Jan 05, 2018 11:27 CET

Wir wenden uns in diesem Beitrag aus der Reihe „In Richtung Licht“ den Versen 22 bis 26 der Sure Fatir, Sure 35, zu. In den Versen 22 und 23 heißt es:

(35: 22- 26)

 

وَمَا يَسْتَوِي الْأَحْيَاءُ وَلَا الْأَمْوَاتُ ۚ إِنَّ اللَّـهَ يُسْمِعُ مَن يَشَاءُ ۖ وَمَا أَنتَ بِمُسْمِعٍ مَّن فِي الْقُبُورِ

„Und nicht gleich sind auch die Lebenden und Toten. Allah lässt hören, wen Er will. Und du vermagst nicht, diejenigen hören zu lassen, die in den Gräbern sind.“ (35: 22)

 

إِنْ أَنتَ إِلَّا نَذِيرٌ

„Du bist nur ein Warner.“ (35: 23)

                                      

Diese Verse bringen ein Gleichnis für die Gläubigen und die Ungläubigen.  Die Ungläubigen werden mit den Toten und die Gläubigen mit den Lebenden verglichen. Die Ungläubigen  gleichen mit ihrem Herzen, welches taub und blind ist,  den Toten.  Der Unglauben ist wie ein Schleier über dem Herzen, der verhindert, dass der Mensch die Wahrheit sieht und hört.

 

Es gibt Menschen, die die Botschaft Gottes mit dem Ohr des Herzen wahrnehmen, so dass ihr Herz daraufhin diese Botschaft akzeptiert. Aber wenn das Herz nicht empfänglich für die Wahrheit ist, dann ist auch sein Ohr nicht bereit, sich die Botschaft von der Wahrheit anzuhören.  Dies ist ähnlich wie wenn jemand -  während der Fernseher läuft - ein Buch liest. Wenn er nicht dem Redner zuhört, der gerade im Fernsehen über eine wichtige Sache spricht, sondern mit dem Buch beschäftigt ist, wird er nicht verstehen, was dieser Redner  sagt, obwohl alle Worte an sein Ohr dringen.  Denn er will ja gar nicht zuhören.  Den Ungläubigen kommt zwar das Wort Gottes zu Ohren, aber weil sie es nicht hören und nicht akzeptieren wollen, ist es genauso als ob sie das Wort Gottes gar nicht gehört hätten.

                             

Im zweiten Teil des Verses 22  spricht Gott Seinen Propheten an und erinnert ihn daran, dass seine Aufgabe darin besteht zu mahnen. Diese Mahnung wird jemand beachten, der offene Ohren hat, aber nicht jemand der wie die Toten taub und blind ist.  Auch wenn du, o Prophet, noch so klar und logisch sprichst:  es wird keine Wirkung auf denjenigen haben, der nicht zuhören und verstehen will.

 

Wir können uns folgende Punkte merken:

Erstens: Der Glaube spendet Leben und führt zur Weiterentwicklung des Einzelnen und der Gesellschaft, aber der Unglaube hat den Tod und Absturz des Einzelnen und der Gesellschaft zur Folge.

Zweitens: Die Verkündung der Religion und die Einladung der Menschen zur Lehre von der Anbetung des Einen Gottes ist ein Erfordernis. Aber wenn die Menschen nicht die notwendige Empfangsbereitschaft mit sich bringen, sollte man nicht erwarten, dass es eine Wirkung auf sie hat und sie sich zur Wahrheit und zum Rechten bekennen.

Drittens: Der Unglaube und die Abwendung der anderen, sollen uns nicht hoffnungslos machen oder daran zweifeln lassen, dass unser Weg der richtige und wahre Weg ist. 

                                          

Es folgt der Vers 24 der  Sure Fatir:

 

 إِنَّا أَرْسَلْنَاكَ بِالْحَقِّ بَشِيرًا وَنَذِيرًا ۚ وَإِن مِّنْ أُمَّةٍ إِلَّا خَلَا فِيهَا نَذِيرٌ

„Wir haben dich ja mit der Wahrheit gesandt als Frohboten und als Warner. Und es gibt keine Gemeinschaft, in der nicht ein Warner vorangegangen wäre.“ (35: 24) 

                         

Dieser Vers verweist nach dem  Vers über die Gläubigen und Ungläubigen auf den wichtigsten Auftrag der Propheten Gottes. Es ist die Aufgabe aller  Gesandten Gottes, den Menschen gemäß Wahrheit und Recht den Weg zu weisen. Sie sollen den Rechtschaffenen frohe Botschaft überbringen und die Übeltäter warnen. Die Propheten zeigen die Richtung und den Beginn des Weges und dann halten sie durch Verkündung der Belohnung Gottes bzw. Seiner Strafe im Diesseits und Jenseits die Menschen dazu an, Gutes zu tun bzw. schlechte Taten zu unterlassen.   Die Propheten lehren nicht nur das Wissen über die Religion Gottes sondern sie kümmern sich auch um die Erziehung der Menschen und setzen – wie liebevolle Lehrer es tun - den Hebel des Ansporns und der Androhung von Strafe ein. 

Da die Leute, an die der Prophet des Islams sich richtete, in der Mehrheit verbohrt waren und blind an ihren falschen Ansichten festhielten,  liegt im  vorherigen Vers 23 und im zweiten Teil  des obigen Verses 24 die Betonung auf die Methode der Mahnung und Warnung.    

Gott hat, um die Menschen vom abwegigem Denken und Tun abzuhalten, Propheten und Gottesfreunde  beauftragt die Menschen über die Folgen hässlichen Tuns zu warnen und in ihnen Angst vor einem schlimmen Ausgang zu erwecken.   

                                

Wir lernen:

Erstens: Um eine Wirkung zu erzielen sind sowohl Ansporn als auch Warnung vor Strafe – sowohl die Angst als auch die Hoffnung notwendig. Beide ergänzen einander. Wenn eines von beiden fehlt, macht sich dies in Form einer Lücke bei  der Charaktererziehung und dem spirituellen Wachstum des Menschen bemerkbar.

Zweitens: Eine Gesellschaft, die sich in Unachtsamkeit und Oberflächlichkeit verwickelt hat, braucht mehr Warnung und Mahnung als frohe Verheißungen.

Drittens: Gott belässt die Erde niemals ohne einen Hudschat (Beweis). Dieser Beweis ist ein Gottesfreund, der zur  Verkündung der göttlichen Botschaft unter den Menschen erscheint.

                     

Es folgen die Verse 25 und 26 der Sure Fatir, Sure 15:

 

 وَإِن يُكَذِّبُوكَ فَقَدْ كَذَّبَ الَّذِينَ مِن قَبْلِهِمْ جَاءَتْهُمْ رُسُلُهُم بِالْبَيِّنَاتِ وَبِالزُّبُرِ وَبِالْكِتَابِ الْمُنِيرِ

„Und wenn sie dich der Lüge bezichtigen, so haben bereits diejenigen, die vor ihnen waren, (die Gesandten) der Lüge bezichtigt. Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit den klaren Beweisen und mit den Schriften und den erleuchtenden Büchern.“ (35: 25)

 

ثُمَّ أَخَذْتُ الَّذِينَ كَفَرُوا ۖ فَكَيْفَ كَانَ نَكِيرِ

„Hierauf ergriff Ich diejenigen (mit Strafe), die ungläubig waren. Wie war da Meine Mißbilligung!“ (35: 26)

                                                                         

Im Vers 25 wendet sich Gott in Fortsetzung des Verses 24 weiter an den Propheten des Islams und tröstet ihn: Wenn die Götzendiener von Mekka nicht auf deinen Ruf hören und leugnen, dass du von Gott ausgesandt worden bist, dann sorge und wundere dich nicht. Es haben sich doch im Laufe der Geschichte sehr viele, aus Unwissenheit und blindem  Festhalten an falschen Werten, gegen die Propheten gestellt, obwohl diese die Gesandten Gottes waren und sowohl mit Gottes Erlaubnis Wunder vollbrachten, als auch logisch und klar sprachen. Einige von diesen Propheten überbrachten sogar Offenbarungsschriften und eine religiöse Gesetzgebung (Scharia) und Lehren und Gebote Gottes für die Menschen.

Soweit der Inhalt des Verses 25.

          

Wie der Vers 26 daraufhin bestätigt, wurden allerdings diejenigen, die sich aus Starrköpfigkeit und Eigensinn gegen Recht und Wahrheit und die Lehren der Propheten Gottes stellten, schon im diesseitigen Leben von der göttlichen Strafe heimgesucht. Ihr Schicksal sollte den anderen eine Lehre sein.  

                              

Wir können dieser Stelle in der Sure Fatir entnehmen:

Erstens:  Die Propheten haben einleuchtend geredet und die Menschen mit Beweisen und Logik zu Gott herbeigerufen, und nicht mit Aberglauben und Übertreibungen.

Zweitens: Wer die Wahrheit leugnet, obwohl er sie begriffen hat, handelt sich die göttliche Strafe ein.

Drittens: Gott straft nicht erst im Jenseits sondern manchmal auch im Diesseits.