Jan 05, 2018 11:30 CET

Wir haben die ersten 26 Verse der Sure 35,Sure Fatir, besprochen und setzen unsere Erläuterungen zu dieser Sure bei den Versen 27 und 28 Sure fort:  

(35: 27- 30)

      

 أَلَمْ تَرَ أَنَّ اللَّـهَ أَنزَلَ مِنَ السَّمَاءِ مَاءً فَأَخْرَجْنَا بِهِ ثَمَرَاتٍ مُّخْتَلِفًا أَلْوَانُهَا ۚ وَمِنَ الْجِبَالِ جُدَدٌ بِيضٌ وَحُمْرٌ مُّخْتَلِفٌ أَلْوَانُهَا وَغَرَابِيبُ سُودٌ                                 

„Siehst du nicht, dass Gott vom Himmel Wasser herabkommen lässt? Damit bringen Wir dann Früchte von unterschiedlichen Farben hervor. Und von den Bergen gibt es Schichten, weiße und rote – von unterschiedlichen Farben – und rabenschwarze.“ (35: 27)

 

وَمِنَ النَّاسِ وَالدَّوَابِّ وَالْأَنْعَامِ مُخْتَلِفٌ أَلْوَانُهُ كَذَٰلِكَ ۗ إِنَّمَا يَخْشَى اللَّـهَ مِنْ عِبَادِهِ الْعُلَمَاءُ ۗ إِنَّ اللَّـهَ عَزِيزٌ غَفُورٌ

„Und unter den Menschen und den Tieren und dem Vieh gibt es (auf ähnliche Weise) unterschiedliche Farben. So ist es. Allah fürchten von Seinen Dienern eben nur die Gelehrten. Gewiss, Allah ist Allmächtig und Allvergebend.“  (35: 28)                                            

 

Wie die ersten Verse der Sure Fatir weisen auch die Verse 27 und 28 auf die vielen Zeichen für die Einzigartigkeit Gottes und Seine Macht hin. Es erfolgt hier ein Hinweis auf die Farbenwelt in der Schöpfung  - sowohl unter den leblosen Dingen wie Gesteinen als auch unter den Pflanzen,  den Tieren und den Menschen. Es gibt eine Vielfalt von Farben, die das Dasein schön werden lassen.  Die gelungensten Gemälde  der großen Künstler der Welt sind diejenigen, auf denen  sie Naturlandschaften so meisterhaft wiedergeben, dass man kaum einen Unterschied mehr zur Realität verspürt.  Es gibt Künstler, die einen Menschen dermaßen natürlich abbilden können, dass das Portrait wie eine naturgetreue Fotografie aussieht und ihre künstlerische Begabung  dadurch Anerkennung findet. Gott hat die Natur und den Menschen also so schön geschaffen, dass diese Künstler in ihren Meisterwerken versuchen, mit ihrem Pinsel ein Werk zu kreieren, das der Natur möglichst nahe kommt.

                                  

Ein weiteres großes Wunder in der Schöpfung sind neben den unzähligen Farbennuancen in der Natur , welche in sich schon ein großes Meisterwerk sind, auch die Vielfalt der  Acker- und Baumfrüchte, die alle mit dem gleichen Wasser bewässert wurden, aber so verschiedenartig schmecken.  Unterdessen ist Regenwasser farblos und hat keinen besonderen Geschmack, aber wenn es über die Wurzeln in den Stamm, die Äste und Zweige und Stängeln und zur Blüte hochwandert, beschert es dem Menschen Farbenvielfalt und ein großes Spektrum von  unterschiedlich schmeckenden  Früchten.

                       

Wir können außerdem aus  dem Vers 28 die Bedeutung der gläubigen Gelehrten ableiten. Sie werden sich nämlich über die Größe der Schöpfung im Klaren und erkennen die unendliche Macht Gottes  und angesichts dieser Größe fürchten sie sich und haben Angst, etwas bei der Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber Gott zu versäumen.  Wissen und Erkenntnis über das gewaltige Dasein machen den Menschen bescheiden und ergeben gegenüber Seinem Schöpfer. Die geringste Wirkung dieser Demut ist die Befürchtung,  seine Pflichten zu vernachlässigen.  

 

Hier sind allerdings mit Gelehrtheit die  Entdeckung von Formeln in der Physik und Chemie und Entdeckungen in der Biologie gemeint,  denn solche Entdeckungen können für sich alleine noch nicht Demut im Menschen auslösen. Gemäß Überlieferungen wird der Mensch erst dann durch seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und sein Wissen  ehrfürchtig, wenn er im Buch der Materie sozusagen zwischen den Zeilen  Gott den Schöpfer erkennt und  sein Glaube so groß wird, dass er sich in Gewissheit umwandelt.  Es sind also in der obigen Stelle der Sure Fatir diejenigen Gelehrten gemeint, die ein inneres Auge besitzen, welches ihren Glauben an den Schöpfer der Welt  erstarken lässt. Wenn jemand zwar großes Wissen besitzt, aber sich nicht der Größe Gottes bewusst wird und nicht die Ziele der Schöpfung kennt und ebensowenig etwas  über den Ausgang des Menschen am Jüngsten Tag oder ähnliche Dinge weiß, dann gehört er  nicht zu den Gelehrten, die in diesem Vers gemeint sind, sondern er zählt zu den Ignoranten und  Unwissenden.

                      

Entsprechend dieser Stelle in der Sure 35, Fatir können wir uns einprägen:

 

Erstens: Es ist eines der Zeichen für die Allmacht Gottes, dass er mit dem gleichen Wasser und der gleichen Erde alle möglichen Acker- und Baumfrüchte in so vielen Farben und mit dieser Geschmacksvielfalt entstehen lässt.

Zweitens: Die Religion lehnt das Schöne nicht ab.  Gott hat alles Schöne erschaffen – die schönsten Gebirgs- und Meereslandschaften. Er bezeichnet die schönen Dinge im Dasein  als Beweis für Seine Existenz.

Drittens: Die verschiedenen Hautfarben der Menschen sind ebenso ein Zeichen für die Allmacht Gottes. Keiner darf aufgrund seiner Hautfarbe nach Privilegien suchen oder sich damit brüsten, dass er eine bestimmte Hautfarbe hat.

Viertens: Wissen und Erkenntnis über die Geheimnisse des Daseins sollen Ausgangspunkt dafür sein, dass der Mensch Ehrfurcht und Ergebenheit gegenüber Gott verspürt. Sie dürfen nicht der Angeberei und Hochmütigkeit dienen.

                       

Wir widmen uns den Versen 29 und 30 der Sure Fatir:

                        

إِنَّ الَّذِينَ يَتْلُونَ كِتَابَ اللَّـهِ وَأَقَامُوا الصَّلَاةَ وَأَنفَقُوا مِمَّا رَزَقْنَاهُمْ سِرًّا وَعَلَانِيَةً يَرْجُونَ تِجَارَةً لَّن تَبُورَ

„Gewiss, diejenigen, die Allahs Buch verlesen, das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, heimlich und öffentlich spenden, hoffen auf einen Handel, der niemals Schaden bringt.“ (35: 29)

 

لِيُوَفِّيَهُمْ أُجُورَهُمْ وَيَزِيدَهُم مِّن فَضْلِهِ ۚ إِنَّهُ غَفُورٌ شَكُورٌ

„damit Gott ihnen ihren Lohn in vollem Maß zukommen lasse und ihnen von Seiner Huld noch mehr gebe. Gewiss, Er ist Allvergebend und stets zu Dank bereit.“ (28: 30)

 

In den vorherigen Versen stand über die Gottesehrfurcht der Gelehrten geschrieben und nun heißt es weiter, dass die Ehrfurcht und Ergebenheit Gott gegenüber mit Hoffnung auf Gottes Huld und Barmherzigkeit einhergehen.  Die Gläubigen tuen gute Werke und hoffen auf die göttliche Verheißung, dass ihnen ihre  Sünden vergeben werden und Gott sie belohnen wird.   Natürlich ergibt das reine Verlangen, ohne jegliches Tun, keinen Sinn,  und es entspräche auch nicht der göttlichen Zielsetzung. Deshalb heißt es, dass diejenigen auf die göttliche Huld im Diesseits und Jenseits hoffen können, die gute Werke tun. Sie stehen einerseits mit ihrem Herrn und Schöpfer in Verbindung, lesen im Koran und verrichten das Gebet, und andererseits  pflegen sie auch die Beziehung zu den Dienern Gottes  und spenden aus dem, was sie besitzen,  an die Bedürftigen unter ihnen.

                       

Wir können uns abschließend noch für heute merken:

Erstens: Wissen reicht allein noch nicht aus – auch Gott-Dienen und Gottpreisung sind notwendig, um Gottes Gnaden zu erfahren.

Zweitens: Der einträglichste unvergängliche Handel besteht darin, dass der Mensch das,  was er besitzt, auf dem Wege Gottes einsetzt und den Bedürftigen hilft. Unter diesem Besitz ist nicht nur Geld zu verstehen sondern auch das Leben, Wissen, Ansehen und weitere wertvolle Dinge, die wir zur Verfügung haben.

Drittens: Das Gebet nützt nichts ohne das Spenden ebensowenig wie ein Spenden ohne das Gebet etwas nützt.

Viertens:  Wenn  wir begreifen, dass alles was wir besitzen von Gott kommt, dann werden wir beim Spenden  nicht geizen und werden auch durch das Spenden  keine Nachteile haben

Fünftens: Die Hoffnung auf Glück und Rettung muss mit geeigneten Taten einhergehen, denn sonst bleibt es bei einem reinen Wunsch, der nichts bringt.