Nov 28, 2017 07:59 CET
  • Islam richtig kennenlernen  (109 - mögliche Veränderungen)

Sie erinnern sich, dass wir über einige Merkmale der Gebote des Islams gesprochen haben und im Anschluss daran möchten wir diesmal  begründen, weshalb Mohammad der Letzte Prophet ist und wie der Islam die Erfordernisse der Zeit erwidert und zur ewigen Gültigkeit gelangt.

Der Glaube daran, dass der Überbringer des Islams, der letzte aller Propheten Gottes ist, gehört zu den wichtigen Glaubensprinzipien. Aufgrund dieses Prinzips wird Gott nach dem Propheten des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause)keinen weiteren Gesandten mehr aussenden.  Hadhrat-e Mohammad (s) ist der Prophet des Islams und der letzte Gesandte Gottes. Durch sein Kommen werden die vorherigen Religionen Gottes ergänzt und vollendet und die Prophetschaft hat ihren Höhepunkt erreicht.  Im Gegensatz zu anderen Religionslehren, die für eine begrenzte Zeit und einen besonderen Ort galten, ist der Islam Wegführer für die Zukunft bis ans Ende der Geschichte und keinerlei zeitliche Begrenzung ist für ihn vorstellbar.  Im Koran steht, dass die Prophetschaft mit dem Kommen des Propheten Mohammad besiegelt wurde.  Einer der Gründe, dass sich auch nach ihm noch Leute als Propheten bezeichneten  sind die Verfälschungen, die an der himmlischen Lehre der vorherigen Propheten vorgenommen worden sind. Von menschlicher Hand wurden den vorhergehenden  Religionen Ketzerisches beigemischt und ihre Lehren vom wahren Weg abgebracht.  Dadurch haben die vorherigen Religionen ihre Eignung zur Rechtleitung und Führung der Menschheit verloren. Die Lage änderte sich, als die Menschheit eine Stufe der Reife erreichte, auf der sie die Lehren der göttlichen Religion vor Verfälschung und Veränderung bewahren konnte.  Dieser große Wandel ereignete sich zu zeiten des Propheten des Islams und nach ihm war es daher nicht mehr nötig erneut Propheten auszusenden.

Die Zeit in der der Prophet des Islams in Erscheinung trat ist daher anderes gewesen, als die Zeit der Aussendung seiner Vorgänger, denn in der Zeit des Propheten hat die Menschheit immer mehr  die notwendige Stufe geistiger Reife erreicht , so dass die Bedingungen geschaffen war, die Prophetschaft zu beenden.  Der  Glaube an alle Propheten Gottes im Islam ist zudem in Wahrheit  der Glaube an eine kontinuierliche historische Bewegung, die es von Beginn der Bildung der menschlichen Gemeinschaft an gegeben hat und die bis zum endgültigen Sieg des Rechtes über das Unrecht anhalten wird.  Auch wenn in einigen Punkten Unterschiede zwischen den Gesetzen und religiösen Regeln der Propheten Gottes festzustellen sind, so ist doch ihre Grundlage die gleiche und sind ihre Grundsätze dieselben und es besteht keinerlei Widerspruch zwischen ihren Botschaften.  Der Koran hat die vorhergehenden Himmelsbücher keineswegs verletzt oder ungültig gemacht. Vielmehr hat er in zahlreichen seiner Verse die Aussendung und Botschaft der vorherigen Gesandten Gottes bestätigt und die Bemühungen dieser Wegbereiter der Menschheit gelobt. Im Koran wird respektvoll über die Propheten gesprochen, zum Beispiel über Moses und Jesus.

Ein entscheidender Unterschied zwischen der Aussendung des Propheten des Islams und der anderen Propheten ist darin zu sehen, dass das Konzept der Vorgänger des Propheten vorübergehender Natur war. Die Werteordnung des Islams soll der Ergänzung dienen und umfasst die Konzepte aller anderen Propheten. Die Besiegelung des Prophentums durch den Propheten des Islams bedeutet also dass die Lehren des Islams ein vollendetes Konzept  für die ganze Menschheit unterbreiten, das bis ans Ende der Geschichte gilt.

Wenn die letzten und alles umfassenden Gebote Gottes der Menschheit zur Verfügung gestellt wurde, ist es nicht mehr notwendig, dass ein neuer Prophet kommt. Ähnlich wie an einem archäologischen Hügel  wo die letzten Untersuchungen zur Ausgrabung der Spuren der vergangenen Völker abgeschlossen wurden und nichts mehr im Erdreich verborgen und unentdeckt verblieben ist, erreicht auch das Prophetentum nachdem es verschiedene Phasen durchlaufen hat die letzte Stufe der Vollendung.  Alle unklaren Winkel, welche das menschliche Denken erreichen kann, sind erhellt worden. Der Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) hat folgenden deutlichen Vergleich gezogen: „Das Prophetentum ist wie ein Haus, dass zu Ende gebaut wurde und in dem nur noch ein Ziegel fehlt. Ich  bin es der den letzten Ziegel einsetzt.“ 

Auch wenn im Zeitalter der gedanklichen Reife, der Auftrag der Propheten zur Überbringung der Offenbarungsbotschaft zu Ende ging, so ist damit nicht die spirituelle Beziehung des Menschen zur Welt des Verborgenen abgebrochen und die Möglichkeit zur Erreichung von hohen menschlichen Stufen steht nach wie vor offen. Mit anderen Worten: So lange es Menschen auf der Welt gibt, wird die göttliche Rechtleitung andauern. 

Möglicherweise fragen einige, wie denn das System der Gesetzgebung einer Religion, die die letzte Anleitung zur Rettung des Menschen bildet, aussieht, dass es bei gleichzeitiger Beständigkeit sich den geschichtlichen und sozialen Wandlungen und der Lebensart unter verschiedenen Bedingungen anpasst.

                            

Obwohl sich die Bedingungen und Erfordernisse der Zeit ändern, sind nicht alle Wahrheiten die in der Welt der Natur und des Menschen herrschen, Veränderungen unterworfen.  In dieser im Wandel begriffenen Welt bleiben einige Wahrheiten bestehen und werden  niemals alt. Ändern sich zum Beispiel ein rationales Grundprinzip wie das der  Kausalität im Laufe der Zeit oder wird es hinfällig?   Werden Eigenschaften wie Gerechtigkeit, Anständigkeit, Wohltätigkeit, Nachsicht und Rechtschaffenheit mit der Zeit überholt?  Es gibt also einige Dinge die auch noch nach Jahrtausenden weiter gültig sind und auf die Faktoren der Zeit keinen Einfluss haben.

Wir sollten nun den  Mechanismus für die Gesetzgebung des Islams betrachten, welcher es dieser Religion erlaubt, Beständigkeit und Wandel miteinander zu vereinen.  Um zu überprüfen inwieweit der Islam den Erfordernissen der Zeit entspricht,  müssen wir die Bestandteile dieser Religion, nämlich Überzeugung, Ethik und Gebote in Betracht ziehen, damit wir zu sehen, welche davon veränderbar sind.

Die Glaubensprinzipien sind  klare feste Angelegenheiten und lassen unter keinen Umständen eine Änderung  zu.  Zum Beispiel bildet der Glaube an die Einheit Gottes und die Aussendung des Propheten des Islams (S) einen selbstverständlichen Bestandteil des Islams, und ist auf keinen Fall veränderbar. Alle Religionen Gottes überbringen, der gleichen Quelle entspringend, die gleiche Wahrheit.   Die Religion ändert sich nicht, das einzige was sich  in Bezug auf die religiösen Überzeugungen ändern kann, ist die  Methodik zu ihrer Darlegung und zur Erkenntnis.

Auch über die ethischen Wertmaßstäbe lässt sich sagen, dass die generellen Grundsätze und Regeln der Moral sich im Laufe der Zeit nicht ändern können.  Gerechtigkeit, Bekämpfung des Unrechts, Rechtschaffenheit, Fairness und Menschenliebe sind immer gut und beliebt und Ungerechtigkeit, Verletzung von Rechten und Diebstahl sind immer schlecht und unbeliebt. Auch kann niemand sagen, dass das Lügen in einigen Jahrhunderten schlecht und in anderen Jahrhunderten gut wäre.  Also kann die Zeit keine Veränderungen an den ethischen Grundlagen und Grundsätzen hervorrufen.  Natürlich gelten einige Grundsätze nicht ohne Ausnahme. Zum Beispiel ist Ehrlichkeit etwas Gutes, aber wenn durch Ehrlichkeit das Leben von schuldlosen Menschen in Gefahr gerät, ist sie verwerflich. Denn die Rettung von Menschenleben ist ein Anliegen, das von größerer Bedeutung ist. 

                              

Über die Gebote der Religion ist zu sagen, dass sie in feste und variable Gebote eingeteilt werden. Zweifelsohne ändern sich die festen Gebote der Religion niemals, wie zum Beispiel das Gebot das Pflichtgebiet zu verrichten, im Monat Ramadan zu fasten oder,  wenn notwendig, die islamischen Gebiete zu verteidigen. Aber die  veränderbaren Gebote wie zum Beispiel über die Art der Verteidigung der islamischen Gebiete,  können im Laufe der Zeit gemäß den zeitlichen und örtlichen  Bedingungen  variieren.

Im Koran heißt es im Vers 60 der Sure 7 (Anfal):

„Und haltet für sie bereit, was ihr an Kraft und an kampfbereiten Pferden (haben) könnt, um damit den Feinden Allahs und euren Feinden Angst zu machen, sowie anderen außer ihnen, die ihr nicht kennt; Allah aber kennt sie! …

.Dieser Koranvers befiehlt den Muslimen  allseitige Alarmbereitschaft gegenüber den Feinden.  Gemäß diesem Gebot müssen die Muslime zur Verhütung eines feindlichen Angriffes  hinsichtlich Anzahl der Kräfte und der Ausrüstung völlig auf den Kampf vorbereitet sein. Dieser Vers im Koran ist eine generell Anweisung, die für alle Zeitalter gilt und natürlich enthält sie auch eine besondere Anweisung die in die Zeit der Offenbarung des Korans passt.  Es wird nämlich ein konkretes Beispiel für die allgemeine Alarmbereitschaft genannt,  welches den damaligen Bedürfnissen entspricht. Damals war es für die Kämpfer wichtig, dass sie ein wendiges starkes Pferd zur Verfügung hatten. Ein Aspekt der auf heutigen Kriegsschauplatzen keine derartige Bedeutung mehr hat.

Kampfbereitschaft nimmt  also  in jedem Zeitalter seine besondere Gestalt an. Gemäß dem Vers 60 der Sure 7 müssen Waffen und Kräfte deshalb bereitstehen, damit der Feind abgeschreckt wird und die Muslime nicht angreift. In der Vergangenheit gehörten Pferde, Säbel, Lanzen und Kampfschilder  zu der Kriegsausrüstung  und konnten abschrecken. Aber heute haben Flugzeuge, Hubschrauber, Artilleriewaffen, Panzer, Panzerfahrzeuge, Raketen und moderne Militärausrüstung  die Art der militärischen Auseinandersetzungen geändert und deshalb ist es notwendig, dass die Muslime  zu ihrer Verteidigung  gegenüber Aggressoren diese neuen Kampfmittel einsetzen und moderne militärische Ausbildung erfahren.  Mit dem Wort „Kraft“ in diesem Vers sind nicht nur die zeitgemäßen Waffen und Kriegsausrüstung jeden Zeitalters gemeint, sondern  es umfasst alle materiellen und immateriellen Kräfte, die auf irgendeine Weise bei der erfolgreichen Abwehr des Feindes eine Rolle spielen. Jedenfalls müssen die Waffen ausreichen, um den Feind von einem Angriff auf die islamischen Gebiete abzuhalten oder ihm eine entschiedene Antwort zu geben, falls er doch angreift.   

Dies war also ein Beispiel für ein festes Gebot, welches den Bedingungen jeden Zeitalters angepasst ist. Es zeigt wie das feste Gebot zur Verteidigung von Heimat, Leben und Eigentum der Muslime, des Lebens und des Eigentums der Muslime, den Erfordernissen jedes Zeitalters angepasst wird.