Jan 21, 2018 04:02 CET

Sie haben, liebe Freunde,  inzwischen über verschiedene Muster der iranischen Teppiche und über die Färbung des verwendeten Knüpfmaterials erfahren.  Jetzt sollten wir über die  Knüpftechniken sprechen.

 

 

Zunächst ist zu sagen, dass die Teppiche sich nach dem verwendeten Material unterscheiden lassen  nach tamam paschm und tscheleh paschm , tamam abrischam , kaf-e abrischam und Gol-e abrischam. Bei einem Tamam-Paschm-Teppich handelt es sich um einen Teppich bei dem alle Fäden, sowohl die Schuss- als auch die Kettfäden und die Knüpffäden des Teppichflors aus Wolle bestehen. Diese Teppiche sind wegen des Flormaterials grob geknüpft. Das typischste Beispiel ist der Chersak-Teppich aus  kräftigen Wollfäden.  Diese tamam-paschm Teppiche sind widerstandsfähig. Der  Flor richtet sich wieder auf, wenn man darüber läuft und kann  viel Feuchtigkeit aufnehmen. Diese ganzwollenen Teppiche besitzen noch andere Vorzüge. Allerdings wiegen sie auch viel, sind künstlerisch selten von größerem Wert, dafür aber auch preisgünstig.

                                  

Der Tamam-Abrischam-Teppich  besteht dahingegen ganz aus Seidenfäden – von den Ketten- und Schussfäden bis zum Flor.

                                 

Vollständig aus Seide bestehende  Teppiche sind in der Regel sehr fein geknüpft, teuer und von hohem künstlerischen Wert.  Diese weichen und zarten Teppiche oder Teppichbrücken sind leicht zu pflegen.  Mit einem feuchten Tuch und ein wenig Teppichshampoo lässt sich jeder Wasser-, Tee- oder Limonadenfleck rasch entfernen. 

Bei dem Gol-e Abrischam-Teppich sind  die Spannfäden am Knüpfstuhl sowie der Teppichflor aus Wolle, aber die Blumen (Gol) und Blätterelemente im Teppichmuster werden mit Seidenfäden geknüpft.  Diese Teppiche sind im Vergleich zu Teppichen die ganz aus Seide bestehen möglicherweise billiger. Dennoch haben sie künstlerisch gesehen einen hohen Wert.

 

Die Feinheit eines iranischen Teppichs hängt aber nicht nur von dem Flor ab und ob dieser aus Seide oder Wolle besteht, sondern auch vom Knüpfknoten. Man unterscheidet nach dem türkischen und persischen Knoten.

                                 

 Der türkische Knoten war zunächst nur unter den Teppichknüpfern in Täbris üblich,  wurde dann aber auch in anderen Gebieten Irans übernommen. Der türkische Knoten entsteht, indem man den Knüpffaden um zwei nebeneinanderliegende Kettfäden schlingt und deren Enden dann zwischen den Kettfäden nach vorne zieht. Dieser Knoten wird auf persisch auch „do gereh“ (zwei Knoten) genannt.  Der türkische Knoten nimmt aber viel Zeit in Anspruch und er ist für sehr feine Teppiche und Teppichmuster mit einer großen Farbenvielfalt und zarten Linien geeignet. Bei dieser Knüpftechnik sind grobe Knüpffehler ausgeschlossen.

 Die Teppiche die mit dem gereh torki – dem türkischen Knoten geknüpft wurden, sind nicht nur sehr fein geknüpft  sondern auch sehr beständig und dünnen so schnell nicht aus.  Außerdem kann der Flor nach dem Knüpfen so kurz geschoren werden, dass er wie Samt wirkt und je mehr man darüber läuft, desto deutlicher tritt das Muster zum Vorschein. Die  Teppiche von Kerman sind dafür bekannt, dass sie immer besser werden,  je länger sie auf dem Boden ausliegen.  Nicht nur in Kerman (Ostiran) und Täbris (Westiran) – sondern auch im zentralgelegenen Qum und Isfahan wird der türkische Knoten für Teppiche verwendet.  Diese Teppiche sind besonders schön, allerdings auch teuer.  

In den türkischsprachigen Gegenden Irans wie den Provinzen Aserbaidschan, Sendschan und einigen Gegenden der Provinz  Hamadan  wird die Knüpftechnik mit dem türkischen Knoten am meisten verwendet. In einigen Büchern heißt es dass sie auf die seldschukischen Türken  zurückgeht. Der türkische Knote wird mit einem Knüpfhaken angefertigt. Die Knoten sind symmetrisch und fest. Es werde auch kleine Spezialkämme zur Festigung der Knoten benutzt und die Spannfäden auf dem Knüpfstuhl werden sehr fest angelegt. 

                             

Beim asymetrischen persischen Knoten, dem Senneh-Knoten, wird das eine Ende des Knüpffadens um einen Kettfaden geschlungen und das andere Ende bleibt frei.  Dieser Knoten heißt in der Landessprache Farsi-Baaf oder Jek-Gereh – (ein Knoten).  

Der persische  Knoten wird bei grobgeknüpften Wollteppichen verwendet.  Die Spannfäden über dem Knüpfstuhl sind lockerer und um das Gewebe zu festigen, wird der Flor mit einem schweren sogenannten Kammklopfer laufend mit einem kräftigen Schlag auf den bereits geknüpften Teil   heruntergedruckt.   Mit dem persischen Knoten lassen sich keine feinen Muster durchführen.

 

 Die bekanntesten Farsi-Baf-Teppiche sind der Bachtiari, Maschhad-, Arak- und der Hamadan-Farsi-Baaf-Teppich.    Diese Teppiche  sind mit ihren lebendigen und warmen Farben als Hausteppiche beliebt und schöner als jeder industriell hergestellter Teppich.

Der persische Knoten wird vor allen Dingen für große und mittelgroße Knüpfteppiche verwendet. Wegen seiner dickeren  Schussfäden sind solche Teppiche  fester und halten länger.  Der beste dieser Teppiche für den Hausgebrauch und als Fußbodenbelag ist der aus Kaschan (Zentraliran).

Das Knüpfen mit dem persischen Knoten geht schneller voran. Teppiche mit dem persischen Knoten sind preiswerter.

 

                                        

Die Kett- und Schussfäden bilden beim Teppich sozusagen das Gerüst. Die Kettfäden, auf Persisch Tar oder Tscheleh genannt, sind die Fäden die parallel zueinander über den Knüpfstuhl gespannt werden.  Dieser Vorgang wird Tscheleh-keschi und der, der das Tscheleh anlegt,  Tscheleh-kesch genannt.

Beim Teppichknüpfen wird der Schussfaden durch die Kettfäden hindurchgeführt.  Tscheleh-keschi wird von einer oder zwei Personen durchgeführt.   Ein Tscheleh-kesch muss sich mit den verschiedenen Arten von Teppichmustern auskennen und in der Lage sein, einen Teppichentwurf  zu lesen. Er muss aufgrund des Musters ausrechnen, wie viele und welche Art von  Kettfäden er auf dem Knupfstuhl anbringen muss und wie lang und breit der Teppich sein wird.

Den Vorgang des Tscheleh-Keschis unterscheidet man aufgrund der Methode nach Tscheleh-Keschi-Farsi und Tscheleh-Keschi Turki. Bei dem Tscheleh-Keschi-Farsi werden die Kettfäden auf dem Boden um Nägel gespannt und dann auf den Knüpfstuhl übertragen.

Beim Tscheleh-Keschi Turki sind zwei Personen nötig. Und zwar sitzt einer am Fuß des Knüpfstuhls,  während der andere sich am oberen Ende befindet. Die angehenden Kettfäden sind auf einem Knäuel aufgerollt . Die beiden Tscheleh-Keschi sind abwechselnd an der Reihe, den Faden vom Knäuel abzuwickeln und um den obigen bzw. unteren Balken des Knüpfstuhls zu winden. Sie werfen sich das Knäuel gegenseitig zu.  Diese zweite Methode des Tschehelkeschis nimmt mehr Zeit in Anspruch, aber dafür sitzen die Kettfäden des Tscheleh auch sehr gut.

                                 

Es ist nicht einfach festzustellen, mit welchem Knoten ein handgeknüpfter Teppich angefertigt wurde. Bei sehr feinen Teppichen ist das nur mit der Lupe möglich. Jedenfalls muss man dafür entlang dem Schussfaden den Teppich umklappen und die Unterseite (Kaf) des Teppichs betrachten.  Wenn die Schlinge des Knotens deutlich zu sehen ist und der Teppichflor wie ein  Grasbüschel neben dem Schussfaden erscheint, so handelt es sich um einen persischen Knoten. Wenn die   Knotenschlingen neben dem Flor liegen und der der Schussfaden eine zackige Linie bildet, haben wir es mit einem türkischen Knoten zu tun.

 

Je größer die Anzahl der Knoten in einer Flächeneinheit des Teppichs ist, desto besser und fester ist er und normalerweise ist auch das Muster exzellenter.  Die Zahl der Knoten pro Flächeneinheit ist also  verschieden. Bei den Teppichen die auf Dörfern oder bei den Nomaden geknüpft werden, beträgt  in der Regel die Zahl der Knoten weniger. Die  Teppiche aus Städten sind feiner geknüpft und manchmal weisen  sie eine Millionen Knoten auf einem Quadratmeter auf.  Aufgrund der Knotenzahl  unterscheidet man nach 7 verschiedenen Teppichen. Davon weisen grob geknüpfte Teppiche (doroscht-baaft) 360 bis 500 Knoten auf einem Quadratdezimeter und  halbgrob geknüpfte Teppiche  (nimeh-doroscht-baaft) 500 bis 1000 Knoten pro Quadratdezimeter auf.  Es sei erwähnt, dass es bei einigen  außergewöhnlichen Seidenteppichen mehr als 100 Tausend Knoten in einem Quadrat-Dezimeter also in 10 x 10 cm gibt.  

 

                            

 

Der Teppich wird meist mit  einem kräftigen Rand aus Kett- und Schussfäden begonnen. Dann folgt die erste Knotenreihe. Wenn diese fest ist wird ein Schussfaden durch die Kettfäden geführt. Dieser Schussfaden nennt sich auf Persisch: Pud. Er kann aus Wolle oder Baumwolle oder Seide und von unterschiedlicher Farbe sein. Die Schussfäden festigen den Teppich  und führen zur Gleichmäßigkeit des Knüpfwerkes. Die Knotenreihen werden durch die  Schussfäden zusammengedrückt. Dazu schlägt man mit einem besonderen Kamm (Kammklopfer)  die geknüpften Knoten fest. Nach ca. 4 bis 6 Reihen Knüpfknoten bringt man die Garnenden mit einer besonderen Schere auf eine einheitliche Länge.

Zum Abschluss wird,  wenn gewünscht wieder ein kräftiger Rand durch Einführen von Schussfäden in die Kettenfäden angefertigt.  Die Kettfäden werden entsprechend am oberen und unteren Balken wenn erwünscht  so abgeschnitten, dass Fransen entstehen. Nun kann  der  Teppich vom Knüpfstuhl abgenommen werden.

 Dann wird der Flor des Teppichs gekürzt. Er darf nicht zu stark geschoren werden, so dass er beim Berühren nicht mehr zu verspüren ist. Dann büßt  der Teppich an Wert ein.  Eine zu starke Kürzung nennt sich auf Persisch: tah-Chaab oder Chaab-kuta.  Sang sadan ist ein weiterer Vorgang zur Behandlung des fertig geknüpften Teppichs. Bei diesem Vorgang wird das Wollgarn glänzend und überflüssiger  Farbstoff auf dem Knüpfgarn mit Alaune  beseitigt  und der Teppich erhält ein samtenes seidenes Aussehen.