht nur für eine bestimmte Epoche oder nur für ein bestimmtes Volk und eine bestimmte Kultur da, sondern jedes Volk, welches mit der Sprache des Korans Bekanntschaft geschlossen hat, wurde von ihr angezogen. Eines ist klar: Je mehr die verschiedenen Völker mit der Zeit  die Kultur  und Lehre des Korans kennenlernen, desto klarer wird die Größe dieses Buches für sie zum Vorschein treten. 

               

Es fällt auf, dass die Sprechweise des Propheten, aus dessen Munde der Koran floss, von der Sprache des Korans verschieden ist. Vom Erhabenen Propheten sind viele Worte erhalten geblieben: Ansprachen, Gebete, kurze Sätze und weise Worte. Er besaß zwar selber eine hohe Redefertigkeit, dennoch heben sich die von ihm rezitierten Verse des Korans wie ein leuchtender Edelstein von seiner eigenen Rede ab. Die Kombination der Wörter im Koran ist einmalig. Diesbezüglich wirkt dieses Heilige Buch wie ein schönes Bauwerk, das sich durch Austausch von seinen Bestandteilen nicht schöner gestalten ließe, und das niemand schöner hätte konstruieren können.  Den Stil des Korans hat es vorher nie gegeben. Niemand hatte vorher in einem solchen Stil geredet und keiner konnte sich mit ihm messen oder dieses Buch nachahmen.

Die Überlegenheit des Korans besteht weiterhin felsenfest. Wer ihn hört, wird auf seine schöne Klangordnung aufmerksam.  Durch das längere Ruhen der Stimme  auf einigen Konsonanten oder Vokalen und längere und kurze Vokale entsteht ein besonderer Rhythmus. 

Hier als Beispiel die ersten sechs Verse der Sure 52, Sure Tur:

                Rezitation Verse 1-6 der Sure 52, Tur:


وَالطُّورِ وَ کِتاب‌ٍ مَسطورٍ فی‌ رَقٍّ مَنشُورٍ وَ البَیت‌ِ المَعمُورِ وَ السَّقف‌ِ المَرفُوع‌ِ وَ

Diese Verse gehorchen nicht nur einer besonderen Klangordnung sondern enthalten zugleich einen hohen außergewöhnlichen Inhalt. Beides gehört zu den Geheimnissen des Korans und keine andere literarische Struktur kann sich mit ihm messen

Der Inhalt der obigen Koranstelle lautet:  

 

„Bei dem Berg;

und bei einem Buch, das in Zeilen niedergeschrieben ist

auf ausgebreiteter Tierhaut;

bei dem vielbesuchten (Gottes)haus

und bei dem erhöhten Dach

und bei dem angefüllten Meer!

                             

Im Laufe der Geschichte sind viele große Persönlichkeiten  der Arabischen Literatur von der Klarheit und Schönheit und der Wirkung des  Korans auf Geist und Seele beeindruckt gewesen. Sogar die ärgsten Feinde des Islams  haben eingestanden, dass der Stil und der Klang des Korans einmalig ist. Wir begegnen dieser Erkenntnis auch bei Nicht-Arabern und westlichen Übersetzern. Arthur John Arberry, (1905 bis 1969)  der den Koran ins Englische übersetzt hat, sagt: „Der Koran hat einen schönen Klang, wie ihn die Araber zuvor niemals gekannt haben.  Es sind viele Übersetzungen vom Koran vorgenommen worden und jede ist nach einiger Zeit überholt, aber der Koran selber steht immer noch frisch und aktuell über den Epochen der Zeit. Ist dies nicht in sich schon ein Zeichen für seine göttliche Herkunft?“