Teil 779: Sure Fatir (Der Erschaffer) Verse (36- 38)
Wir haben die Sure 35, Sure Fatir, bis zum Vers 35 besprochen und widmen unsere Kurzexegese heute den Versen 36 bis 38. In diesen drei Versen heißt es:
(35: 36- 38)
وَالَّذِينَ كَفَرُوا لَهُمْ نَارُ جَهَنَّمَ لَا يُقْضَىٰ عَلَيْهِمْ فَيَمُوتُوا وَلَا يُخَفَّفُ عَنْهُم مِّنْ عَذَابِهَا ۚ كَذَٰلِكَ نَجْزِي كُلَّ كَفُورٍ
„Diejenigen aber, die ungläubig sind, für sie wird es das Feuer der Hölle geben, wobei mit ihnen kein Ende gemacht wird, so dass sie sterben, und ihnen auch seine Strafe nicht erleichtert wird. So vergelten Wir jedem trotzigen Ungläubigen.“ (35: 36)
وَهُمْ يَصْطَرِخُونَ فِيهَا رَبَّنَا أَخْرِجْنَا نَعْمَلْ صَالِحًا غَيْرَ الَّذِي كُنَّا نَعْمَلُ ۚ أَوَلَمْ نُعَمِّرْكُم مَّا يَتَذَكَّرُ فِيهِ مَن تَذَكَّرَ وَجَاءَكُمُ النَّذِيرُ ۖ فَذُوقُوا فَمَا لِلظَّالِمِينَ مِن نَّصِيرٍ
„Und sie schreien darin laut: `Unser Herr, bringe uns heraus, so werden wir rechtschaffen handeln, anders als das, was wir zu tun pflegten.` – (Ihnen wird geantwortet werden: ) `Haben Wir euch nicht ein so langes Leben gewährt, dass jeder, der hätte bedenken wollen, darin hätte bedenken können? Und ist nicht der Warner zu euch gekommen? So kostet nun, denn die Ungerechten haben keinen Helfer.`“ (35: 37)
إِنَّ اللَّـهَ عَالِمُ غَيْبِ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۚ إِنَّهُ عَلِيمٌ بِذَاتِ الصُّدُورِ
„Gewiss, Allah ist der Kenner des Verborgenen der Himmel und der Erde; gewiss, Er weiß über das Innerste der Brüste Bescheid.“ (35: 38)
In den vorherigen Versen war von der großen Belohnung Gottes an die rechtschaffenen Gläubigen die Rede und die obigen Versen deuten nun auf die harte Bestrafung der Gottesleugner und der „Kafir“ hin. Gemäß der religiösen Terminologie ist ein Kafir jemand, der die Wahrheit kennt und sie dennoch leugnet oder dem die Möglichkeit zur Verfügung stand die Wahrheit kennenzulernen, der aber diese Möglichkeit nicht genutzt hat. Das Wort „Kufr“, das meist mit Unglauben übersetzt wird, bedeutet Bedecken der Wahrheit und zwar aus Trotz gegenüber der Wahrheit oder wegen ihrer Nicht-Beachtung mit dem Ziel, an materielle Vorteile zu gelangen bzw. egoistische Wünsche oder Gelüste zu befriedigen.
Es liegt auf der Hand, dass jemand, der wegen persönlicher Interessen oder der Interessen einer Gruppe die Wahrheit leugnet, sich selbst und der Gesellschaft ein Unrecht antut und daher die Strafe Gottes verdient. Denn der Schöpfer hat uns nicht dafür erschaffen, dass wir handeln wie es uns beliebt, sondern er hat uns erschaffen, dass wir den Weg, den Er als den richtigen Weg festgelegt hat, gehen. Zweifelsohne hat eine Abkehr von diesem Weg die Vernichtung und den Absturz des Menschen zur Folge.
Den Leugnern der Wahrheit wird in diesem Vers klargemacht, dass es falsch ist, wenn sie meinen, sie könnten straflos im Diesseits tun und lassen was sie wollen. Gott hat die Welt zum Ort des Handelns bestimmt. Im Diesseits hat der Mensch die Möglichkeit gute Werke zu tun und rechtschaffen zu handeln und ebenso kann er sich für schlechte Taten entscheiden. Aber keine Handlung ist ohne Folgen. Im Diesseits kommt ein Teil der Strafen für schlechte Taten auf den Menschen zurück aber die eigentliche Strafe ist im Jenseits. Die Strafen im Jenseits sind nicht örtlich und zeitlich begrenzt wie die Strafen im Diesseits. Auch die Belohnungen nicht. Jeder wird entsprechend seiner guten Werke belohnt bzw. bestraft. Kriegsverbrecher wie Dschingis Khan, Hitler und Saddam haben den Tod von nicht nur Tausenden sondern Millionen von Menschen auf dem Gewissen. Wenn Leute wie sie im Diesseits festgenommen und verurteilt werden, so kann nur einmal das Todesurteil an ihnen vollstreckt werden. Aber Gott verheißt: Am Jüngsten Tag gibt es keinen Tod und jeder wird entsprechend seiner schlechten Taten bestraft, und würde es tausende Jahre dauern.
Das Kriterium für die Strafe Gottes, sind das göttliche Wissen und die göttliche Gerechtigkeit. Also fällt die Bestrafung der Übeltäter nicht zu groß und nicht zu gering aus. Sie erhalten vielmehr die Strafe, die sie verdient haben. Wie groß die Strafe ist, die ein Übeltäter verdient, legt Gott fest. Denn er ist über die ganze Welt und detailliert über jeden Menschen im Bilde, auch über seine verborgenen Dinge.
In der obigen Stelle in der Sure 35 (Fatir) heißt es, dass die Übeltäter wieder in das Diesseits zurückkehren wollen, damit sie ihre schlechten Taten wieder gut machen, sowohl die Taten, von denen sie wussten dass sie schlecht sind als auch die Taten von denen sie im Leben dachten, dass sie gut seien , wobei sie jedoch im Jenseits erkennen, dass es Fehler waren. Doch Gott und die Wächter der Hölle antworten ihnen: Habt ihr nicht im Diesseits lange genug gelebt, um Wahrheit und Lüge zu erkennen und dementsprechend zu handeln? Haben euch unsere Gesandten und die Gottesfreunde auf Erden nicht gewarnt und gemahnt, dass der Weg, den ihr gewählt habt, letztendlich in der Hölle endet? Welche Garantie besteht also dafür, dass ihr nicht genauso wie vorher schlechte Taten begeht, wenn ihr wieder auf die Welt zurückkehren solltet?
Wir möchten folgende sechs Punkte zu diesen drei Versen anführen:
Erstens: Kufr ist eine Art Undankbarkeit für göttlichen Segen. Auch hat umgekehrt die Undankbarkeit für göttlichen Segen Kufr – Unglauben zur Folge.
Zweitens: Eines Tages werden alle Verbrecher und Widersacher auf der Welt jammern und stöhnen, doch dann wird es ihnen nichts mehr nützen, dass sie ihre schlimmen Taten bereuen.
Drittens: Wenn einem Verbrecher das letzte Ultimatum gestellt wurde, ohne dass er es nutzt, ist er der gerechten Strafe zuzuführen und seine Bitte um Aufhebung oder Verminderung der Strafe ist keine Beachtung mehr zu schenken.
Viertens: Das Leben soll nicht dem Vergnügen dienen, sondern es soll den Menschen wachsam machen und ihm zur Vervollkommnung weiterverhelfen. Anderenfalls wird er immer achtloser werden, je länger sein Leben dauert und er wird sich eine immer größere Strafe einhandeln.
Fünftens: Der Mensch begeht ein Unrecht an sich selber, wenn er das Leben und seine Gaben nicht richtig nutzt. Ähnlich wie er sich selber ein Unrecht antut, wenn er nicht auf die Mahnungen der Propheten und der Gottesfreunde hört.
Sechstens: In der religiösen Terminologie ist „Zhulm“ – nicht nur ein Unrecht gegenüber anderen sondern noch mehr ein Unrecht des Menschen gegenüber sich selber, und besteht darin, dass er seine Möglichkeiten und Fähigkeiten vergeudet. Die Fähigkeiten, die Gott uns verliehen hat, hat Er uns als Pfand anvertraut und sie sind nicht unser Eigentum. Wir sind nicht der Besitzer unseres eigenen Körpers, so dass wir mit ihm umgehen und ihn so benutzen könnten, wie es uns gerade gefällt.