Teil 780: Sure Fatir (Der Erschaffer) Verse (39- 41)
Wir beginnen unseren heutigen Koranbeitrag mit dem Vers 39 der Sure 35, Sure Fatir. In diesem Vers heißt es:
(35: 39 – 41)
هُوَ الَّذِي جَعَلَكُمْ خَلَائِفَ فِي الْأَرْضِ ۚ فَمَن كَفَرَ فَعَلَيْهِ كُفْرُهُ ۖ وَلَا يَزِيدُ الْكَافِرِينَ كُفْرُهُمْ عِندَ رَبِّهِمْ إِلَّا مَقْتًا ۖ وَلَا يَزِيدُ الْكَافِرِينَ كُفْرُهُمْ إِلَّا خَسَارًا
„Er ist es, Der euch zu Nachfolgern auf der Erde gemacht hat. Wer nun ungläubig ist, dessen Unglaube lastet auf ihm. Und den Ungläubigen mehrt ihr Unglaube nur noch die Abscheu bei ihrem Herrn; und den Ungläubigen mehrt ihr Unglaube nur noch den Verlust.“ (35: 39)
Der obige Vers verweist zunächst auf die Nachfolgerschaft des Menschen auf der Erde. Die Exegeten haben diese Stelle auf zweierlei Art gedeutet. Zum einen damit, dass der Mensch Vertreter Gottes auf Erden ist und zum anderen, das die neuen Völker die vorherigen ersetzen und ihnen nachfolgen. In beiden Fällen erweist Gott den Menschen die Gnade, alle Gaben der Natur zu nutzen und die Erde zu erobern. Die Vernunft gebietet, nach dem Besitzer dieser Gaben zu fragen, über ihn zu erfahren und ihm zu danken. Aber leider erkennen viele ihn nicht und sind undankbar gegenüber all den Dingen, die er den Menschen zur Verfügung stellt. Diese Undankbarkeit führt zur Leugnung Gottes und der Wahrheit und damit zum Unglauben. Sie schadet den Ungläubigen selber. Es schadet Gott nicht, wenn jemand Ihm nicht dankbar ist, und Er braucht keinen Dank, ebenso wenig wie Er die Geschöpfe braucht. Gott war da, als die Menschen noch gar nicht existierten – und wenn sie nicht mehr existieren, ist er ebenso da. Der Unglaube der Menschen bzw. der Glaube ist nicht zu Seinem Schaden bzw. Vorteil, denn er braucht ja nichts. Es sind die Menschen, denen der Unglaube schadet und der Glaube nützt.
Die dankbaren, gläubigen Menschen werden natürlich im Diesseits und im Jenseits mit der besonderen Huld Gottes bedacht, während undankbare, ungläubige Menschen durch Sünden den Zorn Gottes auf sich ziehen.
Wir können uns Folgendes vergegenwärtigen:
Erstens: Wir sollten nicht stolz auf das, was wir besitzen sein, und uns undankbar verhalten, denn genauso wie wir Nachfolger der vorherigen Völkern und Generationen sind, werden auch an unsere Stelle neue Völker und Generationen treten.
Zweitens: Die gefährlichen Folgen des Unglaubens kennen keine Grenzen und dehnen sich immer weiter aus.
Drittens: Kufr – das Verdecken der Wahrheit – ist Ausgangspunkt für viele Sünden. Der Unglaube lässt den Menschen den Weg gehen, der in die Vernichtung und zum Absturz führt.
Wir besprechen als nächstes den Vers 40 der Sure Fatir, in dem wie folgt steht:
قُلْ أَرَأَيْتُمْ شُرَكَاءَكُمُ الَّذِينَ تَدْعُونَ مِن دُونِ اللَّـهِ أَرُونِي مَاذَا خَلَقُوا مِنَ الْأَرْضِ أَمْ لَهُمْ شِرْكٌ فِي السَّمَاوَاتِ أَمْ آتَيْنَاهُمْ كِتَابًا فَهُمْ عَلَىٰ بَيِّنَتٍ مِّنْهُ ۚ بَلْ إِن يَعِدُ الظَّالِمُونَ بَعْضُهُم بَعْضًا إِلَّا غُرُورًا
„Sag: Was meint ihr zu euren Teilhabern, die ihr anstatt Allahs anruft? (Habt ihr über sie nachgedacht?) Zeigt mir, was sie von der Erde erschaffen haben. Oder haben sie etwa einen Anteil an den Himmeln (und ihrer Erschaffung)? Oder haben Wir ihnen (sonst) eine Schrift gegeben, so dass sie sich von daher auf einen klaren Beweis stützten? Nein! (Nichts von alledem) Vielmehr versprechen die Ungerechten einander nur Trügerisches.“ (35: 40)
Im Rahmen einiger Fragen wird in diesem Vers die Götzenanbetung kritisch beleuchtet. Der Prophet soll die Götzenanbeter um einen logischen Beweis oder den Beleg aus den Schriften für die Rechtmäßigkeit der Götzenverehrung bitten. Hat denn einer von denen, die sie als Teilhaber an der Schöpfung neben Gott stellen, irgendetwas auf der Erde oder in den Himmeln erschaffen? Wenn nicht, wieso glauben die Götzenanbeter dann, dass es Teilhaber Gottes, der doch das ganze Universum hervorgebracht hat, wären? Es leuchtet doch nicht ein dass jemand, der nichts erschaffen hat, es verdient angebetet zu werden.
Götzenanbetung ist also nicht mit der Vernunft vereinbar.
Steht vielleicht in den Himmelsbüchern, die Gott auf Seine Propheten herabgesandt hat, das Gebot zur Götzenanbetung oder wird darin das Anbeten von imaginären Göttern gestattet? Natürlich nicht.
Es gibt eindeutig keinen logischen Grund und keinen Beleg in den Heiligen Schriften für den Polytheismus. Den Götzendienern wird daher klargemacht: Euer Aberglaube verleitet euch zu der falschen Vermutung diese vermeintlichen Teilhaber Gottes könnten für euch etwas tun und wegen diesem Irrtum dient ihr den falschen Göttern und verehrt sie. Durch falsche Wünsche seid ihr geblendet worden und habt euch von dem rechten Weg der Gott-Dienstbarkeit abgewandt.
Es lässt sich sagen:
Erstens: Eine Möglichkeit, die Wahrheit nahezubringen, besteht darin, durch Fragen auf sie aufmerksam zu machen und das Bewusstsein wachzurütteln.
Zweitens: Kufr und Schirk – Unglauben und Götzenverehrung lassen sich durch kein logisches Argument untermauern, sondern bauen auf falschem Denken auf, welches den Menschen in die Irre führt.
Drittens: Unglaube und Götzenanbetung sind ein Unrecht gegenüber dem Menschen und der Menschlichkeit und die Folgen kommen auf den Menschen selber zurück.
Es folgt noch der Vers 41 der Sure Fatir:
إِنَّ اللَّـهَ يُمْسِكُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ أَن تَزُولَا ۚ وَلَئِن زَالَتَا إِنْ أَمْسَكَهُمَا مِنْ أَحَدٍ مِّن بَعْدِهِ ۚ إِنَّهُ كَانَ حَلِيمًا غَفُورًا
„Allah hält die Himmel und die Erde, dass sie nicht aus ihrer Bahn geraten. Und wenn sie aus ihrer Bahn geraten würden, so könnte niemand nach Ihm sie halten. Gewiss, Er ist Nachsichtig und Allvergebend.“ (35: 41)
In dem Vers 40 hat Gott über die Erschaffung von Himmel und Erde und den Geschöpfen auf der Erde gesprochen und im obigen Vers 41 der Sure Fatir spricht er über die Ordnung im All. Auch diese bleibt nur durch Gottes Hand erhalten und kein Geschöpf hat Einfluss darauf. Die Götzendiener zur Zeit des Propheten haben Gott zwar als den Schöpfer anerkannt aber sie meinten, dass ihre Götzen einen Einfluss auf ihr Leben und auf das Dasein hätten und ihnen bei Problemen helfen könnten. Der Vers 41 räumt mit diesem Aberglauben auf. Genausowenig wie jemand an der Erschaffung der Welt teilgehabt hat, nimmt auch niemand und nichts an der Verwaltung des Daseins durch Gott teil, sondern der Erhalt der vorhandenen Daseinsordnung liegt ausschließlich in Gottes Hand.
Wir möchten noch zusammenfassend anmerken:
Erstens: Der Zustand der Himmel und der Erde und der Verbleib der Erde, Sonne und der Sterne in ihrer Bahn beruhen auf Gottes Willen. Gott bewahrt diese Ordnung jeden Augenblick vor dem Zusammenbruch.
Zweitens: Gott hat die Ordnung die über das Dasein herrscht, gewollt und so geplant. Diese Ordnung ist nicht etwa ungewollt durch Zufall zustande gekommen.
Drittens: Gott ist sowohl Schöpfer als auch Verwalter. Es liegt in Seiner Hand, dass Dinge in Erscheinung treten und solange erhalten bleiben wie Er es will.
Viertens: Wäre nicht Gottes Vergebung und Geduld, so würde das Dasein wegen der Ungerechten und Übeltäter zugrunde gehen. Wenn Gott den Unrechttuenden eine Frist einräumt, so nicht etwa aus Schwäche, sondern weil Er langmütig ist.