Dez 14, 2017 04:49 CET
  •  Islam richtig kennenlernen  (113 - Führungskompetenzen) 

Gott hat bestimmt, wer nach dem Propheten (S) die Führung der Islamischen Weltgemeinde übernehmen soll. Es kann unmöglich sein, dass Gott die   Islamische Glaubensgemeinde sich selbst überlässt, obwohl er weiß, dass sie nicht stark genug ist, alleine ihre Bedürfnisse alle zu stillen.

 

Gott hat in Seiner Allweisheit den Menschen würdige und makellose Personen vorgestellt, die nach dem Propheten als Imam – als Führungsinstanz – die Aufgabe übernehmen, das islamische Religionsgesetz zu behüten und es vor Fälschung zu schützen.

Im letzten Teil haben wir schon gesagt, dass nach dem Verscheiden des Erhabenen Propheten des Islams, der Imam sein Nachfolger und zum Vorbild für die Gesellschaft wird. Wir sagten, dass der Imam den idealen Menschen verkörpert und das lebendige Beispiel für das Islamische Denken ist. Wir sagten auch, dass wenn es keine Imame, welche die wahren Vorbilder für die Menschheit sind, in der Gesellschaft gibt, durch täuschende Propaganda falsche Vorbilder an ihre Stelle treten und die Allgemeinheit für sich gewinnen. Der Imam setzt in Wahrheit die islamischen Ideale und Gedanken konkret in die Wirklichkeit um. Es ließe sich nun die Frage stellen, weshalb ein Imam und ein Führer nach dem Propheten notwendig sein soll, wo doch der Prophet die Religion Gottes vollständig und lückenlos vorgestellt hat.

Wir haben ja bereits gesagt, dass es nach dem Propheten des Islams keiner neuen Religion und neuen Scharia (Religionsrecht) bedurfte, weil die Menschheit eine derartige geistige Stufe und  dadurch auch Kapazität erreicht hatte, dass sie das vollständigste Religionsgesetz Gottes akzeptierte und es schützen konnte.

Die Angelegenheit lässt sich durch einen Vergleich klarmachen.  Der Mensch braucht während eines Schul- und Universitätsbesuches  jedes Jahr neue Lehrer und Dozenten, damit er nacheinander  höhere Stufen erreichen kann. Wenn er schließlich die letzte Stufe an der Universität erreicht und sich in einem oder mehreren Fächer  spezialisiert hat, ist es nicht mehr notwendig, dass er bei einem neuen Professor Wissen erwirbt.  Denn er kann gestützt auf sein generelles Wissen, das er bei seinen Dozenten auf der höchsten wissenschaftlichen Ebene erworben hat, selber den Weg zum wissenschaftlichen Fortschritt weitergehen.  Mit der Besiegelung der Aussendung von Propheten verhält es sich in etwa ähnlich.  Parallel zur Weiterentwicklung des Menschen im Laufe der Geschichte, hat sich  auch dementsprechend bei den   Regeln und Lehren welcher jeder Prophet Gottes vorstellte im Vergleich zu seinem Vorgänger  eine Evolution ereignet, bis schließlich zur Zeit des Letzten Gesandten Gottes  der Höhepunkt erreicht wurde. Der Prophet des Islams hat alles, was für die Rechtleitung aller Menschheitsgenerationen nach ihm nötig war, vollständig vorgelegt. Deshalb ist es nicht notwendig, dass nach ihm eine neue Religion und Lehre als Wegführer der Menschheit vorgestellt wird.

 

Mit der Aussendung des Propheten des Islams (S) wurde die Religion Gottes vervollständigt. An dieser Stelle sollten wir uns durch ein Bildnis das Werk des Propheten mit dem der vorherigen Gesandten Gottes vergegenwärtigen. Wir alle wissen, dass der Wirkungsraum der vorgehenden Propheten klein und begrenzt war. Die Vorgänger des Propheten  hatten allgemein den Auftrag die Bevölkerung in einem bestimmten Gebiet oder ein bestimmtes Volk rechtzuleiten.  Sie hielten den Reiseführer für dieses Gebiet in der Hand. Aber das Werk des Propheten des Islams, dem letzten Gesandten Gottes, ist kein Wegführer für ein bestimmtes Gebiet sondern ein Wegführer für alle Welt. Wenn ein Kartenwerk für die ganze Welt vorgelegt wurde und alle Einzelheiten darin vermerkt sind, dann erübrigen sich die Karten für die anderen kleineren Gebiete. 

 

Mit der Berufung des Letzten Propheten Gottes entfaltete sich der Baum der Prophetschaft zur vollen Blüte und dieser gesegnete Baum wird bis ans Ende der Menschheit Früchte tragen, damit die Menschheit dank dieser Früchte Wachstum und  Vollkommenheit erzielen. Der Prophet  hat also den Wegführer unterbreitet und er hat den generellen Rahmen der islamischen Gebote und Lehren komplett vorgelegt und seine Pflichten erfüllt. Wie aber können die weiteren Aufgaben des Propheten die für den Erhalt der Religion und für die Rettung der Menschheit notwendig sind,  fortgesetzt werden? Dies ist eine weitere Frage.  Trifft die Religion Vorkehrungen dafür oder bleibt dieser wichtige Auftrag der  Islamischen Weltgemeinde überlassen?

Muslimische Denker unterscheiden zwei Arten von Aufgaben des Propheten: Einige dieser Aufgaben lassen sich nur im Rahmen des Auftrages des Propheten definieren und gelten nicht für immer, wie die Überbringung der göttlichen Botschaft zur Rechtleitung der Menschen und Begründung der Religion des Islams.  Aber andere Aufgaben sind nicht auf eine bestimmte Zeit beschränkt sondern sie erstrecken sich auch auf die gesamte nachfolgende Geschichte. Solche Aufgaben, welche von Personen, die das Wissen dazu besitzen, weitergeführt werden müssen, sind  zum Beispiel die Erklärung und Darlegung der Offenbarungszeichen und der Gebote der Religion im Zusammenhang mit neuen Erscheinungen im menschlichen Leben, die Beweisführung für die Rechtmäßigkeit der Islamischen Lehre und die Klärung von Zweifelsfragen sowie  die Behütung der religiösen Lehren und die Verhinderung ihrer Verfälschung.

 Dass einige Aufgaben des Propheten nach ihm weitergeführt werden müssen, sehen wir daran, dass einige Koranzeichen von den Korankommentatoren verschieden ausgelegt wurden und die Muslime zum Teil verschieden über die praktischen Gebote und sogar über die Auslegung der Vorgehensweise des Propheten denken. Auch die pausenlose Attacke auf die Überzeugungen des Islams durch zerstörerische Zweifelsfragen demonstriert, dass diese Fortsetzung erforderlich wird.

Wenn jemand denken sollte, dass Gott die Führung des Glaubensvolkes nach dem Propheten den  Menschen selber überlassen habe, so ist diese Denkweise   nicht mit dem Prinzip der göttlichen Allweisheit vereinbar. Gott hat in Seiner Weisheit zur Wahrung der edlen Religion des Islams und ihrem Schutz vor jeglicher Verfälschung, der Menschheit edle und würdige Persönlichkeiten vorgestellt, die nach dem Propheten (S) als Imame – d.h. als Führer der Gemeinde  die oben genannten Aufgaben des Propheten übernehmen und weiterverfolgen.   

 Der Imam setzt also einen wichtigen Teil der Pflichten des Propheten fort. In Wahrheit ist die Stufe des Imamats die Stufe der Verwirklichung der Ziele der Aussendung von Propheten.  Aber wer kann diese Aufgaben übernehmen? Welche Eigenschaften muss er aufweisen? Zweifelsohne sind nur würdige und edle Menschen, die großes Wissen besitzen geeignet, diese Verantwortung zu übernehmen und Gott muss sie wählen. Dies sagt auch der Koran an mehreren Stellen aus. Wie wir bereits erwähnten hat Gott den Propheten Abraham nach einer Reihe von schweren Prüfungen, die er erfolgreich bestand, zum Imam und Führer bestimmt. Das entnehmen wir dem Vers 124 der Sure 2, Sure Baqara. Dort heißt es:

 

Und (gedenkt,) als Ibrāhīm von seinem Herrn mit Worten geprüft wurde, da befolgte er sie. Er (Allah) sagte: „Ich will dich zu einem Imam und Anführer  für die Menschen machen.“ Er (Ibrāhīm) sagte: „Und von meiner Nachkommenschaft (wirst du auch Imame bestimmen)?“ Er sagte: „Mein Bund erstreckt sich nicht auf die Ungerechten.“

 

Dieser Vers sagt aus, dass Gott Abraham zum Imam und Anführer der Menschen machen will. Also wird der Imam von Gott ernannt. Denn er muss ja besondere Bedingungen erfüllen: Er muss die Gesetze, die über den Menschen und das Dasein herrschen gut kennen und auf höchster Stufe menschliche Eigenschaften besitzen und bei der Führung und Verwaltung der Menschen muss er seine eigenen Interessen und Neigungen weglassen.  Ein  weiteres Merkmal des Imams besteht darin, dass er niemals ungerecht ist. Wer aber außer Gott kann einen Menschen mit diesen Eigenschaften vorstellen? Also muss der Imam, d.h. das makellose Oberhaupt, welches die Glaubensgemeinde lenken und verwalten soll, von Gott vorgestellt werden.

Noch ein weiterer Punkt im obigen Vers 124 der Sure 2: Gott verweist Abraham gegenüber auf Seinen Bund. Dies bedeutet dass das Imamat eine Art Bund mit Gott und von den üblichen sozialen und politischen Verträgen verschieden ist. Bei gesellschaftlichen Bündnissen wählen die Menschen aufgrund eines besonderen Mechanismus oder nachdem sie sich beraten haben eine bestimmte Person aus. Die Verse im Koran, die über die Beratung handeln, beziehen sich auf allgemeine gesellschaftliche Angelegenheiten. Unterdessen macht bei einem Bund mit Gott, die Beratung untereinander keinen Sinn mehr. Gott alleine stellt fest, welcher Mensch am besten die erforderlichen Bedingungen erfüllt. Außer ihm ist ohnehin kein anderer dazu in der Lage.

Als Abraham Gott bat, dass er auch aus seiner Nachkommenschaft jemanden zum Imam machen solle, hat Gott, wie wir dem obigen Vers 124 der Sure 2 entnehmen, geantwortet: Mein Bund (das Imamat) erstreckt sich nicht auf die Ungerechten. Das bedeutet, jemand, dessen Vergangenheit auch nur eine Spur von Unrecht und Ungerechtigkeit und Sünde und von Götzenanbetung, Verdorbenheit und Abweichung aufweist, wird niemals für das Imamat würdig sein.  Da das Imamat und die geistige und äußerliche Führung des Volkes ein Amt ist mit außergewöhnlich hoher Verantwortung, muss der Imam ein Leben aufweisen, das völlig rein ist von Sünden und Fehlern.  Kennt noch jemand anders so gut wie  Gott der Weise und Allwissende bis in die kleinsten Einzelheiten das Leben der Menschen und alle ihre Taten, auch ihre verborgenen?

 

Auch der Vers 24 der Sure 32 (Sadschda) spricht dafür, dass Gott festlegt, wer Imam wird, es heißt dort nämlich:  „Und Wir bestellten unter ihnen Imame, die (sie – die Menschen) nach Unserem Befehl leiteten, als  sie sich standhaft gezeigt hatten und von Unseren Zeichen überzeugt waren.“

In diesem Vers werden auch zwei Voraussetzungen für die Führung und das Imamat genannt: Das eine ist der Glaube und die feste Überzeugung von den Göttlichen Zeichen und das andere ist die Ausdauer und Standhaftigkeit.  Zweifelsohne ist die Verwaltung und Führung des Glaubensvolkes eine schwere Aufgabe. Also muss ein Imam, ausgestattet mit der Kraft der festen Überzeugung und der unentwegten Standhaftigkeit, gegen Probleme vorgehen und die Rechtleitung der Menschen fortsetzen. 

Bei näherer Betrachtung dieses Verses in der Sure Sadschda und des Verses 124 der Sure Baqara  stellen wir also fest, dass gemäß dem Koran der Imam seitens Gott festgelegt wird und nicht seitens einer Volksbefragung oder Wahlen, denn das Imamat ist vom Wesen her ein göttlicher Bund, d.h. eine Seite dieses Bundes ist Gott.