Teil 774: Sure Fatir (Der Erschaffer) Verse (14- 17)
Wir begrüßen Sie, liebe Hörerfreunde, zur Weiterbesprechung der Sure 35, Sure Fatir. Als Erstes bringen wir den Vers 14 dieser Sure: Dort heißt es:
(35: 14-17)
إِن تَدْعُوهُمْ لَا يَسْمَعُوا دُعَاءَكُمْ وَلَوْ سَمِعُوا مَا اسْتَجَابُوا لَكُمْ ۖوَيَوْمَ الْقِيَامَةِ يَكْفُرُونَ بِشِرْكِكُمْ ۚ وَلَا يُنَبِّئُكَ مِثْلُ خَبِيرٍ
„Wenn ihr sie anruft, hören sie euer Bittgebet nicht, und wenn sie (es) auch hörten, würden sie euch doch nicht erhören. Und am Tag der Auferstehung verleugnen sie, dass ihr (sie Allah) beigesellt habt. Keiner kann dir kundtun wie Einer, der Kenntnis von allem hat.“ (35: 14)
In dem vorherigen Vers 13 der Sure Fatir ging es darum, dass die Götzendiener etwas anbeten, was keinerlei Macht besitzt und in diesem Vers heißt es nun: dass ihre Götzen überhaupt nicht hören können und auch keine Bitte ihrer Verehrer zu erfüllen vermögen. Sie sind ja aus Stein und Holz und besitzen weder Ohren noch eine Zunge noch einen Verstand. Diese ersonnenen Gottheiten nützen auf der Welt keinem etwas. Auf Gottes Befehl werden sie sogar am Jüngsten Tag gegen die Götzendiener zeugen. Denn Gott verheißt dies an der obigen Stelle im Koran. Diese Götzen werden sagen: Ihr Götzendiener habt in Wahrheit nicht uns angebetet sondern ihr habt eure eigenen Vorstellungen und Wünschen vergöttert. Auch wenn es den Anschein hatte, dass ihr euch vor uns verbeugt und uns unterworfen habt, so ging es euch in Wahrheit nur darum, euer Wunschdenken zu befriedigen.
Schließlich erinnert Gott am Ende des Verses daran, dass nur Er, der Allweise über alles im Bilde ist und daher auch weiß, was am Jüngsten Tag geschehen wird. Gott setzt die Menschen in seinem Heiligen Buch darüber in Kenntnis, damit sie nicht der Götzenanbetung und dem Irrtum verfallen.
Wir können uns also merken:
Erstens: Der Empirismus, der alle Erkenntnis nur auf die Erfahrung mit den Sinnesorganen gründet, kann so weit ausarten, dass der Mensch leblose, taube und unnütze Gegenstände vergöttert, während er sich von dem Einen und Einzigen Gott abkehrt, der alles Leben erschafft, alles sieht und alles hört.
Zweitens: Götzenanbetung nützt weder im Diesseits noch im Jenseits etwas.
Drittens: Sollten wir etwas anderes außer Gott anbeten, wird es sich im Jenseits von uns lossagen und sich über uns beschweren.
Viertens: Über das Jenseits können wir nur aus der Offenbarung und dem himmlischen Buch erfahren.
Es folgen die Verse 15 bis 17 der Sure 35, Sure Fatir:
يَا أَيُّهَا النَّاسُ أَنتُمُ الْفُقَرَاءُ إِلَى اللَّـهِ ۖ وَاللَّـهُ هُوَ الْغَنِيُّ الْحَمِيدُ
O ihr Menschen, ihr seid es, die Allahs bedürftig sind; Allah aber ist der absolut Reiche und Lobenswürdige. (35: 15)
إِن يَشَأْ يُذْهِبْكُمْ وَيَأْتِ بِخَلْقٍ جَدِيدٍ
Wenn Er will, lässt Er euch vergehen und bringt eine neue Schöpfung. (35: 16)
وَمَا ذَٰلِكَ عَلَى اللَّـهِ بِعَزِيزٍ
Und dies ist für Allah keineswegs schwer. (35: 17)
Im Anschluss an die Verse über die Einheit Gottes und die Anbetung nur Seiner, wird im Vers 15 bekräftigt, dass Gott auf nichts angewiesen ist. Die Menschen sollen nicht denken, Gott bräuchte ihre Anbetung, auch wenn Er ihnen geboten hat, Ihn anzubeten. Er ist auf nichts angewiesen, wohl aber sind die Menschen Seiner bedürftig. Gott ist ewig, d.h. er war, bevor es überhaupt einen Menschen gab, und Er wird sein, wenn keiner von euch Menschen mehr existiert. Er ist nicht auf eure Existenz angewiesen, geschweige denn auf euer Gott-Dienen, euer tägliches Ritualgebet und euer Lobpreis. Er hat nur deswegen geboten, dass ihr täglich den Gebetsdienst verrichtet, damit ihr mit Ihm in Verbindung bleibt und Ihn, und niemand anderen, um Dinge bittet, die ihr braucht.
Wenn ein Lehrer dem Schüler Schulaufgaben gibt, so bedeutet dies nicht, dass der Lehrer den Schüler braucht, sondern es ist ein Zeichen dafür, dass der Lehrer aus Liebe zum Schüler an dessen Weiterentwicklung interessiert ist. Das tägliche Gebet hilft uns Menschen innerlich zu wachsen. Unser Schöpfer liebt Seine Diener. Er möchte nicht, dass wir in der stofflichen und tierischen Welt stecken bleiben, sondern er möchte, dass wir uns darüber hinaus entwickeln und höhere Stufen erreichen. Deshalb hat er uns das Bittgebet und Gott-Dienen zur religiösen Pflicht gemacht.
Nicht nur für unser Vorhandensein sind wir auf Gottes Huld angewiesen, sondern auch dafür, dass wir erhalten bleiben. Wir sind völlig bedürftig und es gibt nichts was uns wirklich selber gehört oder über das wir verfügen könnten. Von uns aus sind wir völlig mittellos. Gott aber ist absolut reich. Er ist von Sich aus und wir existieren nur dank Seiner. Also verdient nur der Eine Gott es, Dankeslob und Preis. Wir Menschen können Ihm durch unsere Anbetung nichts hinzufügen. Es ist Sein Licht, aus dem wir schöpfen.
Wer abgekehrt von der Sonne sein Haus baut, schadet sich nur selber, weil er sich selbst das Licht der Sonne verwehrt. Der Sonne aber schadet er nicht. Aber wer sein Fenster zur Sonne hin öffnet, der hat etwas zum eigenen Vorteil getan weil er in den Genuss des Sonnenlichtes kommt. Der Sonne selber jedoch nutzt er damit nichts.
Schließlich ergibt sich aus dem Vers 16 noch ein weiteres Argument dafür, dass Gott nichts und niemanden braucht, während der Mensch bedürftig ist. Und zwar erklärt Gott, dass wenn Er es will, alle Menschen auf der Erde wegtilgen und sie durch neue Menschen oder andere Wesen ersetzen kann, und der Vers 17 betont, dass dies für Gott nicht schwierig ist.
Wir sehen:
Erstens: Wenn Gott uns dazu aufruft, nur Ihn anzubeten, bedeutet es nicht dass er uns braucht, sondern ist Zeichen dafür, dass wir es sind, die jemanden brauchen, der uns festen Halt gibt und bei dem wir Zuflucht suchen können.
Zweitens: Wenn der Mensch meint, er wäre reich und bräuchte nichts mehr, dann zeugt dies davon, dass er sich vor Gott etwas einbildet und es hindert ihn daran Gott gegenüber bescheiden und ergeben zu sein. Daher hebt der Koran hervor, wie bedürftig der Mensch in Wirklichkeit ist.
Drittens: Wer reich ist wird von anderen beneidet oder andere rivalisieren mit ihm. Daher ist er normalerweise unbeliebt. Aber Gott wird gepriesen, auch wenn er absolut reich ist. Er setzt nämlich seinen Reichtum, im Gegensatz zu vielen wohlhabenden Menschen, für die Stillung der Bedürfnisse anderer, nämlich Seiner Geschöpfe ein. Und daher wird Er unaufhörlich gepriesen.
Viertens: Wir sollten im Auge behalten, dass Gott schaffen und erschaffen kann was Er will. Seiner Macht sind keine Schranken auferlegt.